Drei Frauen auf Columbos Spuren
Der Mutter-Tochter-Mörder-ClubWenn ihr auf der Suche nach neuem Lesestoff seid, schaut ihr euch auch manchmal die Empfehlungen von englischsprachigen Buchclubs an? Ich schon, weil ich immer auf der Suche nach Büchern bin, die noch ...
Wenn ihr auf der Suche nach neuem Lesestoff seid, schaut ihr euch auch manchmal die Empfehlungen von englischsprachigen Buchclubs an? Ich schon, weil ich immer auf der Suche nach Büchern bin, die noch nicht übersetzt sind.
Klassiker und anspruchsvolle Lektüre findet man in „The Queen’s Reading Room“, „Richard and Judy’s Book Club“ konzentriert sich auf Neuerscheinungen und stellt querbeet aktuelle Romane und Krimis/Thriller vor. Aber dann gibt es ja auch noch „Reese Witherspoon‘s Book Club“, in dem leichte Unterhaltung, nach der mir manchmal auch der Sinn steht, zu finden ist. Allerdings habe ich schon mehrfach die Erfahrung gemacht, dass die dortigen Empfehlungen mit Vorsicht zu genießen sind, da sie bei mir eher selten ins Schwarze treffen, was mich aber nicht daran hindert, dann doch zu dem einen oder anderen empfohlenen Buch zu greifen. Auch „Der Mutter-Tochter-Mörder-Club“ war ein solcher Fall, beworben als „Cosy Crime mit Witz und starken Frauen“. Leider sollten sich aber meine Erwartungen bestätigen.
Lana Rubicon ist eine erfolgreiche Unternehmerin aus L.A., hat nach der Trennung von Mann und Tochter ein Immobilienimperium aufgebaut. Der Kontakt zu ihrer Tochter Beth kocht seither auf Sparflamme, aber es gibt Situationen im Leben, in denen man vertraute Menschen um sich herum benötigt. In Lanas Fall ist das die Krebsdiagnose mit nachfolgender Chemotherapie. Und so lässt sie sich dazu überreden, zu Beth, ausgebildete Krankenschwester, und deren Tochter Jack in das verschlafene Küstenstädtchen zu ziehen. Langeweile pur für die rekonvaleszente Lana.
Doch das Blatt wendet sich, als ihre Enkelin Jack bei einer ihrer Bootstouren eine Leiche entdeckt. Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass der Mann keines natürlichen Todes gestorben ist. Die Ermittler haben keine weiteren Anhaltspunkte, sind aber auch wenig engagiert, und so bleibt es nicht aus, dass plötzlich Jack zur Hauptverdächtigen wird. Diese Situation weckt den Columbo weckt in Lana und Beth, war das Anschauen dieser TV-Serie doch eine ihrer wenigen Gemeinsamkeiten während ihrer familiären Vergangenheit. Und ganz im Stil des verhuschten Detektivs machen sich die Frauen daran, Jacks Unschuld zu beweisen und den wahren Mörder dingfest zu machen.
Versprochen wurde ein Kriminalroman, aber leider trifft diese Genre-Zuordnung nur in Ansätzen zu, da eigentlich durchgängig die Spannung fehlt. Ursache dafür ist die Konzentration der Autorin auf die Beziehungen innerhalb der Familie, insbesondere auf die Spannungen, die innerhalb dieser Dreierkonstellation auftreten. Mutter-Tochter, im Doppelpack, da gibt’s natürlich einiges an ungelösten Konflikten aus der Vergangenheit. Dies wird auch immer wieder gerne speziell von Autorinnen thematisiert. Aber Nina Simon betrachtet auch die allmähliche Wiederannäherung von Lana und Beth durch die Sorge um Enkelin/Tochter. Der Krimihandlung hingegen kommt so nur eine Nebenrolle zu. Man könnte nun einwenden, dass es den einen oder anderen Plot-Twist gibt. Stimmt, aber erfahrene Krimileserinnen können die eingestreuten Hinweise entsprechend interpretieren, so dass Überraschungen weitestgehend ausbleiben.