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Veröffentlicht am 17.09.2024

Mut zur Offensive

Peggys Perioden-Projekt – Paint it red!
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In "Peggys Perioden Projekt" von Franziska Höllbacher begleiten wir die 13-jährige Peggy auf einem spannenden Lebensabschnitt der mit dem Einsetzen ihrer Periode losgeht. Peggy erlebt diesen wichtigen ...

In "Peggys Perioden Projekt" von Franziska Höllbacher begleiten wir die 13-jährige Peggy auf einem spannenden Lebensabschnitt der mit dem Einsetzen ihrer Periode losgeht. Peggy erlebt diesen wichtigen Moment in der Schule, wo sie sich bloß gestellt fühlt und lächerlich gemacht wird. Durch Anregung von Lisbeth - einer Art "coolen Oma", beschließt sie, zusammen mit ihrer Freundin Leni eine Kunstausstellung zum Thema Menstruation zu organisieren.

Das Buch spricht typische Teenager-Probleme an, die viele junge Mädchen erleben, und schildert, wie Peggy diese Herausforderungen mit der Unterstützung ihrer Freunde meistert. Besonders sympathisch ist die moderne und altersgerechte Art und Weise, wie die Autorin das Thema „erste Periode“ beschreibt. Es wird enttabuisiert und auf eine coole, frische Weise in den Mittelpunkt gerückt. Witzige Illustrationen und eingefügte Informationen, kombiniert mit den eingefügten Chats, lockern die Geschichte auf und sorgen für eine dynamische und lebendige Erzählweise.

Insgesamt ist "Peggys Perioden Projekt" ein sehr gelungenes, modernes Jugendbuch, das nicht nur zum Lachen und Nachdenken anregt, sondern auch einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leistet. Franziska Höllbacher zeigt, wie viel Potenzial darin steckt, wenn man vermeintlich „peinliche“ Themen mutig und kreativ angeht.

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Veröffentlicht am 08.09.2024

Zeigt die vielschichtige Entwicklung Deutschlands

111 Orte, die von deutscher Geschichte erzählen
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"111 Orte, die von deutscher Geschichte erzählen" von Ralf Nestmeyer ist ein erfrischendes und kurzweiliges Sachbuch, das Leser*innen dazu anregt, sich mit geschichtsträchtigen Orten in Deutschland neu ...

"111 Orte, die von deutscher Geschichte erzählen" von Ralf Nestmeyer ist ein erfrischendes und kurzweiliges Sachbuch, das Leser*innen dazu anregt, sich mit geschichtsträchtigen Orten in Deutschland neu auseinanderzusetzen. Die Struktur des Buches mit seinen kurzen Kapiteln ermöglicht ein leichtes und angenehmes Lesen. Der Autor hat die Orte chronologisch sortiert, was ihm hervorragend gelungen ist und das Buch wie einen spannenden Streifzug durch die deutsche Geschichte erscheinen lässt.

Besonders hervorzuheben ist, dass nicht nur die bekannten, politischen Orte der Geschichte thematisiert werden, sondern auch alltägliche, aber bedeutende Ziele wie die erste Pizzeria oder die erste Jugendherberge in Deutschland. Dies sorgt dafür, dass auch erfahrene Geschichtskenner noch auf interessante neue Entdeckungen stoßen können.

Die Gestaltung des Buches ist ebenfalls gelungen: Jede Doppelseite widmet sich einem historischen Ort, wobei der Text und ein aussagekräftiges Foto zusammen mit den Informationen eine ansprechende visuelle und inhaltliche Einheit bilden. Besonders praktisch ist, dass man das Buch nicht linear lesen muss – man kann sich nach Belieben einen Ort aussuchen und sofort loslesen. Für weiterführendes Interesse bietet der Autor zudem Literaturempfehlungen an, die die Themen vertiefen.

