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Veröffentlicht am 23.09.2024

Das Verbrechen hinter der Familienidylle

Über Bord
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Die Studentin Amalia lebt mit ihrer Mutter Ellen und Oma Hildegard in einfachen Verhältnissen in einem renovierungsbedürftigen Haus im Odenwald. Das Haus wird von den Nachbarn liebevoll "Nonnenkloster" ...

Die Studentin Amalia lebt mit ihrer Mutter Ellen und Oma Hildegard in einfachen Verhältnissen in einem renovierungsbedürftigen Haus im Odenwald. Das Haus wird von den Nachbarn liebevoll "Nonnenkloster" genannt, denn in der Frauenwirtschaft haben Männer wenig Platz. Eines Tages steht Gerd, Architekt aus Frankfurt, vor der Tür und behauptet, der Halbbruder von Ellen zu sein. Das wirbelt das Familiengefüge ordentlich durcheinander und wirft einige Fragen auf. Dirk und seine Frau wollen eine Kreuzfahrt machen und da ihr Sohn samt Freundin abspringt, werden Amalia und Ellen eingeladen. Die Frauen nehmen dankend an, sie leihen sich die nötige Garderobe und die Kreuzfahrt kann beginnen. So erholsam und harmonisch wie gedacht verläuft die Reise aber nicht, die Interessen sind zu unterschiedlich und es kommt an Bord zu einigen Widrigkeiten des Lebens, die alles ordentlich durcheinander wirbeln und für Aufregung sorgen.



Von einem Tag auf den anderen sorgt ein neues Familienmitglied für eine große Verwirrung innerhalb der Familie, alles bisher Gekannte wird dadurch auf den Kopf gestellt. Für solche Handlungen hat Ingrid Noll den Blick und das Können, es zu einer Geschichte werden zu lassen. Sie zeichnet ein interessantes Bild einer Familie, bei dem das Auftauchen eines Halbbruders einige Geheimnisse aufdeckt, die bisher verborgen blieben. Solche neuen Konstellationen innerhalb der Familien sorgen für Spannungen und ziehen besondere Ereignisse und Folgen nach sich. Man darf gespannt sein auf einen interessanten Verlauf der Geschichte, bei dem eine Person Schaden nimmt und man sich fragt, wer für dieses Verbrechen verantwortlich ist.

Die Handlung schmückt Ingrid Noll gekonnt mit humorvollen und lebensechten Dialogen und mit überraschenden Wendungen aus, die die Geheimnisse der Großeltern aufdecken und damit für Spannung sorgen. Zwischen den vermeintlichen Halbgeschwistern entstehen Gefühle, die auch von der Ehefrau und den Gästen an Bord nicht unentdeckt bleiben. Wie wird diese Reise enden?

Ich bin immer wieder begeistert von Ingrid Nolls Einfällen, die sie in ihren Büchern umsetzt. Und es ist erneut ein Lesevergnügen, die Entwicklung der vielseigen Charaktere zu verfolgen und deren Gefühle wie Liebe, Eifersucht, Lebensgier und Neid zu beobachten und die daraus resultierenden Folgen zu erfahren.



Eine Story, bei der harmlose Personen plötzlich eine mörderische Energie entfalten, die man ihnen bisher nie zugetraut hätte. Eine unterhaltsame Reise mit Biss und überraschenden Wendungen, die man gespannt liest.


Veröffentlicht am 23.09.2024

Lebensnah, unterhaltsam und historisch zeitbeschreibender Auftaktband

Die Porzellanmanufaktur – Zerbrechlicher Frieden
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Als Familienpatriarch Ludwig Thalmeyer überraschend verstirbt, übernimmt seine älteste Tochter Marie an Stelle des verschollenen Bruders die Geschäfte der traditionsreichen Porzellanmanufaktur. Die Aufgabe ...

Als Familienpatriarch Ludwig Thalmeyer überraschend verstirbt, übernimmt seine älteste Tochter Marie an Stelle des verschollenen Bruders die Geschäfte der traditionsreichen Porzellanmanufaktur. Die Aufgabe ist nicht einfach, denn Frauen haben in dieser von Männern dominierten Geschäftswelt kein großes Ansehen. Doch Marie kämpft sich durch, sie lernt die Abläufe der Herstellung kennen, beschafft Materialien und Kredite und kontrolliert die Buchhaltung. Das größte Problem ist die Beschaffung von Kaolin, das zur Porzellangewinnung benöitigt wird. dazu muss sie sich mit dem Papierfabrikanten Karl Metsch verbünden. Als dieser versucht, die Manufaktur zu vernichten, muss Marie eine Entscheidung fällen. Ihre Schwester Sophie unterstützt sie dabei.



