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Veröffentlicht am 10.08.2017

Unbefriedigendes Ende

Außer sich
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Aber nur weil etwas nett anfängt, heißt das noch lange nicht, dass sich daraus nichts entwickeln kann, was man ganz und gar nicht mehr nett nennen kann. Und wenn alles so anfängt, woher soll man wissen, ...

Aber nur weil etwas nett anfängt, heißt das noch lange nicht, dass sich daraus nichts entwickeln kann, was man ganz und gar nicht mehr nett nennen kann. Und wenn alles so anfängt, woher soll man wissen, was daraus wird?
- Seite 55



Inhalt:
Seit Romy vergewaltigt wurde, ist nichts mehr wie zuvor. Nicht nur, dass sie das Vertrauen in andere Menschen verloren hat, ihr glaubt auch niemand...
Zwischen Mobbingattacken und ihren Ängsten, keimt aber auch ein Funke Hoffnung mit dem Namen Leon..

Meine Meinung:
Es ist beeindruckend wie einfühlsam und authentisch Courtney Summers es schafft, Romys Situation und Gefühle dem Leser verständlich zu machen.
Es gibt wirklich wenig Autoren, die mir bisher begegnet sind, die dies schaffen!

Romy verliert sich zu Beginn sehr in ihren Ängsten. Sie ist wütend auf die anderen... aber was wichtiger ist, sie entwickelt einen regelrechten Selbsthass.
Sie denkt, sie wäre kaputt und für niemanden mehr gut.

Romy entwickelt sich charakterlich sehr schnell, was hier wirklich gut ist. Sie lernt mit ihren Ängsten umzugehen und sich ihnen zu stellen, da sie teilweise irrational sind, da die Gefahr ja eigentlich schon längst vorbei ist.
Dennoch bleibt die Unsicherheit, die Selbstzweifel und der Selbsthass lange bestehen.
Für uns als Leser sind all diese Gefühle und Gedanken gut nachzuvollziehen, wenn man auch über einige Sätze leicht den Kopfschütteln muss...
Schließlich gibt es keine Entschuldigung für Vergewaltigung... Doch Romy sucht die Schuld nicht nur beim Täter, sondern auch bei sich selbst... Nur logisch, wenn man bedenkt, dass die ganze Stadt gegen sie ist...

Ich öffne meine Augen. Ich muss von Leon wissen, wer er ist. Er muss es mir in einer anderen Form von Sprache mitteilen, denn es gibt nur einen Weg, herauszufinden, ob ich bei ihm wirklich sicher bin. Mit Reden geht das nicht.
- Seite 63

Doch dann muss Romy sich allem stellen, was ihr solche Angst macht... Sie muss darüber reden... Sie muss versuchen, Penny zu helfen... Penny... ihre beste Freundin... nach einer Party verschwunden... Wiederholt sich hier das Geschehen?

Und plötzlich scheint Romys Welt wieder heller zu werden. Auch wegen Leon... Denn man darf das Schöne nicht aussperren, aus Angst, dass es was Schlechtes werden könnte...

Einzig das Ende des Buches hat mich etwas ratlos zurückgelassen...
Die Grundidee der Geschichte ist wohl abgehandelt und auch Romys charakterliche Wandlung scheint beendet und doch endet das ganze etwas offen...

Wir bekomme als Leser nicht zu erfahren, welche Konsequenzen auf die Schuldigen zu kommt und das lässt mich einer Menge Gefühlen zurück, bei denen ich mir nicht wirklich sicher bin, ob ich das Ende des Buches gut oder schlecht finden soll.

Veröffentlicht am 10.08.2017

Anderssein, Willenskraft und Erwachsen werden...

Einzig
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"Ich will das nicht, ich will das einfach nicht. In fünf Monaten und dreiundzwanzig Tagen habe ich Geburtstag, und ich bin fest entschlossen, einen Ausweg zu finden, damit das Teilen aufhört. Das schwöre ...

"Ich will das nicht, ich will das einfach nicht. In fünf Monaten und dreiundzwanzig Tagen habe ich Geburtstag, und ich bin fest entschlossen, einen Ausweg zu finden, damit das Teilen aufhört. Das schwöre ich."
- Seite 17


Inhalt:
Teva hat ein Jahr Zeit um herauszufinden, wie sie ihren Platz behalten kann... ihr Leben... denn an ihrem 17.Geburtstag wird sich durch eine Art Zellteilung eine neue Teva bilden und ihren Platz einnehmen...

