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Veröffentlicht am 11.10.2024

Verbessert, aber auch mit Gefahrenquelle

Aschezeichen
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Katrine Engberg ist mir 2023 erstmals intensiver begegnet und da ihr Krimi in Dänemark spielend, „Glutspur“, genau im Herbst erschien, erschien es mir wie die ideale Gelegenheit, weil ich in den düsteren ...

Katrine Engberg ist mir 2023 erstmals intensiver begegnet und da ihr Krimi in Dänemark spielend, „Glutspur“, genau im Herbst erschien, erschien es mir wie die ideale Gelegenheit, weil ich in den düsteren Jahreszeiten mehr Krimis lese. Ich fand den Auftakt auch recht gelungen und mir war klar, dass ich gerne erstmal dran bleiben werden.

Nun ist „Aschezeichen“ draußen und nachdem ich den ersten Band noch als Hörbuch hatte, habe ich diesmal selbst gelesen. Das hat an der Wahrnehmung der Reihe aber wenig geändert. Da es für „Glutspur“ auch nur eine Erzählstimme für drei Perspektiven gab, kam für mich wirklich dasselbe raus. Auch weil Engberg an einem Punkt auch nichts geändert hat und das hat mich doch echt überrascht. Der erste Band wurde durch die Perspektive von Liv, Nima und Hannah erzählt. Aber für „Aschezeichen“ gilt das immer noch. Das habe ich so wirklich nicht erwartet, auch weil die Perspektiven mein zentraler Kritikpunkt war. Speziell Hannah fand ich völlig unwichtig für den ersten Band, während Nima als Verdächtiger durchaus seinen Reiz hatte. Warum also jetzt wieder diese drei Perspektiven? Zumal es auch diesmal nicht DEN Mehrwert hat. Ich würde Hannah immer noch als überflüssig beschreiben und bei Nima hatte ich diesmal sehr den Eindruck, dass die Autorin es sich auch etwas zurechtgebogen hat, um die Perspektiven behalten zu können. Auch wenn es mit der erneuten Verwicklung wieder aufgegangen ist, aber ich sehe in diesem sturen Erzählen dennoch eine große Gefahr, weil in Krimis verschiedene Perspektiven eigentlich Frische bedeuten und nicht Rückwärtsgewandtheit. Wenn Nima und Hannah, die beide nicht konkret mit Ermittlungsarbeiten zu tun haben, immer wieder in Fälle gequetscht werden, dann wirkt das irgendwann künstlich.

Hier ging es nun noch, obwohl es dabei bleibt: Hannahs Perspektive ist echt unsinnig. Ich finde ihre Figur gähnend langweilig. Auch wenn es wieder kleinere Überschneidungen gibt, aber über die Tage hinweg gab es da kaum Bewegung und deswegen wird auch kein Interesse geweckt. Für Nima war es sicherlich nochmal gelungen, um auch mehr über seiner Vergangenheit zu lernen und ihn auch durch die Verantwortung mehr herauszufordern. Aber im Zentrum bleibt sonst Liv. Sie ist speziell, das steht für mich außer Frage, aber Krimireihen funktionieren immer besser, wenn wenig aalglatte Charaktere vorausgehen. Bei Liv ist oft auch fast schon humorvoll, mit welchem Mut und welcher Dreistigkeit sie vorangeht. Sie kennt nur wenig Angst und das lässt sich auch mal wahnsinnig erscheinen, aber es verdient auch Respekt, auch weil sie so ein Gespür für alles hat. Dafür, dass sie nicht bei der Polizei angestellt hat, bekommt sie aber alle Tricks durch und ich habe auch den Eindruck, dass sie wie jemand agiert, der nichts zu verlieren hat. Es war auch spannend, dass mit diesen Fieberschüben ein psychosomatischer Schwerpunkt gesetzt wurde. Auch weil sie durch den sexuellen Übergriff auf sich sicherlich viel verdrängt. Dementsprechend war diese unterschwellige Wut auch interessant und könnte auch in weiteren Bänden noch spannend werden.

