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Veröffentlicht am 11.11.2017

Schön erzählt, aber vor lauter Figuren und verworrenen Beziehungen verliert man fast die Krimihandlung aus den Augen

Noble Gesellschaft
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Bei diesem Krimi habe ich auf einen spannenden Krimi gehofft, der mich mit der Stimmung direkt in die "Roaring Twenties" in Berlin versetzt. Das ist der Autorin zum Teil gelungen, aber eben nicht ganz.
Die ...

Bei diesem Krimi habe ich auf einen spannenden Krimi gehofft, der mich mit der Stimmung direkt in die "Roaring Twenties" in Berlin versetzt. Das ist der Autorin zum Teil gelungen, aber eben nicht ganz.
Die Gesellschaft wird in drei unterschiedliche Stufen von der Begrifflichkeit "Nobel" her unterteilt. Nobel, nicht so nobel und gar nicht nobel. Dabei zieht sich durch alle Schichten ein Ballast von ungeahnten Seitensprüngen, Kleinkriminalität, Drogenkonsum und Schmuggel. Es wird aber auch deutlich, wie abhängig die ärmere Bevölkerung als dienstbare Geister, Köchinnen, Tippfräulein oder auch Stricherjungen von den Reichen waren und nur durch diese spezielle Tätigkeit ihr Auskommen fanden. Auf der einen Seite gab es Kokain, auf der anderen Seite fehlte es sogar an Lebensmitteln. Daher ist es nicht verwunderlich, wie sich hier ungeahnte Abhängigkeiten entwickeln konnten, auch in sexueller Hinsicht.

In Berlin scheint zu dieser Zeit die homosexuelle Szene trotz Unzuchtsparagraf richtig en vogue gewesen zu sein. Ob Straßenstrich oder in der Künstlerszene, es war scheinbar angesagt. Hier sind die Hauptprotagonisten Carl und Paul als Vorzeigepärchen in ihrem Zusammenleben gut dargestellt. Gefallen hat mir auch der eingebrachte Berliner Dialekt einiger Dienstmädchen und Angestellter, durch sie konnte man die berühmte Berliner Luft verspüren.

Die Krimihandlung geht bei diesen personellen Verstrickungen eher eine Nebenrolle ein. Man hat als Leser auch durch die vielen Personen nicht so recht die Chance, selbst wirklich den Täter erraten zu können. Zu häufig ändern sich die Konstellationen, es gibt Verwicklungen, die man überraschend zur Kenntnis nimmt, aber nicht richtig einschätzen kann.
Mir ist auch immer noch nicht ersichtlich, wie es der 22jährige Schauspieler Carl schafft, als Detektiv sich in die Ermittlung einzubringen. Wer erzählt

Der Schreibstil ist sehr flüssig, die Stimmungen des damaligen Zeitgeistes werden klar geschildert und das Buch liest sich gut, man hat das Gefühl in die Zeit eintauchen zu können. Lediglich die Redewendung: "...das sei nicht so seins.", fällt wohl eher in die heutige Zeit.

In Joan Wengs Kriminalroman stehen eher die Figuren und ihre etlichen Liebschaften im Vordergrund, die Tätersuche kommt erst an zweiter Stelle. Hier hat mir definitiv die typische Ermittlertätigkeit gefehlt. Ich hatte auch ein Problem mit den vielen Beziehungen, die ich trotz eines beigefügten Personenregisters nicht jeweils mit einem speziellen "Gesicht" vor Augen hatte.

Unbegreiflich ist für mich auch die Tatsache, dass Carl in den Hinterlassenschaften einer Katze auf Anhieb erkennt, dort einen echten Rubin vor sich zu haben und diesen dann noch dem russischen Zarenschatz zuorden kann. Er ist ja weder Juwelier, noch Edelsteinexperte des Zarenhofes!

Als spannender Krimi ist dieses Buch vielleicht eher zweitrangig zu sehen, als lesenswerter Ausflug ins Berlin der Goldenen Zwanziger Jahre aber durchaus interessant geschrieben.

