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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.06.2022

Was ist Wahrheit und was nicht?

His Dark Whisper
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Zu Beginn von „His Dark Whisper“ begegnen die Leser*innen Keegan, der er es bis jetzt nicht leicht in seinem Leben hatte. Er ist von Zweifeln und pessimistischen Gedanken geprägt und auch nicht ohne Hass. ...

Zu Beginn von „His Dark Whisper“ begegnen die Leser*innen Keegan, der er es bis jetzt nicht leicht in seinem Leben hatte. Er ist von Zweifeln und pessimistischen Gedanken geprägt und auch nicht ohne Hass. Als Keegan sich an einem absoluten Tiefpunkt in seinem Leben befindet, wird Lark, die Stimme in seinem Kopf, zu einer realen Person und nimmt ihn auf die Reise in eine andere Welt voller Gefahren und Abenteuer und auch auf eine Reise zu sich selbst. Doch wieso erscheint Lark genau zu diesem Zeitpunkt? Was ist Fiktion und was ist Realität?

Das Buch ist spannend von Anfang bis zum Ende und voll von überraschenden Wendungen. Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive Keegans mit Ausnahme einiger Kapitel, die aus Sicht von Paro erzählt werden. Es ist ein Mix aus Fantasyroman und Elementen aus anderen Mythologien. Von den ersten Seiten an ist mir besonders Keegan ans Herz gewachsen, auch wenn er im Verlauf der Geschichte nicht immer einfach war zu mögen. Keegans persönliche Charakterentwicklung ist nachvollziehbar und authentisch, er ist nicht perfekt und hat seine guten wie schlechten Seiten, aber er gibt nicht auf und kämpft weiter.

Der Schreibstil der Autorin gefiel mir gut, er ist atmosphärisch und leicht poetisch. Was mir nicht so gut gefiel, war, dass es mir teilweise etwas zu schnell ging, wodurch die Geschichte an manchen Stellen leicht verwirrend war. Auch war es nicht immer leicht zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden.

„His Dark Whisper“ ist kein leichtes Buch und keines, das man so nebenbei liest, man muss sich auf die behandelten Themen (Triggerwarnungen im Buch) und die Handlung einlassen können, doch wenn man dazu bereit ist, wird man mit einer gut erzählten und außergewöhnlichen Geschichte belohnt, die einem zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 19.10.2024

Persönliches Plädoyer für mehr Gleichberechtigung

Empathie und Widerstand
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Empathie und Widerstand - über beide Begriffe allein kann man schon informative Bücher schreiben. Die Verbindung beider in einem klingt folglich vielversprechend.

"Empathie und Widerstand" von Kristina ...

Empathie und Widerstand - über beide Begriffe allein kann man schon informative Bücher schreiben. Die Verbindung beider in einem klingt folglich vielversprechend.

"Empathie und Widerstand" von Kristina Lunz versucht genau das mit feministischem Fokus.
Das flüssig und anschaulich geschriebene Sachbuch will einem dabei helfen, den eigenen moralischen Kompass und die eigene Haltung zu finden, um Menschlichkeit für eine gerechtere Welt zu zeigen. In einer von Krisen, Kriegen und gesellschaftlichen und sozialen Konflikten geprägten Zeit, wie der momentanen, von besonderer Bedeutung.

Eine ausführliche Diskussion der beiden Begriffe sollte man jedoch nicht erwarten.
Kurz und bündig, legt die Autorin verständlich und glaubhaft ihren Standpunkt dar, ohne wirklich tief ins Detail zu gehen. Lunz Ansichten und Standpunkten werden zwar deutlich und wieso es wichtig ist, einen moralischen Kompass zu haben, aber wie man dort hinkommt, ist nicht wirklich ein Thema. Ich erwarte keinen Ratgeber, aber eine Art Leitfaden wäre schön gewesen. Die wenigsten sind geborene Aktivisten.