Kommen wir nun zum Fall. Ich habe in der Mitte der Ermittlungen schon echtes Bauchgrummeln gehabt, denn es geht in einem erheblichen Ausmaß um die Einwanderungsthematik. Das Opfer ist ein Iraner, der in einem Auffanglager kurz nach seiner Flucht nach Dänemark gelandet ist. Liv hat gleich ein Gespür dafür, dass etwas aus der Vergangenheit mit seinem Tod zu tun haben könnte, weswegen sie in der Unterkunft und in der iranisch-muslimischen Gemeinschaft herumschnüffelt. Zunächst fand ich das sehr spannend, aber irgendwann dachte ich, nun haben wir in vielen Ländern auf der Welt einen unter der Oberfläche brodelnden Konflikt in der Ausländerthematik und jetzt facht es das Buch auch noch an? Ich denke, die Gedanken zeigen, in welche Richtung es ging und ich war wirklich besorgt, dass es so einseitig zur Aufhetzung beiträgt. Der Krimi schafft dann aber nochmal die Wende und bietet eine andere Auflösung als zwischendurch gedacht. Damit ist dieser Themenkomplex nicht auf einmal weg, er bleibt auch in seinen Andeutungen wahr, aber es wirkt nicht mehr so einseitig. Deswegen konnte ich damit auch meinen Frieden machen. Ich finde nämlich auch, dass Engberg auf jeden Fall erzählerisch eine Schippe draufgelegt hat, weil alles gut ineinanderfließt und ich so Leerstellen wie in Band 1 nicht so wahrgenommen habe.

Fazit: „Aschzeichen“ stellt auf eine Weise eine Steigerung von Engberg dar, wenn es um Privatermittlerin Liv geht. Es ist alles flüssiger und noch kompakter im Aufbau. Doch es bleibt ein großer Schwachpunkt. Die Autorin klebt an drei Perspektiven, was erneut Fragezeichen aufwirft und spätestens für einen dritten Band fände ich es sehr fatal. Daher Obacht!

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Veröffentlicht am 07.10.2024

Zwei Bände wären hier drin gewesen

A thousand heartbeats - Der Ruf des Schicksals
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Kiera Cass hat mich einige Jahre als Autorin doch sehr intensiv begleitet, weil ihre „Selection“-Reihe damals bei vielen in aller Munde war, aber es passte damals auch ideal in das hinein, was ich gerne ...

Kiera Cass hat mich einige Jahre als Autorin doch sehr intensiv begleitet, weil ihre „Selection“-Reihe damals bei vielen in aller Munde war, aber es passte damals auch ideal in das hinein, was ich gerne gelesen habe. Danach hat sie auch weiterhin veröffentlicht, doch ich muss zugeben, dass mir die Klappentexte dann schon wieder zu ähnlich klangen, weswegen ich es lieber gelassen habe, weil ich keine Kopie wollte, aber auch umgekehrt die tollen Erinnerungen an die Reihe nicht überdecken wollte. Nun sind aber echt schon einige Jahre vergangen, weswegen mich „A Thousand Heartbeats“ doch gereizt hat, aber tatsächlich klang der Klappentext auch anders, so dass ich Cass gerne nochmal eine Chance gebe.

Zunächst hat mir gefallen, dass es ein Einzelband ist, denn man liest so viele Reihen und wartet dann immer auf den nächsten Band und vergisst bis dahin die Hälfte wieder. Auch wenn ich Reihen liebe, da bin ich über einen Einzelband doch auch schon mal richtig glücklich. Hier hat mir aber auch inhaltlich gefallen, dass Cass ein bisschen was gewagt hat. Der erste Aspekt ist dabei sicherlich, dass die beiden Protagonisten Annika und Lennox eine längere Zeit jeweils für sich agieren. Wir haben aus ihren Perspektiven jeweils die Kapitel und das ist auch wirklich nacheinander geregelt, so dass ich die beiden als sehr gleichberechtigt für die Geschichte empfunden habe. Positiv! Aber es ist klar, sie sind das Pärchen, für das man hinterher mitfiebern soll, weswegen eine so lang anhaltende räumliche Trennung natürlich ein Wagnis ist. Mir hat es aber gefallen, weil ich so in das jeweilige Leben der beiden gut einsteigen konnte, ohne wieder zig Nebenschauplätze zu haben und möglicherweise eine Liebesgeschichte, in der zu viel Gas gegeben wird. Das zweite Wagnis ist Lennox. Er wird uns düster präsentiert und wir wissen, dass er gefürchtet ist, weil er kompromisslos tötet. Das ist mal eine Hausnummer. Aber umgekehrt wurde auch bei Annikas Vorstellung deutlich, dass da noch ein paar Aspekte verheimlicht werden. Sauberleute waren sie in dem Sinne sowieso nicht.

