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Veröffentlicht am 24.10.2016

So sollte ein Jugendbuch sein!

Für dich soll's tausend Tode regnen
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Cover:
Das quietsch-bunte Cover ist auf jeden Fall ein absoluter Hingucker. In Kombination mit dem Totenkopf und den schwarz umrandeten Seiten, wie bei einer Todesanzeige, aber gleichzeitig auch ein Stilbruch. ...

Cover:
Das quietsch-bunte Cover ist auf jeden Fall ein absoluter Hingucker. In Kombination mit dem Totenkopf und den schwarz umrandeten Seiten, wie bei einer Todesanzeige, aber gleichzeitig auch ein Stilbruch. Man kommt irgendwie auch nicht umhin öfters mal über den Buchdeckel zu streichen, denn der Text darauf ist auch noch hervor gehoben. Schon alleine wegen dem Cover hätte ich das Buch gekauft.

Meinung:
Hinter Anna Pfeffer verbergen sich die beiden Autorinnen Carmen und Ulrike. Der Roman ist komplett aus der Ich-Perspektive von Emi geschrieben. An keiner einzigen Stelle hat man gemerkt, dass der Roman von zwei Personen geschrieben worden ist. Das finde ich sehr beachtlich, weil ich mir das nicht ganz so einfach vorstelle.
„Für dich solls tausend Tode regnen“ ist kein 08-15-Jugendroman, der nach Schema F verläuft und alle gängigen Klischees erfüllt, aber es ein waschechter Jugendroman. Selten fand ich, dass ein Jugendroman so gut die Eigenschaften, Probleme, Wünsche und Träume, die für Jugendliche in diesem Alter so typisch sind, eingefangen hat. Ich habe mich kein einziges Mal beim Lesen bei dem Gedanken erwischt, dass ich irgendwas nicht authentisch fand. Ich gehöre mit 28 Jahren nicht mehr unbedingt zur Zielgruppe des Romans, aber ich konnte vor allem das Verhalten von Emi sehr gut nachvollziehen, auch wenn sie natürlich oft über die Stränge schlägt und wirklich manchmal verdammt ätzend sein kann. Die Kontinuität, mit der sie das aber macht, hat mich immer wieder staunen lassen. Das macht sie als Person auch authentisch.
So oft musste ich lachen über ihre Sprüche und ihre Schlagfertigkeit. Natürlich ist sie speziell, aber es steckt zum ersten Mal nicht irgendein schwerer Schicksalsschlag dahinter. Es ist nicht nur eine Tarnung, die dazu dient das schwache Mädchen dahinter zu verstecken, sondern sie ist wirklich so. Mir hat gut gefallen, dass sie aber trotz allem auch lernfähig ist und erkennt, dass ihr Verhalten vielleicht nicht immer ganz richtig ist und dass sie ihre Mitmenschen auch verletzten kann mit ihren Worten. Trotz ihrer aufkeimenden Gefühle für Erik, bleibt sie sich selbst aber treu und verfällt in kein übertriebenes, schmachtendes Mädchen, dessen Gedanken sich nur noch um den Kerl drehen. Zwischen beiden entwickelt sich eine gegenseitige Zuneigung in genau dem richtigen Tempo ohne unglaubwürdig zu werden.
Erik ist genauso ein spezieller Charakter und dadurch hat Emi in ihm auch den perfekten Sparring-Partner gefunden. Die Challenges der beiden waren schon nicht ohne und äußerst kreativ und spannend. Dadurch, dass man die Geschichte aber nur aus Emis Sicht liest, konnte ich Eriks Persönlichkeit aber nicht in Gänze greifen. Sympathisch war er mir trotzdem. 
Die Geschichte kommt nicht völlig ohne Stereotypen aus. Vor allem im Bereich der Mitschüler von Emi und Erik sind diese zu finden. Emis Vater und Emis Bruder fand ich auch recht anstrengend in ihrer Art, aber ich fand es auch bewundernswert, wie gut sie mit Emi umgehen konnten. Sie haben sich da wenig aus der Ruhe bringen lassen.
Zwischen Emi und Erik kommt es im letzten Drittel noch mal zu einem typischen Zerwürfnis, das ihre ganzen Gefühle füreinander in Frage stellt. Das Ende der Geschichte und die Auflösung des Konfliktes kamen mir ein bisschen zu schnell und dann war das Buch auch schon zu Ende. Ich hätte gerne noch ein paar Seiten gehabt.


