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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2017

Ein geniales literarisches Erlebnis!

Nussschale
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Ian McEwan hat mich mit diesem Buch völlig überrascht. Ich habe eine Dreiecksgeschichte nach dem klassischen Vorbild von Hamlet erwartet und fand mich im Uterus einer Schwangeren wieder, aus der ihr Fötus, ...

Ian McEwan hat mich mit diesem Buch völlig überrascht. Ich habe eine Dreiecksgeschichte nach dem klassischen Vorbild von Hamlet erwartet und fand mich im Uterus einer Schwangeren wieder, aus der ihr Fötus, ein hochintelligenter Knabe, seine Umwelt schon vor seiner Geburt durchschaut. Er spielt sozusagen den Hamlet nach Shakespearescher Machart und erzählt seine Geschichte, sieht den geplanten Mord am eigenen Vater und versucht sogar ihn zu verhindern. Das Ganze gibt McEwan mit herrlich trockenem Humor zum Besten und dichtet dem Fötus lakonische Bemerkungen unter, die mit Weisheit und geistiger Intelligenz beeindrucken.
Der Knabe ist hochintelligent und schon mit enormer Sprachfähigkeit ausgestattet, er ist ein fundierter Weinkenner, dank seiner trinkfreudigen Mutter kam er schon früh und oft in den Genuss einiger guter Tropfen. Er vergleicht seinen leiblichen Vater John, ein Genie der Dichtkunst, mit seinem Ziehvater und gleichzeitigem Onkel Claude, den er als dumm und sexbesessen beschreibt. Seine Mutter Trudy liebt er, wie eben Kinder ihre Mütter lieben.

Die Handlung ist so voller Überraschung, Weisheit und Witz, man liest gebannt und ist beeindruckt und hinterfragt gar nicht die Glaubwürdigkeit dieser Geschichte.

Sprachlich gelingt MacEwan ein Paradestück, er erwähnt sogar den Brexit und Europas Krise und dann gleitet der Roman in die Tiefen der Poesie durch die Gedichte von Vater John.
Was jedoch als kriminalistische Tat abläuft, ist von Innen heraus betrachtet unabwendbar, jedenfalls für den Knaben.
Dieser betrachtet nämlich schon vor seiner Geburt voller Sorge die Welt außerhalb seines Mutterbauches. Doch der entwickelt schon seine Rachepläne vor der eigenen Geburt.





Nussschale ist ein sehr eindringlicher, klug geschriebener Roman, bei
dem ein wenig britischer Humor hervorblitzt und der mit seinem
ungeborenen Erzähler punktet. Hier wird philosophiert, bissig bemerkt
und gesellschaftliche Kritik geübt. Ein wenig "Hamlet to go"!

Veröffentlicht am 19.11.2017

Mia macht mit ihrem Pasta-Kochbuch richtig Appetit auf Nudeln in jeder Art!

Mia liebt Pasta
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Mia ist gelernte Fotografin und besitzt seit Anfang 2012 ihren Blog »Kuechenchaotin«, auf dem sie viele kulinarische Ideen vorstellt.
Sie liebt Pasta und hat ihre Vorliebe in diesem Buch mit sehr viel ...

Mia ist gelernte Fotografin und besitzt seit Anfang 2012 ihren Blog »Kuechenchaotin«, auf dem sie viele kulinarische Ideen vorstellt.
Sie liebt Pasta und hat ihre Vorliebe in diesem Buch mit sehr viel Herzblut ausgetobt.

Dieses Kochbuch ist handlich, gut strukturiert und übersichtlich gemacht und sieht einfach toll aus. Besonders die ganzseitigen Fotos sind sehr gelungen und die Gerichte sind sehr farbenfroh und appetitanregend in Szene gesetzt.

