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Veröffentlicht am 05.01.2018

Zurück in Fjällbacka

Die Eishexe
1

Zum zehnten Mal begleite ich Camilla Läckberg in ihren Krimikosmos nach Fjällbacka. Das ist ein Wiedersehen mit bekannten und vertrauten Protagonisten.
Als im Ort ein kleines Mädchen vermisst wird, kommt ...

Zum zehnten Mal begleite ich Camilla Läckberg in ihren Krimikosmos nach Fjällbacka. Das ist ein Wiedersehen mit bekannten und vertrauten Protagonisten.
Als im Ort ein kleines Mädchen vermisst wird, kommt bei der Bevölkerung sofort eine jahrzehnte alte Tat ins Gedächtnis. Auch damals verschwand ein kleines Mädchen, dessen Leichnam an einem See gefunden wurde. Damals wurden zwei Mädchen der Tat verdächtigt.
Nun kommen einige recht konstruierte Zufälle ins Spiel: Erica Falck, Schriftstellerin und Ehefrau des Hauptkommissars Patrik Hedström recherchiert genau zu diesem Fall, den sie in ihrem neuen Buch thematisieren will. Zufällig sind auch die Marie und Helen, die Mädchen von damals wieder zurück in Fjällbacka. In vielen Gesprächen mit den Dorfbewohnern will Erica Licht ins Dunkel bringen.
Zu diesen zwei Erzählebenen kommt noch ein historischer Strang dazu, die Geschichte der titelgebenden „Eishexe“, die zwar sehr ausführlich, aber wie ich finde für den Krimi völlig nebensächlich sind. Die 150 Jahre zurückliegende Hexenverfolgung scheint im Gedächtnis der Dorfbewohner noch sehr präsent zu sein. Die vielen Personen – es gibt ein Wiedersehen mit vielen Protagonisten der früheren Bände – und die ständigen Zeit- und Perspektivwechsel fordern vom Leser sehr viel Aufmerksamkeit. Läckberg möchte auch Aktualität in den Krimi bringen, dazu muss ein nahegelegenes Flüchtlingsheim herhalten, dem die Bewohner mit viel Vorurteilungen und Vorverdächtigungen begegnen.

Ich bin eine treue Läckberg-Leserin, aber mit diesem Buch habe ich mir schwergetan. Es wollte einfach keine rechte Spannung aufkommen. Ich fand den Krimi überfrachtet und viel zu ausschweifend erzählt. Es ist zwar ein Kennzeichen des skandinavischen Kriminalromans, dass viel Gesellschafts- und Sozialkritik thematisiert wird, hier war es mir aber zu viel und vor allem wirkte es manchmal zu gewollt. Erica Falck als Ermittlerin bleibt mir sympathisch, wie sie mit Spürsinn und Empathie die Ermittlungen unterstützt, ja vorantreibt, gefällt mir.

Insgesamt hat das Buch meine Erwartungen nicht ganz erfüllt und hätte ich die Autorin jetzt erst kennengelernt, wäre mein Urteil sicher noch kritischer. So bekommt „Die Eishexe“ den halben zusätzlich Stern eher aus langjähriger Sympathie.

Veröffentlicht am 05.12.2017

Norderney im Herbst

Inselcocktail
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Norderney im Herbst – Zeit für Neues und für Erholung. So wünschen es sich die Frauen aus, die gleichzeitig auf der Insel ankommen. Daniela möchte nach dem Ende einer Beziehung etwas Ruhe finden und mietet ...

