Profilbild von Eternal-Hope

Eternal-Hope

Lesejury Star
offline

Eternal-Hope ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Eternal-Hope über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.08.2024

Was ist mit unserer gesellschaftlichen Debattenkultur passiert - und welche Konsequenzen hat es, mutig die eigenen Ansichten zu äußern?

Das laute Schweigen des Max Grund
0

Max Grund ist Unternehmer und alleinerziehender Vater. Und er macht sich Gedanken. Viele Gedanken, differenzierte Gedanken. Über das, was in Deutschland und in der Welt los ist. Über die Wirtschaft, die ...

Max Grund ist Unternehmer und alleinerziehender Vater. Und er macht sich Gedanken. Viele Gedanken, differenzierte Gedanken. Über das, was in Deutschland und in der Welt los ist. Über die Wirtschaft, die Politik, die verschiedenen Kriege, über den Klimawandel, die Coronazeit und das Gendern und über vieles mehr.

Und darüber, was mit unserer gesellschaftlichen Diskussionskultur passiert ist. Lange Zeit spielen sich viele seiner Gedanken nur in seinem Kopf ab, und gelegentlich in einzelnen Kommentaren gegenüber Freunden und Verwandten. Max fühlt sich unwohl, er versteht nicht, wie wir dahin gekommen sind, dass scheinbar in so vielen Bereichen gegen den Willen vieler Menschen regiert wird... und das nicht einmal mehr diskutiert werden darf. Als er sich schließlich doch traut, auf seinem Social Media Account seine Meinung zu äußern, erntet er genau die Konsequenzen, die befürchtet wurden.

Ich selbst als Rezensentin bin aus Österreich und hätte noch vor ein paar Jahren diesen Roman einfach als schlimme Dystopie angesehen und gehofft, dass es nie so weit kommt. In den letzten Jahren habe ich aber selbst vielfach beobachtet, wie Menschen, die einfach nur nicht zu 100 % der Regierungslinie gefolgt sind und es gewagt haben, eigene Gedanken oder sogar Kritik öffentlich zu äußern, in kürzester Zeit ihre guten Jobs, Kontakte und ihren Ruf verloren haben. Nach der Lektüre dieses Buches vermute ich, dass es in Deutschland und in vielen anderen Ländern ähnlich ist. Ich erlebe auch im Bekanntenkreis viele Menschen, die sehr eingeschüchtert sind und nur noch selten ihre Meinung äußern, schon gar nicht öffentlich. In vielen Bereichen wurde der gesellschaftliche Diskurs völlig vergiftet.

Umso mutiger finde ich es vom Autor, dieses Thema über seinen "Roman" aufzugreifen. Man muss dem Protagonisten "Max Grund" nicht in allen Details zustimmen, um berührt von der grundlegenden Botschaft des Buches zu sein und diese zu unterschreiben: wie wichtig es ist, dass wir nicht nur weiterhin eigene Gedanken haben, sondern diese auch äußern dürfen, auch solche, die dem momentanen politischen und medialen Mainstream widersprechen, ohne sofort drastische persönliche und berufliche Konsequenzen fürchten zu müssen. Möge das Buch ein guter Beitrag sein, um Bewusstsein in diese Richtung zu schaffen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.08.2024

Was ist Anpassung und wofür ist sie gut?

Kursbuch 216
0

Das Kursbuch 216 "Passt euch an!" betrachtet das Thema Anpassung aus verschiedenen Perspektiven. Es geht um die Veränderung des Klimas und der Natur, genauso wie um politische Manipulationen, den Umgang ...

Das Kursbuch 216 "Passt euch an!" betrachtet das Thema Anpassung aus verschiedenen Perspektiven. Es geht um die Veränderung des Klimas und der Natur, genauso wie um politische Manipulationen, den Umgang mit Tod und Sterbenden und um die sich stetig weiter entwickelnde künstliche Intelligenz und die Mechanismen (und Problemfelder), die damit jeweils verbunden sind.