Mia ist Vegetarierin und so finden sich ihrem Buch auch nicht die üblichen Spaghetti-Bolognese wieder, doch sie stellt mehr als 50 kreative Rezeptideen für Nudelliebhaber vor, die für jeden Geschmack auch für Anfänger-Köche etwas bieten.
Als Einführung zählt Mia das allgemein nötige Handwerkszeug für die Nudelküche auf, kommt dann aber schnell zu drei Rezepten für Pastateig, auch ein glutenfreier ist mit dabei, und schlägt dann die Möglichkeiten selbst gefärbter Pasta vor.
Unter dem Titel 4 Grundsaucen stellt sie Tomaten-, Kräuter-Sahne-, Käse- Sauce und Aglio Olio e Pereroncino vor.
Damit hat man eigentlich schon mal einen soliden Grundstock für verschiedenste Gerichte geschaffen. Doch damit nicht genug, es folgen vier Vorschläge für verschiedene Pesto-Varianten (rot, grün, Pilz und Walnuss).
Bei diesem Buch merkt man Mia ihr Herzblut deutlich an, ihre Rezepte klingen nicht nur lecker, sondern scheinen auch leicht nachkochbar zu sein. Die Anweisungen sind klar und einfach und mehr als 5 Arbeitsschritte gibt es selten. Sie macht Mut zum Nachkochen und stellt selbst die Nudelmaschine als ersetzbar durch Armkraft und Nudelholz dar. Damit animiert sie sicherlich auch Anfänger und in erster Linie kleine und große Pasta-Fans.

Es ist eine Sammlung von schönen und einfachen Trendrezepten mit viel Gemüse, die sicherlich auch Anfänger große Freude bereiten und gut schmecken.

Veröffentlicht am 11.11.2017

Wunderschön geschriebener Normandiekrimi! Bitte mehr davon!

Bitterer Calvados
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"Wissen sie, vorstellen kann ich mir viel, ich bin Schriftsteller, die Fantasie ist mein Beruf. Aber in Wirklichkeit einen Mord begehen? Der Hass müsste so groß sein, dass er jede Moral außer Kraft setzt." ...

"Wissen sie, vorstellen kann ich mir viel, ich bin Schriftsteller, die Fantasie ist mein Beruf. Aber in Wirklichkeit einen Mord begehen? Der Hass müsste so groß sein, dass er jede Moral außer Kraft setzt." Zitat Seite 125

In diesem Krimi verschmelzen Literaturszene, Landschaft der Normandie, Esskultur und ein ruhig und besonnen ermittelnder Kommissar zu einem tollen Ganzen!

Es ist mein erstes Buch der Autorin und ich kann der Handlung auch ohne Vorkenntnisse wunderbar folgen.

Leblanc findet schnell heraus, dass JPP nicht der perfekte Mensch war, für den ihn seine Fans hielten. Er war absolut narzisstisch, rücksichtslos und zudem unfähig, persönliche Bindungen aufzubauen. Geliebte kamen und gingen und wurden nur ausgenutzt.
Bei der ausführlichen polizeilichen Ermittlung geht Leblanc jeder noch so kleinen Spur nach und findet lange Zeit nichts. Das führt auch beim Leser zu einem spannenden Mitraten und allerlei Mutmassungen.

Inhaltlich wird die Literaturszene näher beleuchtet. Man erfährt, wie Bestsellerautoren aufgebaut werden und welche Konkurrenz die Bücherbranche umtreibt. Aber auch gesellschaftskritische Themen wie Polygamie oder die Problematik durch ausbeutendes Verhalten von Großkonzernen in Afrika werden inhaltlich gut mit eingebunden.


