Einfach sensationell gut geschrieben und Nervenkitzel pur! Erinnert mich an Ingrid Nolls Romane!
41 Rue Loubert"Das Tor - In den letzten vierzig Jahren erschien es manch einem als himmlische Pforte zur vollkommenen Glückseligkeit. Manch einem aber erschien dahinter der Tod." Zitat Seite 7
Dieses Buch beginnt ...
"Das Tor - In den letzten vierzig Jahren erschien es manch einem als himmlische Pforte zur vollkommenen Glückseligkeit. Manch einem aber erschien dahinter der Tod." Zitat Seite 7
Dieses Buch beginnt mit der Beschreibung der schweren Eichenholztür der Rue Loubert 41. Was sich dahinter verbirgt, bringt Mara Ferr mit wohlformulierten Sätzen langsam, aber sicher ans Licht. Sie stellt uns Louise vor, eine einfühlsame, jung gebliebene Dame von fast 60 Jahren, die hier lebt. Sie hat viele Freunde, die sie geradezu verehren und sich bei gelegentlichen Besuchen immer sehr großzügig zeigen. Denn hinter der unscheinbaren Fassade führt Louise ein Privatbordell. Doch hier erwartet uns nicht die exzessive Szenerie des Rotlichtmilieus mit schmuddeligen Vorgängen, sondern es zeigt sich auf fast elegante Weise, wie Louise als Edelhure mit ihren Freunden sehr menschlich und einfühlsam, aber auch nüchtern umgeht. Sie geht auf die jeweiligen Bedürfnisse ihrer Klientel ein, akzeptiert die menschlichen Beweggründe und blendet ihre eigenen Gefühle nahezu aus. Auch den behinderten Sohn ihres Freundes Hendrik empfängt sie regelmäßig, erträgt aber seine schwierige Art nur mit Widerwillen und Willensstärke, nie mütterlich selbstlos. Ihr großes Hobby sind selbstgetöpferte Keramiken, die ihr ein zusätzliches Einkommen bescheren.
Doch nun hat Louise genügend Geld gespart und träumt von einem ruhigen Lebensabend auf den Antillen. Sie plant ihren Aufbruch mit derselben unverdrossenen Entschlossenheit, die sie vor über 40 Jahren erlittene Gewalt, Drangsal und Pein überstehen liessen.
Hier allerdings kommt ein Inspecteur namens Marcel ins Spiel. Er ermittelt in 18 Fällen von vermissten Männern der gehobenen Pariser Gesellschaft. Sie alle wurden in der Rue Loubert gesehen und Marcel Marcel hält Louise für tatverdächtig.
Auch wenn man Louises Lebensweise vielleicht nicht tolerieren mag, so versteht man ihre ursprünglichen Beweggründe, ihren schwierigen Lebensweg und ist mehr oder weniger auf ihrer Seite. Während des gesamten Buches habe ich mit Louise gebangt und auf eine erfolgreiche Flucht gehofft.
Denn ihr schweres Schicksal hat ihr häufig genug Steine in den Weg gelegt, die sie mit Entschlossenheit selbst beseitigt hat.
Der Roman wird aus der Sicht eines Erzählers heraus geschrieben, so bekommt man einen klaren Überblick über das Geschehen und einen intensiven Einblick in das Innere der Personen. Der verbindende Kreis der unterschiedlichen Figuren schliesst sich im Laufe der Handlung zu einem umfassenden Bild.
Besonders beeindruckt hat mich der wunderbar elegante Erzählstil Mara Ferrs. Sie schreibt glasklar, beschreibt eindringlich und mit menschlicher Nähe die Einblicke in die menschliche Seele.
Deswegen erscheinen ihre Charaktere auch so lebendig und authentisch und man erkennt sofort ihre speziellen Macken und Vorlieben. Egal, ob hier die delikate Küche geliebt wird oder andere Freuden genossen werden, die menschliche Sehnsucht hat viele Seiten, wie Mara Ferr hier anschaulich deutlich macht.
Zu einem Ausflug in die Rue Loubert kann ich nur zuraten, es lohnt sich und die Lektüre verspricht heiter-frivole und spannende Lesezeit mit dem Flair von Paris. Ein überraschender Krimi, dem ich gespannt und gerne gefolgt bin.