Allgemein war der Ausgangspunkt so, dass wir eher in die Handlung geworfen werden. Es ist kein langsamer Aufbau, denn Annika steht vor einer Verlobung, sie erholt sich offensichtlich von einer Verletzung, deren Ursache wir nicht kennen. Umgekehrt versucht sich Lennox zu beweisen, aber man weiß gar nicht so genau, warum ihm eigentlich Steine in den Weg gelegt werden und auch das Verhältnis zu seiner Mutter ist ein verwunderlicher Aspekt. Nur seine treue Begleiterin, eine Füchsin, ist gleich der Punkt, der ihm eine weiche Seite gibt. So bauen sich nach und nach die Handlungen auf und wir können immer mehr Puzzleteile zusammensetzen. Schließlich überkreuzen sich die Geschichten dann und ich muss sagen, dass ab da doch eine andere Spannung hinzugekommen ist. Nun war mehr Zug drin. Auch wenn der Einstieg abrupt ist, aber dadurch merkt man im Nachklang, dass es doch aufbauend auf mehr war. Der wichtigste Teil der Handlung ist aber nahezu genau in der Mitte. Es dient dazu, die Beziehung zwischen Annika und Lennox intensiv auszubauen. Das hat für mich auch funktioniert, wenn ich auch sagen muss, dass mir da zu viel als Schicksal zusammenkam. Unterm Strich ist es auch eine schnell erzählte Liebesgeschichte, die vielleicht noch ein paar Schleifen mehr vertragen hätte.

Im Grunde ist dieser intensive Teil dann auch Ausgangspunkt einer Entwicklung, bei der ich nicht so richtig zu einem Fazit komme, wie es mir gefallen hat. Zunächst mal: Es war am Ende schon verdammt spannend. Es passierte nochmal viel, es gab viele Enthüllungen und viele Konflikte, aber es war auch in der Art sehr viel und alles sehr überstürzend. An dem Punkt habe ich wohl am deutlichsten gemerkt, dass Cass hier sich eine Geschichte ausgedacht hat, die mit zwei Bänden am besten aufgebaut worden wäre. Dann hätte man zwischendurch noch mehr Raum zum Atmen gehabt, aber man hätte auch die größeren Kampfhandlungen noch gewaltiger aufziehen können. So war es am Ende sich vielleicht etwas einfach gemacht. Dennoch ist der Schlusspunkt für mich ideal. Es war nämlich zwischendurch schwer abzuschätzen, wie sich alles entwickeln soll und kann, um zufriedenstellend zu wirken und da hat Cass Lösungen gefunden, die passen und die mich trotz gewisser Kritikpunkte zufrieden gehen lassen.

Fazit: „A Thousand Heartbeats“ ist ein insgesamt gelungener Einzelband. Ich fand toll, dass ich Cass zwar wiedererkannt habe, aber dennoch hat sie mir etwas ganz Neues erzählt. Sie hat auch Wagnisse gewählt, die funktioniert haben. Aber sie hat auch eine Idee erschaffen, die Potenzial für mehr hatte. Zwei Bände wären hierfür sicherlich der ideale Umfang gewesen. So ist es an einigen Stellen einfach oberflächlicher, als ich es mir gewünscht hätte.

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Veröffentlicht am 23.09.2024

Voradventliche Einstimmung

Snowflakes and Heartbeats
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Auch wenn mit Tonia Krüger, Leonie Lastella und Valentina Fast alle namentlich ein Begriff sind, habe ich bislang nur von Ersterer etwas gelesen und das war passenderweise auch ein Weihnachtsroman. Auch ...

Auch wenn mit Tonia Krüger, Leonie Lastella und Valentina Fast alle namentlich ein Begriff sind, habe ich bislang nur von Ersterer etwas gelesen und das war passenderweise auch ein Weihnachtsroman. Auch wenn ich eigentlich wahrlich noch nicht so recht in der Stimmung bin und mich eigentlich darauf freue, wenn es sich jetzt so langsam aufbaut, so konnte ich bei „Snowflakes & Heartbeats“ doch irgendwie nicht nein sagen, so dass es nun offiziell bei mir eine gewisse Stimmung einläutet.