Meine Meinung:
Die Idee von niemals weiter erwachsen werdenden Versionen von einem selbst, ist schon irgendwie gruselig.
Stellt euch das nur mal vor, ihr kommt von der Schule nach Hause und da warten eure früheren Ichs auf euch...

Da Tevas Mutter nicht möchte, dass die Welt Teva für einen Freak hält, darf immer nur die neueste Version von ihr raus in die Welt. Also sind die anderen für immer im Haus gefangen.
Kein Wunder, dass die 16-jährige Version das nicht als Zukunft haben möchte, schon gar nicht, wenn man bedenkt, dass sie Freunde und einen Freund hat.
Doch wie soll man einen Ausweg finden, wenn man nicht zum Arzt und niemandem die Wahrheit erzählen kann/darf?

Trotz der mitreißenden Idee konnte mich der Schreibstil leider zu Beginn nicht fesseln. Es erschien mir anfangs etwas gefühllos. Das legte sich aber zum Glück bald und ich bin tiefer ins Buch eingestiegen.
Und die Seiten flogen dann auch relativ schnell dahin.

Teva als Protagonistin war mir gleich sympathisch und irgendwie ist es auch faszinierend, wie gut, sie mit der Gesamtsituation zurecht kommt... Auch die Gefühle ihrer "Schwestern" - denn irgendwie sind ihre früheren Ichs das ja - waren mehr als verständlich. Wie soll man denjenigen nicht hassen, der einem das Leben in der Außenwelt nimmt...?
Schön fand ich hier auch, dass man nach und nach mitbekam, wie unterschiedlich die einzelnen Versionen von Teva sind.

Was ich nicht verstehe ist, warum vorne auf dem Cover Thriller steht. Meiner Meinung nach ist ein Thriller irgendwie etwas anderes. Was jetzt aber nicht negativ klingen soll, ich wollte es nur mal anmerken.

Aaaaaber trotz der anfänglichen Startschwierigkeiten mit dem Schreibstil kann ich das Buch nur empfehlen!
"Einzig" ist eine Geschichte über das Anderssein, Willenskraft und das Erwachsen werden auf die eine oder andere Art und Weise.

Veröffentlicht am 16.10.2024

Ich hatte leider deutlich mehr erwartet..

Berlin Friedrichstraße: Novembersturm
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Ich liebe Ulrikes Romane und freute mich sehr auf diese beiden historischen Werke. Dass der Verlag mir gleich beide Bände zur Rezension zur Verfügung stellte, war ein absoluter Glücksfall, sonst hätte ...

Ich liebe Ulrikes Romane und freute mich sehr auf diese beiden historischen Werke. Dass der Verlag mir gleich beide Bände zur Rezension zur Verfügung stellte, war ein absoluter Glücksfall, sonst hätte ich mit dem Lesen noch etwas warten müssen. Und ihr darauf, von mir zu hören.

Aber heute kommen wir erst einmal zum ersten Band:

Der Einstieg ins Buch fiel mir wie immer aufgrund des Sprachniveaus sehr leicht. In typischer Manier sehr detailliert beschrieben, entsteht ein klares Bild im Kopf. Dies gefiel mir ja schon immer sehr an den Büchern der Autorin.

Aber leider muss ich sagen, ihre anderen Bücher fand ich inhaltlich etwas besser. Versteht mich nicht falsch, mir hat „Novembersturm“ gefallen. Ich habe es gerne gelesen, doch dieses Mal war für mich nicht alles ganz rund. Die gesamte Geschichte kam einfach etwas langsamer in Fahrt und stockte dann auch mittendrin aufgrund von Informationsflut immer wieder.
Der informative Teil des Buches übernahm die Kontrolle über die Geschichte und so blieben die Figuren und ihre Entwicklung etwas hinterher. Einzig Ilse, die Schwester von Johannes könnte ich euch jetzt näher beschreiben, da sie mir mit ihrer klaren, deutlichen Meinungsäußerung im Kopf blieb. Für die restlichen Figuren hätte mir dieses Mal sogar ein Namensregister geholfen, welches ich sonst nie in Büchern vermisse und auch eigentlich nie benötige.

