Tolles Thrillerdebüt
AngstmörderDas Debüt des deutschen Autors Lorenz Stassen hat mich bereits ab der ersten Seite in Atem gehalten. Es geht spannend los, wobei der Leser dem Mörder direkt über die Schulter blickt und Zeuge eines eiskalten ...
Das Debüt des deutschen Autors Lorenz Stassen hat mich bereits ab der ersten Seite in Atem gehalten. Es geht spannend los, wobei der Leser dem Mörder direkt über die Schulter blickt und Zeuge eines eiskalten Mordes wird.
Danach lernen wir den ziemlich erfolglosen Anwalt Nicholas Meller kennen, der seine Arbeitstage in seinem Ein-Mann-Büro mehr an seiner Playstation, als mit aktuellen Fällen verbringt. Seine eher zwielichten Klienten stammen großteils aus Russland, da Meller deutsch-russisch-stämmig ist. Erst als sich Nina Vonhoegen bei ihm als Referendarin bewirbt, stellt sich auch bei Nicholas der Ehrgeiz ein. Nina ist eine toughe junge Studentin mit einem zurückgebildeten Arm. Sie kommt mit ihrer Behinderung relativ gut zurecht und beichtet Nicholas gleich zu Beginn, dass sie sich für seine Kanzlei entschieden hat, weil ihr Wohnort nicht weit entfernt ist und sie Zeit zum Lernen benötigt, die sie in der wenig frequentierten Kanzlei wohl zur Genüge haben wird. Doch die gewünschte Ruhe stellt sich nicht ein, denn die Beiden haben bald ihren ersten Mordfall. Meller soll als Pflichtverteidiger einen Mandanten übernehmen, den er schon einmal verteidigt hat. Dieser wird des Mordes an seiner Frau beschuldigt. Die Indizien sind eindeutig, doch er beteuert seine Unschuld. Nicholas und Nina versuchen mit Hilfe der Staatsanwältin Franka Naumann die Polizei zur Wiederaufnahme der Ermittlungen zu bewegen und die Beweislage zu entkräften. Dabei kommen sie der Wahrheit immer näher....
Nicht nur der Einstieg ist gelungen, sondern der gesamte Plot. Der Thriller ist temporeich, spannend und kann ein außergewöhnliches Duo vorweisen. Der Anwalt und seine Referendarin sind untypische "Ermittler" und auch die Behinderung Ninas ist für mich ein neues Thema. Die Charaktere haben Ecken und Kanten. Nicholas ist ein sympathischer, selbstironischer Mann, der zwischen Ehrgeiz und Faulheit hin- und herschwankt. Trotzdem versucht er immer alles was möglich ist für seine Mandaten herauszuholen. Zuhilfe kommen ihm dabei seine Kontakte zur russischen Mafia.
Nina hat trotz ihrer Behinderung Selbstvertrauen, viel Humor und bringt Nicholas auf die richtige Spur des Täters. Die anbahnende Liebesgeschichte hätte ich in einem Thriller nicht unbedingt gebraucht, passt aber für das letzte Drittel der Story hervorragend, um noch mehr Spannung zu erzeugen.
Der Täter ist äußert gewitzt und plant sehr vorausschauend. Er beobachtet seine Opfer lange, bevor er zuschlägt. Er ist ein Perfektionist und doch unterläuft ihm eines Tages ein Fehler...
Der Autor kann in seinem Debütroman mit überraschenden Wendungen und einem ansteigenden Spannungsbogen punkten. Zum Ende hin gibt es noch einen finalen Showdown, der mich das Buch nicht mehr aus der Hand legen ließ.
Schreibstil:
Der Schreibstil von Lorenz Stassen ist packend und temporeich, die Kapitel sind eher kurz gehalten. Es wird größtenteils aus der Sicht von Nicholas in der Ich-Perspektive erzählt. Man erhält aber auch in einigen Kapiteln Einsicht in die Gedanken des Täters, als auch der Opfer. Letzteres hatte ich bis jetzt erst einmal bei einem Thriller und hat mit sehr gut gefallen, da man auch die zukünftigen Opfer besser kennen lernt und eine "Beziehung" zu ihnen aufbaut.
Fazit:
Ein neuer Autor am Thrillerhimmel, der mich überzeugen konnte. Für einen Debütroman große Klasse! Ich warte mit Spannung auf den nächsten Thriller aus der Feder von Lorenz Stassen und hoffe auf eine weitere spannende Geschichte mit Nicholas und Nina. Ich gebe 4 1/2 Sterne und lass noch Luft nach oben für den Nachfolger, der hoffentlich folgen wird.