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Veröffentlicht am 06.09.2024

Herrlich schräge Dialoge

Lady Hardcastle und der Todesflug
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Im August 1911 erschüttert ein schrecklicher Todesfall das Dorf Littleton Cotterell. Auf dem Gelände der Flugzeugfabrik ganz in der Nähe des Ortes hat es bei einem Fallschirmtest ein Unglück gegeben. Das ...

Im August 1911 erschüttert ein schrecklicher Todesfall das Dorf Littleton Cotterell. Auf dem Gelände der Flugzeugfabrik ganz in der Nähe des Ortes hat es bei einem Fallschirmtest ein Unglück gegeben. Das Innenministerium mit Lady Hardcastles Bruder Harry vermutet, daß es in der Firma einen Spion gibt. Der Verdacht bestätigt sich, als geheime Pläne aus dieser Firma bei einem Toten gefunden werden. Also beauftragt man Lady Hardcastle und ihre Zofe Florence Armstrong, den Spion zu entlarven. Das gefällt den technikbegeisterten Damen außerordentlich gut. Lady Hardcastle gibt sich als potentielle Käuferin für ein kleines, wendiges Flugzeug aus und so bekommt sie Zutritt zu den Produktionshallen und den Büroräumen. Sie decken einige Geheimnisse auf, nur der Spion macht es ihnen nicht leicht. Doch wer die Lady und ihre Zofe Flo überlisten will, muß erst noch geboren werden.

Der neue Fall aus der "Lady Hardcastle" Serie heißt "Lady Hardcastle und der Todesflug". Auch diesmal spart T E Kinsey nicht mit humorvollen Dialogen, die die guten britischen Krimis so einzigartig machen. Es ist immer wieder wohltuend, sich die Personen vorzustellen und über ihre Eigenarten zu Schmunzeln. Doch bei allem Humor ist im Hintergrund die Kriegsgefahr nicht zu vergessen. Deshalb kommt es in der Handlung zu spannenden Verwirrspielen, die erst nach und nach zur Lösung des Falles führen. Der Leser kann nach Herzenslust mitraten und seinen kriminalistischen Spürsinn testen. Das macht einen Riesenspaß, auch wenn die Lady und ihre Zofe immer einen Schritt voraus sind. Die zwei sind einfach die Besten!

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Veröffentlicht am 04.09.2024

Eine bewegende Lebensgeschichte

Vielleicht können wir glücklich sein
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Nach dem Tod ihrer Großmutter Klara will Isabell ein Buch über ihr Leben schreiben. Dazu hört sie alle Tonbänder, denen Klara ihre Erinnerungen anvertraut hat, ab und liest die alten Tagebücher ihres Großvaters ...

Nach dem Tod ihrer Großmutter Klara will Isabell ein Buch über ihr Leben schreiben. Dazu hört sie alle Tonbänder, denen Klara ihre Erinnerungen anvertraut hat, ab und liest die alten Tagebücher ihres Großvaters aus seiner Zeit als Soldat im Krieg und in der Gefangenschaft. Was Isabell da hört und liest, zeichnet ein ganz neues Bild von ihrer strengen Großmutter. Wie sie versucht hat, für ihre vier kleinen Kinder in Kriegszeiten etwas Normalität und Geborgenheit aufrecht zu erhalten, während ihr Mann als Soldat in Schlesien kämpfen mußte. Eine ganz besondere Frage hat Klara ihr ganzes Leben bewegt: Was ist aus dem kleinen Judenmädchen Tolla geworden, welches sie zehn Jahre verzweifelt versucht hat, vor dem grausamen Lager zu schützen? Isabell fühlt sich verpflichtet, diese Frage für ihre Großmutter zu beantworten.