Fazit:
Der Roman ist ein Paradebeispiel, wie ein Jugendroman sein sollte. Die beiden Autorinnen haben die Belange, Wünsche und Sorgen von Teenagern sehr authentisch und nachvollziehbar eingefangen und vermittelt. Mit Emi bekommt der Leser eine außergewöhnliche, unvergleichliche und vor allem schlagfertige Protagonistin, die man einfach ins Herz schließen muss.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


Veröffentlicht am 24.10.2016

Von Elefanten, einer Suche und der Kunst des Loslassens

Die Spuren meiner Mutter
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INHALT:
Die dreizehnjährige Jenna sucht ihre Mutter. Alice Metcalf verschwand zehn Jahre zuvor spurlos nach einem tragischen Vorfall im Elefantenreservat von New Hampshire, bei dem eine Tierpflegerin ums ...

INHALT:
Die dreizehnjährige Jenna sucht ihre Mutter. Alice Metcalf verschwand zehn Jahre zuvor spurlos nach einem tragischen Vorfall im Elefantenreservat von New Hampshire, bei dem eine Tierpflegerin ums Leben kam. Nachdem Jenna schon alle Vermisstenportale im Internet durchsucht hat, wendet sie sich in ihrer Verzweiflung an die Wahrsagerin Serenity. Diese hat als Medium der Polizei beim Aufspüren von vermissten Personen geholfen, bis sie glaubte, ihre Gabe verloren zu haben. Zusammen machen sie den abgehalfterten Privatdetektiv Virgil ausfindig, der damals als Ermittler mit dem Fall der verschwundenen Elefantenforscherin Alice befasst war. Mit Hilfe von Alices Tagebuch, den damaligen Polizeiakten und Serenitys übersinnlichen Fähigkeiten begibt sich das kuriose Trio auf eine spannende und tief bewegende Spurensuche – mit verblüffender Auflösung.

COVER:
Das Cover ist wunderschön. Die abgebildeten Elefanten und die Farben verleihen dem Ganzen eine gewisse Exotik, die im Kontext zu den Elefanten auch gut passt. Leider passt das Cover so überhaupt nicht so den bereits erschienen Büchern von Jodi Picoult, die bereits zahlreich mein Regal bevölkern, aber das liegt mit Sicherheit auch am Wechsel des Verlags. Trotzdem werde ich nicht müde das Cover zu betrachten und mich daran zu erfreuen.

