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Veröffentlicht am 02.09.2024

Überraschend, tiefgründig, weise

Mitternachtsschwimmer
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Im kleinen Küstendorf Ballybrady lebt Grace, die sich mit Quilten und dem Vermieten ihres Elternhauses etwas Geld verdient, sehr zurückgezogen. Ihr neuester Mieter ist Evan, der durch einen schweren Schicksalsschlag ...

Im kleinen Küstendorf Ballybrady lebt Grace, die sich mit Quilten und dem Vermieten ihres Elternhauses etwas Geld verdient, sehr zurückgezogen. Ihr neuester Mieter ist Evan, der durch einen schweren Schicksalsschlag völlig aus der Bahn geworfen wurde und nun zur Ruhe kommen möchte, aber auch seiner Frau die Gelegenheit geben möchte, wieder zu ihm zu finden. Doch Corona macht allen einen Strich durch die Rechnung und Evans Aufenthalt dehnt sich länger aus, als gedacht. Ohne dass sie es wissen, ist das nicht nur für Grace und Evan heilsam.

Dieser Roman ist unbeschreiblich weise. Ganz sanft behandelt Roisin Maguire Themen, die sehr schwierig sind und so manchen Leser oder Hörer stark triggern könnten. Ich möchte sie hier dennoch nicht nennen, um niemanden zu spoilern. Mir gingen die Themen sehr nahe, aber ich fand sie so gut behandelt, dass die vorgenannte heilende Wirkung auch auf mich über ging. Meine Gedanken und Gefühle machten sich selbständig und überschlugen sich und lösten Knoten, auch wenn es andere Themen betraf. Die Weisheit dieses Buches ist größer und weitreichender, als sein Inhalt. Wow!

Grace ist eine schrullige und dennoch herzensgute Person, die man gleichzeitig liebt und fürchtet. Die Liebe überwiegt aber! Die Dorfbewohner sind komplett klischeehaft angelegt und genau deshalb perfekt getroffen. Evan wirkt zunächst sehr verweichlicht, doch mit der Zeit eröffnen sich Zusammenhänge, die alles erklären. Ganz tief gräbt die Autorin, bis sie den tiefsten Punkt des Schmerzes trifft und die Wurzel des Übels mit einem heftigen, aber heilsamen Ruck herauszieht. Nichts ist am Ende mehr so, wie es anfangs schien oder auch war und es gibt Enden, die man nicht erahnt hätte und Anfänge, die man sich kaum hätte wünschen können. Ja, so ist das im Leben tatsächlich immer wieder und das hat Maguire unsagbar schön zu Papier gebracht.

Doch auch die Gegend, die irische Küstenlandschaft, zeichnet sie ohne zu viel Gerede detailreich und so klar, dass man sie direkt vor Augen hat. Dies zusammen mit den Figuren und den Ereignissen ergibt ein Buch, das mit ganz vielen wunderbaren magischen Momenten zeigt, wie schön das Leben sein kann, wenn wir nur hinsehen, auch wenn wir gerade eine schlimme Phase durchmachen. Es zeigt, dass das, was wir sehen, fühlen und erleben, nicht immer die Wahrheit ist, dass eine Tatsache von unterschiedlichen Menschen unterschiedlich wahrgenommen werden kann. So macht das Buch Mut, gibt Kraft, lässt innehalten und nachdenken und bereichert enorm. Muss man einfach lesen oder hören! Gelesen haben die WhatsApp-Nachrichten meiner Meinung nach mehr Charme, aber Brigitte Carlsen hat den Roman einfach wunderbar eingelesen. Fünf strahlend leuchtende Sterne!

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Veröffentlicht am 30.08.2024

Lupus, Isegrim, Wolf – oder schlimmer?

Lupus
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Tierärztin und Wolfsbeauftragte Jenny Rausch versteht die Welt nicht mehr. Ihr Vater ist spurlos verschwunden. Es finden sich Blutspuren und Tote, aber keine Spur von ihm. Immer mehr Puzzleteile tauchen ...

Tierärztin und Wolfsbeauftragte Jenny Rausch versteht die Welt nicht mehr. Ihr Vater ist spurlos verschwunden. Es finden sich Blutspuren und Tote, aber keine Spur von ihm. Immer mehr Puzzleteile tauchen auf, machen das Ganze aber konfuser statt klarer. Als dann auch noch die Information durchsickert, dass Überwachungskameras von Schutzzäunen, die KI-unterstützt vor Wölfen schützen sollen, einen Schattenwolf, wie sie in Game of Thrones vorkommen, aufgenommen haben sollen, glaubt sie an Hetzpropaganda, zumal immer klarer wird, dass vieles in ihrem Leben nicht so ist, wie sie immer glaubte. Zusammen mit Staatsanwalt Bach geht sie auf die Suche nach der Wahrheit und gerät schnell selbst in die Schusslinie.