Ich muss auch echt sagen, dass mir inhaltlich die Vorfreude auf die kommende Zeit nicht vermiest wurde, aber es war auch so, dass das Thema Weihnachten vor allem als Initialzündung genutzt wurde, um doch einige viel ernstere Themen anzusprechen. Dementsprechend hat es mir gut gefallen, dass es keine Weihnachts-Überdosis war, so dass die Lektüre im September vollkommen angemessen war. Ich lese eher selten Autoren-Kooperationen, aber ich habe von Anabelle Stehl und Nicole Böhm schon eine gemeinsame Reihe gelesen, bei der beide jeweils zwei Charaktere und ihre Perspektiven geschrieben haben. Hier gibt es nun drei Geschwister, drei Perspektiven, drei Autorinnen. Das klingt nach sinnvoller Aufteilung. Ich empfand es beim Hören auch keinesfalls so, dass je nach Perspektive ein Bruch festzustellen war. Es ging alles fließend ineinander über, was mir doch verrät, dass sich da drei mit einem offensichtlich sehr ähnlichen Still und Ansinnen gefunden haben.

Ich habe „Snowflakes & Heartbeats“ als Hörbuch gehabt und habe mich mit allen drei Stimmen, Nora Jokhosha, Eva Becker und Oliver Kube, gut arrangieren können. Bei den beiden Frauenstimmen war auf jeden Fall auch positiv, dass sie in der Stimmfarbe so unterschiedlich waren, dass ich auch ohne die jeweilige Angabe der Schwester sofort wusste, wer es jetzt ist. Auch auf charakterlicher Ebene passte es dann gut. Dieses Buch als Hörbuch ist damit auf jeden Fall zu empfehlen. Durch das Schicksal der drei Geschwister liegt auch etwas über der Geschichte, was ich als Ausgangspunkt echt gut fand. Denn es ist ein herber Rückschlag und wir erleben sehr deutlich drei verschiedene Arten und Weisen, mit Trauer umzugehen. Weihnachten ist dann tatsächlich eben das Familienfest, das viele mit speziellen Erinnerungen verbinden und was durchaus als Kind einen ganz anderen Zauber hat, dem man oft vergeblich nachjagt. Dementsprechend kann ich mir vorstellen, dass es im Trauerprozess noch mehr als Anker fungiert, zumindest für Nora, die die Familie zusammen haben möchte, damit alles exakt so wie früher ist, auch wenn zwei Menschen fehlen.

Es war gut, dass die Geschwister sehr unterschiedlich sind, aber man hat dennoch gemerkt, dass sie zusammengehören. Die Dynamiken untereinander fühlten sich nach Geschwistern an, aber man merkte auch in vielen Entscheidungen, dass sie dasselbe Wertesysteme haben. Das kenne ich exakt so von mir selbst zuhause, so dass ich es schön fand, das hier zu erleben. Dann haben wir noch drei weitere Figuren, die sich ebenfalls gut in die Geschichte eingefügt haben. Mit Sam haben wir jemanden, der eng mit den drei verbunden ist und zwei ganz Neue, die aber charakterlich sich auch weiter unterschieden haben. Dadurch waren auch die drei Liebesgeschichten jeweils sehr unterschiedlich. Auch wenn es quasi zwei „Liebe auf den ersten Blick“-Geschichten waren, aber dennoch waren Nora und Alexander sowie Owen und Liv von sehr unterschiedlichen Herausforderungen in ihrer Entwicklung geprägt. Hmm ja, eine Sache musste ich schon mit größerem Augenzwinkern sehen, denn drei Liebesgeschichten sind doch viel auf einmal. Da ist einiges doch schon schnell passiert, auch dass alle drei Paare dann unbedingt sexuell vorankommen mussten, was ich dann speziell bei Owen und Liv sehr seltsam fand, gerade wegen ihrer Persönlichkeit. Umgekehrt muss ich aber auch loben, dass ich nicht DAS Lieblingspaar hatte, was dafür spricht, dass sich alles in der Waage gehalten hat. Das mag auch sehr gut an den drei Autorinnen liegen, die jeweils in ihre Liebesgeschichte alles gesteckt haben, auch wenn es durch die Erzählart zu ihren sonstigen Einzelromanen wahrscheinlich etwas runtergebrochen ist.