Ich weiß nicht, ob hier Corona beim Schreibprozess eine Rolle spielte, doch könnte ich mir gut vorstellen, dass Ulrike, die für gewöhnlich die Orte ihrer Romane zum Recherchieren aufsucht, dies vielleicht nicht konnte. Für mich entstand beim Lesen jedenfalls ein paar Mal der Eindruck, es würde aus einem Reisemagazin oder Lexikon möglichst viel Information vermittelt werden wollen. Dies hatte ich zuvor nie bei ihren Romanen…

Historisch betrachtet ist es wie alle Romane von Ulrike Schweikert halt sehr ausführlich. Normalerweise ist genau das der Grund, warum ich ihre Bücher so gerne mag. Dieses Verbinden von Realität und Fiktion in einem ausgewogenen Maß gelingt ihr für gewöhnlich sehr gut. Tatsächlich fand ich’s aber hier, wie oben bereits erwähnt, fast etwas zu viel. Die Politik der Weimarer Republik und das Aufkommen der Nazis war dennoch natürlich sehr interessant. Aber der Politische Teil nimmt hier sehr viel Raum ein, was man als Leser einfach mögen muss. Mich persönlich hat dieser Aspekt nicht wirklich gestört.

Noch eine Sache zum Klappentext: Manchmal sollte man ihn nicht lesen… Dieser vermittelte den Eindruck, der Bahnhof Friedrichsstraße würde im Mittelpunkt der Handlung stehen, doch scheinbar ist er nur der Aufhänger für die Vermittlung der Lebensumstände in den 1920ern, sowie die Dreiecksbeziehung der Protagonisten, die aber meiner Meinung nach zu kurz kam, wie die Figuren an sich leider auch.

Alles in allem kann man sagen, dass ich einfach deutlich mehr von der Geschichte erwartet hatte.
Und obwohl ich zunächst einige Schwierigkeiten damit hatte mich in die Figuren hineinzuversetzen und auch im Nachhinein nicht mehr wirklich viel von ihnen weiß, bin ich ihnen doch ganz gerne durch das Berlin der 20er Jahre gefolgt. Was aber auch daran liegt, dass mich die Politik der damaligen Zeit sehr interessiert und ich daher die Informationsflut nicht als allzu schlimm erachtet habe. Meine Rezension zum zweiten Band wird folgen. Aber vielleicht ist es ganz gut, dass es sich bei der Saga nur um eine Dilogie handeln soll.

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Veröffentlicht am 29.08.2024

Wichtige Thematik, leider nicht voll ausgeschöpft mit deutlich zu viel Alkoholgehalt für 12 Jahren

Goldene Steine
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Zu Beginn: Diese Rezension kann leider nicht ganz ohne Spoiler leben, da ich ein paar wichtige Punkte ansprechen muss, die für mich eine wichtige Rolle spielen, um dieses Buch empfehlen oder eben auch ...

Zu Beginn: Diese Rezension kann leider nicht ganz ohne Spoiler leben, da ich ein paar wichtige Punkte ansprechen muss, die für mich eine wichtige Rolle spielen, um dieses Buch empfehlen oder eben auch nicht empfehlen zu können.

Einen Blick auf die Meinung der Kinder- und Jugendlichen zum Thema Holocaust und Nationalsozialismus zu werfen ist wichtig. In der heutigen politischen Situation umso mehr…
Wie ihr wisst, gebe ich Büchern zu diesem Thema hier gerne Raum und freue mich immer, wenn es neue Bücher gibt, die auch Kindern diese Zeit und diesen Teil der Geschichte nahebringen.
Leider kann ich “Goldene Steine” aber nicht mit gutem Gefühl weiterempfehlen. Vor allem nicht in der Zielgruppe ab 12 Jahren. Was besonders bedauerlich ist, weil der Ansatz des Buches wirklich großartig gelungen ist:

Als Yara mit ihrem Vater in eine kleinere Wohnung umziehen muss, lässt sie nicht nur ihr gemütliches Zuhause und ihre nette ältere Nachbarin zurück, sondern auch die drei goldenen Steine vor ihrer Tür… Früher wusste sie nicht, was sie bedeuten, bis ihr Frau Winter die Geschichte von Ella und ihren Eltern erzählte…
Ella war ihre beste Freundin. Sie hatte einen tollen langen Zopf, um den Frau Winter sie beneidete. Und sie führte kleine Puppentheater für die Nachbarskinder im Hof auf. Ella war lustig, lebensfroh und sie durfte nie erwachsen werden.
Eines Tages war Ella nicht mehr da. “Abgeholt”, flüsterten die Erwachsenen hinter vorgehaltener Hand…
Frau Winter dachte lange, ihre Freundin sei nur in ein anderes Land gefahren, da ihre Eltern so oft über die Schweiz sprachen. Es war ein anderes Land, aber es war nicht die Schweiz. Es war Polen… Genauer gesagt waren sie in Chelmno… Und sie sollten diesen Ort nicht mehr lebend verlassen… Ella war erst 11 Jahre alt, als sie starb.

