Marthe Distel ... eine kluge und starke Frau mit Durchsetzungsvermögen ...
Mademoiselle Marthe und die Küche der FreiheitWenn der Name Ulrike Renk auf dem Cover steht, kann man eigentlich durch die Bank eine großartige Geschichte erwarten. Und so wurde ich auch diesmal nicht enttäuscht. Da ich selbst sehr gerne schnipple, ...
Wenn der Name Ulrike Renk auf dem Cover steht, kann man eigentlich durch die Bank eine großartige Geschichte erwarten. Und so wurde ich auch diesmal nicht enttäuscht. Da ich selbst sehr gerne schnipple, koche und brate, war ich natürlich unheimlich neugierig auf die Geschichte der Marthe Distel, der es vor 130 Jahren gelang, sich in der von Männern dominierten Welt der „Cuisine“ zu behaupten und die über ihre Grenzen hinaus bekannte Kochschule Le Cordon Bleu zu gründen. Wir lernen sie als junges Mädchen kennen, als sie nach dem Tod des Vaters gemeinsam mit ihrer Mutter bei ihrer Großmutter Joséphine in den Vogesen ein neues Zuhause findet. Eigentlich wäre sie glücklich dort, im Einklang mit der Natur, umgeben von den zwei Frauen, die sie liebt. Doch ihre Mutter und Großmutter haben Größeres mit ihr vor. Sie soll nicht in der Einsamkeit versauern, sondern die große, weite Welt erobern. Schon früh bringen sie ihr kochen und Haushaltsführung bei. Ihre Mutter Julie strebt zudem eine anständige Schulausbildung für ihr Kind an, und so wagen Mutter und Tochter schließlich den großen Schritt und ziehen nach Paris. Marthe findet schon bald Gefallen am Leben in der Stadt, lernt fleißig und träumt von einer Karriere als Journalistin. Doch alles kommt anders als gedacht und bald schon verhilft ihr das von Joséphine und Julie erlernte Wissen zu einer Position der besonderen Art …
Beide Schauplätze – der Hof in den Vogesen als auch das Leben in Paris – werden sehr bildhaft und anschaulich beschrieben, so dass man beim Lesen das Gefühl bekam, direkt am Geschehen teilzunehmen. Sehr gut haben mir die ausführlichen Beschreibungen zu den Gerichten gefallen, und ich bekam direkt Lust, das ein oder andere nachzukochen. Allerdings hätte ich mir noch ein wenig mehr zum Thema Kochschule gewünscht, die kam meines Erachtens ein bisschen zu kurz. Nichtsdestotrotz ist der Roman rund um Mademoiselle Marthe einfach zauberhaft und auf jeden Fall eine Reise nach Frankreich wert. Ganz entzückend fand ich auch die Idee, das Buch selbst in ein 5-Gänge-Menü zu verwandeln, bei dem zu Beginn ein Amuse-Gueule, gefolgt von einem Entrée, einer warmen Vorspeise, der Hauptspeise und zum Schluss ein Dessert serviert werden. Wenn das nicht Lust auf Lesen, Kochen und Genießen macht, dann weiß ich auch nicht. Von mir gibt es für Marthe Distel und ihre Geschichte dampfende und duftende vier Sterne gepaart mit einer unbedingten Leseempfehlung. Ich sage hier einfach mal, lasst es euch schmecken und bon appétit !!!