Die Darstellung von Trauer hat mir durchgängig gut gefallen, speziell wie dann irgendwann es für alle richtig rausgebrochen ist. Ich fand auch die dazu passenden Verknüpfungen zu Weihnachten und was das Fest bedeuten kann, sehr angemessen. Denn man kann immer neue Traditionen schaffen, ohne die alten zu verraten. Und es kommt tatsächlich mehr auf ein Gefühl als auf eine To-Do-Liste an. Genauso war es aber auch überzeugend, dass alle Figuren noch ein Alter haben, in dem sie sich jeweils ausprobieren können. Da ging es weniger darum, alle Antworten für die Zukunft zu haben, sondern noch sich selbst finden und vielleicht auch im Moment zu leben. Deswegen war alles in allem doch sehr angemessen und hat mich mehrere Stunden lang echt schön begleitet.

Fazit: „Snowflakes & Heartbeats“ ist das erste Mal, dass ich drei Autorinnen zusammen erlebe. Mit den drei unterschiedlichen Hörbuchstimmen bin ich toll durch die Handlung geleitet worden. Ich habe eigentlich alles bekommen, was ich mir im Vorfeld vorgestellt habe. Drei Liebesgeschichten in einem engeren Korsett hat natürlich nicht den Tiefgang, wenn man ein Paar auf der Seitenzahl hat. So war manches über das Knie gebrochen, aber das findet man im Weihnachtskontext gar nicht so selten. Für mich stimmte der Anspruch der Handlung, das Gefühl und die Themen. Fast und Lastella sollten es damit definitiv auch mal auf meine Liste für ihre Einzelgeschichten schaffen.

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Veröffentlicht am 03.09.2024

Fleißiges falsche Fährten Legen

Schwarzer See
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Ich habe vergangenes Jahr mit „Hope’s End“ erstmals ein Thriller von Riley Sager gelesen und es hat mir sofort gefallen. Als nun „Schwarzer See“ als Hörbuch neu aufgelegt wurde (das Buch ist bereits 2019 ...

Ich habe vergangenes Jahr mit „Hope’s End“ erstmals ein Thriller von Riley Sager gelesen und es hat mir sofort gefallen. Als nun „Schwarzer See“ als Hörbuch neu aufgelegt wurde (das Buch ist bereits 2019 erschienen), habe ich doch da gleich mal zugeschlagen, um ein wenig mehr Vergleichsmaterial für Sager als Autor zu haben.

Grundsätzlich würde ich schon sagen, dass ich Sager stilistisch wiedererkannt habe, aber in jedem Fall war positiv, dass das ganze Setting völlig anders gestaltet wurde. Während es in „Hope’s End“ auf einem Grundstück abgelegen an den Klippen war und dort generell auch die ganze Stimmung düster, fast schon geisterhaft war, so ist es hier im Sommer, mitten in einem Sommercamp, dann doch völlig anders. Dennoch ist natürlich auch bei dem Camp eine spezielle Stimmung entstanden. Zum einen durch die frühen Andeutungen, dass Schlimmes passiert ist, und zum anderen auch durch das Mobbing untereinander und dass die ganzen Figuren alle ihre eigenen Motive haben und es Sager geschickt gelingt, dass man alle irgendwie verdächtigt, irgendeine Leiche im Keller zu haben. Am besten war das natürlich bei Hauptfigur Emma, denn durch ihre Augen erleben wir die vergangenen und die aktuellen Geschehnisse und sie als zweifelhafte Erzählstimme zu haben, das ist immer genial, um generell Skepsis gegenüber allen zu haben.