MEINUNG:
Jodi Picoult hat schon zahlreiche Romane veröffentlicht, von denen ich, bis auf einige wenige Ausnahmen, alle gelesen habe. Trotzdem schafft sie es sich immer wieder neu zu erfinden, wie auch in diesem Roman. Keine Geschichte gleicht der anderen, aber sie zeichnen sich immer durch sehr gut ausgearbeitete Charaktere, deren Beziehung zueinander aus und einem Ereignis, welches alle verändert hat und für miteinander verbindet.
Der Roman enthält viele ausführliche Stellen, in denen es um die Elefanten geht, besonders um deren Trauerverhalten. An diesen Stellen liest es sich wie ein Fachbuch über Elefanten. Ich empfand die Stellen manchmal etwas zu langatmig, aber wirklich gelangweilt habe ich mich nicht. Es war außerordentlich interessant und wie immer großartig geschrieben. Man spürt mit jeder Seite die Liebe zu den Tieren und wie besonders sie sind. Jodi Picoult beweist einmal mehr, dass sie Königin der Recherche ist. In den Passagen, in denen der Leser mehr über die Elefanten erfährt, werden von Alice, Jennas Mutter, erzählt. Wir erfahren in einer Rückblende, wie sie Thomas kennen gelernt hat, wie sie angefangen hat im Elefantenschutzreservat zu arbeiten, das Thomas betrieben hat, zu arbeiten und wie es zu dem benannten tragischen Vorfall gekommen ist bis sich der Erzählstrang irgendwann mit den Geschehnissen der Gegenwart vereint.
Weiterhin wird die Geschichte aus der Sicht von Jenna, Virgil und Serenity erzählt, wobei ich das Gefühl hatte, dass es vor allem Alices Geschichte ist. Mir erschien ihr Teil am größten. Für meinen Geschmack hätte der Teil etwas kürzer sein können mit größeren Fokus auf die anderen drei. Jenna ist für eine 13-jährigen schon ungewöhnlich klug, reif und vor allem hartnäckig und schlagfertig. Ich konnte mir manchmal kaum vorstellen, dass sie erst 13 ist. Serenity ist ein Medium mit übersinnlichen Fähigkeiten, welche sie aber scheinbar verloren hat. Virgil ist ein Privatdetektiv, der damals mit dem Fall von Alices Verschwinden und dem tragischen Vorfall betraut war, als er noch bei der Polizei gewesen ist. Alle drei zusammen sind ein wirklich skurriles Trio, die sich gegenseitig in diversen Wortgefechten nichts schenken. Dennoch haben sie alle das gleiche Ziel, wenn auch unterschiedlichen Motivationsgründen, nämlich Alice zu finden, ob tot oder lebendig.
Der Schluss des Romans war für mich absolut nicht abseh- und vorhersehbar und ist wie der Klappentext bereits verrät, wirklich verblüffend. Er erinnert mich an einen sehr bekannten Film, den ich hier aber nicht nennen möchte, um die Überraschungseffekt nicht vorweg zu nehmen. Das Ende hat mich aber auch unfassbar traurig zurück gelassen.

FAZIT:
Es war wieder ein außergewöhnliches Lesevergnügen und ich kann den Roman nicht nur für Fans von Elefanten und Jodi Picoult empfehlen. Ich hätte mir noch etwas mehr Spannung gewünscht, aber letzten Endes ist es ein Roman und kein Thriller. Hier geht es vor allem um den Umgang mit der Trauer, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat und das Loslassen. Die Teile über die Elefanten hätte für meinen Geschmack auch etwas kürzer sein können, aber ich werde sie bei nächsten Besuch in einem Zoo/ Tierpark mit anderen Augen sehen. Das Buch liest sich eher wie Alices Geschichte und weniger als die Geschichte von Jenna. Wenn man den Schluss dann kennt, macht es allerdings auch wieder Sinn.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 21.09.2024

Lebensprägende Beziehung

Die vorletzte Frau
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MEINUNG:

Katja Oskamp habe ich entdeckt, nach dem ich ihre Kurzgeschichte Marzahn, Mon Amour gelesen und sehr gemocht habe. Ich bin zwar deutlich jünger, aber in Berlin-Lichtenberg aufgewachsen und habe ...

MEINUNG:

Katja Oskamp habe ich entdeckt, nach dem ich ihre Kurzgeschichte Marzahn, Mon Amour gelesen und sehr gemocht habe. Ich bin zwar deutlich jünger, aber in Berlin-Lichtenberg aufgewachsen und habe mich hier sehr verbunden gefühlt. Seit dem behalte ich die Autorin im Blick und wollte auch ihren neuen Roman "Die vorletzte Frau" lesen.

Die vorletzte Frau ist eigentlich gar kein richtiger Roman, denn Katja Oskamp erzählt hier aus ihrer eigenen Biographie und ihrer Beziehung zu dem Schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann, genannt Tosch. Das es sich um diesen realen Schriftsteller handelt, wird nicht erwähnt, aber man kann es durch Googeln herausfinden. Sie begenet dem deutlich älteren Mann im Studium. Zu der Zeit ist sie eigentlich mit einem anderen, auch deutlich älteren Mann zusammen und hat mit ihm eine Tochter. Doch sie ist mutig und verlässt ihn, um Tosch zusammen zu sein. Allerdings ist die Beziehung eher eine "Wilde Ehe", denn jeder lebt getrennt und Tosch macht auch ein bisschen was er möchte. Er bestimmt, wann es zu Nähe kommt und wann er lieber auf Distanz bleibt. Sie akzeptiert das.  Für mein Gefühl war es keine wirklich Beziehung auf Augenhöhe, denn man erfährt auch, dass er sie finanziell unterstützt und dass er auch ein großer Treiber und Unterstützter ist für ihre eigenen Texte. Nichts wird veröffentlich, ohne dass er es gelesen hat. Der Titel deutet schon an, dass sie heute nicht mehr zusammen sind und dass sie deswegen die "vorletzte Frau" ist.

