Nachkriegs-Cluedo-Geschichte
Mord in der Charing Cross RoadEndlich wieder mal ein klassischer, englischer Krimi. Kein Wunder immerhin wurde die Autorin bereits 1920 geboren. Bei dem Buch handelt es sich um keine Neuerscheinung, sondern um eine Neuentdeckung. Dies ...
Endlich wieder mal ein klassischer, englischer Krimi. Kein Wunder immerhin wurde die Autorin bereits 1920 geboren. Bei dem Buch handelt es sich um keine Neuerscheinung, sondern um eine Neuentdeckung. Dies alles sollte einem bereits vor dem Lesen bewusst sein und man sollte auch die damalige Moralvorstellung beachten, wenn man dieses Buch bewerten möchte.
Manche im Buch angesprochenen Themen wirken für die heutige Zeit altbacken oder gar irritierend, waren aber zu der Zeit als Henrietta Hamilton das Buch schrieb normal.
Schon nach wenigen Seiten war ich vollkommen in den Bann gezogen und wollte das Buch am liebsten nicht mehr weglegen. Bereits im ersten Kapitel lernt man mehr oder weniger alle handelnden Personen kennen und auch der Handlungsort wird genau beschrieben. Von der Flut an Personen war ich im ersten Augenblick ein wenig überwältigt, doch dieses Gefühl legte sich recht schnell wieder.
Der bereits im Titel erwähnte Mord ereignet sich recht früh in der Geschichte und wie es bei einem klassischen Krimi nun mal der Fall ist, geht es darum herauszufinden, wer der Mörder ist. Zusätzlich gibt es dann auch noch eine Geistergeschichte und Bücherdiebstählt zu klären. Klingt auf den ersten Blick alles ein wenig viel, Henrietta Hamilton schafft es aber daraus eine durchaus runde Geschichte zu machen.
Der Spannungsbogen ist eher mäßig gespannt, dafür bekommt man einen guten Einblick in das London der 50iger Jahre. An vielen Stellen erinnerte mich das Buch an das Brettspiel Cluedo. Wobei der Tatort und die Mordwaffe bereits klar waren und nur die Frage offen war, wer war es und warum. Auch die im Klappentext erwähnte Liebesgeschichte kommt eher auf leisen Sohlen daher. Auch dies ist für mich stimmig für die damalige Zeit.
Mich freut es besonders, dass es sich bei Mord in der Charing Cross Road nicht um einen Einzelroman handelt, sondern um den Auftakt einer Serie. Die beiden Hauptpersonen Sally und Johnny waren mir von Anfang an sehr sympathisch und ich freue mich schon darauf, mehr über die beiden zu erfahren.
Im Vergleich zu modernen Krimis kommt das Buch sehr langsam und getragen daher und wirkt auf den ersten Blick langweilig und spannungsarm. Dafür versprüht das Buch einen Vintage Charme und einen herrlichen Hauch von Nostalgie. An die großen englischen Krimis kommt das Buch leider nicht ganz ran. Ich fühlte mich aber durchgehend gut unterhalten.