Aufgrund dieser Erzählungen von Frau Winter entwickelt Yara eine starke Abneigung gegen den Nationalsozialismus und besonders den Holocaust. Als sie Leon kennenlernt, der von zwei Neonazis zusammengeschlagen wurde, weil sie dachten, er wäre ein Jude, versteht sie, dass die Ausgrenzung und der Hass von damals auch heute leider noch eine Rolle spielt und drängt den Jungen dazu zur Polizei zu gehen. Doch die Polizisten nehmen Leon nicht ernst, da er gar kein Jude ist, sondern die Kippa, wegen der er geschlagen wurde, selbst gestohlen hat. Wobei man Leon zu Gute halten muss, dass er dachte, es wäre ein normales Käppi. Er wusste nichts von der religiösen Bedeutung. Was es natürlich dennoch zu einem Diebstahl macht. Im weiteren Verlauf der Geschichte komm Nikolai hinzu, der nun wirklich zur jüdischen Gemeinschaft der Stadt gehört und gemeinsam beschließen die Jugendlichen etwas gegen die Nazis in ihrem Viertel zu unternehmen.

Den Gedanken, dass sich die Kinder auflehnen, zur Polizei gehen und etwas unternehmen wollen, weil sonst wieder jeder am Ende sagt, sie wussten doch von nichts, fand ich an sich gut gelungen im Buch.
Aber gerade die Geschichte von Ella hätte für mich doch etwas mehr ausgeschmückt sein können. Ich bin leider mit der Umsetzung der Geschichte nicht sehr glücklich ehrlich gesagt. Besonders ein Punkt hat mich im Hinblick auf die Altersempfehlung des Buches sehr gestört. Nikolai, Leon und Yara sind um die 14 Jahre alt. Damit sind sie alle zu jung um Alkohol zu trinken. Natürlich weiß ich, dass die Jugend immer früher “erwachsen” wird und ich kann auch verstehen, wenn man mal ein Bier probieren will oder ähnliches. ABER wenn das Getränk der Wahl Bier ist, finde ich das in einem Buch ab 12 Jahren wirklich nicht okay. Jedes Mal wenn sich die Jugendlichen treffen, um die nächsten Schritte zu besprechen, wird dabei Bier getrunken. Als Leon auf dem Bahnsteig wartet, versucht er ein Bier zu kaufen, bekommt aber keins und meckert daraufhin, dass er in seinem Stadtteil überall welches bekommen würde. Nikolai geht in einer Szene sogar in einer Bar trinken, während er sich ein Fußballspiel anschaut. Dabei werden des weiteren mehrere Schnäpse getrunken, wenn ein Tor fällt oder ein Elfmeter gehalten wird… Klar, dass ihm in dem benebelten Zustand dann auch nicht mehr auffällt, dass er selbst Nazilieder grölt und mit dem Kerl, der Leon zusammengeschlagen hat, feiert. Diese Szene zeigt natürlich, dass wenn die Vorurteile unter den Tisch fallen, hier durch den Alkohol, ein friedliches Miteinander möglich ist, aber hätte man diesen Gedanken nicht auch anders verpacken können?
Ich finde den Alkoholgehalt des Buches deutlich zu hoch, als dass ich es mit gutem Gewissen in der angesprochenen Altersgruppe weiterempfehlen könnte. Zumal die Jugendlichen auch keinen Ärger von ihren Eltern dafür bekommen. Yara nimmt das Bier aus dem Kühlschrank ihres Vaters, ihm scheint es nicht aufzufallen, dass plötzlich drei oder vier Flaschen auf einmal fehlen… Leons Eltern sind lieber am Handy als sich mit ihrem Sohn zu beschäftigen, solange die Schule funktioniert… Und Nikolais Mutter spricht zwar aus, dass er nach Bier riecht und er noch nicht alt genug dafür ist, aber dreht sich auch im selben Moment um und geht kochen. Wenn ich nach dem Lesen schon dachte, ich könnte gut mal wieder ein Bier trinken, was denkt sich dann ein 12-jähriger beim Lesen… Cool, mal ausprobieren?
Vor allem bis auf in der Szene in der Kneipe spielt es inhaltlich keine Rolle, ob sie Wasser, Cola oder halt Bier trinken, warum muss ich dann zum Alkohol greifen lassen?