"Vielleicht können wir glücklich sein" ist der Abschluß einer Serie von Alexa Hennig von Lange. Was mit "Die karierten Mädchen" begann, wird jetzt sehr bewegend zu Ende erzählt. Wenn man zuerst das Gefühl hatte, Großmutter Klara wäre eine eiskalte Frau gewesen, so kann man sie jetzt sehr viel besser verstehen. Sie hat so einiges erleben müssen und diese Ereignisse haben sie zu der Frau gemacht, die ihre Enkelin gekannt hat. Die späte Annäherung an die Großmutter hat die Autorin sehr rührend beschrieben. Durch die Tonbandberichte ist der Leser Klara so nahe gekommen, daß man ihren Verlust deutlich spürt. Der Leser kennt Klara besser als die meisten Familienmitglieder. Dafür sorgt die Autorin mit ihrer klaren Erzählweise. Sie beschreibt alle Situationen ohne Haß zu schüren. "Vielleicht können wir glücklich sein" ist keine heitere Ferienlektüre. Ich habe dieses Buch trotzdem genossen.

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Kein Nonsensbuch

Pi mal Daumen
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Moni Korsinsky fällt sofort auf, wenn sie erscheint. Sie liebt bunte Kleidung, knallroten Lippenstift und läuft auf hohen Absätzen durch ihre Welt. Diese Welt bestand bis jetzt aus mehreren Nebenjobs, ...

Moni Korsinsky fällt sofort auf, wenn sie erscheint. Sie liebt bunte Kleidung, knallroten Lippenstift und läuft auf hohen Absätzen durch ihre Welt. Diese Welt bestand bis jetzt aus mehreren Nebenjobs, drei Enkelkindern und einer Familie, die sie sehr beansprucht. Doch jetzt will Moni sich einen Traum erfüllen. Sie will Mathematik studieren! Am ersten Tag an der Uni begegnet sie Oscar. Der ist erst 16 Jahre alt, hochbegabt, adlig, aber hat vom Leben keine Ahnung. Diese beiden gegensätzlichen Menschen bilden zunächst eine Zweckgemeinschaft, aus der schnell Freundschaft wird. Sie merken bald, daß sie voneinander lernen können und wollen ihr Mathestudium bis zum Abschluss durchziehen. Doch mit ein paar Schwierigkeiten haben sie dann doch nicht gerechnet...

Der erste Eindruck, den der Roman "Pi mal Daumen" hinterlässt, ist etwas irreführend. Ich erwartete ein lustiges Buch über zwei Außenseiter und über das Studentenleben im allgemeinen. Doch die Autorin Alina Bronsky hat mich überrascht. Sie zeigt mit launigen Worten, wie Vorurteile die Menschen beeinflussen können. Da ist die ältere Frau aus einfachen Verhältnissen, die immer nur für die Familie da war. Sie hat ihren Traum vom Mathestudium stets unterdrückt. Sie schafft das nie! Dagegen ist für den hochbegabten Oscar das Studium nur ein Klacks! Alina Bronsky räumt mit ihrer zunächst witzigen Geschichte damit schnell auf. Die Handlung wird immer hintergründiger. Zum Schluß beschreibt sie auch noch, mit welchen Tricks manche Professoren ihr angekratztes Ego aufpolieren. Dabei bleibt der Humor aber nicht auf der Strecke. Diese Geschichte gibt dem Leser etwas mit auf den Weg. Man sollte einen Menschen nie unterschätzen - aber ein Buch auch nicht!

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Veröffentlicht am 29.08.2024

Spannung der Extraklasse

Finster
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Im Mai 1986 verschwindet ein 13jähriger Junge spurlos vom Jahrmarkt in Katzenbrunn. Seit Jahren verschwinden in dem Dorf immer wieder Kinder. Kriminalkommissar a. D. Hans Stahl hatte kurz vor seiner Pensionierung ...

Im Mai 1986 verschwindet ein 13jähriger Junge spurlos vom Jahrmarkt in Katzenbrunn. Seit Jahren verschwinden in dem Dorf immer wieder Kinder. Kriminalkommissar a. D. Hans Stahl hatte kurz vor seiner Pensionierung mit solch einem Fall in Katzenbrunn zu tun, konnte diesen Fall jedoch nicht lösen. Er beschließt, die Ermittlungen wieder aufzunehmen und kehrt zurück nach Katzenbrunn und seiner psychiatrischen Klinik, stößt auf verstörende Geheimnisse und muß sich mit seinen Ermittlungen beeilen, denn nun ist erneut ein Junge verschwunden.

