Ein Evolutionsbiologe, der ein faszinierendes Buch nach dem anderen schreibt
DarwyneColin Niel ist mir spätestens seit seinem - damals noch als Roman gekennzeichneten - Buch "Nur die Tiere" ein Begriff und es scheint, als würde der französische Autor einen Knaller nach dem anderen raushauen. ...
Colin Niel ist mir spätestens seit seinem - damals noch als Roman gekennzeichneten - Buch "Nur die Tiere" ein Begriff und es scheint, als würde der französische Autor einen Knaller nach dem anderen raushauen. Nach "Unter Raubtieren", das ebenfalls eine großartige Geschichte erzählt, folgt nun "Darwyne", dessen Schauplatz das Amazonasgebiet Französisch-Guayanas ist.
Dass ein Evolutionsbiologe seinem - inzwischen als Thriller bezeichneten - Buch den Titel "Darwyne" gibt, kann man auch als Hommage an den großen Naturforscher Charles Darwin verstehen, der von seinen Zeitgenossen in diversen Karikaturen seinerzeit als Schimpanse verhöhnt wurde.
Colin Niels' Darwyne ist ein kleiner Junge, körperlich beeinträchtigt, verschlossen, schulisch wenig interessiert, dafür aber mit einem natürlichen und tiefgehenden Verständnis für die Natur des Amazonas gesegnet, an dessen Schwelle er mit seiner Mutter Yolanda in einer baufälligen Hütte lebt. Darwyne liebt seine schöne, religiös geprägte Mutter, aber er hasst die diversen Stiefväter, die sie in regelmäßigen Abständen anschleppt.
In einem zweiten Handlungsstrang lernt man die Sozialarbeiterin Mathurine kennen, die den Fall Darwynes wieder aufnehmen soll, da es einen anonymen Hinweis auf Kindeswohlgefährdung gab und die frühere Sachbearbeiterin inzwischen aus dem Dienst ausgeschieden ist.
Ich fand das Buch wie schon seine Vorgänger einfach großartig! Es beinhaltet so viele Themen, ohne dadurch überfrachtet zu wirken. Da geht es beispielsweise um eine Mutter, die ihr Kind nicht lieben kann, eine andere Frau, die sich verzweifelt ein Kind wünscht, ein Kind, das nicht 'reinpasst', prekäre Lebensverhältnisse in den Slums von Bois Sec, am Rande des Amazonas, die Rodung des Waldes und natürlich um die unermesslichen Schätze und Wunder des Amazonasgebietes selbst.
Gefreut hat mich, dass es eine Fortsetzung der Geschichte um die Sozialarbeiterin Mathurine geben wird. Der Titel der französischen Ausgabe lautet "Wallace" und wer kann damit schon anderes gemeint sein als Darwins Gegenspieler Alfred Russel Wallace!? Ich kann es kaum erwarten, dass ich das Buch in Händen halte!