Interessante Idee, flache Umsetzung
Die MitternachtsbibliothekWas wäre, wenn es zwischen Leben und Tod eine Bibliothek gäbe?
In der jedes Buch ein Leben beinhaltet, das du führen würdest, hättest du dich an einem bestimmten Punkt anders entschieden.
Und nun hast ...
Was wäre, wenn es zwischen Leben und Tod eine Bibliothek gäbe?
In der jedes Buch ein Leben beinhaltet, das du führen würdest, hättest du dich an einem bestimmten Punkt anders entschieden.
Und nun hast du Zugriff auf all diese Bücher.
Matt Haig schickt seine Protagonistin Nora in genau dieses Gedankenexperiment: Nach ihrem Suizid findet sie sich in der sogenannten Mitternachtsbibliothek wieder.
Ich fand die Idee dahinter sehr spannend, die Frage “Was wäre, wenn …?” hat sich wohl schon jeder einmal vor großen Entscheidungen gestellt.
Auch Nora wird gezwungenermaßen mit dem Schmetterlingseffekt konfrontiert, sie entdeckt, dass schon die kleinsten Abweichungen die größten Veränderungen bewirken können.
Leider fand ich den Teil, in dem Nora verschiedene Versionen ihres Lebens ausprobiert, irgendwann ziemlich zäh. Der Autor hat es nicht geschafft, uns richtig mit abtauchen zu lassen, die Beschreibungen sind zu oberflächlich.
Auch die Charaktere sind eher flach und zweckmäßig als lebendig dargestellt. Gerade Nora nimmt man nicht ab, dass sie Mitte 30 sein soll. Sie liest sich wie eine Jugendliche, höchstens junge Erwachsene. Die Dialoge (vor allem mit der Bibliothekarin) wirken sehr gestellt und zielführend.
Das ganze Buch erinnert eher an einen Jugendroman und als solchen würde ich es auch empfehlen. Für Menschen, die sich gerade in der Selbstfindungsphase befinden, ist er sicherlich inspirierend, für andere sind die philosophischen Ausflüchte maximal Küchenweisheiten.
Das Ende war vorhersehbar, passte aber gut zur ganzen Geschichte.
Insgesamt also ein Buch, welches zwar ein interessantes Grundthema hat, sich aber eher für Leserinnen von Jugendromanen eignet. Vor 10-15 Jahren hätte es mir sicherlich sehr gut gefallen, gerade auch die Botschaft, aus heutiger Sicht kann ich dem seichten Schreibstil und der oberflächlichen Behandlung von Charakteren und Thematik leider nicht mehr allzu viel abgewinnen. ⭐️3/5⭐️
Übersetzt von Sabine Hübner