Schwierig fand ich auch die Verfolgung eines Neonazis. Die Jugendlichen heften sich an seine Fersen, sind zu dritt und haben am Ende Glück, dass eine Auto auf den Parkplatz einbiegt und der Nazi die Beine in die Hand nimmt und wegrennt. Es wird danach nicht einmal erwähnt, dass es gefährlich war, ihm einfach hinterherzugehen um dunkle Ecken, über den dunklen Parkplatz… Nur die Euphorie bleibt, dass der Neonazi weggelaufen ist. Die Gefahr, die leider in dieser Situation wohnt, wird außer Acht gelassen. In der Situation selbst hat Leon zwar Angst und Nikolai ist wütend, doch danach feiern sie, natürlich wieder mit Bier, und halten sich für besonders stark.

Aber nochmal zurück zum eigentlich gewollten Inhalt des Buches:
Den Blickwinkel von Nikolai fand ich sehr interessant, aber auch nur halb ausgestaltet leider.
Nikolai gibt an, dass er selbst kein Fan von Stolpersteinen sei, da man so ständig an die Vergangenheit und die schreckliche Gewalt damals erinnert werde. Auch ärgere es ihn, dass jeder tuscheln würde und das Gefühl hätte über Juden nicht reden zu dürfen. Die meisten würden mit dem Wort Jude nur den Holocaust verbinden und einen mitleidig ansehen… Direkt danach erzählt er Yara aber, dass er gut finde, dass für seine Großeltern und andere Familienmitglieder Stolpersteine in anderen Städten liegen würden. Ein Widerspruch in sich leider…

Ich habe mich bis hierhin nie wirklich mit den Gedanken der jüdischen Jugend zum Thema Holocaust auseinandergesetzt.
Zum Großteil kommt das denke ich auch aus dem Grund, dass heutzutage kaum jemand weiß, wer welcher Religion angehört. Früher lebte man seine Religion mehr in der Öffentlichkeit und die Leute wussten, wer zu welcher Gemeinde gehörte. Wer in die Kirche und wer zur Synagoge ging. Unsere Stadt hat Kirchen, Synagogen, Moscheen, buddhistische Tempel und sicherlich noch mehr religiöse Häuser und Orte. Dennoch weiß ich in den wenigsten Fällen, welche Glaubensrichtung der Mann von nebenan hat. Letztens habe ich durch Zufall erfahren, dass ein Teil der Familie eines Nachbarn Juden waren. Der Pastor erzählte bei der Trauerfeier von Flucht und dem Judentum der Eltern.
Heutzutage spielt die Religion nicht mehr so eine große Rolle in der Gesellschaft, sollte man meinen… Und sie sollte es zumindest nicht… Doch “Goldene Steine” zeigt deutlich auf, dass leider auch heute der “Rassengedanke” und die Diskriminierung nicht vom Tisch sind und sich auch in körperlicher Gewalt zeigen, was sich in unserer Gesellschaft nicht nur auf das Judentum bezieht. Leider rutschen Religionen wieder mehr in den Blickpunkt, wenn es um Politik und die Dynamik unserer Gesellschaft geht.

Ich finde Bücher zu solch aktuellen und brisanten Themen wichtig und auch gerade für die jüngere Generation, doch wie gesagt, kann ich dieses Buch nicht ab 12 Jahren empfehlen, da mir der Alkoholgehalt einfach zu hoch ist und das auf nur 208 Seiten. Auch bin ich der Ansicht, dass leider nicht das volle Potential dieser Geschichte ausgeschöpft wurde.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

[...] welchen Wert hat Stärke , wenn sie nur eine Fassade ist? - Seite 193

The Darkest Gold – Die Kämpferin
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Als ich letztes Jahr den ersten Band las, hatte ich mir all das, was der vierte Band liefert, gewünscht, dachte ich zumindest zu Beginn des Buches. Aber langsam...
Ich erwähnte damals, dass all die Demütigungen ...