Inhaltlich ist es dennoch ein interessanter Mix aus sachlichen Informationen über Empathie, Beispielen und persönlichen Gedanken und Erfahrungen aus ihrem Leben als Verfechterin einer nachhaltigen Entwicklung und einer feministischen Außenpolitik.
Gut strukturiert und thematisch aufbereitet, hätte ich mir nur eine tiefergehende Betrachtung von Empathie in Verbindung mit Empathie gewünscht.

Sicherlich wird nicht jede*r Lesende mit Lunz Argumenten übereinstimmen. Manchen Themen merkt man deutlich ihre Leidenschaft an, aber durch ihre Selbstreflexion und abwägende Haltung wird es zu keinem Zeitpunkt zu aktivistisch und einseitig.
Zum Nachdenken regt "Empathie und Widerstand" auf jeden Fall ein.

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Veröffentlicht am 19.10.2024

Langatmige Mördersuche im schwedischen Are

Blutbuße
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Die Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind wird brutal ermordet aufgefunden. Jemand muss starken Hass ihr gegenüber empfunden haben. Ist ihr Plan, ein Luxushotel zu errichten und dafür ein altes und ...

Die Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind wird brutal ermordet aufgefunden. Jemand muss starken Hass ihr gegenüber empfunden haben. Ist ihr Plan, ein Luxushotel zu errichten und dafür ein altes und verwaistes Berghotel abreißen zulassen, das Motiv des Täters oder steckt etwas anderes dahinter?

Was anfangs spannend klingt und durchaus atmosphärisch düster erzählt wird, verliert jedoch schnell an Schwung. Denn neben den polizeilichen Ermittlungen spielt das Liebesleben bzw. das heimliche Sehnen nach einem, eine große inhaltliche Rolle. Etwas weniger Privates hätte dem Erzählfluss sicherlich an der ein oder anderen Stelle gutgetan.

Da der Krimi aus verschiedenen Charakterperspektiven und in kurzen Kapiteln erzählt wird, kommt dennoch so was wie Spannung auf.
Auch die Personenzeichnung kann überzeugen, erhält man als Lesende doch ein umfassendes Bild der Gedanken und Gefühle der wichtigsten Akteure. Für Neugier sorgen auch die Einschübe eines Dienstmädchens von damals im alten Berghotel.

Der dritte Teil der Krimireihe rund um die Ermittlerin Hanna und ihren Kollegen Daniel ist, wie auch schon von den Vorgängerbänden gewohnt, flüssig und stimmungsvoll geschrieben.

Für Fans der Reihe lesenswert, aber nicht so stark wie die ersten beiden Bände.
Von einer strafferen Handlungsbeschreibung und weniger Nebensächlichkeiten hätte "Blutbuße" insgesamt profitiert.

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Veröffentlicht am 19.10.2024

Broken Promises

Broken Crystal
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Eine Gruppe von Klimaaktivisten, die etwas Hochexplosives zu planen scheinen, die koksende Milliardärstochter Crystal auf Abwegen und mittendrin ein Militärberater, der selbst ins Kreuzfeuer gerät.
"Broken ...

Eine Gruppe von Klimaaktivisten, die etwas Hochexplosives zu planen scheinen, die koksende Milliardärstochter Crystal auf Abwegen und mittendrin ein Militärberater, der selbst ins Kreuzfeuer gerät.
"Broken Crystal" klingt nach einem fesselnden Thriller mit Aktualitätsbezug, seinem Anspruch leider nicht ganz gerecht wird.

Die reichen Eltern von Crystal wollen, dass ihre Tochter sich von der Gruppe "Eternal Earth" lossagt und wieder zu ihnen zurückkehrt. Diesen Auftrag übernimmt der erzählende Militärberater. Um Crystal aus den Fängen der Klimaaktivisten zu befreien, versucht er das Vertrauen der Gruppenmitglieder zu erlangen. Doch die Zeit und die Pläne einzelner Gruppenmitglieder laufen gegen ihn und schon bald wird er selbst zum Gejagten.

