Cover-Bild Die Ungelebten
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22,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Buchverlage
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 14.03.2024
  • ISBN: 9783550202148
Caroline Rosales

Die Ungelebten

Roman | »Caroline Rosales ist eine hinreißend verwegene Erzählerin.« DANIELA DRÖSCHER

Über die Macht der Väter und das Schweigen der Töchter

Die dreifache Mutter Jennifer Boyard hat die Leitung des Familienunternehmens übernommen. Ihr Vater Bernd war über Jahrzehnte einer der großen Produzenten in der Schlagerbranche und ist nach wie vor sehr präsent. Da droht eine Sängerin mit einer Klage wegen Vergewaltigung. Bernd reagiert routiniert auf die Vorwürfe, doch Jennifer beginnt zu begreifen, dass ihre Geschichte als Bernds Tochter unwiderruflich mit dem Schicksal der Betroffenen Lorelei verknüpft ist.

»Unbestechlicher Rosales-Blick auf die Zwänge der Gesellschaft und eine Heldin, die sich darin verliert.« BRIGITTE

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.10.2024

Poetisch, vernichtend, provozierend

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Der Roman "Die Ungelebten" von Caroline Rosales beschreibt ein Leben, was oberflächlich betrachtet, einem Bilderbuch-Image entsprechen könnte. Die Protagonisten Jennifer wächst bei ihrem erfolgreichen ...

Der Roman "Die Ungelebten" von Caroline Rosales beschreibt ein Leben, was oberflächlich betrachtet, einem Bilderbuch-Image entsprechen könnte. Die Protagonisten Jennifer wächst bei ihrem erfolgreichen Vater, einem Musikproduzenten, auf. Ihr Leben könnte auf materieller Ebene nicht besser sein. Auch für ihre Karriere ist gesorgt und so nimmt sie im Unternehmen des Vaters eine Führungsposition ein. Wer jetzt als Leser auf eine witzige oder romantische Erfolgsstory mit Happy End hofft, wird mit dem Buch sicherlich enttäuscht. Die Autorin lenkt den Blick des Lesers stattdessen auf die ungeschönten Details im Leben von Jennifer. Mehr und mehr wird der Leser in einen Abgrund geführt, der die dunkle Seiten von patriarchalen Strukturen und gesellschaftlicher Heuchelei in das Blickfeld rückt. Wie ein Kartenhaus zerfällt dabei die Hoffnung, dass eine heldenhafte Rettung in Sicht ist, die Täter reumütig das Feld räumen oder die Leidtragenden mit neuer Superpower ausgestattet werden. Die von jeder Illusion befreiten Realität schaut dem Leser mit hässlicher Fratze direkt in die Augen. Ein Wegducken oder Ignorieren ist an dieser Stelle nicht mehr möglich.... Ein Appell nicht nur an alle Frauen, für das einzustehen, was wirklich zählt im Leben.

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Veröffentlicht am 01.10.2024

Eine Dystopie - nicht nur - der Schlagerwelt

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Der Ausdruck „Patriarchat“ ist das Abstraktum zu Patriarch, abgeleitet von altgriechisch patriarches „Erster unter den Vätern, Stammesführer, Führer des Vaterlandes“; gebildet aus patér „Vater“ und archēs ...

Der Ausdruck „Patriarchat“ ist das Abstraktum zu Patriarch, abgeleitet von altgriechisch patriarches „Erster unter den Vätern, Stammesführer, Führer des Vaterlandes“; gebildet aus patér „Vater“ und archēs „Oberhaupt“, zu archein „der erste sein, Führer sein, herrschen“. (Quelle: Patriarchat (Soziologie) – Wikipedia)

„Die Ungelebten“ von Caroline Rosales ist ein Roman über eine junge Frau, Jennifer Boyard, die unter wirklich widrigen Bedingungen aufwächst. Ihr Vater, Bernd Boyard, ist ein sehr erfolgreicher Schlagerproduzent und dazu ein Psychopath. Erstaunlicherweise sind solche Menschen häufig sehr erfolgreich, denn sie setzen sich skrupellos durch und werden dafür in unserer Gesellschaft hofiert und beklatscht. Jennifer begleitet ihn seit Kindesbeinen durch die Glitzerwelt des Schlagers, und lernt dabei auch den dunklen Backstagebereich kennen. Dort geht es erbarmungslos zu. Nach der

metoo-Debatte dürfte es niemanden mehr überraschen, dass dabei auch sexualisierte Gewalt eine Rolle spielt.

Als junge Frau übernimmt Jennifer, obwohl Mutter von drei Kindern, eine führende Rolle im Familienunternehmen. Mich begeistert, wie hier patriarchale Strukturen erbarmungslos dekonstruiert werden:

Wenn sie sich anstrengte, wenn sie ihren Körper fühlte, konnte Jennifer oft nicht begreifen, was in den vergangenen Jahren passiert war. Dass ihr Körper eine wahnsinnige Metamorphose durchgemacht hatte, die jeder vernünftige Mensch, und sie zählte zu den vernünftigen Menschen, nicht allen Ernstes ohne Beschädigungen, ohne lange Erholung verkraften würde. Sie hatte drei Kinder aus sich herausgepresst und mit Muttermilch aufgezogen, und nun war es an ihr, zumindest den optischen Schaden zu beseitigen. S.19

Sie putzt den Dreck der Familie weg, Kotze, Sperma und eben auch den Dreck ihres Vaters. Die Leserin leidet mit. Und erkennt sich stellenweise vielleicht sogar ein bisschen wieder.

„Die Ungelebten“ ist ein Buch, mit dem ich emotional Achterbahn gefahren bin. Caroline Rosales schreibt schonungslos und manchmal auch provozierend über Frauenleben und Männermacht, über einen Patriarchen, wie er im Buche steht ebenso, wie über toxische Familienbeziehungen und machtlose Frauen über ganze Generationen hinweg. Das muss man aushalten können!

Es bleibt kein Platz für Empowerment, kein enthusiastisches und fröhliches Finale mit dem Schlachtruf "Women's Lib!". Vielmehr ein dystopisches Ende, in dem Misogynie und Männermacht weiterhin fortbestehen.

metoo nichts weiter als ein kleiner Kratzer im Lack des Patriarchats! Aber ist das der Autorin vorzuwerfen? Nein, denn es ist leider realistisch. Denn das liegt eben auch daran, dass wir nicht mehr zusammen auf die Straße gehen, wie die Frauen der Women's Lib, dass wir den Barbiepuppentraum davon Astronautin zu werden noch immer glauben und auch #metoo daran nichts geändert hat. Alles andere wäre zu schön, um wahr zu sein.


„Die Ungelebten“ ist ein Roman und doch hätte sich alles genau so ereignen können. Und wahrscheinlich hat sich vieles von dem, war Caroline Rosales auf 304 Seiten erzählt, genau so ereignet. In einem Interview zum Buch berichtet sie, wie sich eine Schlagersängerin bei ihr gemeldet hat. Ihre furchtbare Geschichte war der Ausschlag zu diesem besonderen Buch.

Obwohl all das so entsetzlich ist, konnte ich das Buch sehr gut lesen, was sicherlich am flotten Schreibstil von Caroline liegt, und oft musste ich aufgrund der Formulierungen lachen, trotz der Thematik. Das finde ich sehr gelungen.

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Veröffentlicht am 28.09.2024

Bewegender Roman über ungelebte Leben von Frauen

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Auf den ersten Blick scheint Jennifer Boyard alles erreicht zu haben: Sie ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und leitet erfolgreich eine Plattenfirma in der Schlagerbranche. Doch hinter der makellosen ...

Auf den ersten Blick scheint Jennifer Boyard alles erreicht zu haben: Sie ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und leitet erfolgreich eine Plattenfirma in der Schlagerbranche. Doch hinter der makellosen Fassade wird deutlich, dass ihr Leben von den Entscheidungen und Erwartungen anderer dominiert wird. Als ein Vergewaltigungsvorwurf gegen ihren Vater Bernd, den Gründer der Firma, ans Licht kommt, beginnt diese Fassade zu bröckeln.
Die Ungelebten von Caroline Rosales ist ein bedrückender und eindringlicher Roman, der generationsübergreifende Benachteiligungen von Frauen durch toxische Familienstrukturen, Sexismus, gesellschaftliche Rollenbilder und sexualisierte Gewalt im Musikgeschäft thematisiert.
Rosales' Schreibstil ist zugleich angenehm zu lesen und dabei anspruchsvoll sowie tiefgründig. Obwohl der Roman nicht von vielen Spannungsbögen getragen wird, zieht er die Lesenden dennoch in seinen Bann. Besonders gelungen ist die Darstellung des psychosozialen Umfelds der Protagonistin und wie dieses Jennifers Leben prägt und einschränkt. Vor allem die Figur des Vaters sticht als toxischer, manipulativer Charakter heraus.
Es gelingt der Autorin, eine Protagonistin zu erschaffen, mit der man auf vielschichtige Weise mitfühlt, auch wenn sie nicht immer Sympathie erweckt. Man schwankt zwischen dem Wunsch, sie zu schütteln, ihr eine Schulter zum Ausweinen anzubieten, sie zu bemitleiden, zu schützen und sie zugleich für ihre Entscheidungen zu kritisieren.
Die Ungelebten hat mich tief bewegt und zum Nachdenken angeregt. Obwohl die dargestellten Schicksale extrem wirken, glaube ich, dass viele Frauen zumindest Teile von sich in den Figuren wiederfinden können.

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Veröffentlicht am 29.08.2024

Ein großes Buch!

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DIE UNGELEBTEN
Caroline Rosales

Jennifer ist Mutter von drei Kindern, sie ist Mitinhaberin und Vollzeitbeschäftigte in dem Familienunternehmen ihres Vaters, besucht Kindergarten- und Schulveranstaltungen, ...

DIE UNGELEBTEN
Caroline Rosales

Jennifer ist Mutter von drei Kindern, sie ist Mitinhaberin und Vollzeitbeschäftigte in dem Familienunternehmen ihres Vaters, besucht Kindergarten- und Schulveranstaltungen, stillt nebenbei ihren Säugling, begleitet Schlagersänger:innen auf deren Tourneen und sorgt nebenbei für das sexuelle Wohlbefinden ihres Mannes Max.
Max ist bei all dem keine Stütze. Er möchte mit der Kindeserziehung nichts zu tun haben, arbeitet in einer nicht florierenden Kanzlei und leidet mit seinem mangelnden Selbstwertgefühl darunter, dass Jennifer die Millionen auf dem Konto hat, obwohl diese kein abgeschlossenes Studium hat.
Als Jennifer eine Nachricht erhält, dass eine ehemalige Schlagersängerin ihren Vater der Vergewaltigung bezichtigt, bricht für Jennifer eine Welt zusammen.

In Rückblicken erfahren wir mehr über Jennifers Kindheit und über ihren Vater Bernd, der ein Platten-Label aufbaute und diesen in ein Imperium verwandelte. Mit einigen Tricks kam Bernd zu Geld, nahm gut-aussehende Frauen unter Vertrag und gab ihnen die Chance, eine Platte aufzunehmen - deren Aufnahme sie allerdings selber finanzieren mussten. Diese kleinen Sternchen am Schlager-Plattenhimmel wurden jedoch von Bernd nicht nur finanziell ausgenommen, sondern auch sexuell …
Drei Monate und zwei Songs später war er ihrer überdrüssig und entließ sie mit den Worten „Du hat es nicht gebracht“ in ihre private Insolvenz.

Wir erfahren, wie Jennifers narzisstischer Vater auch sie manipulierte. Wie er sich von ihrer Mutter scheiden ließ, die Schuld der Trennung ihr zuwies und diese auch vom Gericht bestätigt bekam. Bernd hielt systematisch alle Frauen in seiner Umgebung klein und vernichtete sie, wenn es nicht nach seinem Credo lief.