Norderney im Herbst – Zeit für Neues und für Erholung. So wünschen es sich die Frauen aus, die gleichzeitig auf der Insel ankommen. Daniela möchte nach dem Ende einer Beziehung etwas Ruhe finden und mietet sich in der Pension ein, in der sie als Kind jahrelang Familienferien verbrachte.
Constanze, Dörte, Juliane und Merle haben jeweils im Internet einen Mann kennengelernt und hier auf der Insel soll das erste persönliche Treffen stattfinden. Alle Vier reisen mit großen Hoffnungen und romantischen Träumen an, ohne zu wissen, dass ihr Traummann nicht ihnen allein Hoffnungen macht.
Ruth Keiser, Polizeipsychologin, ist beruflich auf der Insel.
Schon von Anfang an gibt es einen Erzähler aus dem Off – Johannes, der ganz besondere Pläne hat und den Leser schon sehr bald um die Frauen fürchten lässt. Als dann eine Tote in den Dünen gefunden wird, ist die örtliche Polizei froh, mit Ruth Keiser eine kompetente Unterstützung zu haben, zumal ein heftiger Sturm die Insel isoliert.
Der Krimi beginnt verhalten, die ersten Kapitel sind wie Ankommen auf dieser Insel, deren herbe Schönheit mit viel Liebe zum Detail beschrieben wird. Kenner werden viele Plätze wiedererkennen. Viel Raum nimmt auch die Charakterisierung der Frauen ein, ihre Wünsche, Hoffnungen und Enttäuschungen. Das ist mir manchmal zu viel gewesen, zumal manche Beschreibung und Abschweifung nicht sehr viel mit der Krimihandlung zu tun hatten. Aber die Autorin bringt die Fäden wieder gut zusammen und ihr Plot ist wirklich raffiniert ausgedacht. Die Spuren sind findig gelegt und ich musste lange rätseln und war dann vom Ende wirklich überrascht.
Anja Eichbaum hat ihren ersten Krimi vorgelegt und das Ergebnis ist beachtlich. Die Sprache gefiel mir, sie war flott und locker zu lesen.
Insgesamt ein solides Debüt, das schon erkennen lässt, dass die Autorin das Potential zu tollen Regionalkrimis hat.
Da ich Sterne nicht halbieren kann, runde ich meine gefühlten 3,5 zu 4 Sternen auf.

Veröffentlicht am 10.11.2017

Zeitsprünge

Vier Morde und ein Weihnachtsbraten
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Sabrina, doppelt belastet mit Beruf und Familie, lebt ganz im Heute. Allerdings mit einer kleinen Besonderheit: seit einiger Zeit bekommt sie Besuch einer Vorfahrin, ihrer Ururgroßmutter Luise, die immer ...

Sabrina, doppelt belastet mit Beruf und Familie, lebt ganz im Heute. Allerdings mit einer kleinen Besonderheit: seit einiger Zeit bekommt sie Besuch einer Vorfahrin, ihrer Ururgroßmutter Luise, die immer dann den Zeitsprung wagt, wenn sie Hilfe aus der Zukunft braucht. Inzwischen hat sich Sabrina schon ganz an diese besondere Verwandte gewöhnt, auch wenn ihr Lebensgefährte Karsten als durch und durch rationaler Mensch, das mit Skepsis betrachtet.
Granny, so nennt Sabrina ihre Vorfahrin, ist in Nöten, nicht nur dass ihr kleiner Sohn an Diphterie erkrankt ist, auch ihr Verlobter hat Schwierigkeiten. Als geheimer Ermittler des Kaisers soll er einen Mordanschlag klären und kommt durch allerlei Intrigen selbst in Verdacht. Dem kleinen Jungen kann mit einer Packung Antibiotika geholfen werden, lassen wir den Arzt eben an ein Wunder glauben, das zweite Problem wird von Sabrina und Granny mit Mut und Eigensinn angegangen. Selbst als ein weiterer Mord geschieht und Granny in Lebensgefahr gerät, lassen sie sich nicht aufhalten.
Den Krimi von Angelika Godau muss man mit einem Augenzwinkern lesen. Aber die Sprünge ins Kaiserreich und die damaligen Lebensumstände in Verbindung mit Heute zu bringen, macht der Autorin und auch mir als Leserin Spaß. Manches ist natürlich überspitzt, da ist zum einem Granny mit ihren Vorstellungen von Moral und Sitte, die sie aber nicht hindern, bei ihrer Ururenkelin verschämt um eine Packung Kondome zu bitten, schließlich schätzt sie die heimlichen, innigen Stunden mit ihrem Verlobten. Manchmal scheint nicht jede Reaktion ganz logisch, aber bei diesem Plot steht eine straffe Krimihandlung auch nicht im Vordergrund. Locker geschrieben und amüsant zu lesen, bietet der Krimi gute Unterhaltung gleich auf zwei Zeitebenen.
Lediglich auf den angekündigten Weihnachtsbraten müssen alle verzichten, die Vierbeiner der Familie waren schneller.

Veröffentlicht am 25.10.2017

Mord auf Higher Barton

Auf Eis gelegt
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Sandra Flemming hatte eigentlich gehofft den Posten als Managerin eines neuen Romantikhotels in Cornwall zu erhalten. Stattdessen bekommt sie ihren Kollegen Harris Garvey vor die Nase gesetzt. Vor Jahren ...