Sie schreibt sehr schonungslos, vor allem als Tosch krank wird und sie zu seiner persönlichen Pflegerin. Ich konnte nicht soviel Sympathie für ihn aufbringen, da als sie auch mal krank war, er sich geweigert hat, sich zu kümmern, es aber von ihr verlangt. Sie lässt dafür alles stehen und liegen und pendelt dafür ständig in die Schweiz, wohin er dann wieder zurück gekehrt ist. In meinen Augen war er da ziemlich egoistisch, sie dafür auszunutzen, anstatt sich in professionelle Hände geben zu lassen. Die Erkrankung macht zum ersten Mal deutlich, was auch der Altersunterschied bedeutet und wie es die Beziehung der beiden für immer verändert. Ich könnte mir vorstellen, dass sie noch heute zusammen wären, wenn er nicht so krank geworden wäre. Teil der Geschichte ist aber auch die Beziehung zu Tochter Paula, welche sehr innig ist sowie zu einem Kater namens Übü, dessen Tod mich zu Tränen gerührt hat, mehr als die Erkrankung von Tosch. ;) Mir hat gefallen, dass es auch einen Bogen gibt zu ihrer Tätigkeit als Fusspflegerin, deren Geschichten in Marzahn, Mon Amour verarbeitet sind. So hat sich der gedankliche Kreis geschlossen.

FAZIT:

In Die vorletzte Frau gibt Katja Oskamp bzw. die Ich-Erzählerin, von der ich vermute, dass sie es selbst ist einen ehrlichen und schonungslosen Einblick in ihre Beziehung zu Tosch, einem berühmten Schweizer Schriftsteller. Für meinen Geschmack war die Beziehung nicht wirklich auf Augenhöhe und sie hat sich seinen Launen 19 Jahre lang hingegeben. Trotzdem ist in dem Text auch viel Liebe und schöne Szenen einer langer Beziehung. Eine gute Erzählung, wenn sich mehr für Katja Oskamp interessiert. 

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Ein etwas anderer Fallwickl

Und alle so still
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MEINUNG:

Mareike Fallwickl gehört für mich eigentlich schon zu meinen Must Read Autorinnen. Ich habe ihre ersten beiden Bücher gelesen und wirklich gefeiert. Ich mag ihren Fokus auf feministische Themen ...

MEINUNG:

Mareike Fallwickl gehört für mich eigentlich schon zu meinen Must Read Autorinnen. Ich habe ihre ersten beiden Bücher gelesen und wirklich gefeiert. Ich mag ihren Fokus auf feministische Themen und ihren wirklichen grandiosen Schreibstil. Es war klar, dass ich Und alle so still lesen MUSS.

Alles beginnt damit, dass sich die (fast) alle Frauen auf die Straße legen und ihre bezahlte und unbezahlte Arbeit niederlegen. Der Roman schwankt zwischen Utopie und Dystopie, spielt aber natürlich in realen Welt. Es gibt Hauptprotagonisten - Influencerin Elin, Krankenpflegerin Ruth und Nur, der diverse Jobs macht, um sich über Wasser zu halten. Ruth ist die Einzige, die ihre Arbeit nicht niederlegt und aus Pflichtgefühl weiter arbeitet. Sie ist mir für eine zentrale Person gewesen, denn vor allem die Darstellungen von der Arbeit im Krankenhaus hat mich beim Lesen nochmal richtig erschüttert, obwohl ich so etwas natürlich weiß, war es nochmal doppelt, es so plastisch beschrieben zu bekommen. Gefühlt ist man lieber nicht krank, schon gar nicht, wenn auf Frauen verzichtet werden muss. Auch schon lange bekannt ist, dass die berühmte Care-Arbeit, die zumeist von Frauen gemacht wird, kaum anerkannt, geschweige denn bezahlt wird. Mareike Fallwickl versucht hier ein Szenario zu zeigen, wie das System dann zu kollabieren droht und wie es dann auch zu gewaltsamen Ausschreitungen von Männern kommt, die das nicht hinnehmen wollen. Ich fand die Idee gut, aber es für mich ein bisschen in den Hintergrund gerückt bzw. erschien mir nicht ganz ausgereift, aber vielleicht findet auch die Autorin keine wirklich Lösung, denn so liest sich auch das Ende. Das ganze Buch ist für mich eher ein Bericht als ein Roman, denn einen wirklichen roten (Handlungs-) faden konnte ich nicht finden. Es gab auch viele Nebencharaktere, von denen ich eigentlich wenige für relevant hielt.

FAZIT:

Und alle so still ist ein wütendes und forderndes Buch, was für eher Essay/ Bericht als Roman ist. Mareike Fallwickl versucht hier ein Szenario zu gestalten, was passiert, wenn Frauen ihre Arbeit niederlegen. Für mich bleibt es ein Versuch. Ähnlich wie das Buch, denn ist im Gegensatz zu den Vorgängerromanen wirklich anders und man muss sich darauf einlassen. Auf jeden Fall spricht es viele wichtige Themen der Gesellschaft an und lädt dazu ein darüber zu diskutieren.

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Veröffentlicht am 15.07.2024

Liewes 3. Fall

Der Retter
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MEINUNG:
Der Retter ist der dritte Teil um den Ermittler Liewe Cupido, der auch der Holländer genannt wird, so wie der gleichnamige erste Teil der Reihe. Der Taucher, der zweite Teil, konnte mich auch ...

MEINUNG:
Der Retter ist der dritte Teil um den Ermittler Liewe Cupido, der auch der Holländer genannt wird, so wie der gleichnamige erste Teil der Reihe. Der Taucher, der zweite Teil, konnte mich auch sehr begeistern und die Reihe entwickelt sich langsam zu einer meiner Favoriten.

Liewe ist wie immer - wortkarg, phlegmatisch, aber auch so verletzlich wie noch. Ich habe mich gefreut, dass er endlich auch so etwas wie Nähe zu einer anderen Person zu lässt. Nicht nur die Vergangenheit des Falls ist sehr komplex und vielschichtig, sondern auch in Liewes Vergangenheit scheint es noch einige Unklarheiten zu geben. In Liewe wächst das Bedürfnis Antworten auf den Tod seines Vaters zu finden. Erstaunlicherweise setzen diese Antworten Liewe sehr zu und ich habe gespürt, dass da noch ganz viel unter Oberfläche schlummert. In diesem Teil nimmt Liewe für meinen Geschmack nicht ganz so viel Raum, denn es gibt eine große Palette an Protagonisten und auch Erzählstimmen. Ich weiß das sonst sehr zu schätzen, aber in diesem Fall empfand ich es als ein bisschen anstrengend. Es gab zwei Besatzungen und ich musste immer wieder überlegen, wer zu welchem Schiff gehört hat. Die Auflösung des Falls ist auch sehr anspruchsvoll und komplex gewesen. Im Nachwort erfährt man, dass es sogar einen realen Bezug gab, Es wird erst am Ende alles komplett aufgeklärt. Vielleicht hätte ein bisschen Tempo gut getan, aber es handelt sich hier um keinen Krimi, sondern um einen Roman.

Es hat mir wieder ausgesprochen gut gefallen, wie Mathijs Deen das maritime Flair der Nordsee und nordfriesischen Inseln einfängt und es durch den ganzen Roman trägt, wie auch schon in den Teilen davor. Der Umschlag des Buches ist liebevoll mit einer Karte ausgestattet, an der man sich orientieren kann, auch was den Tatort bzw. Fundort der Leiche angeht. Während des Lesens habe ich immer sofort Lust gleich loszufahren.

FAZIT:
Ich empfand Der Retter als relativ komplex, was den Personenkreis und den Fall an ging und daher ein bisschen anstrengend gemessen an dem Erzähltempo. Trotzdem war der Fall sehr interessant und ich habe wieder etwas gelernt, da es einen realen Bezug gab. Freue mich trotzdem auf den nächsten Teil.

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