Inhaltlich bewegt sich der Band überwiegend auf sehr hohem Niveau und richtet sich an eine gebildete Leserschaft, idealerweise mit Hochschulstudium in Soziologie oder verwandten Bereichen. Manche der soziologischen Texte erschließen sich auch tatsächlich nur mit einem soliden sozialwissenschaftlichen Bildungshintergrund (und sind selbst damit herausfordernd zu lesen), andere sind zugänglicher geschrieben und für alle gebildeten Interessierten verständlich. Die längeren Fachtexte werden immer wieder zwischendurch durch kürzere und in zugänglicherer Sprache geschriebene Interviews und interessante Grafiken aufgelockert, das macht das Lesen insgesamt deutlich angenehmer.

Ich kannte die Kursbuch-Reihe, die offenbar vier Mal im Jahr in dieser Form jeweils zu einem Schwerpunktthema erscheint, davor nicht. Die vielfältige und differenzierte Betrachtungsweise des Themas Anpassung hat mir sehr gut gefallen und mir viele neue Impulse zum Überlegen und mit anderen Diskutieren geliefert. Mir gefällt die zum Teil interdisziplinäre Herangehensweise (neben soziologischen Blickwinkeln auch solche z.B. aus den Naturwissenschaften), das weitet den Blick auf das Thema.

Gebildeten und an anspruchsvoller Lektüre interessierten Menschen kann ich das Kursbuch definitiv empfehlen, auch ich möchte gerne in Zukunft noch weitere Exemplare davon zu anderen Schwerpunktthemen lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.08.2024

Inspiriert dazu, den eigenen Lebensstil zu reflektieren und damit zu experimentieren

12 Neue Leben
0

Sebastian Kühn ist mutig und neugierig. Er lässt sich auf ein selbst gestelltes Experiment ein: ein Jahr lang will er jeden Monat in eine andere Rolle schlüpfen und ausprobieren, was das psychisch, mental ...

Sebastian Kühn ist mutig und neugierig. Er lässt sich auf ein selbst gestelltes Experiment ein: ein Jahr lang will er jeden Monat in eine andere Rolle schlüpfen und ausprobieren, was das psychisch, mental und körperlich mit ihm macht. Ist es möglich, anonym zu leben und keine Datenspuren zu hinterlassen? Was macht es mit dem Körper, frutarisch zu leben? Wie viel Muskeln kann man in einem Monat aufbauen und wie geht es einem damit? Auf welches Ausmaß lässt sich der selbst verursachte Müll reduzieren, wenn man sich wirklich darum bemüht? Welche Antworten geben verschiedenste Menschen zum Thema Sinn des Lebens? Was verändert sich, wenn man einen Monat lang als Einsiedler keinen Kontakt zu anderen Menschen hat?

Das waren nur einige seiner Experimente. Authentisch, ehrlich und humorvoll beschreibt der Autor seine Selbst-ver-suche und gibt dabei sympathischerweise auch aufrichtig zu, wenn ihm eines davon nicht 100%ig gelungen ist. Er nimmt uns mit auf seine Erkenntnisreise und lässt uns dabei lebendig miterleben, wie es ihm mit den verschiedenen Lebensweisen (und in den verschiedenen Ländern auf mehreren Kontinenten, die er dabei bereist) so geht.

Das Buch liest sich leicht, locker und interessant. Es ist in jeweils kurze Kapitel zu den Monatsthemen eingeteilt, die dann jeweils noch in Unterkapitel unterteilt sind, in denen tagebuchartig aus ausgewählten Tagen in diesen Monaten erzählt wird. Am Anfang jedes Monatsthemas gibt es zur Einstimmung eine kurze Übersicht und am Ende ein Fazit über die Lernerfahrungen.

Nach dem Lesen habe ich so richtig Lust bekommen, einiges davon zumindest in kürzerer Form selbst auszuprobieren. Dazu lädt das beiliegende Kartenset Selbstsuche-Selbstversuche ein. Dieses besteht aus 52 kleinen Kärtchen, die jeweils einen Reflexions- bzw. Gesprächsimpuls und eine Einladung zu einem Selbstversuch beinhalten, z.B. das eigene Essen der letzten 3 Tage zu reflektieren oder die frutarische Nahrung (mit Ausnahme einer ausgewogenen Mahlzeit am Tag) mal für einen Tag auszuprobieren. Es eignet sich sowohl für die Selbstreflexion alleine als auch für tiefsinnige Gesprächs- und spannende Experimentierrunden gemeinsam mit anderen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.08.2024

Eine andere werden durch den Wandlungsprozess nach einer Fehlgeburt - sehr berührender, authentischer Erfahrungsbericht

Wer sagt, dass die Welt sich weiterdreht: Mein Leben mit einer Fehlgeburt
0

Im Buch "Wer sagt, dass die Welt sich weiterdreht: Mein Leben mit einer Fehlgeburt" erzählt Sylvia Halcour von ihrem Leben nach einer Fehlgeburt. Sie und ihr Mann haben schon einen Sohn und wünschen sich ...