Als ich letztes Jahr den ersten Band las, hatte ich mir all das, was der vierte Band liefert, gewünscht, dachte ich zumindest zu Beginn des Buches. Aber langsam...
Ich erwähnte damals, dass all die Demütigungen und das toxische Verhalten von Midas, sowie das Unterwerfen von Auren ein Ende haben würden und sie sich gegen das System und ihre eigene Schwäche auflehnen würde. Bereits im dritten Band versuchte Auren etwas an ihren Lebensumständen zu ändern. Sie wollte nicht mehr zurück in Midas' Käfig. Sie wollte ausbrechen... Und man, wie ihr das gelungen ist im Finale des dritten Bandes, beeindruckend.
Doch als sie auszubrennen und ihre Macht sie zu überwältigen drohte, konnte Slade sie nur aufhalten, in dem er sie verfaulen ließ... Und hier setzt nahtlos Band vier an.

Wir bangen mit Slade und den anderen um Aurens Leben, denn der Weg um sie in Sicherheit zu bringen ist lang und die Fäulnis darf nicht zu lange in ihr bleiben. Und tatsächlich braucht sie einige Zeit um wieder zu sich zu kommen, doch dann kommt endlich der Kampfgeist hervor, den ich seit Band eins herbeigesehnt hatte.
Damals ging es um die Thematik, dass viele den ersten Band kritisierten, weil er vulgär, toxisch und antifeministisch sei. Ich war damals schon der Meinung, dass in einer Fantasie Geschichte mit Magie so einiges als Stilelement und Handlungsträger durchaus seine Berechtigung habe und es logisch sei, dass bei einer Reihe mit 5 Bänden nicht alles bereits im ersten Band geregelt wird, was negative Züge habe. Wir sind nun ca. in der Mitte der Geschichte und hey Midas ist tot! Also der Goldfink hat sich aus seinem Käfig befreit und den sadistischen König hinter sich gelassen.

Mein ganzes Leben lang war ich für andere Leute nur eine Sache. Eine Sache, die sie besitzen konnten, eine Sache, die sie benutzen konnten. [...] Aber ich bin keine Sache.
- Seite 243/244

Endlich kommt ihr Kampfgeist so richtig ans Licht! Auren weiß, dass sie sich auf Slade und seine Zorneskrieger verlassen kann. Sie weiß, dass sie sicher in ihrer Gegenwart ist und keiner von ihnen erlauben würde, dass jemand ihr ein Haar krümmt. Doch nun ist es auch an der Zeit für sie selbst stark zu werden. Wo der dritte Band sich mehr mit ihrer mentalen Stärke beschäftigte, geht es hier nun um ihre körperliche. Gerade auch weil ihre Bänder ihr geraubt wurden, muss sie ihren Körper ganz neu kennen lernen. Es fehlt Gewicht an ihrem Rücken... Ihr Gleichgewicht ist nicht mehr so leicht zu halten, da kein Band ihr mehr hilft.

Du merkst nicht, was dich im Gleichgewicht hält, bis dir bewusst wird, dass du nicht mehr gerade stehst.
- Seite 248

Ich liebe die Entwicklung von Aurens Charakter: Wir haben durch all die Seiten bis zu diesem Punkt erlebt, wie sie vom kleinen, naiven verliebten und geblendeten Mädchen zu einer starken Frau heranreift, auch wenn die Umstände sie dazu zwangen und sie vielleicht einige Schritte nie hinbekommen hätte, wenn nicht grausame Menschen in ihrem Leben dafür gesorgt hätten.
Auren ist eine tolle Protagonistin. Sie ist so gradlinig! Ihre Gefühle fühlen sich immer real und ehrlich an. Ich habe beim Lesen nie das Gefühl, dass irgendwas für eine Situation erzwungenes geschrieben wurde, wie es leider bei manchen Büchern der Fall ist.