Was für ein Buch! Selten habe ich so viel Wut beim Lesen eines Buches empfunden, wie bei diesem.
Das ganze Buch ist ein Spiegel der 70/80-Jahre, wo die Männer sich viel zu viel gegenüber den Frauen herausnahmen.
Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Der Schreibstil ist nicht immer leicht. Einige Male musste ich nach hinten blättern, gucken, ob ich wirklich alles verstanden habe - einige Passagen musste ich sogar ein weiteres Mal lesen. In der Mitte wurde mein Herz gebrochen und das Ende hätte ich mir anders gewünscht, passt jedoch perfekt zum Buch.

Ein ganz großes Buch, das ich euch unbedingt empfehlen möchte. Gerne würde ich mehr von der Autorin lesen.
5+/ 5

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Veröffentlicht am 24.11.2024

Gefangen in der Gesellschaft

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Jennifer wurde als Tochter eines erfolgreichen Musikproduzenten geboren und lebt schon ihr ganzes Leben im goldenen Käfig - und ihr Schlüssel in die Freiheit ist verloren gegangen.
Doch wie hätte ihr ungelebtes ...

Jennifer wurde als Tochter eines erfolgreichen Musikproduzenten geboren und lebt schon ihr ganzes Leben im goldenen Käfig - und ihr Schlüssel in die Freiheit ist verloren gegangen.
Doch wie hätte ihr ungelebtes Leben aussehen können, zu welcher Person hätte sie werden können? Kann sie sich vielleicht noch aus eigener Kraft befreien?
Caroline Rosales spricht in diesem Buch so viele wichtige Themen an, die teilweise auch wirklich unter die Haut gehen. Die Schilderungen sind dabei selten erfreulich, vielmehr erschrecken einen die Geschehnisse, stimmen traurig und machen nachdenklich. Zwar gibt es auch ein paar schöne und witzige Momente, generell sollte man aber nicht zu diesem Buch greifen, wenn man aufgeheitert werden möchte.

Die Geschichte selbst wird aus Jennifers Kopf erzählt, aber nicht aus der Ich-Perspektive, was zu geschickten Spielereien mit der Erzählung führt: Entspricht das, was wir gerade lesen, überhaupt der Realität? Oder sieht die Welt für Jennifer einfach anders aus? Können wir der Schilderung vertrauen? Hier gab es mehrere Momente, die ich sehr gut umgesetzt fand und passend zum Thema. Teilweise kann dies jedoch auch zu Verwirrungen führen, daher kann ich verstehen, wenn sich nicht jeder Leser damit gut anfreunden kann.
Schön fand ich auch die ganz unterschiedlichen Zitate am Kapitelanfang, die gut zum Inhalt gepasst haben - nur hier kleine Warnung, manche sind auf Englisch. Ich persönlich mochte es so lieber, jedoch kann ich mir auch vorstellen, dass manche Leser vielleicht kein Englisch sprechen und damit Probleme haben könnten.
Zwischendrin gibt es auch immer wieder kleine Unstimmigkeiten mit den Jahreszahlen und der Chronologie, hier bin ich mir jedoch nicht sicher, ob es einfach Fehler waren oder stilistische Mittel.

Eine große Stärke des Romans sind meiner Meinung nach die Charaktere: Diese sind irgendwie fast alle nicht so wirklich sympathisch, manche sogar richtige Ekelpakete, aber in ihrer Art dafür total authentisch. Man kann mit der "Heldin" nicht uneingeschränkt mitfiebern, weil ihre Taten oder ihre Art manchmal eher nerven - man möchte sie gleichzeitig schütteln und in den Arm nehmen. Andere Personen haben mich teilweise richtig aufgeregt, eben weil sie keine klassischen Klischee-Bösen sind, sondern eher sehr negative reale Menschen.
Insgesamt ist dies also kein angenehmes Buch, aber ein wichtiges!

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