Die Charaktere werden lebendig und mit viel Liebe zum Detail mit ihren Gedanken und Gefühlen vorgestellt und dadurch kommt man ihnen sehr nahe. In der Handlung gibt es einige Wendungen, die für Spannung sorgen und es wird häufig zwischen den Figuren gewechselt und zeitlich bis in die Kriegsjahre zurück geblickt, was für manchmal etwas verwirrt.

Bei den Schilderungen kommt auch Bruder Joachim zu Wort, der von seinen Erlebnissen im Krieg berichtet und als Kriegsgefangener in einem russischen Lager Briefe an seine Familie schreibt. Diese Figur hat mich sehr bewegt, denn sie zeigt die Unsinnigkeit von Kriegen in aller Deutlichkeit.

Stefan Maiwald nimmt seine Leser mit auf eine Zeitreise, die die Hoffnungen und Schicksale der Menschen und ihren Kampf um finanzielle Unabhängigkeit in der Nachkriegszeit sehr deutlich aufzeigt. Dieser Band beginnt 1947 und reicht bis 1949, der Autor stellt die Situation der Zeit in authentischen Szenen vor und zeigt im oberfränkischen Selb, wie Schmuggelei und der blühende Schwarzmarkt für viele eine Chance bot, um ihre Familie durch die schwierige Zeit zu bringen.

Protagonistin Marie ist eine sympathische und starke Frauenfigur, die sich tatkräftig für das Unternehmen und damit für die Mitarbeiter einsetzt. In Einblicken in die Porzellanherstellung bekommt man einen Eindruck über die Manufaktur und die versschiedenen Arbeitsschritte.

Natürlich darf auch die Liebe nicht fehlen, Marie verliebt sich in den stellvertretenden US-Militärgouverneur John McNarney, der allerdings wieder zurück in die Staaten muss.

Der Roman endet mit einer spannenden Wendung und man kann nur hoffen, dass der Folgeband diese Probleme lösen kann.

Lebensnah erzählter Roman um zwei Frauen mit gut aufbereiteter Zeitgeschichte des Wiederaufbaus, der Interesse für die Folgebände weckt.

Veröffentlicht am 03.09.2024

Eine niedliche Bilderbuchgeschichte, die Mut macht

Mina und der Trau-dich-Zauber
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Im Penguin Junior Verlag erscheint Lucy Flemings Bilderbuch "Mina und der Trau-dich-Zauber" übersetzt von Sabine Rahn. Für Kindergartenkinder geeignet.

Mina ist ein ausgesprochen fröhliches, kleines Blattmädchen, ...

Im Penguin Junior Verlag erscheint Lucy Flemings Bilderbuch "Mina und der Trau-dich-Zauber" übersetzt von Sabine Rahn. Für Kindergartenkinder geeignet.

Mina ist ein ausgesprochen fröhliches, kleines Blattmädchen, sie wohnt mit ihren Eltern auf dem Ast einer alten Eiche und lebt dort sehr gern. Ausgelassen verbringt sie die Tage und spielt mit ihrem Freund, dem Eichhörnchen und hält mit anderen Tieren Fliegenpilz-Kaffeklatsch. Das Jahr zieht dahin, kalte Tage im Herbst kündigen den nahenden Winter an und Mina soll mit ihren Eltern in ihr Winterquartier umziehen. Doch Mina möchte ihr Zuhause gar nicht verlassen. Wird sie auf dem Baum erfrieren oder kann sie sich auf das neue Abenteuer einlassen?

Lucy Fleming entführt ihre Leser mit fröhlichen und liebenswerten Bildern und kindgerechten Texten in die Geschichte des Blattmädchens hinein. Wir erleben Minas unbeschwertes Leben beim Spielen in der Natur und man wäre beim Fliegenpilz-Kaffeklatsch mit den Krabbelfreunden gerne dabei. Aber wir können auch ihre Angst vor dem Umzug im Herbst in das Winterquartier nachspüren. Die Eltern gehen als Vorbilder voran und weil Mina nicht allein zurück bleiben will, wagt sie den Sprung ins Unbekannte.