Was mich etwas überrascht hat, war der Perspektivenwechsel, der in diesem Band statt fand und mir hier deutlich bewusster wurde als in den anderen Bänden. Dort hatten wir zwar auch bereits die Perspektive von Malina, Midas Ehefrau, doch hier sticht besonders nun der Erzählstrang von Nissa mit hervor. Ich fand ihren Charakter bereits in den anderen Bänden sehr interessant und nun noch tiefer in ihre Gefühlswelt und ihre Gedanken einzutauchen, machte sie auch noch greifbarer. Mir gefiel es sehr zu lesen, wieso sie ein Sattel sein wollte, wie sich ihre Gedanken änderten und im Hinblick darauf was sie erlebt hat, war ihr Misstrauen allen Männern gegenüber mehr als Nachvollziehbar. Doch gerade deshalb fand ich ihre aufkeimenden Gefühle für Osrik wunderbar dargestellt. Sich dagegen wehren und doch angezogen werden. Herrlich! Und durch ihre spitze Zunge, könnt ihr euch vorstellen, dass es da zu einigen durchaus interessanten Szenen kam.

Zu Slade will ich gar nicht so viel sagen, weil ich finde, diesen Teil und seine Vergangenheit, die erläutert wird, solltet ihr wirklich selbst erkunden. Nur so viel, wir lernen einiges über seine Familie, seinen Vater, seine Magie und natürlich auch über seinen Bruder.
Auch wenn uns aus den anderen Bänden bereits klar ist, das Slade, König Fäule oder auch Riss genannt, kein Monster ist, für den die Welt ihn hält, ist es schön hier einmal präsentiert zu bekommen, welche Vergangenheit und welch sensibles Kind in dem Manne steckt.

Ja und dann kam das letzte Drittel des Buches und ohhh weh... Ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll...
Vielleicht erst einmal damit: Ich mag das Buch trotz der nun folgenden Kritik! Ich werde auch den fünften Band lesen, da ich begierig darauf bin zu erfahren, wie die Geschichte enden wird. ABER diese negativen Punkte muss ich nun erwähnen, da sie mir wirklich, wirklich den Lesefluss zerstört haben...
Ich versuche es Spoiler frei zu halten, doch vermutlich wird dies nicht ganz gehen.

Slade, ist im Laufe der Geschichte immer total lieb und nett zu Auren und kümmert sich um sie, stellt die eigenen Bedürfnisse zurück und geht immer sanft und vorsichtig mit ihr um… Als es ihr wirklich schlimm geht, stellt er seine eigenen Bedürfnisse und Pflichten auch wieder nach hinten und würde ihr die Welt zu Füßen legen… Trotzdem fordert er sie natürlich auch wie in den anderen Büchern immer wieder an bestimmten Punkten heraus, damit sie sich nicht in Selbstmitleid suhlt und ihre eigene Stärke entdeckt… Das alles passt wunderbar in die Geschichte und zu den Bedürfnissen der Protagonistin…

Generell wurde ja auch kritisiert, dass die Reihe so vulgär wäre, was ich nach dem Lesen des erste Bandes und den beiden folgenden abgestritten habe, wie auch weiter oben bereits erwähnt. Auf dem Punkt bleibe ich auch stehen… Ich fand die Bücher nicht vulgär... bis zu diesem Punkt.
Sexszenen, Beleidigungen, Sexismus etc. waren in der Reihe bisher sehr gut gesetzt und als Stilmittel benutzt worden, was vielleicht einigen nicht gefiel, aber generell gut in den Text und die Storyline passte…

Und dann kamen die Sexszenen in der Mitte des vierten Bandes… Wo nicht nur harter Sex und vulgäre Sprache zu Stande kamen, sondern auch der männliche Part sich plötzlich sexistisch, bestimmend und überhaupt nicht mehr wie vorher verhält…
Liebevolle, zärtliche Szenen wandelten sich plötzlich zu einer vulgären, schmutzigen Variante... Dass Slade kein Blatt vor den Mund nimmt, hat er in anderen Bereichen bereits bewiesen, aber sonst geht er einfach so vorsichtig, fürsorglich mit Auren um und die vulgäre, schmutzige Wortwahl steht einfach in einem extrem harten Kontrast dazu und verdarb zumindest mir einfach komplett den Moment...
Ich meine, ja klar ist harter Sex an sich okay und Unterwerfung, und auch in Büchern kann er seinen Platz durchaus haben, aber bitte doch dann so, dass er auch zum Rest der Story passt und nicht so, dass man das Gefühl hat, das ganze fällt komplett aus dem Rahmen… Die Szenen passten einfach null dazu… Es war als hätte man das Buch zur Seite gelegt und durch Zufall ein anderes erwischt, wo die Leute, dieselben Namen hatten… Hinzukommt, dass zwei Szenen recht dicht aufeinander folgen und die Protagonistin sich selbst wohl in der zweiten Szene aber nicht mehr an die erste erinnern konnte…