Dieser Wissenschaftsthriller ist nicht sehr bequem, da er Themen anspricht, die man gerne vergessen möchte. Er verbindet viele brisante aktuelle Themen mit der noch immer nicht aufgearbeiteten Geschichte der ehemaligen DDR und der Nazizeit. Das kann anstrengen und herausfordern und hat mich an einigen Stellen wirklich viel Kraft gekostete. Doch hat Tibor Rode einen Thriller geschaffen, der alles ist, aber keinesfalls langweilig.

Sehr gut ist, dass man der Story und auch allen Entwicklungen leicht folgen kann. Dabei kommt jedoch weder Langeweile auf, noch könnte man die Geschehnisse vorahnen. Nichts ist wirklich vorhersehbar und die Wendungen sind ebenso zahlreich, wie atemberaubend. Sobald eine Frage beantwortet wird, kommen drei neue dazu. Die finale Auflösung ist schockierend, aber in sich stimmig und rund. Ein wenig Würze bekommt der Thriller noch durch die Entwicklung zwischen Jenny und Frederik, die nicht zu sülzig angelegt ist, sondern sehr realitätsnah. Die Zeitebenenwechsel sind jetzt nicht so ganz das, was ich gebraucht hätte, ergeben hier aber ein gutes Bild und sind passend angelegt. Es ergibt einen Thriller, der nicht wie ein Abklatsch alles Dagewesenen wirkt, sondern frisch und gut aufgebaut.

Nichts ist so, wie es scheint. Für alles finden sich Mittel, Wege und Deckmäntel. Die Wahrheit ist nicht immer leicht zu ertragen. Aber irgendwann kommt alles ans Licht. Und wenn, dann ist es immer schmerzhaft. Rhode serviert hier eiskalt sein Stück der Wahrheit. Fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 30.08.2024

Izzy und die Finken

Agency for Scandal
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Izzy Stanhope lebt in einer Zeit, in der Frauen von der Gleichberechtigung nur träumen können, aber ihr Vater hatte ihr ein paar Dinge beigebracht, die ihr helfen, die Familie über Wasser zu halten. Denn ...

Izzy Stanhope lebt in einer Zeit, in der Frauen von der Gleichberechtigung nur träumen können, aber ihr Vater hatte ihr ein paar Dinge beigebracht, die ihr helfen, die Familie über Wasser zu halten. Denn dass er hochverschuldet gestorben ist, das soll niemand wissen. Überhaupt hat Izzy eine Menge Geheimnisse und da ist es extrem nervig, dass ausgerechnet der schmucke Duke of Roxton, für den ihr Herz heimlich schlägt, mit traumwandlerischer Sicherheit eins nach dem anderen entdeckt. Ihr neuer Auftrag ist auf den ersten Blick einfach und lohnend, denn ihre Organisation soll bei einem Einbruch während einer Feierlichkeit allen Schmuck stehlen, aber nur ein Stück davon ihrem Auftraggeber bringen. Den Rest dürfen die Finken unter sich aufteilen. Es stellt sich heraus, dass die gewünschte Brosche viel mehr als ein Schmuckstück und der Auftrag eine Falle ist!

Dieses Jugendbuch macht auch mir super viel Spaß, denn er ist weder zu albern, noch zu moralisch angelegt. Die Figuren sind allesamt wahre Originale und authentisch. Selbst die weniger netten Figuren mag man auf die eine oder andere Weise, weil sie so herrlich lebensnah und realistisch sind und ohne sie das Ganze viel weniger Sinn und Spaß machen würde. Die Liebesgeschichte, die in die Story eingewebt wurde, ist nicht zu vordergründig, sondern erinnert an die erste eigene Liebe. All die Gedanken und Gefühle, die junge Frauen so haben, hat Laura Wood herrlich dargestellt und mit einer schönen Portion Humor gewürzt. So kann man schmunzeln und auch mal lachen, ohne dass gleich alles ins Alberne abgleitet.