Erzählt aus der Sicht eines Reporters und des Militärberaters, beginnt der Thriller spannend und rasant. Dadurch, dass der Militärberater seine Version der Geschichte erzählt, wie er auf die Most-Wanted-Liste des FBI gekommen ist, wird anfangs geschickt Neugier erzeugt. Denn man fragt sich, wer erzählt die wahre Geschichte.

Doch leider konnte die Spannung und das Interesse an der Handlung nicht konstant hochgehalten werden.
Zum einen verlor die Entwicklung der Geschichte besonders zum Ende hin deutlich an Glaubwürdigkeit und auch an inhaltlicher Tiefe.
Zum anderen verbleiben die einzelnen Charaktere in ihrer Beschreibung oberflächlich und einiger Stereotype. Es fällt einem so schwer, eine Verbindung zu den Handlungspersonen aufzubauen und ihre Motive für ihre Handlungen zu ergründen. Die Charaktere wirken wie Schablonen und bleiben blass, obwohl ihre Lebenshintergründe viel Potenzial für eine vielschichtige Handlung geboten hätten.

So ist alles in allem "Broken Crystal" ein kurzweilig erzählter Spannungsroman, der vielversprechend und stark beginnt, aber im weiteren Verlauf Schwächen in der inhaltlichen Ausarbeitung der Handlung aufweist und dadurch keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Stimmungsvoll, aber zu stark verdichtet

Die Gräfin
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Kurzweilig, durchaus stimmungs- und geheimnisvoll präsentiert sich der historische Roman "Die Gräfin" von Irma Nelles, der auf wahren Personen und Ereignissen fußt.
Erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven ...

Kurzweilig, durchaus stimmungs- und geheimnisvoll präsentiert sich der historische Roman "Die Gräfin" von Irma Nelles, der auf wahren Personen und Ereignissen fußt.
Erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven und über den Zeitraum von sechs Tagen taucht man auf der Hallig Südfall in Nordfriesland in das von den Gezeiten geprägte Leben der "Hallig"-Gräfin, ihren Bediensteten und eines abgestürzten britischen Piloten zur Zeit des 2. Weltkrieges ein. Auf knapp 180 Seiten schafft die Autorin es hierbei, ein umfassendes Bild der 80-jährigen Gräfin zu erzeugen. Man erfährt, warum sie zurückgezogen auf der Hallig lebt und welche Rolle sie im Hallig-Leben spielt, das durch den Absturz des britischen Piloten John gestört wird.

Insgesamt lässt mich der Roman "Die Gräfin" leider etwas unbefriedigt und mit gemischten Gefühlen zurück.
Gut gefallen hat mir zunächst der atmosphärische Schreibstil, der zwar anfangs etwas zu beschreibend ist, aber dem es trotzdem gelingt, ein glaubhaftes Bild der Charaktere und der Lebensbedingungen auf der Hallig zu zeichnen. Dazu tragen auch Dialoge im dortigen Dialekt bei. Auch die Geschichte an sich ist interessant.
Bedingt durch das Springen zwischen verschiedenen Charakterperspektiven bekommt man eher eine Außensicht auf die verschiedenen Charaktere als eine Innenansicht. Auch werden viele Sachen nur angedeutet oder im Vorbeigehen erwähnt, sodass manche Handlungsstränge nicht wirklich ihr Potenzial entfalten können, wie z.B. die Gefahr durch Spitzel für die Gestapo, die Vergangenheit der Gräfin oder die von John. Besonders zum Ende hin passiert ziemlich viel und vieles fügte sich zu nahtlos zusammen, sodass die inhaltliche Tiefe immer mehr verloren geht.

Man streift so nur für sechs Tage das Leben der Gräfin, des Piloten und der weiteren Bewohner der Hallig, was Schade ist.
Alles in allem habe ich mir einfach mehr erwartet.

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