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Veröffentlicht am 01.09.2024

Selbstporträt eines umfassend gebildeten und interessierten Mannes

Lernen, den Tiger zu reiten
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Wer sich mit Traumaforschung beschäftigt, kommt an dem Namen Peter A. Levine nicht vorbei. Der berühmte Traumaforscher hat schon viele Bücher über seinen innovativen Ansatz des Somatic Experiencing geschrieben. ...

Wer sich mit Traumaforschung beschäftigt, kommt an dem Namen Peter A. Levine nicht vorbei. Der berühmte Traumaforscher hat schon viele Bücher über seinen innovativen Ansatz des Somatic Experiencing geschrieben. In diesem Buch geht es nun nicht vorrangig um die Details dieser Methode, sondern um ausgewählte Kapitel seines eigenen Lebens und wie er dadurch auf seinem privaten und beruflichen Weg beeinflusst wurde.

Es beginnt mit seiner Familiengeschichte, die stark unter dem Einfluss eines New Yorker Mafiaclans stand, wodurch der jugendliche Peter A. Levine auch selbst eine schlimme Traumatisierung erlitt. Wir lernen das soziale Milieu kennen, in das Peter A. Levine hineingeboren und in dem er aufgewachsen ist - materiell immer wieder beschränkt, aber sehr offen für Bildung und Interesse, was sich daran zeigt, dass neben ihm auch die beiden Brüder studiert haben und Experten auf ihrem jeweiligen Gebiet (im Bereich Medizin und Heilung) geworden sind.

Peter A. Levine schreibt über die vielfältigen Wissenschaftsdisziplinen, die ihn beeinflusst haben und wie er diese in seiner Dissertation interdisziplinär verbunden hat, was ihm zuerst Widerstand einbrachte, schließlich aber Respekt von Experten aus all diesen Disziplinen. Besonders beeindruckend fand ich beim Lesen, dass er aber nicht nur für das universitäre Umfeld offen war, sondern auch ein Mensch, der sich ganzheitlich beeinflussen inspirieren ließ.

So hat er beispielsweise einen guten Zugang zu seinen Träumen und lässt sich von diesen neue Wege aufzeigen, er hat über längere Zeit Gespräche beim Abendessen mit dem imaginierten Albert Einstein geführt (der damals längst tot war, aber seinen Eltern begegnet war, als seine Mutter mit ihm schwanger war), mit diversen psychedelischen Substanzen zur Bewusstseinserweiterung experimentiert, sich von verschiedensten Kulturen beeinflussen lassen - sehr interessant auch deren überlieferte Weisheit und Traditionen zum Umgang mit Traumata, von denen der Westen durchaus einiges lernen kann - und vieles mehr.

Es zeigt sich also auch hier wieder - wie mir auch schon in den Lebensläufen anderer berühmter Forscher aufgefallen ist - wie bereichernd eine große Offenheit gegenüber verschiedensten Erfahrungen für das Entdecken neuer Zusammenhänge sein kann.

Sehr sympathisch geschrieben sind auch die Kapitel zu den vier wichtigsten Frauen und den vier wichtigsten Männern, die ihn beeinflusst und inspiriert hätten. Erstere hätten ihm insbesondere eine besseren Zugang zum eigenen Körper vermittelt, zweitere zu diversen wissenschaftlichen Ansätzen.

Es findet sich also sehr viel Interessantes in diesem Buch. Warum dann 4 Sterne und nicht 5? Während Anfang und Ende für mich sehr spannend zu lesen waren, gab es in der Mitte einige Teile, die für mich schwieriger zu lesen und ein bisschen zusammenhanglos wirkten. Es wurden Erklärungen und Zusammenhänge, insbesondere in Bezug auf die eigenen Eltern und deren Einfluss auf sein Leben, postuliert, die für mich nicht sehr nachvollziehbar waren.

Und für eine Autobiographie insgesamt fehlt mir ein bisschen der rote Faden: es werden sehr viele interessante Einzelaspekte aneinandergereiht, aber das ganze Leben und insbesondere die genaue Entwicklung der beruflichen Laufbahns, aber auch des privaten Lebens von Peter A. Levine, insbesondere in der Zeit nach seiner abgeschlossenen Dissertation, ist für mich dadurch nicht wirklich greifbar geworden. Vielleicht auch so von ihm beabsichtigt, es ist ja das Recht jedes Menschen, zu entscheiden, was er in welcher Form und wie intensiv von sich teilen möchte.