Veröffentlicht am 11.11.2017

Sprachgewaltiger Alpenkrimi mit vielen urbayerischen Charakteren, leider blieb die Spannung etwas auf der Strecke!

Bayerisches Roulette
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"Wir sind hier nicht beim Starkbieranstich. Wenn von euch Watschengesichtern noch einer aufmuckt, dann lass ich ihn...bei Wasser und Knäckebrot im Verlies schmoren, bis die Arschkante Schimmel ansetzt! ...

"Wir sind hier nicht beim Starkbieranstich. Wenn von euch Watschengesichtern noch einer aufmuckt, dann lass ich ihn...bei Wasser und Knäckebrot im Verlies schmoren, bis die Arschkante Schimmel ansetzt! Habt ihr mich?" S. 196/7 Zitat Wammersberger

Dinesh Bauer hat hier mit viel Liebe zu seiner Heimat einen Krimi geschrieben, bei dem er den Leser bildhaft genau an der Natur der Alpengegend teilhaben lässt. Die Landschaft mit üppigen Kuhwiesen, die schöne Aussicht von den Almhütten und die vielseitige Fauna habe ich beim Lesen deutlich vor Augen. Bauer zeigt Land und besonders Leute sehr ausdrucksstark und detailgenau, dabei wird schnell klar, hier leben einige grantige Dickschädel mit großer Vorliebe für Bier, Weißwurst und Leberkässemmel.

Wer bei diesem Krimi einen typischen Whodunit erwartet, wird enttäuscht werden. Denn hier wird eher den Bewohnern dieser Alpenregion direkt auf den Pelz geschaut. Es gibt eine Vielzahl von Personen, deren Anzahl mich an meine Grenzen gebracht hat. Ich hatte Probleme, die vielen Figuren, teilweise auch noch mit Spitznamen, auseinander halten zu können. Wer ist davon wichtig, wer nur Randfigur? Da hilft mir auch ein beigefügtes Personenverzeichnis nicht wirklich. Doch da muss man durch, dann entwickelt sich hier ein typisch bayerisches Stimmungsbild mit Stammtischparolen, derben Scherzen und humorvollen Dialogen. Da fabuliert, witzelt und schwatzt die Männerwelt, dass es eine wahre Freude ist.

Der Autor zeigt mit sprachgewaltiger Wortfülle, wie der Urbayer tickt. Ich musste häufig laut auflachen, so humorvoll, absurd und skurril waren die Sprüche der Beteiligten. Leider habe ich mich bei all der Personenfülle nicht für einen speziellen Sympathieträger erwärmen können. Auch ging die Krimihandlung zu undurchsichtig vonstatten, als dass ich Motive oder Hintergründe klar erkennen konnte. Auch die Extremismus-Expertin Pröll aus Österreich als einzige weibliche Ermittlerin kann hier keinen klaren Durchblick schaffen.
Leider hält sich die Spannung durchgängig auf einem mittelmäßigen Level.



Wer Spaß hat an skurrilen Gestalten, bayrischem Sprachwitz und der Flora und Fauna dieser Gegend, der findet hier eine sprachlich tolle Lektüre, die nebenbei noch etwas Krimihandlung beeinhaltet.

Veröffentlicht am 11.11.2017

Locker erzählter Erfahrungsbericht eines Schrebergärtners mit amüsanten Erlebnissen

Laubenpieper
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Eigentlich sind Schrebergärten doch eine Oase der Natur, dort kann man seine Seele baumeln lassen und so richtig entspannen. Wären da nicht die Nutzungsordnung, Bepflanzungspläne und die Nachbarn mit ihrer ...

Eigentlich sind Schrebergärten doch eine Oase der Natur, dort kann man seine Seele baumeln lassen und so richtig entspannen. Wären da nicht die Nutzungsordnung, Bepflanzungspläne und die Nachbarn mit ihrer helfenden Art, die manchmal auch ganz anders sein kann, nämlich schwierig.

Es kommt, wie es kommen muss: Sabine und Robert haben mit ihrem neuen Vorhaben mit einigen unerwarteten Problemen zu kämpfen. Ohne eigenen PKW ist es schwierig, die ganzen Gartengerätschaften herbei zu schaffen. Dann muss die Laube renoviert werden, ein Türke ist prompt zur Stelle, um hier einen Freundschaftsdienst abzuleisten. Er will kein Geld für seine Arbeit, nur seine mitgebrachten Kollegen arbeiten nicht umsonst.