Die Geschichte zeigt das unbeschwerte Leben in der Natur und die Veränderung durch die Jahreszeiten, die auch gefährlich werden können. Kinder können das gut nachvollziehen und fühlen, wie es Mina geht, denn solche Veränderungen finden auch in ihrem Leben statt. Das Buch regt zum Nachdenken an und macht Mut, weil man auf die Unterstützung der Familie und Freunde hoffen kann.

Veränderungen gehören zum Leben dazu und gemeinsam mit Familie und Freunden kann man sie wagen und sich auf neue Erlebnisse freuen.

Ein wunderschön bebildertes Buch, das jahreszeitliche Veränderungen aufzeigt und Mut macht, sich manchen Abenteuern zu stellen.

Veröffentlicht am 31.08.2024

Mörderische Festival-Stimmung

Eintunkt
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Im Gmeiner Verlag erscheint Martina Parkers Gartenkrimi "Eintunkt". Es ist der fünfte Band der Reihe "Klub der Grünen Daumen".

Beim "picture on", dem alljährlich in Bildein im Burgenland stattfindenden ...

Im Gmeiner Verlag erscheint Martina Parkers Gartenkrimi "Eintunkt". Es ist der fünfte Band der Reihe "Klub der Grünen Daumen".

Beim "picture on", dem alljährlich in Bildein im Burgenland stattfindenden Rockmusik-Festival nahe der ungarischen Grenze hat die amerikanische One-Hit-Wonder-Sängerin Alex Woods einen Auftritt mit ihrem Hit. Das möchte sich auch die Mitglieder des Gartenclubs der Grüne Daumen nicht entgehen lassen. Auch Betty ist mit von der Partie, sie ist die Schwester von Alex, der Sängerin. Leider entwickelt sich das Festival zu einem Desaster, erst geht ein Stalker um, dann verschwindet Alex spurlos nach einer ausgelassenen After Show Party und am nächsten Morgen wird der Wein-Investor Bernd Bieler tot aufgefunden.

Martina Parker beginnt jedes Kapitel ihres Krimis mit kurzen Informationen über Insekten, Pflanzen oder über andere Themen der Natur, die zum Inhalt des folgenden Kapitels passen. Bei diesen Infos geht es beispielsweise um die Fäden von Seidenraupen, um Lichtverschmutzung, Fruchtfliegen, das Farbensehen bei Tieren oder um die "schweinische Intelligenz". Das schafft eine Wissenserweiterung beim Leser und weckt das Interesse auf das nachfolgende Kapitel.

Die Handlung setzt sich zusammen aus den Erzählungen von Vera, Betty, Marlies oder Alex und somit bekommt mein verschiedene Perspektiven und Blickwinkel angeboten, die die Geschichte abwechslungsreich gestalten und für einen umfassenden Einblick sorgen.
Betty und Alex sind schon lange zerstritten und als sie sich beim Festival treffen, gibt es erneut Differenzen, doch dann verschwindet Alex. Betty scheint sie nicht sonderlich zu vermissen. Die Frage nach dem Mörder und dem Grund für Alex Verschwinden ist lange Zeit ungeklärt und beschäftigt nicht nur die Polizei, sondern auch die Gartenfreundinnen. Angeführt von der Lokaljournalistin Vera Horvath tragen sie ihre Ermittlungsergebnisse zusammen und möchte die Polizei damit unterstützen. Das stösst bei Franz Grandits, dem Kriminalbeamten, nicht auf Gegenliebe, während Marlies es einfach mal so hinnimmt.


Martina Parker baut regelmäßig Dialekt in die Dialoge ein, was den regionalen Bezug des Krimis unterstreicht und sie fängt bildhaft die ländliche Umgebung im Burgenland ein. Durch die skurrlien Figuren und deren buntes Treiben lässt sie reichlich Humor in die Handlung einfließen und hat mich damit amüsant unterhalen. Es entsteht auch eine Art von Spannung, weil man als Leser selbst mitraten kann und seine eigenen Verdächtigungen anstellt. Der Krimi hat einen aktuellen Bezug, denn hier sollen alte Weingüter verkauft werden, um den Grund und Boden für neue Chalet-Dörfer freizumachen.