Auch wenn ich schon sagen würde, dass der Spannungsbogen durchgängig steigt und weniger mit ständigen Höhepunkten gearbeitet wird, so war dennoch von Anfang an ein gewisses Interesse da. Christiane Marx als Erzählstimme war in jedem Fall auch ideal, weil sie Emmas verschiedenen Seiten als Jugendliche und als junge Frau gut Profil verleiht. Mir ist es jedenfalls schnell gelungen, mich in ihr Gefühlsleben einzudenken und das auch an Stellen, an denen ich dann an ihr gezweifelt haben. Dass sie immer wieder die Mädchen in ihre Bilder gemalt und dann versteckt hat, war für mich da von Anfang eine Faszination, weil ich mich natürlich gefragt habe, ob sie das aus Schuld macht oder weil sie wirklich den inneren Antrieb hat, Antworten zu finden. Dennoch ist es erstmal ein Einfinden in die Begebenheiten. Wie war Emma als Jugendliche, wie ist es heute, wer ist sie, wer will sie sein? Aber spätestens mit dem wiederholten Einzug ins Camp kommt dann vieles ideal zusammen, was nach und nach die Spannung fördert. Gegenwart und Rückblenden bedingen sich dabei sehr oft exakt, so dass sich immer mehr ein Bild zusammensetzt.

Natürlich war ich durch den anderen Thriller von Sager schon vorbereitet, dass er ein Händchen dafür hat, am Ende noch einige Umdrehungen hinzulegen. Dementsprechend habe ich natürlich auch wild mitgerätselt und dabei mir auch in Erinnerung gerufen, dass es definitiv nicht nur eine Lösung sein wird, sondern wieder mindestens zwei unabhängige Aspekte ineinander spielen. Aber selbst mit der Ausgangslage habe ich das Buch nicht vorhersehen können, zumindest keinesfalls zu 100%. Die Erzählung war dann aber auch so, dass auch ständig neue Verdächtige benannt und genauer untersucht wurden. All das vor dem Hintergrund, dass Emma dadurch selbst immer weiter unverlässlicher wirkte. Letztlich war dann auch ein Punkt erreicht, an dem es mir etwas zu viel wurde, weil sie im Grunde nur noch Schuldige überall gesehen hat und keinen ruhigen Gedanken mehr für irgendetwas hatte. Ihre Fluchtversuche waren also etwas zu lang gezogen, aber dennoch kommt am Ende alles an einem Punkt aus, an dem es zum einen logisch ist und an dem es zum anderen auch immer noch voller Überraschungen ist. Durchgängige Unterhaltung war hier also mal wieder geboten.

Fazit: „Schwarzer See“ hat mich nach „Hope’s End“ überzeugt, dass Riley Sager ein Thrillerautor ganz nach meinem Geschmack ist. Auch wenn ich dieses Buch etwas schwächer fand, weil es am Anfang etwas Gaspedal brauchte und am Ende aber zu lange im Leerlauf durchgedrückt wurde, so ist es dennoch eine empfehlenswerte Lektüre, denn es ist einfach kaum etwas, wie es scheint und daher voller Überrschungen.

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Veröffentlicht am 29.08.2024

Mitreißender logischer Aufbau

Heartless
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Nach „Flawless“, dem ersten Buch, was ich von Elsie Silver gelesen habe, war ich noch etwas unentschlossen, ob ich die Reihe von ihr fortsetzen würde. Angesichts der Cover war ich nämlich etwas davon überrascht ...

Nach „Flawless“, dem ersten Buch, was ich von Elsie Silver gelesen habe, war ich noch etwas unentschlossen, ob ich die Reihe von ihr fortsetzen würde. Angesichts der Cover war ich nämlich etwas davon überrascht worden, wie spicy die Liebesgeschichte war. Da entdeckt man ja doch oft den halbnackten Mann auf dem Cover. Dennoch habe ich Tiefgründigkeit in der Geschichte entdeckt und auch das Setting hat mich gereizt, weswegen „Heartless“ nun also doch gelesen wurde.

Ich finde „Heartless“ auch tatsächlich etwas besser als „Flawless“. Zwar bleibt es bei meinem Empfinden, dass mir der Spice von Silver etwas zu intensiv ist, denn nachdem es einmal losging, da ging es wirklich los. Oben, unten, seitwärts ran, so ungefähr, aber es kommt zu diesem Punkt erst relativ spät in der Geschichte, was mir gezeigt hat, dass die Autorin auch selbst weiß, dass es ihren Lesern sicherlich nicht nur um diese Szenen geht und sie kann auch mehr. Aber die Punkte, die mich überzeugt haben, das war erneut das Setting und wie Kleinstadt, Farmleben, Rodeo etc. eingebunden wurde, aber es waren auch die Figuren und das Trope mit Kindermädchen. Ich musste bei der Lektüre öfters an „There With You“ von Samantha Young denken, was ich Anfang des Jahres gelesen habe, so dass die Verbindungen für mich leicht greifbar waren. Auch dort geht es um mehrere Brüder, die nach und nach ihre Frauen finden, aber dort funktionierte „Beste Freundin einer Ehefrau wird Nanny des Schwagers“ gar nicht gut und ich fand es fast toxisch. Das hat hier viel besser geklappt.