Als Sabine ihre gewünschten Pflanzen endlich im Garten einbringen will, stösst sie auf weitere Probleme, Betonsockel und alte Baumwurzeln machen das Pflanzen fast unmöglich. Robert und sie ackern ohne große Erfolge und als Robert dem Charme einer Nachbarin erliegt, kommt es zu ernstem Beziehungsstress.

Dieses Buch liest sich locker weg, es gibt einige amüsante Stellen und man hat die Kleingartenidylle und die Probleme deutlich vor Augen. Wer als Kleingärtner selbst dieses Leben kennt, wird hier eine geeignete Lektüre finden. Man kann über viele Probleme und Vorhaben schmunzeln und es gibt einige Klischees, die sich hier bewahrheiten. In der Parzelle des japanischen Nachbarn entsteht natürlich ein Zen-Garten mit Steinen, die Trinkgelage im Gartenlokal sind ausschweifend und sehr alkohollastig und beim Thema Maulwurf hört unter Naturliebhabern der Naturschutz schon mal ganz schnell auf.

Dieses Buch hat mich mit amüsanten Stellen locker unterhalten, die kurzen Kapitel lesen sich schnell weg. Es ist eine Unterhaltung für den Liegestuhl im Schrebergarten. Im Ganzen ist es eher seicht und nicht besonders tiefgängig oder packend. Dafür bekommt man ohne eigene Gartenarbeit die Alltags-Szenen der Kleingärtner frei Haus geliefert.


Wie der Kleingärtner so tickt und welche besonderen Erlebnisse Robert und Sabine an den Rand ihrer Beziehung bringen, ist nicht nur für Schrebergärtner eine amüsante Geschichte.

Veröffentlicht am 11.11.2017

Loretta haut mich dieses Mal nicht so ganz von der Rolle, denn die Krimihandlung war etwas dünn!

Voll von der Rolle
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"Genau wie JuppZwo pflegte er endlos herumzulabern und kam vom Hölzken aufs Stöcksken, ohne die eigentlich Frage zu beantworten." Zitat Seite 122

Lotte Minck hat mit Loretta Luchs, Telefonistin von einer ...

"Genau wie JuppZwo pflegte er endlos herumzulabern und kam vom Hölzken aufs Stöcksken, ohne die eigentlich Frage zu beantworten." Zitat Seite 122

Lotte Minck hat mit Loretta Luchs, Telefonistin von einer Sexhotline im Ruhrgebiet, schon eine ganz spezielle Kultfigur erfunden. Loretta ist eine Frau, die immer wieder als Hobbyermittlerin tätig wird, ihr Herz auf dem rechten Fleck trägt und auch richtig austeilen kann. Das beweist sie auch in diesem Buch wieder mit unterhaltsamen Erlebnissen und Abenteuern rund um Franks Büdchen, genannt: Kropkas Klümpchenbude.

Frank hat Probleme mit einer Gruppe von Jugendlichen, die sich regelmäßig in seinem Kiosk mit Tabak, Alkohol und Süßigkeiten eindecken, allerdings ohne zu zahlen. Auf seine Drohungen hin, bombardieren die Jungs seine Bude mit Farbbeuteln, also lässt Frank sie gewähren, auch wenn er damit große finanzielle Einbußen hinnehmen muss. Als Loretta von der Sache erfährt, wird sie fuchsteufelswild und schreitet ein.

Wieder einmal kann man sich dem Charme der speziellen Charaktere in diesem Buch nicht entziehen. Mit ihrem Ruhrpottslang geben sie der Geschichte ihre besondere Note und die Krimihandlung sorgt für unterschwellige Spannung. Leider war die mir etwas zu dünn geraten. Auch wenn ich Loretta gern als Heldin sehe, wären hier realistischerweise die gestandenen Männer in diesem Buch gefragt gewesen, der Jugendgang die Stirn zu bieten. Aber noch mehr fehlt mir hier die polizeiliche Ermittlung, schließlich liegt ja ein Unfall mit Todesfolgen vor.