Das Buch eignet sich nicht nur für Geschichtsinteressierte, sondern auch als Geschenk, das Freude macht und Wissen vermittelt. Ralf Nestmeyers Werk ist eine klare Empfehlung für alle, die Deutschland aus einem neuen Blickwinkel erleben möchten.

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Veröffentlicht am 06.09.2024

Ein Blick in die bedeutsame Vergangenheit eines verblassten Genies

Adagio
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"Adagio" von Maria Regina Kaiser ist ein fesselnder biographischer Roman, der das Leben von Clara Schumann nach dem Tod ihres Mannes Robert Schumann beleuchtet. In eindrucksvoller Weise schildert die Autorin, ...

"Adagio" von Maria Regina Kaiser ist ein fesselnder biographischer Roman, der das Leben von Clara Schumann nach dem Tod ihres Mannes Robert Schumann beleuchtet. In eindrucksvoller Weise schildert die Autorin, wie Clara mit den Herausforderungen des Lebens als Witwe und Mutter von sieben Kindern umgeht, während sie sich gleichzeitig weiterhin in der Welt der Musik behauptet.

Das Buch zeichnet ein lebendiges Bild von Clara Schumann, die sich nach dem Verlust ihres Mannes nicht unterkriegen lässt, sondern in der Musik und in den Erinnerungen an Robert Trost findet. Diese Erinnerungen sind allgegenwärtig – in seinen Noten, in der Musik und vor allem in den gemeinsamen Kindern. Maria Regina Kaiser zeigt, wie Clara sich trotz der widrigen Umstände neu aufrichtet, sich an ihren Kindern und ihrem neuen Heim in Baden-Baden erfreut und von der Gesellschaft der großen Künstler jener Zeit inspiriert wird.

Besonders eindrucksvoll ist die Darstellung der Freundschaft zwischen Clara Schumann und dem jungen Komponisten Johannes Brahms. Die beiden Künstler verbindet über Jahrzehnte eine enge Freundschaft, die von Respekt, Zuneigung und gemeinsamer Leidenschaft für die Musik geprägt ist. Johannes Brahms ist in der Geschichte eine ständige Präsenz, ein Unterstützer und Bewunderer Claras, und doch bleibt ihre Beziehung stets im Schatten des Verstorbenen – Robert Schumann.

Die Atmosphäre im Buch wird durch die Begegnungen mit anderen Künstlern der Zeit noch bereichert, darunter Pauline Viardot, Iwan Turgenjew und Anton Rubinstein, die alle in Baden-Baden aufeinander treffen. Clara und Johannes stehen hier gemeinsam gegen den übermächtigen Einfluss von Richard Wagner und finden in der Musik eine gemeinsame Sprache.

Das Ende der Geschichte ist von Traurigkeit geprägt. Trotz ihrer großen Erfolge und ihres Ruhms werden Clara Schumann und Johannes Brahms in ihren letzten Lebensjahren von Schicksalsschlägen, Krankheit, Einsamkeit und finanziellen Schwierigkeiten verfolgt. Maria Regina Kaiser fängt die bittersüßen letzten Jahre der beiden Künstler mit viel Feingefühl ein und zeigt, wie wenig von ihrem einstigen Glanz übrig bleibt.

"Adagio" ist ein tief bewegender Roman, der nicht nur das Leben von Clara Schumann und ihre Freundschaft zu Johannes Brahms in den Mittelpunkt stellt, sondern auch die emotionalen Höhen und Tiefen einer starken Frau und begnadeten Künstlerin, die trotz aller Widrigkeiten ihren eigenen Weg findet.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Eine Hommage an die Stärke der Frauen

Die Schwarzgeherin
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Regina Denks Roman „Die Schwarzgeherin“ ist ein eindrucksvolles Werk, das den Leser in das Leben eines abgelegenen Dorfes in den Tiroler Alpen des 19. Jahrhunderts entführt. Im Mittelpunkt steht die 18-jährige ...