Mir haben die Figuren gut gefallen, manche haben schon ein paar zu viele Ecken und Kanten, um authentisch zu wirken, doch das ist der besondere Clou dieser Reihe.

Wer diesen Band ohne Vorkenntnis lesen möchte, findet in den Personenregister die nötigen Informationen. Um den vollen Genuss der Reihe auskosten zu können, sollte man die Reihenfolge einhalten.

Spannender und humorvoller Cosy Crime aus dem Burgenland, der mit skurrilen Figuren gut unterhält und viele Informationen aus Tierwelt, Garten und Botanik enthält.

Veröffentlicht am 26.08.2024

Zeitumspannender Roman über Venedig und die Glasdynastien Muranos

Das Geheimnis der Glasmacherin
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Im Atlantik Verlag erscheint der historische Roman "Das Geheimnis der Glasmacherin" von Tracy Chevalier.

Venedig, 1468: Auf der Glasbläserinsel Murano stirbt bei einem Unfall der Glaskünstler Lorenzo ...

Im Atlantik Verlag erscheint der historische Roman "Das Geheimnis der Glasmacherin" von Tracy Chevalier.

Venedig, 1468: Auf der Glasbläserinsel Murano stirbt bei einem Unfall der Glaskünstler Lorenzo Rosso, die Familie weiß nicht, wie es weiter gehen soll, denn die Söhne sind noch nicht soweit, um den Glasbetrieb zu übernehmen. Doch die mutige Tochter Orsola stellt sich gegen alle Konventionen und lernt im Geheimen die Herstellung von Glasgegenständen. Besonderes Geschick hat sie bei der Herstellung von Glasperlen und sie nimmt das Schicksal der Familie in ihre Hände.


In ihrem umfangreichen Roman lässt Tracy Chevalier ihre Leserschaft eine Zeitreise ins Venedig 1468 machen und stellt die Glasbetriebe auch im Verlauf der folgenden Jahrhunderte vor.

Bei den frühen Einblicken in die Glasmacherfamilie Rosso taucht man ins Alltagsleben der Glasbläserfamilie Rosso ein und fährt Gondel, erlebt den einzigartiben Zauber Venedigs auf bildhaft geschilderte Weise. Aber man erfährt auch wie die spezielle Herstellung von Glas funktioniert und wie die Glasbläser darauf bedacht waren, die Geheimnisse dieser Kunst nur in der Familie weiterzugeben. Das Leben Orsolas und ihrer zwei Brüder zeigt, dass Mädchen damals weniger wichtig waren und doch gelingt es der mutigen und talentierten Orsola, sich zu behaupten, die Kunst des Glasblasens zu erlernen und damit ihrer Familie zu helfen.


Von Anfang an zieht mich der wunderschöne Erzählstil von Tracy Chevalier in seinen Bann. Sie beschreibt bildhaft und lebendig, wie das Alltagsleben abläuft, wie Orsola in einen Kanal geschubst wird und bei der Konkurrenz zum Trocknen geschickt wird und dort deren Arbeitsgänge beobachten kann. Sie ist erst neun Jahre alt und trotz aller Widerstände lässt sie sich nicht von ihrem Ziel abbringen und übt heimlich das Blasen von Glas.

Als Hintergrundgeschichte lässt Chevalier die historische Entwicklung Venedigs ausgehend vom 15. Jahrhundert in ihren Roman einfließen und spannt den zeitlichen Rahmen bis in die Gegenwart. Wir erfahren wie die Pest wütet, wie die napoleonischen Kriege Venedig beeinflussen, wie sich moderne Kommunikationsmethoden entwickeln und landen in der Gegenwart bei den Themen Klimawandel und Coronapandemie. Es ist eine mehrere Jahrhunderte umfassende Zeitreise, die das allgemeine Zeitgeschehen abbildet.



Getragen wird die Geschichte von den Erlebnissen und der Entwicklung der zahlreichen und gut skizzierten Charaktere der italienischen Familien, die gegenseitig konkurrieren, aber teilweise auch zusammen wachsen.

Es hat beim Lesen etwas gedauert, bis ich die vielen Figuren überhaupt einordnen konnte. Dafür wäre mir ein Personenregister hilfreich gewesen.


Ein umfangreicher Roman, der Venedig vorstellt, ins Glasbläserhandwerk eintaucht und das Zeitgeschehen von mehreren Jahrhunderten umfasst und abbildet.