Eine Liebesgeschichte mit falschem Fokus
I'll look for you, EverywhereDieses Buch spaltet mein Gemüt. Zu aller erst muss ich gleich mal gestehen, hätte ich nicht auf meiner Musikapp das Hörbuch mit Marylu Poolman und Henning Decker gefunden, wäre das wohl ein Abbruch geworden. ...
Dieses Buch spaltet mein Gemüt. Zu aller erst muss ich gleich mal gestehen, hätte ich nicht auf meiner Musikapp das Hörbuch mit Marylu Poolman und Henning Decker gefunden, wäre das wohl ein Abbruch geworden. Die zwei Sprecher mit ihren unglaublich intensiven, individuellen Stimmen haben es geschafft, mich an der Geschichte zu halten. Sie sind unglaublich und haben mir die Story nochmal anders näher gebracht, als die Autorin allein das konnte.
Wir haben es hier mit zwei tief verletzten und geprägten Charakteren zu tun und die haben sich – für ihre Persönlichkeiten – definitiv nachvollziehbar verhalten. Allerdings läuft für mich hier quasi viel falsch, dass ich nicht weiß, wie ich das erklären soll. Meiner Meinung nach wird ein völlig falsches Bild gezeichnet, wieviel man aus Liebe ertragen kann/soll und auch wenn ich gerne Dark Romance Geschichten fernab jeglicher Realität lese, sollte diese Geschichte doch nicht in diese Sparte fallen. Es gab so viel seelische Grausamkeit zwischendurch, das ich einiges nicht nachvollziehen wollte! Ich wollte die Protagonistin packen, weg zerren und trösten. Ich wollte auch ihm bei stehen, so ist es nicht. Aber die Erlebnisse der Vergangenheit sollten keine Entschuldigung dafür sein, seine Mitmenschen schei*e zu behandeln. Zumindest nicht komplett, denn natürlich weiß ich, dass die Vergangenheit prägt. Aber Theo und Magdalen sind… toxisch pur. Ganz ehrlich. Und das beide sich keine Hilfe suchen, oder ihnen welche angeboten wird…. das hat mich in dieser Story echt fertig gemacht!
Wenn ein Mensch, vor allem ein Jugendlicher schon quasi indirekt um Hilfe bittet, sollte man helfen. Das wird hier komplett außen vor gelassen. Das Geheimnis ist heftig ja und ich kann nachvollziehen, dass sich daraus keine Friede Freude Eierkuchen – Welt entwickelt, aber wie kann man denn eine Story nur auf eine Sache definieren und die Dramatik nebenbei laufen lassen, obwohl die Auswirkungen viel heftiger sind, als die Leidenschaft und der Spice?! Und die Nebencharaktere haben mich echt traurig gemacht. Sie sind übrigens die schlimmsten und egoistischsten, die ich je in einem Buch getroffen habe. Da habe ich wirklich Unmut gefühlt über so viel Egozentrik und Ignoranz. Annika und Dante sind für mich Menschen, für die ich keine Worte habe. Ich weiß nicht, wie man das als beste Freunde bezeichnen kann.
Jedenfalls tut es mir leid so hart damit umgehen zu müssen, denn eine Sache ist positiv. Der Schreibstil ist fesselnd, bildhaft in den Emotionen und wirklich großartig. Sonst hätte ich das Buch nicht beenden können. Nimmt man allein die Zeichnung des Settings, das italienische Flair, die poetischen Vergleiche was Gefühle angeht und die Erzählungen von Theo und Magdalen konnte Cameron Capello unglaubliches erschaffen. Und das muss ich ihr wirklich zugestehen, denn sonst wäre ich nicht am Ball geblieben. Sie hat mich auf verquere Weise damit gefesselt und ich musste wissen, wie die Story endet! Die Sprachwahl war vielfältig leicht zu lesen.
Der Verlauf gefällt mir allerdings nicht, weil das körperlichen Thema und die Geheimnisse bzw. das tieftraurige Drama unausgeglichen für mich waren. Es war auch wirklich anstrengend, die Geheimnisse erst weit am Ende aufgeklärt zu bekommen, denn eher bekommt man nur minimale Bröckchen. Ja ich weiß… angepriesen wurde es als eine Art “Romeo und Julia” – Werk. Ich bin dennoch enttäuscht, da ich finde, man hätte hier mehr aufarbeiten und am Ende positiver gestalten können, trotz typischer Assoziation zum Shakespeare – Werk.