Und am Ende ist er wieder perfekt und stirbt beinahe selbst, um sie zu retten… und aahhhhhhh, das passt einfach nicht… von dem Gedanken, ob die Protagonistin das wirklich braucht mal abgesehen… ich meine sie ist die ganze Zeit missbraucht worden, psychisch, körperlich etc. und dann landet sie wieder in ähnlichen Situationen und findets total okay, weil sie vertraut dem Typen ja… ich ähm weiß nicht… die Entwicklung war soooooo vielversprechend… Sie ist zwanzig Jahre lang nur benutzt, verkauft, körperlich und psychisch misshandelt und eingesperrt worden... Und dann fühlt es sich für sie gut und richtig an die gerade neu gewonnene Freiheit in ihrem Sexleben wieder abzugeben, Befehle zu befolgen und ist der Meinung sie hat Macht, obwohl sie gerade auf Knien würgt, weil sie keine Luft mehr bekommt, weil zu viel im Mund...? Ich weiß ja nicht... Kommt mir ehrlich gesagt, auch aus bestimmten eigenen Erfahrungen unrealistisch vor... Aber klar jeder Mensch verarbeitet Dinge anders, aber im einen Moment sage ich, was ich will und im nächsten erfülle ich alle Wünsche des anderen, obwohl ich sogar merke, ich fühle mich nicht wohl dabei und finde das dennoch okay...? Schwierig...
Scheint eher, dass sie ungewollt in alte Muster fällt, was von der Autorin aber wohl nicht beabsichtigt war, was wiederum ganz andere Fragen aufwirft...

Und dann zeigt Slade soooo viele rote Flaggen auf einmal, bspw. mit seinem übertriebenen Beschützerinstinkt und Aurens Trauma rückt total in den Hintergrund, als ob sie von heute auf morgen 20 Jahre Missbrauch einfach vergessen hat…

Slades extremes Beschützerverhalten ist auf der einen Seite ja ganz süß, und für Auren sicherlich auch wichtig nach der ganzen Geschichte mit Midas, doch ich bin mir unsicher, ob er nicht langsam zu weit geht mit einigen Aussagen, wie bspw. dass er eine Liste haben möchte, von allen, die ihr jemals wehgetan haben, um diese verfaulen zu lassen und dass er dies wirklich tun würde wird auch im Laufe der Geschichte ziemlich deutlich. Ich denke, dieser extreme Beschützerinstinkt könnte durchaus auch Potential für Toxizität haben, wenn Slade nicht immer wieder betonen würde, dass er Auren zwar als Sein ansieht, aber ihr niemals ihre Rechte oder Wünsche nehmen würde. Sie alleine hat die Macht und einen freien Willen, er beugt sich ihren Wünschen. Süß ja, aber er stellt auch klar, dass er sie nie wieder los lassen wird, egal was sie tun will, und dass er sie immer wieder daran erinnern will, dass er das beste für sie ist… Wobei sich die meisten seiner Aussagen dabei aufs Bett beziehen... Mhm… Okay… Hoffen wir Mal hier dreht sich nicht der Wind und Auren möchte irgendwann ihn nicht mehr…
Ich mag Slade sehr, aber wenn wir ehrlich sind, trägt er doch ein paar deutliche Warnsignale zumindest in seinen Aussagen mit sich herum.
Und ich meine damit nicht, wenn er direkte Angreifer töten möchte, sondern einfach dieses überzogene und teilweise im Moment auch unpassende "Du bist Mein!"… Auch wenn er sie nicht als sein Eigentum ansieht, sagt er es damit doch sehr deutlich… Fae-Instinkt hin oder her…
Überhaupt scheinen einige schwierige Punkte mit dem Instinkt der Fae "entschuldigt" zu werden.

Aber wie gesagt, die Geschichte an sich fesselt mich nach wie vor und ich bin gespannt zu erfahren, wie es weitergeht. Schafft Slade es Auren nach ihrer erneuten unfreiwilligen Trennung am Ende wieder zu finden?
Dennoch muss ich sagen, ich könnte auf die Art der Sexszenen verzichten, wie gesagt, für mich passen einige Teile davon einfach nicht zum restlichen Gefühl des Buches...

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