Wenn die düstere Vergangenheit nach Dir greift
Wenn sie lügtDa ich fast alle Bücher von Linus Geschke mit großer Begeisterung und Spannung gelesen habe, war ich natürlich umso gespannter auf sein neues Werk. Die Kurzbeschreibung hat mich zusätzlich neugierig gemacht ...
Da ich fast alle Bücher von Linus Geschke mit großer Begeisterung und Spannung gelesen habe, war ich natürlich umso gespannter auf sein neues Werk. Die Kurzbeschreibung hat mich zusätzlich neugierig gemacht und unterhaltsame Lesestunden versprochen. Und genauso war es dann auch, aber richtig gefesselt und gepackt hat mich das Buch leider nicht.
Ziemlich schnell hatte mich das Buch in seinen Bann gezogen und mit auf eine Reise in die Vergangenheit genommen. Die Freunde rund um Norah und Goran geraten erneut in eine Abwärtsspirale, die sich immer schneller und auch immer tödlicher dreht. Vor knapp zwanzig Jahren verliebte sich Norah in den vier Jahre älteren David, der später zum Mörder wurde. Das hat ihr Leben bis heute geprägt und nun erhält sie Drohbriefe. Kann es sein, dass David doch noch lebt? Auch Goran kehrt zurück nach Waldesroda, wo die alten Geister wieder lebendig werden.
Auch wenn mich die Geschichte gut unterhalten hat, war für mich das Ende leider vorhersehbar und an manchen Stellen habe ich mich echt gewundert. Dass zwei Männer aus der Szene sich am Telefon und per WhatsApp über eine Waffenlieferung austauschen, das halte ich für absolut undenkbar. Als Journalist und langjähriger Spannungsautor müsste Linus Geschke sowas auch besser wissen. Ich weiß, es waren nur zwei kurze Szenen, aber solche Fehler stören mich leider sehr.
Die Auflösung war mir relativ früh klar, dennoch hätte ich mir einen etwas interessanteren Showdown gewünscht. Manches hat sich so gelesen als wäre selbst der Autor von seinen Ideen und Phrasen gelangweilt. Schade, da hat mir „Die Verborgenen“ deutlich besser gefallen.
Was ich wieder gut fand, war die Vielschichtigkeit der drei Hauptcharaktere Norah, deren Mutter und Goran. Sie waren gut ausgearbeitet und auch so beschrieben, dass man erfahren wollte, was damals passiert ist und wie es nun weitergeht. Richtig sympathisch waren mir aber beide nicht – was vielleicht auch daran lag, dass sie immer noch ein Geheimnis hatte, das sie nicht preisgeben wollte, und dass er klischeehaft als Ausländer an der Grenze zur Legalität arbeitend dargestellt wurde. Leider waren auch die Nebenfiguren eher blass und ohne Konturen, obwohl es sich z. B. um die beiden besten Freunde der Hauptfiguren und damit wichtig Mitglieder der damaligen Clique handelt.
Interessant fand ich die immer wieder eingestreuten Infos und Statistiken zu Gewalttaten. Und auch die Sprünge zwischen den verschiedenen Figuren und deren Sichtweisen, aber auch zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart fand ich richtig gut.
Insgesamt bleibe ich ein bisschen ratlos zurück, denn ich hatte mir doch mehr versprochen. Am Ende ist alles aufgeklärt und aufgelöst, aber ich war dennoch nicht zufrieden. Als hätte man eine Rohversion von einer Geschichte gelesen, die durchaus Potenzial hat, wenn sie nur nochmal überarbeitet wird. Ich hoffe, Das Loft kann mich wieder mehr begeistern, dieses Buch habe ich noch nicht gelesen.