Die Verwicklungen und Wendungen sind absolut gelungen und hatte ich auch so gar nicht erwartet oder vorhergesehen. Obwohl ich ganz gerne mal ein Jugendbuch lese, ist das Genre Historical Romance nicht eins meiner bevorzugten. Hier ist aber so viel Cosy Crime dabei, dass es zusammen mit dem eingestreuten Wortwitz und Humor, gepaart mit einer wunderbaren Spannung, einfach ein perfektes Buch geworden ist. Dass es einen zweiten Band geben wird, finde ich fast etwas nervig. Da dieser Band jedoch in sich abgeschlossen ist, warte ich ab, ob ich eine Fortsetzung lesen mag bis dahin. Für jetzt und hier finde ich das Buch als eigenständigen Roman jedenfalls herrlich spritzig und witzig, von Nora Schulte wunderbar eingelesen und absolut unterhaltsam. Auch eine Verfilmung kann ich mir hier sehr gut vorstellen. Ich denke auch, die Story zeigt jungen Mädchen, wie schwer das Leben Ende des 19. Jahrhunderts für Frauen war, wie viel die Frauen inzwischen erreicht haben und dass Gleichberechtigung ein wichtiges Gut ist. Gerne gebe ich für diese Leistung fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 30.08.2024

Bunt, lecker, ohne Fleisch

Veggie for Family
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Das Buch unterstützt alle, die weniger Fleisch essen wollen, genauso, wie jene, die vegetarisch oder vegan leben. Es startet mit einer kleinen Lebensmittelkunde und behandelt hier auch Fragen, die etwas ...

Das Buch unterstützt alle, die weniger Fleisch essen wollen, genauso, wie jene, die vegetarisch oder vegan leben. Es startet mit einer kleinen Lebensmittelkunde und behandelt hier auch Fragen, die etwas tiefer gehen, ohne langweilig zu werden. Die Tipps und Erklärungen sind gut verständlich. Nachhaltigkeit wird ebenso erwähnt, wie die Schwierigkeiten von veganer Ernährung bei Kindern.

Die Rezepte sind in die Jahreszeiten unterteilt. Dazu kommt ein Kapitel Das schmeckt immer. Besonders erwähnenswert sind aber die Infos zur Ernährung und auf was man besonders bei Kindern achten muss. Das finde ich super wichtig, denn Mangelerscheinungen bei Kindern sind noch gefährlicher, als bei Erwachsenen. So plädiert das Buch für wirklich gesunde Ernährung. Das geht ohne Fleisch tatsächlich super lecker. Anfang und Ende des Buches sind somit sehr wissenswerte Theorie, gut lesbar und hilfreich.

Es wird vom Frühstück bis zum Dessert alles bedacht und für jeden Geschmack findet sich reichlich fleischloser Genuss. Herrlich finde ich, wie klassische Rezepte neu interpretiert werden und wie z.B. beim Sushi-Sandwich Gerichte einfach mal anders serviert werden. Die Gerichte sind häufig an die internationale Küche angelehnt. Beim Essen mit Freunden kann man die Gäste mit Gerichten begeistern, die sie gar nicht an vegetarische Küche denken lassen. Mit Kohlrabischnitzel hatte ich vor Jahren auch meinen Mann ein bisschen ausgetrickst. Und wenn mal jemand ganz stur sein Schnitzel beim Essen haben muss, kann man ganz viele der Gerichte auch als Beilage servieren. Das ist zwar fast zu schade, aber für den Kompromiss macht man ja gern mal vieles.

Es ist der klassische Rezept-Aufbau mit Zutatenliste und Arbeitsschritten. Zusätzlich gibt es noch Angaben zu Personenzahl, Zubereitungszeit (ich lege gern noch die Hälfte drauf, weil ich in der Küche nicht auch noch hetzen mag und die Zeiten bei mir einfach nie hinhauen) und für alle, die Wert darauf legen, auch noch die Nährwerte. Da es auch Frittiertes gibt, sollte man nicht davon ausgehen, dass alles kalorienarm und fettarm ist. Vegetarisch ist lecker, aber nicht immer auch automatisch super gesund. Natürlich wird gelegentlich auch mit Tofu gearbeitet, was ich persönlich einfach unlecker finde. Doch gibt es auch jede Menge Rezepte, die genau meinen Geschmack treffen und ohne dieses (und andere für mich unangenehme) Lebensmittel auskommen. Ansonsten sind die Zutaten i.d.R. auch absolut einfach beizubekommen. Und ja, der Titel ist Programm, denn es finden sich Rezepte für alle, von klein bis groß, für jeden eben. Vielleicht sollte man das Buch keinem absoluten Kochanfänger schenken. Alle anderen werden mit Leichtigkeit Lebensmittel austauschen und ersetzen können oder wie ich, einfach weglassen. Der Kartoffelsalat mit Radieschen ist lecker, aber ich mag einfach kein Radieschengrün essen, also lasse ich es weg und gebe dafür ein wenig grünes Pesto an den Salat. Die Rezepte sind im wahrsten Sinne des Wortes bunt und farbenfroh und mein Herz schlägt schon deshalb höher, weil es für alle auch ein Foto gibt. So macht das Laune! Gerade weil keine abgehobenen Experimente gemacht wurden und die Gerichte recht bodenständig sind, gefällt mir das Buch. Der Aufwand hält sich immer ganz gut in Grenzen, die Schwierigkeit ebenfalls. Ganz klar fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 21.08.2024