Man hat bei Willa und Cade schon deutlich herausgearbeitet, was ihre Persönlichkeiten sind. Willa hat deutlich weniger Ballast, weil sie privilegiert aufgewachsen ist, aber bei ihr schimmert durch, dass sie ihren zentralen Weg noch nicht gefunden hat und sich deswegen immer verurteilt empfindet, weil sie scheinbar mit Mitte 20 durchs Leben geleitet. Cade ist da nicht nur wegen des Alters einfach schon weiter, sondern er hatte nie die Möglichkeit, sich seinen Weg zu suchen, der war mit dem Tod der Mutter vorbestimmt. Dann einmal Spaß mit einer Frau und auch wenn er seinen Sohn Luke über alles liebt, sich von der Frau an seiner Seite so ausgenutzt zu fühlen, das hat vieles zerstört. Dementsprechend war Cade in der idealen Position, Willa nicht zu vertrauen, ihr Verhaltensweisen zu unterstellen etc. In einer gewissen Form war das auch gegeben, aber absolut harmlos. Geholfen hat sicherlich auch, dass Cade zunächst so schlecht gelaunt und launisch eingeführt wurde. Er hatte das Schild von Anfang an hoch und es war klar, dass nicht Willa konkret das Problem ist. Deswegen waren auch seine späteren Versuche, immer etwas Abstand zwischen sich und sie zu bringen, für mich dennoch respektvoll. Auch wenn ihn der Altersunterschied als Gedanke manchmal belastet hat, so war es für mich umgekehrt aber genau richtig, dass es für sonst keinen ein Thema war. Zumal sich Willa auch durchgängig als reif bewiesen hat. Sie hatte für mich viele Highlight-Szenen. Sie konnte mit Luke selbst wie ein Kleinkind sein, aber sie war auch quasi direkt eine Löwenmutter, so hat mir die Szene bei der Kindergeburtstagsparty am besten gefallen. Und das passt dann auch auf die sich entwickelnde Beziehung zu Cade. Er hat gesehen, wer sie als Mensch ist, aber er hat natürlich vor allem auch durch ihren Umgang mit Luke viel über sie gelernt.

Generell haben mir viele Dynamiken gefallen. Ich mochte die ganze Darstellung von Luke, die ich als sehr angemessen für sein Alter empfunden haben. Ich mochte die Einbindung von Großvater, Rhett und Summer, die wir schon aus dem ersten Band kennen, aber auch wieder Jasper, auf dessen Band ich mich tatsächlich auch schon freue. Man sieht also, es gibt für mich genug, was mich an die Geschichte bindet. Auch der Handlungsverlauf stimmte für mich. Letztlich auch der letzte Konflikt zwischen Willa und Cade, denn es war alles in der Geschichte gut ausgearbeitet und hat auch nochmal genau das Spannungsfeld aufgerufen, was Willa und Cade zuvor in ihren Eigenarten gekennzeichnet hat. Bis auf gewisse Szenen, die für mich in der Ausführlichkeit und welche Sprache gewählt wird, zu viel sind, ist es schon eine ideale Liebesgeschichte in toller Atmosphäre.

Fazit: „Heartless“ hat mich weiter überzeugt, dass Elsie Silver als Autorin große Vorzüge hat. Nein, ich werde kein Fan mehr ihrer spicy Szenen, aber sie sind eben nicht alles bei ihr, was der große Pluspunkt ist. Drum herum schafft sie nahbare Figuren, die alle auf eine Reise geschickt werden und es entstehen tolle Beziehungen, sowohl zwischen dem Protagonistenpaar, aber auch mit Nebenfiguren. Das lese ich dann gerne.

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