Insgesamt kann ich das Buch allen, die sich für die Persönlichkeit und das Leben des berühmten Traumaforschers interessieren, sehr empfehlen. Wer hingegen mehr über seine Methoden lernen möchte, ist vermutlich mit seinen anderen Büchern besser bedient.

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Veröffentlicht am 29.08.2024

Über die Abgründe in Familien

Kleine Monster
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Wenn man die Beschreibung von "Kleine Monster" liest, wird man verleitet, zu glauben, es gehe in dem Buch hauptsächlich um einen 7-jährigen Volksschüler, dem ein "Vorfall mit einem Mädchen" vorgeworfen ...

Wenn man die Beschreibung von "Kleine Monster" liest, wird man verleitet, zu glauben, es gehe in dem Buch hauptsächlich um einen 7-jährigen Volksschüler, dem ein "Vorfall mit einem Mädchen" vorgeworfen wird, und um den Umgang der Eltern und der Gesellschaft damit. Darum geht es schon auch, aber nur zu einem kleinen Teil. Einen viel größeren Teil nimmt eine andere Geschichte ein, und zwar die von Pia, der Mutter des Buben, ihrer Kindheit und wie sie zu der Persönlichkeit geworden ist, die sie heute ist - was auch ihre Beziehung zu ihrem Sohn stark beeinflusst.

Kunstvoll und sprachlich eloquent, dabei spannend und in kurzen Kapiteln, führt uns Jessica Lind in die psychologischen Abgründe von Familiendynamiken ein... es geht um Unausgesprochenes, Tragisches, Schuld, Abweisung und Gewalt.

Dabei zeigt die Autorin sehr gut auf, wie auch scheinbar erwachsene Menschen speziell im Umgang mit den eigenen Kindern stark von ihren eigenen Kindheitserfahrungen geprägt sind und wie diese die Beziehung beeinträchtigen können. Was diese Aspekte angeht, ist es also ein tolles Buch.

Dennoch gibt es andere Aspekte, die mich das Buch eher unzufrieden zuklappen haben lassen. Es werden viele offene Fragen gestellt und auch die wichtigsten davon, auf die das ganze Buch hingeführt hat, am Ende in keiner klaren und für mich zufriedenstellenden Form beantwortet.

Das Buch endet auch an einer eher ungewöhnlichen Stelle, an der man sich wünschte, die Autorin hätte noch ein paar Seiten weiter geschrieben. Das mag stilistisch so geplant sein und passt wiederum zum Thema des Ungesagten - auch uns als Lesende lässt die Autorin mit dem Ungesagten zurück. Einerseits kann uns das die Erfahrung verschaffen, selbst zu spüren, wie es einem damit geht. Andererseits ist es etwas, was ich bei Büchern dennoch nicht sehr schätze, und wofür ich einen Stern abziehe.

Insgesamt ist es aber auf jeden Fall ein spannendes und psychologisch vielschichtiges Buch, das viele interessante Denk- und Diskussionsanregungen zu den Themen Kindheit, Erziehung, Eltern-Kind-Beziehung, Ehrlichkeit vs. Verschweigen, transgenerationale Weitergabe von Themen und Traumata und vielem mehr anregt.

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Für alle, die sich für die Dynamiken langjähriger Beziehungen aus männlicher Sicht interessieren

Drei auf Reisen
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Douglas führt eine mittelmäßige Ehe mit Connie. Eigentlich sind die beiden sehr verschieden, doch das hat sie anfangs auch füreinander attraktiv gemacht. Nun, nach zwei Jahrzehnten, haben sie sich nicht ...

Douglas führt eine mittelmäßige Ehe mit Connie. Eigentlich sind die beiden sehr verschieden, doch das hat sie anfangs auch füreinander attraktiv gemacht. Nun, nach zwei Jahrzehnten, haben sie sich nicht mehr viel zu sagen, der gemeinsame Sohn ist dabei, auszuziehen und Connie möchte sich scheiden lassen... Douglas ist kein sehr einfühlsamer Mensch, also hat er das nicht kommen sehen. Doch er liebt Connie noch und möchte unbedingt den schon lange geplanten Europatrip mit seiner Frau und seinem Sohn machen. Und so begleiten wir die drei (und fallweise dann auch nur jeweils zwei) durch verschiedene Städte Europas, auf der geplanten Tour und auf Abwegen. Erleben dabei in Rückblenden, wie sich Douglas' und Connies Ehe, aber auch die Beziehung zum gemeinsamen Sohn dorthin entwickelt hat, wo sie nun steht.