Guten fleischlosen Appetit!

kali orexi
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Ein Kochbuch ganz nach meinem Geschmack! Und damit meine ich nicht nur die griechische Küche, sondern auch die Philosophie, mit der Kon Karapanogiotidis ans Kochen herangeht. Er lädt den Leser dazu ein, ...

Ein Kochbuch ganz nach meinem Geschmack! Und damit meine ich nicht nur die griechische Küche, sondern auch die Philosophie, mit der Kon Karapanogiotidis ans Kochen herangeht. Er lädt den Leser dazu ein, mit dem zu kochen, was gerade da ist. Vor allem aber erinnert er an das, was wir so gern vergessen, nämlich Achtsamkeit. Und zwar für uns, für andere Menschen und Kulturen und die Lebensmittel. Dennoch oder gerade deshalb soll Kochen auch Freude und Spaß machen. Seine fünf Säulen für die gute Küche sind Leidenschaft, Neugier, Geduld, Übung und Pragmatismus. Daher darf das Kochbuch auch nach Kochbuch aussehen, Eselsohren und Flecken bekommen. Und bei mir bekommt es auch noch handschriftliche Einträge und Anmerkungen!

Der theoretische Teil am Anfang ist super informativ und hilfreich. Einiges ist nicht neu, aber vielleicht doch etwas in Vergessenheit geraten. Die Aufzählung und Erklärung einiger griechischer Lebensmittel gefällt mir besonders gut. Danach folgen die Kapitel Mezze & kleine Gerichte; Salate; Suppen & Gemüsegerichte; Pasteten, Teigtaschen & Brot; Nudeln, Reis & Hülsenfrüchte; Desserts, Gebäck & Kaffee. Am Ende gibt es dann noch weitere tolle Informationen, beispielsweise Tipps rund um Küche & Garten und alternative Zutaten. Dieses Buch ist also ein Rundumsorglospaket!

Die Rezepte selbst sind abwechslungsreich und schon beim Lesen appetitanregend. Der Name des Gerichtes wird jeweils in griechischer Schrift, auf Griechisch in gewöhnlicher Schrift und auf Deutsch angegeben. Es folgen auf der linken Seite die Zutaten aufgelistet, daneben dann einige Zeilen zum Gericht, dann die Zubereitungsschritte, die gut und klar verständlich sind. Statt Nährwertangaben gibt es Anregungen für eine vegane Version, eine glutenfreie Version und Tipps zur Resteverwertung. Das finde ich persönlich wesentlich interessanter. Die Fotos zu den Gerichten sind traumhaft schön in ihrer Einfachkeit. Kein Chichi drumrum, einfach nur ein Teller oder eine Platte mit der Speise, so als wäre man bei der Familie zu Hause. So richtig gemütlich! Bei fast jedem Gericht gibt es diese tollen Bilder. Die Ausnahmen finden sich z.B. bei Dips, allerdings kann ich da auch auf die Fotos weitestgehend verzichten. Die Schwierigkeitsgrade variieren, allerdings erscheint mir kein Rezept so aufwändig, dass ich mich nicht daran wage.

Hin und wieder sind längere Texte eingefügt. Diese sind dann auch farbig hinterlegt, quasi auf farbigem Papier geschrieben. Dazu gibt es das jeweilige Thema auffassende Fotos oder auch Fotos, die gemeinsame Mahlzeiten zeigen. Für mich ist das Buch viel mehr als ein vegetarisches Kochbuch. Es ist Lebensphilosophie und Urlaub, Genuss und Gefühl. Ich vermisse als Flexitarier hier das Fleisch kein bisschen. Der Titel ist somit Programm, denn kali orexi bedeutet Guten Appetit! Fünf Sterne!

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