Bei diesem Krimi gibt es eine ausgewogene Mischung zwischen den Ermittlungen im Mordfall und dem Pivatleben des Kommissars. Auch wenn mir Jacques Leblanc nicht unbedingt sympathisch ist, so hat er doch eine ruhige Art, die mir gefällt. Meine Heldin ist auf jeden Fall Nadine, seine Assistentin. Sie findet bei Befragungen stets den richtigen Ton, kann sich auf die Personen einstellen und durchschaut ihren Chef wie keine andere Frau. Denn der lässt sich nur zu schnell von Frauen ablenken und einwickeln. Leblanc befindet sich in einer Midlife-Crisis und verliebt sich in eine blutjunge Frau. Nur seine Liebe zum Essen stellt fast die Liebe zu den Frauen in den Schatten. In diesem Krimi wird mit vielen köstlichen Gerichten und Produkten der der Patisserie die Esskultur der Normandie vorgestellt und das passt gut zu den landschaftlichen Beschreibungen der Gegend und der einzigartigen Stimmung dort am Meer. Catherine Simon kennt sich vor Ort gut aus und vermag dieses Flair bildhaft deutlich werden zu lassen. Ihr Schreibstil hat mir ausgesprochen gut gefallen.

Hier wird ganz ohne großes Blutvergiessen und Brutalität eine Krimihandlung beschrieben, die mit liebevoll ausgeschmückten Details nicht nur die Szenerie der Normandie ins rechte Licht rückt, sondern auch eine fesselnde Ermittlung in den Mittelpunkt stellt.

Ein wunderbar entschleunigter Krimi mit dem Flair der Normandie und einer fesselnden verzwickten Ermittlung um einen Krimiautor. Absolut mein Geschmack!

Veröffentlicht am 11.11.2017

Ein Wohlfühlroman mit Sommerfrische an der Ostsee, Rosenzauber und einem Hauch Romantik

Ein Sommer im Rosenhaus
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Wieder einmal hat es Nele Jacobsen geschafft, mich mit ihrem Roman zu fesseln und gut zu unterhalten.
Dabei packt mich nicht nur die hoffnungsvolle Geschichte der jungen Witwe Sandra, die ihrem Leben einen ...

Wieder einmal hat es Nele Jacobsen geschafft, mich mit ihrem Roman zu fesseln und gut zu unterhalten.
Dabei packt mich nicht nur die hoffnungsvolle Geschichte der jungen Witwe Sandra, die ihrem Leben einen neuen Sinn geben möchte, sondern auch die stimmungsvolle Schilderung der Ostseelandschaft, das Rauschen des Meeres und vor allem die wunderschönen alten Rosensorten ziehen mich in ihren Bann. Man möchte am liebsten sofort dorthin reisen und den Garten selbst erleben.

Sandra startet neu durch, der Tod ihres Mannes bewegt sie zu einem Neuanfang und alles ist anfangs nur ein Traum. Sie möchte Rosen züchten. Als sie jedoch den Schritt wagt und sich auf Usedom ein altes Haus mit zugehörigem Rosengarten kauft, bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Sache tatkräftig und voller Elan anzupacken. Die Liebe zu ihren einmaligen Rosen lässt sie selbst neu erblühen. In ihrer Situation hat sie neben der Unterstützung ihrer Freundin Ulli auch das Glück, einen englischen Rosenkenner anstellen zu können. Natürlich läuft nicht alles rund, es gibt einige Schwierigkeiten von Seiten der Dörfler und so ist es spannend mitzuverfolgen, wie sich Sandras Rosenprojekt im Laufe der Handlung entwickeln wird.

Die Autorin hat einen flüssigen, einnehmenden Schreibstil, man ist schnell im Rosenfieber gefangen und taucht dann völlig im Garten ab. Der Wechsel von lustigen Szenen, romantischen Treffen und Familienzwist gelingt Nele Jacobsen auch in diesem Roman sehr gut.

Neben den wunderschön beschriebenen Rosenarten und deren Hege und Pflege haben mich in erster Linie die liebevoll gezeichneten Charaktere gut unterhalten. Nicht alle sind natürlich sympathische Typen, das macht jedoch die Spannung erst perfekt. Man fiebert mit Sandra mit, ob sie ihre Rosenzucht wirklich in die Tat umsetzen kann. Ein wenig Romantik ist auch mit im Spiel und so kann man sich auf vergnügliche Lesestunden freuen.
Einige schöne Rosenrezepte runden das Buch am Ende harmonisch ab.