Ich habe das Buch sehr gemocht, weil mir Douglas und seine Perspektive (das ist, mit einer kleinen Abweichung, die einzige, die im Buch tief geschildert wird - das ist anders als bei "Zwei an einem Tag") gefällt und ich tiefgründige Bücher mit detailliert gezeichneten Charakteren mag. Wer selbst schon Erfahrung mit langjährigen Beziehungen hat oder sich für solche interessiert, wird einiges wiedererkennen.

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Praxisorientiertes Buch eines erfolgreichen Unternehmers und Investoren zum Thema Business & Persönlichkeitsentwicklung

Cashflow Quadrant: Rich Dad Poor Dad
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Hier geht es um die unterschiedlichen Mindsets von Angestellten, Selbständigen, Unternehmern & Unternehmerinnen, Investorinnen & Investoren und darum, dass wir, wenn wir von einer dieser Identitäten zu ...

Hier geht es um die unterschiedlichen Mindsets von Angestellten, Selbständigen, Unternehmern & Unternehmerinnen, Investorinnen & Investoren und darum, dass wir, wenn wir von einer dieser Identitäten zu einer anderen wechseln möchten (oder sie um eine weitere ergänzen möchten), auch an unserer Persönlichkeit arbeiten müssen. Mit einem Angestellten-Mindset lässt sich nicht gut ein Unternehmen betreiben und vice versa, und auch Freiberufliche unterscheiden sich deutlich von Unternehmern oder Investoren. Es ist kein psychologisch-wissenschaftliches Buch, sondern das eines reichen Unternehmers und Investors und damit eine andere (und auch sehr interessante) Perspektive.

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Das subtile Grauen im hohen Norden - eine toxische Beziehungsdynamik

Arctic Mirage
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Arctic Mirage ist ein Buch, für das es die richtige Stimmung und ein Sich-Einlassen-Wollen braucht. Es ist keine Feel-Good-Lektüre und kein typischer Krimi oder Thriller, sondern die Beschreibung einer ...

Arctic Mirage ist ein Buch, für das es die richtige Stimmung und ein Sich-Einlassen-Wollen braucht. Es ist keine Feel-Good-Lektüre und kein typischer Krimi oder Thriller, sondern die Beschreibung einer sehr dunklen Beziehungsdynamik. Das Ende wird gleich auf der ersten Seite vorweggenommen, das nimmt ein bisschen etwas von der Spannung. Andererseits liest man dadurch das Buch auch mit einem speziellen Fokus und fragt sich, wie es zu dieser Entwicklung gekommen sein mag.

Der Schreibstil spiegelt das Thema des Buches. So gut wie alle beteiligten Personen werden in einer Weise geschildert, in der man sich ihnen nicht nahe fühlt. Die ganze Atmosphäre ist kalt, distanziert, düster, und lädt wenig zu Empathie ein, mit kaum jemandem der Charaktere. Handlungen echter Freundlichkeit oder Menschenliebe kommen kaum vor.

Ich empfehle das Buch allen, die sich für toxische Beziehungen, Narzissmus, Psychopathie und Gaslighting interessieren und sich von diesen Themen nicht getriggert fühlen, sondern darauf einlassen wollen. Die Hauptbotschaft des Buches ist für mich eine emotionale, es lässt mich emotional berührt zurück, weil ich nun diese Dynamiken noch besser nicht nur verstehen, sondern auch nachfühlen kann.

Inhaltlich bleiben viele Stellen offen und es werden nicht alle offenen Fragen am Ende geklärt... vielleicht gehört aber auch das zu dem Gefühl, das das Buch vermitteln will.

Schön wäre es gewesen, auch ein bisschen noch mehr ein Gefühl für den hohen Norden Finnlands und Lapplands durch das Buch zu bekommen, das kam ein bisschen zu kurz - war aber auch nicht Hauptthema und -fokus des Buches.

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