Ebenso vermisse ich einige aus den Vorgängerbänden bekannte Freunde, die stets mit ihrer Art für gute Unterhaltung gesorgt haben.
Allerdings sind dafür auch die Truppe der Rentner-Bank-Inhaber Lock, JuppZwo und Steiger als personelle Aufstockung zugegen und geben mit ihrem Gebahren schon ein humorvolles Trio ab.

Bei "Voll von der Rolle" müssen Fans der Reihe unbedingt wieder reinlesen, denn der Humor ist wieder voll zu spüren, auch wenn er etwas klischeehaft daherkommt. Hier geht es mit der Devise: "Freunde für immer" wieder um die Unterstützung Franks durch Loretta & Co und es geht hier wieder gut zur Sache.


Als Fan von Loretta habe ich wieder über die humorvollen Wortspielereien und den Pottslang geschmunzelt, doch wie bei so vielen Serien und Reihen kann ich mich nicht mehr so begeistern wie zu Anfang.

Veröffentlicht am 11.11.2017

Unterhaltsamer Sommerroman, der einem Familiengeheimnis auf die Spur kommt!

Olivensommer
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"Manchmal weiß man nicht, dass etwas fehlt, bis man es gefunden hat."

In diesem Roman geht es um eine Liebesgeschichte, die auf dem Hintergrund eines Familiendramas langsam erwächst.

Holly lebt in einer ...

"Manchmal weiß man nicht, dass etwas fehlt, bis man es gefunden hat."

In diesem Roman geht es um eine Liebesgeschichte, die auf dem Hintergrund eines Familiendramas langsam erwächst.

Holly lebt in einer Beziehung mit Rupert und geniesst seine Gefühle, ohne ihn selbst wirklich zu lieben. Dabei stellt sie sich auf seine Wünsche ein und ordnet sich regelrecht unter. Eigene Ziele scheint sie nicht zu haben oder dabei auszublenden. Es sind jedenfalls keine tiefen Gefühle, die sie für Rupert empfindet. Man hat das Gefühl, sie braucht eine gewisse Zugehörigkeit.
Diese Beziehungsschwierigkeiten erklären sich, wenn man ihre Jugend kennt. Hollys Mutter Jenny war Alkoholikerin, Hollys Kindheit war für sie schwierig, dennoch versuchte sie, ihrer Mutter beizustehen. Für ein Kind natürlich eine unlösbare Aufgabe.

Von ihrer verstorbenen Tante Sandra erbt Holly auf der griechischen Insel Zakynthos ein Haus, das ihr bei einem Besuch auf der Insel sehr gut gefällt. Sie wird von den Griechen der Nachbarschaft freundschaftlich aufgenommen und fühlt sich dort sehr wohl. Daran hat auch ihr irischstämmiger Nachbar Aiden großen Anteil. Sie lernen sich näher kennen und bei ihm fühlt sich Holly genau richtig.
Hier erkennt man die Begeisterung der Autorin für die Insel in den schönen Landschaftsbeschreibungen und erlebt griechische Esskultur und Gastfreundschaft hautnah mit.


Diese Geschichte ist flüssig zu lesen und sehr schön erzählt. In Briefen nähert sich Holly der problematischen Beziehung der Schwestern Jenny und Sandra und erfährt so von ihrer Familie, die sie als Kind nie hatte. Wie Holly langsam auftaut und wieder eigenen Lebensmut und Ziele entwickelt, ist interessant zu verfolgen. Allerdings wird das Ganze sehr detailliert und ausführlich beschrieben und die Handlung zieht sich in die Länge.
Leider konnte ich mich mit Holly nicht so recht anfreunden.

Dieser Roman zeigt griechisches Flair abseits der touristischen Pfade und eine junge Frau, die durch ihr neu wiedergewonnenes Selbstbewusstsein wieder eigene Ziele und neuen Lebensmut entwickelt. Ein unterhaltsamer Sommerroman mit Familiendrama und etwas Liebe.