Im Buch "Wer sagt, dass die Welt sich weiterdreht: Mein Leben mit einer Fehlgeburt" erzählt Sylvia Halcour von ihrem Leben nach einer Fehlgeburt. Sie und ihr Mann haben schon einen Sohn und wünschen sich sehnlichst ein zweites Kind, doch die zweite Schwangerschaft endet unerwartet in einer Fehlgeburt. Auch in der Zeit danach kommt es leider länger zu keiner intakten zweiten Schwangerschaft... und die Autorin fällt in ein immer tieferes Loch aus Verzweiflung, Schuldgefühlen und diversen körperlichen und psychischen Symptomen. Wir begleiten sie durch diese dunkle Zeit, die gleichzeitig mit einem enormen innerlichen Wachstumsprozess einhergeht.

Wie so viele intelligente und leistungsorientierte Frauen in der heutigen Zeit ist die Sylvia Halcour am Anfang des Buches eine extrem disziplinierte, den männlich geprägten Werten der Leistungsgesellschaft folgende Frau... das Leben ist durchgetaktet, alles muss funktionieren. Sensibilität, Auf-sich-hören und Einen-Gang-zurückschalten werden als Schwäche gesehen, als etwas, das man sich nicht zugestehen darf, nicht einmal in der Schwangerschaft.

Die Frau am Ende des Buches hingegen ist durch einen langen Prozess gegangen, in dem sie sanfter und weicher wirkt, sie hat Therapie gemacht und sich auf Alternativmedizin eingelassen, sie ist mehr in Kontakt mit sich und ihrer Weiblichkeit und wirkt insgesamt transformiert. Ich habe es schön gefunden, diese Wandlung mitzuerleben, trotz aller Dunkelheit, die das Thema des Buches auch in sich trägt.

Ich empfehle das Buch allen, die sich mit den Themen Fehlgeburt, Schwangerschaft, Weiblichkeit und Transformation auseinandersetzen möchten... und die keine Angst vor sehr ehrlichen, authentischen Beschreibungen der Verzweiflung nach Fehlgeburten haben. Für manche, die gerade selbst eine Fehlgeburt erlitten und noch nicht verarbeitet haben, könnten manche Stellen im Buch aber zu triggernd sein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.08.2024

Humorvoller Entwicklungsroman einer nicht mehr ganz jungen weiblichen Heldin

Mon Chéri und unsere demolierten Seelen
0

Dieses Buch hat 2022 den Österreichischen Buchpreis gewonnen, das hat mich neugierig gemacht. Es ist in einem eigenwilligen Schreibstil geschrieben und ich habe ein bisschen gebraucht, um reinzukommen, ...

Dieses Buch hat 2022 den Österreichischen Buchpreis gewonnen, das hat mich neugierig gemacht. Es ist in einem eigenwilligen Schreibstil geschrieben und ich habe ein bisschen gebraucht, um reinzukommen, aber dann hat es mich nicht mehr losgelassen. Es geht um Charly, die scheinbar unbekümmert ihr Leben lebt, lange nicht erwachsen werden will und sich lange auf niemanden so wirklich einlässt... bis mehrere Männer in ihr Leben kommen, sie mit 43 Jahren auf einmal überraschend schwanger wird, ihr Vater stirbt und noch so einiges ihr Leben auf den Kopf stellt und sie wachsen und reifen lässt - ohne dabei den ihr eigenen, liebenswerten Humor zu verlieren. Es gibt gar nicht so viele Entwicklungsromane, die eine Frau im Zentrum haben, noch dazu eine nicht mehr ganz junge... auch das macht dieses Buch besonders. Auf jeden Fall ein besonderes, herausstechendes Leseerlebnis, das noch länger nachwirken wird, und erfrischend anders als viele andere Bücher.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere