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Veröffentlicht am 24.09.2024

Großartig

Die Schwarzgeherin
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1850: Wir lernen Therese, 6 Jahre alt, und ihre Eltern kennen. Sie leben auf einem abgelegenen Hof in Tirol. Wenige Jahre stirbt die Mutter und Therese wächst allein bei ihrem Vater auf. Ihr einziger Freund ...

1850: Wir lernen Therese, 6 Jahre alt, und ihre Eltern kennen. Sie leben auf einem abgelegenen Hof in Tirol. Wenige Jahre stirbt die Mutter und Therese wächst allein bei ihrem Vater auf. Ihr einziger Freund ist Leopold, vom benachbarten Xantner Hof. Beide Kinder verbringen viel Zeit miteinander und sollen, so ist es schon ausgemacht, später auch heiraten.

1863: Therese soll nun bald heiraten aber weiß, dass sie das nicht möchte. Sie lernt einen anderen Mann kennen und ist beeindruckt von ihm, weil er so anders ist, freiheitsliebend und für diese Zeit unkonventionell.

1883: Therese lebt mit ihrer Tochter Maria abgeschieden in einer Hütte und ist im Dorf „Die Schwarzgeherin“. Sie wird immer dann geholt, wenn jemand krank ist und auch bei den Geburten unterstützt sie die werdenden Mütter. Maria ist nicht so glücklich in ihrer Rolle als Außenseiterin und möchte gern im Dorf dazugehören.

In diesem Buch taucht man als Leser komplett in eine andere Welt ab. Die Autorin schreibt so bildlich, dass man mittendrin ist. Die schwere Arbeit der Menschen, Neid, Missgunst, Rache, um all das geht es hier. Das Anderssein wird kaum akzeptiert und Therese und Maria werden immer argwöhnisch beäugt. Die Geschichte ist großartig, ich war oft sehr überrascht vom Verlauf, es passiert doch ganz schön viel und irgendwann kommt man in einen Sog, der es einen fast unmöglich macht das Buch aus der Hand zu legen.
Immer wieder lesen wir über ein Adlerweibchen und die Parallelen zu Therese, die ihr eigenes, selbstbestimmtes Leben führen möchte, in einer Zeit, in der das keine Selbstverständlichkeit war und sie dafür immer kämpfen musste.

Ein wunderbares, großartiges Buch, wird definitiv ein Jahreshighlight. Große Empfehlung!

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Veröffentlicht am 13.09.2024

Großartig

Kleine Paläste
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Der Roman hat mich sehr begeistert, klug und vielschichtig.

1986 Familie Holtz und Familie Dreyer sind Nachbarn. Man kennt sich aber für eine engere Verbindung ist Familie Holtz zu perfekt und Familie ...

Der Roman hat mich sehr begeistert, klug und vielschichtig.

1986 Familie Holtz und Familie Dreyer sind Nachbarn. Man kennt sich aber für eine engere Verbindung ist Familie Holtz zu perfekt und Familie Dreyer im Gegenzug etwas zu gewöhnlich. Die Kinder Hanno und Susanne verbindet eine Freundschaft und sie verbringen viel Zeit miteinander. Nach einer großen Feier von Familie Holtz verändert sich auf einmal so einiges. Susanne zieht sich zurück und Hanno geht weg.

2018 Hanno kehrt zurück um sich um seinen Vater zu kümmern. Die Mutter ist verstorben und der Vater sitzt im Rollstuhl und leidet an Demenz. Hanno ist zunehmend überfordert und sehr froh als Susanne aus dem Nachbarhaus ihre Hilfe anbietet. Susanne lebt immer noch im Haus ihrer Eltern, hier sind beide schon verstorben, sie geht kaum raus und beobachtet das Familienleben der Familie Holtz mit einem Fernglas. So ist sie bestens vertraut mit ihren Gewohnheiten und kann bei der Pflege des Vaters unterstützen.

Der Roman erzählt von schwierigen Familienkonstellationen, Schuldgefühlen, Sprachlosigkeit, vom Neid unter Nachbarn, Konflikten unter Generationen untereinander und dem Anspruch immer nach Außen perfekt scheinen zu müssen.
Vielschichtige Story, großartig erzählt, einfach ein ganz wunderbarer Roman.

Ganz große Empfehlung!

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Veröffentlicht am 13.09.2024

Dorfleben

Zwei Leben
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Roberta kehrt auf den Hof ihrer Eltern zurück um Bäuerin zu sein und den Hof zu übernehmen. Sie träumt heimlich davon Kleider zu entwerfen und von weit entfernten Städten. Doch ihr Weg scheint vorbestimmt ...

Roberta kehrt auf den Hof ihrer Eltern zurück um Bäuerin zu sein und den Hof zu übernehmen. Sie träumt heimlich davon Kleider zu entwerfen und von weit entfernten Städten. Doch ihr Weg scheint vorbestimmt und auch damit hat sie sich arrangiert. Sie verliebt sich in Wilhelm, den Sohn des Pfarrers, der auf jeden Fall das Dorf verlassen will.
Gertrud ist die Frau des Pfarrers, wohnt auf dem selben Dorf wie Roberta, ist aber mit dem Dorf nie so richtig warm geworden. Sie hat Fernweh und fühlt sich eingeengt. Es fällt ihr immer schwerer zu bleiben und schon bald muss sie Entscheidung treffen.

Was für ein wunderbarer, warmherziger Roman. Von Beginn hat hat er mich verzaubert mit der einzigartigen und bildhafte Erzählweise von Ewald Arenz. Man hatte das Gefühl mit allen Sinnen auf dem Dorf zu sein, und die Sehnsüchte der Protagonisten waren deutlich spürbar. Auch die Geschichte hat so einige unverhoffte Wendungen zu bieten, die mich überraschten und mitfühlen ließen. Man musste einfach immer weiterlesen. Die Protagonisten sind menschlich. Bestechen durch ihre warmherzige und liebenswerte Art, tiefe Verwurzelung mit ihrem Dorf oder auch ihre Sehnsüchte nach einem anderen Leben. Den Opa hab ich ganz fest in mein Herz geschlossen.

Große Empfehlung

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Veröffentlicht am 29.08.2024

Wunderbarer Familienroman

Die andern sind das weite Meer
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Eine bewegende und tiefgründige Familiengeschichte, die ganz klar und schnörkellos erzählt wird.

Hans wird immer hilfsbedürftiger, seine Demenz schreitet unaufhaltsam voran. Auch seine drei Kinder haben ...

Eine bewegende und tiefgründige Familiengeschichte, die ganz klar und schnörkellos erzählt wird.

Hans wird immer hilfsbedürftiger, seine Demenz schreitet unaufhaltsam voran. Auch seine drei Kinder haben ihr Päckchen zu tragen und meistern mehr oder weniger gut ihr Leben. Sie fühlen sich vom Vater und den Geschwistern unverstanden und suchen selbst noch nach ihrem Weg. Als Hans verschwindet treffen die Geschwister wieder aufeinander und müssen sich ihren Ängsten und ihren Vorbehalten gegeneinander stellen.

Ein wunderbarer Roman darüber wie man in der Kindheit bereits fürs Erwachsenenalter geprägt wird und viele Verhaltensweisen und übertragene Rollen einfach weiterführt. Hier wird mit etwas Humor und sehr einfühlsam erzählt, da kann man sich in alle Protagonisten sehr gut hinein versetzen. Verstehen oder nachvollziehen konnte ich sie nicht immer aber auch das finde ich so spannend und bereichernd. Am Ende stellt man sich die Frage wer hier eigentlich wem jetzt geholfen hat und wie stark dann doch der Zusammenhalt einer scheinbar zerrütteten Familie sein kann.

Ganz klare Empfehlung

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Veröffentlicht am 25.08.2024

Sehr bewegend

Heim
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Ich habe eine Vorliebe für Romane mit gesellschaftskritischen Themen. Daher würde ich behaupten hier auch einiges auszuhalten. Dieser Roman hat es geschafft mich doch recht sprachlos zurückzulassen.

Tilda ...

Ich habe eine Vorliebe für Romane mit gesellschaftskritischen Themen. Daher würde ich behaupten hier auch einiges auszuhalten. Dieser Roman hat es geschafft mich doch recht sprachlos zurückzulassen.

Tilda und Willem lernen sich in der Mitte der 1930er Jahre in Spanien kennen und werden ein Paar. Nach dem Krieg wird ihre Tochter Hannah geboren. Leider entwickelt die sich nicht so wie andere Babys und schnell wird klar, dass Hannah anders ist. Sie lässt sich weder erziehen noch lieben wie es bei den anderen Kindern so einfach zu sein scheint. Der Vater zieht sich immer öfter in seine eigene Welt zurück, die Mutter fühlt sich alleingelassen. Die Eltern sind immer mehr überfordert und beschließen Hannah in ein Heim zu geben.

Die Autorin schafft hier eine unheimlich beklemmende Atmosphäre. Im Mittelpunkt steht die Sprachlosigkeit dieser Generation und das Verdrängen der eigenen Gefühle. Auch ist noch in den Köpfen, dass jegliche Art von Anderssein nicht akzeptiert wird. Hannah entspricht nicht den gesellschaftlichen Normen und auch die Eltern wissen nicht mit ihr umzugehen. Dann lieber weg und aufs nächste Kind konzentrieren.
Die Abschnitte im Heim haben mir Gänsehaut beschert. Wie furchtbar für ein Mädchen sich nicht verständigen und anderen Menschen völlig hilflos ausgeliefert zu sein.

Unbedingt lesen!

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