Einen regionalen Kick bekommt die Handlung durch die schönen Stimmungsbilder am Meer und das toll geschilderte Ambiente auf Usedom. Wenn man das Cover ansieht, kommt man gleich in richtige Urlaubslaune. Daher wäre dieser Roman genau die passende Lektüre für den nächsten Urlaub.

Dieser Roman hat mit seinem Ostseefeeling echten Wohlfühlcharakter. Außerdem bietet sich Rosenliebhabern ein buntes Kaleidoskop verschiedenster Rosenarten, die man alle kennenlernen möchte. Ein Urlaubsbuch, das Lust auf Rosen macht!

Veröffentlicht am 11.11.2017

Diese Familiengeschichte hat mich mit seinem Charme gepackt, da macht es gar nichts, wenn das Ende verhersehbar ist.

Glück ist nichts für schwache Nerven
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Diese Geschichte hat mich emotional regelrecht umgehauen. Wenn mich ein Buch so sehr packt, dass ich vom bloßen "Reinlesen wollen" auf Anhieb das halbe Buch lese, muss es einfach gut sein!

Von Anfang ...

Diese Geschichte hat mich emotional regelrecht umgehauen. Wenn mich ein Buch so sehr packt, dass ich vom bloßen "Reinlesen wollen" auf Anhieb das halbe Buch lese, muss es einfach gut sein!

Von Anfang an habe ich mit Valentina mitgefühlt und alles miterlebt und sie in mein Herz geschlossen. Sie ist auf der Suche nach ihrem leiblichen, ihr unbekannten Vater und möchte ihn wenigstens mal sehen. Der Zufall hilft ihr dabei und sie schlüpft nahezu ohne Probleme in die Rolle einer Altenpflegerin und findet sich in ihrer neuen Umgebung, dem eigenen Vater und der netten Familie auch schnell wohl. Doch ihre Rolle ist nicht echt, einige Notlügen braucht es, um sie in Gang zu halten und daraus entwickelt sich dann unweigerlich eine kaum aufzuhaltende Kettenreaktion aus Situationen, die immer wieder amüsieren und den Leser überraschen und mitfiebern lassen, wann denn nun die Bombe der wahren Vaterschaft platzt.

Als Leser bekommt man Valentinas Gedanken, Reaktionen und Ängste hautnah mit, fühlt mit ihr ihre Zuneigung für ihren Vater, erkennt wie sie sich neu verliebt und hofft einfach nur auf einen guten Ausgang der Geschichte. Dabei ist einiges vorhersehbar, aber vor lauter Glücksgefühl für Valentina macht das überhaupt nichts. Man ist auf ihrer Seite und erlebt eine zauberhafte Reise nach Venedig mit, sieht die Streitigkeiten der Familie und einige unerwartete Wendungen der Geschichte und wird einfach nur gut unterhalten.

Für ihren mitreißenden, lockeren und gut zu lesenden Schreibstil gebührt Theresia Graw wirklich ein großes Lob. Dieser Roman geht so unterhaltsam vorwärts, dass man in einen regelrechten Leserausch verfällt und nicht aufhören kann bis man am Ende angelangt ist. Dabei ist immer eine Menge Humor im Spiel und ich musste bei vielen Bemerkungen lachen.

Es zeigt sich, das vieles im Leben vielleicht eine Durststrecke bedeuten kann, in der man wie z. B. in Valentinas Fall auf eine Kindheit mit Vater verzichten muss, aber im Endeffekt dann doch noch das große Glück findet. Wie sich hier die Dinge entwickeln, ist mit viel Liebe zum Detail dargebracht und man erlebt manch schöne Schauplätze hautnah mit.
Auch die anderen Charaktere sind liebevoll gezeichnet, sie haben so ihre Ecken und Kanten und man erlebt typische Familienszenen, die sehr natürlich wirken.


Dieser Roman handelt von Glück und Familie und erlaubt einen traumhaften Einblick in einen wunderschönen Venedigurlaub. Es ist eine unterhaltsame Mischung für wunderbare Lesestunden!