Regina Denks Roman „Die Schwarzgeherin“ ist ein eindrucksvolles Werk, das den Leser in das Leben eines abgelegenen Dorfes in den Tiroler Alpen des 19. Jahrhunderts entführt. Im Mittelpunkt steht die 18-jährige Theres, deren Schicksal durch die patriarchalen Strukturen ihrer Gemeinschaft leidvoll geprägt ist. Die Geschichte fängt nicht nur die Atmosphäre der Zeit und des Ortes ein, sondern vermittelt auch ein authentisches Gefühl durch die Verwendung des regionalen Dialekts, der die Figuren und Schauplätze zum Leben erweckt.

Die Kraft des Romans liegt in seiner schonungslosen Darstellung einer kargen und wortkargen Welt, in der die Zeit scheinbar stehengeblieben ist. Denks Prosa zeichnet ein eindringliches Bild des harten Lebens in den Bergen, wo Freiheit und Selbstbestimmung keine Selbstverständlichkeiten sind. Theres’ Wunsch, den vorgezeichneten Weg zu verlassen und ihr eigenes Leben zu gestalten, ist nachvollziehbar und zutiefst menschlich.

Doch nicht nur Theres' Geschichte wird eindrucksvoll erzählt. Auch ihre Mutter, eine Frau, die in großer Einsamkeit lebt, wird mit großer Empathie beschrieben. Beide Frauen ringen um Freiheit, doch ihre gesellschaftlichen Umstände setzen ihnen enge Grenzen. Die Kommunikation, oder vielmehr das Versagen dieser, ist ein zentrales Thema des Romans. Wenn Menschen nicht gelernt haben, über ihre Fehler zu sprechen, wenn Misstrauen und Missgunst dominieren und tradierte Hierarchien nicht hinterfragt werden, bleiben am Ende alle Beteiligten auf der Strecke.

Denks Roman ist weit mehr als nur eine spannende Geschichte; es ist eine tiefgründige Erzählung über den Mut und die Kraft von Frauen, sich gegen die Widerstände ihrer Zeit zu behaupten.

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Veröffentlicht am 29.08.2024

Rückblick auf ein besonderes Lebenswerk

Lernen, den Tiger zu reiten
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Der körperorientierte Heilungsansatz "Somatic Experiencing" hat sich inzwischen weltweit als angesehene Methode etabliert. Die zahlreichen Bücher zu diesem Thema hat sicher schon jeder mal in der Hand ...

Der körperorientierte Heilungsansatz "Somatic Experiencing" hat sich inzwischen weltweit als angesehene Methode etabliert. Die zahlreichen Bücher zu diesem Thema hat sicher schon jeder mal in der Hand gehabt, der sich mit Traumabewältigung beschäftigt. Das jetzige Buch zeigt nun auch den Begründer dieser Methode, Peter A. Levine, von einer ganz neuen Seite: Der Leser wird zurück in die Kindheit des Autors geführt und begleitet diesen bei den zum Teil schockierenden Erlebnissen. Dem folgt die stückweise Bewältigung, die fast sein gesamtes Leben in Anspruch nimmt. Der "Tiger" - als Sinnbild für die erfahrene Bedrohungssituation - ist als Angstmuster abgespeichert. Durch spirituelle Erfahrungen, Unterstützung von anderen Menschen und seiner unermüdlichen Wissbegier, lernt der Autor, die Energie des Tigers als eigene Kraft zu nutzen. Er wird angetrieben von einer Sehnsucht, eine Heilmethode zu entwickeln, die eine Brücke zwischen schamanischen Wissen und moderner Medizin schlägt. Der beschriebene Lebensweg wird schonungslos offen und mit intimen Einblicken geschildert. Bemerkenswert ist die ehrliche und - trotz seiner Errungenschaften - sehr demütige Darstellung seines Lebens mit all seinen Schwächen und Defiziten. Fazit: Absolut empfehlenswert für alle, die sich ansatzweise für Psychologie, alternative Heilmethoden oder Traumabewältigung interessieren.

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