Selten hat mich ein Buch so gefesselt, wie es "Finster" von Ivar Leon Menger geschafft hat. Hier beginnt man mit dem Lesen und kommt nicht mehr vom Buch los. Die Handlung spielt im Jahr 1986, eine Zeit, in die ich mich sehr gut hineinversetzen konnte und mir einiges bekannt vorkam. Der Autor hat hier einige kleine Details eingebaut, die zur Authentizität und Atmosphäre der Handlungszeit beitrugen. Hans Stahl war mir von Beginn an sehr sympathisch. Er fühlt sich schuldig am verschwinden weiterer Kinder und gibt nicht auf, bis er den Fall gelöst hat. Dabei muß er sich mit den Dorfbewohnern auseinandersetzen, die der Autor überwiegend undurchschaubar dargestellt hat. Sie alle haben ihre Geheimnisse und man verdächtigt wirklich jeden. Man verfolgt viele Spuren und die Handlung nimmt immer wieder überraschende Wendungen. Ivar Leon Menger hat einen unheimlich fesselnden, leicht lesbaren Schreibstil. Geschickt führt er den Leser permanent in die Irre, baut die Handlung logisch auf und verschafft ihr ein überzeugendes Ende.

Ich habe dieses Buch verschlungen und kann es sehr empfehlen!

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Veröffentlicht am 21.08.2024

Spannend und amüsant

Der Tote im Seebad
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Eva Laws ist eine junge Witwe. Sie besitzt ein Hotel im Ostseebad Laboe und hat es zu einem der besten Häuser am Ort ausgebaut. Das wird im Jahr 1958 von vielen mit Argwohn beobachtet. Jetzt wird im Hotel ...

Eva Laws ist eine junge Witwe. Sie besitzt ein Hotel im Ostseebad Laboe und hat es zu einem der besten Häuser am Ort ausgebaut. Das wird im Jahr 1958 von vielen mit Argwohn beobachtet. Jetzt wird im Hotel ein Film gedreht und das Hotel ist ausgebucht. Eva sieht sich am Ziel ihrer Träume. Als bei einem Gala-Diner zu Ehren der Filmstars ein bekannter Reeder stirbt, brodelt es in der Gerüchteküche. Es wird schnell von Mord gesprochen. Die Polizei rückt an und ermittelt im Hotel . Eva erkennt in Kommissar Matthiesen ihren Jugendfreund Paul und bietet ihm ihre Hilfe an. Nach anfänglicher Skepsis nimmt Paul ihr Angebot an und Eva hat großen Erfolg bei ihren Ermittlungen. Dabei kommen sich die zwei auch privat näher, aber für Eva zählt angeblich nur der gute Ruf ihres Hotels.

"Der Tote im Seebad" ist ein origineller Ostsee-Krimi. Da die Handlung im Jahr 1958 spielt, ist vom heutigen Ort Laboe nicht viel wiederzuerkennen. Trotzdem ist es wirklich interessant, die Örtlichkeiten zu vergleichen. Die Autorin Nele Andersen beschreibt das Leben in einem kleinen Ort, wo jeder jeden kennt, sehr realistisch. Wenn man sich dazu noch vorstellt, welche Moralvorstellungen die Menschen in den 50er Jahren hatten, kann man sich gut vorstellen, mit welchen Schwierigkeiten Eva zu kämpfen hatte. Der Roman ist spannend und amüsant zugleich. Dieses Gleichgewicht wird vol Nele Andersen ganz hervorragend hergestellt, indem sie die Personen manchmal privat ziemlich unperfekt erscheinen läßt, während sie als Ermittler schnell einige Erfolge verbuchen können. Der lockere Schreibstil trägt auch dazu bei, daß man sich beim Lesen total entspannen kann. Am besten natürlich am Ostseestrand bei Laboe.

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