Sandra Flemming hatte eigentlich gehofft den Posten als Managerin eines neuen Romantikhotels in Cornwall zu erhalten. Stattdessen bekommt sie ihren Kollegen Harris Garvey vor die Nase gesetzt. Vor Jahren hatte sie eine Affäre mit ihm, eine Jugendsünde, die sie schon oft genug bereut hat. Sie weiß, dass die Zusammenarbeit schwierig werden wird, aber sie beißt die Zähne zusammen. Keine zwei Tage später wird Garvey tot aufgefunden, der Safe steht offen und 10.000 Pfund sind verschwunden. Sandra gerät sofort in Verdacht und niemand glaubt an ihre Unschuld.
Die zauberhafte Landschaft von Cornwall spielt eine große Rolle in diesem typischen Cosy Krimi. Nicht nur Sandra ist sofort von ihrer neuen Wirkungsstätte begeistert, die Autorin lässt auch die Leser gleich zu Cornwall Fans werden, wenn sie nicht schon den Krimi deswegen ausgewählt haben.
Wie so oft, muss die Hauptverdächtige selbst die Initiative ergreifen und nach Spuren suchen. Begleitet von neuen Freunden, die ihr zur Seite stehen. Ein kleiner Kreis von Mitwirkenden, die alle nicht ganz das sind, was sie vorgeben, verführt auch den Leser zum miträtseln und ermitteln. Sandra ist eine sehr sympathische Protagonistin, auch die anderen Figuren sind sehr farbig und manchmal auch etwas kauzig geschildert.
Es macht Spaß diesen Krimi zu lesen, der Schreibstil ist locker und der Krimi als typisches Whodunit-Rätsel aufgebaut. Da kann man leicht über die eine oder andere Ungereimtheit hinweglesen. Es ist schließlich Unterhaltung und kein Polizeibericht. Ich habe mich jedenfalls sehr gut auf „Higher Barton“ unterhalten und da Sandra zum Schluss Inspektor Bourke nicht nur von ihrer Unschuld überzeugt hat, liegt es nahe, dass man dem Paar auch wieder begegnen wird.

Veröffentlicht am 29.09.2017

Ein schicksalhafter Augenblick

Morgen ist es Liebe
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Martin Hallberg, erfolgsverwöhnter Anwalt, gibt sich die Schuld am Tod seiner Frau. Darüber hat er seinen Lebenswillen verloren, er verlässt sein Heim und lebt als Bettler und Landstreicher, bis er beschließt, ...

Martin Hallberg, erfolgsverwöhnter Anwalt, gibt sich die Schuld am Tod seiner Frau. Darüber hat er seinen Lebenswillen verloren, er verlässt sein Heim und lebt als Bettler und Landstreicher, bis er beschließt, seinem Leben ein Ende zu machen. Der Abschiedsbrief an die Familie ist geschrieben und steckt in der Manteltasche, als er von seiner Bank im verschneiten Weinberg einen Autounfall beobachtet.
Dr. Alexandra Novak kommt spät von einer Weihnachtsfeier, sie will trotz widriger Straßenverhältnisse schnell zum Haus der Mutter um dort ihren Weihnachtsurlaub zu verbringen. Sie wählt eine Abkürzung durch Weinberge, verliert die Gewalt über den Wagen. Martin kann sie im letzten Augenblick aus dem brennenden Auto ziehen, deckt sie mit seinem Mantel zu und verschwindet.
Ein schicksalhafter Augenblick, der das Leben zweier Menschen verändern wird. Das ist die Ausgangslage für diesen zauberhaften Roman, der wie geschaffen ist für die Weihnachtszeit. Eine berührende Stimmung und Herzenswärme durchzieht das Buch, ohne jemals in Kitsch abzugleiten. Das hat mir ganz besonders gefallen, denn die Gratwanderung zwischen Gefühl und Kitsch ist oft schwierig. Erstaunlich wie es der Debütautorin gelingt, diese Gefahr zu umgehen. Dafür sorgt auch immer wieder eine witzige Begebenheit oder die Kabbelei mit der überfürsorglichen Mutter. Die Sprache ist sicher und niveauvoll, die Figuren sind lebensecht dargestellt und mir schnell ans Herz gewachsen.
Mir hat der Roman gut gefallen, auch wenn die Geschichte recht vorhersehbar war und sich gegen Ende hin leicht zog. Es ist ein Debütroman und ich denke, die Autorin hat Potential. Sie hat hier schon Unterhaltung mit Anspruch und genau den richtigen Lesestoff für die Winterzeit abgeliefert, wenn man gern an Weihnachtswunder glaubt.
Deshalb gibt es auch aufgerundet 4 Sterne.