3,5 ⭐ | ➕: Schreibstil; Umgang mit Traumata| ➖: Wenig Details bei Charakteren, Worldbuilding & Plot
Schon seit Jahren verfolgt mich dieses Buch. Ich hörte von Adam Kent und Aaron Warner als Bookboyfriends, las begeisterte Rezensionen, fluchte lautstark, weil nur die ersten drei Bände übersetzt wurden. Und dann, endlich, die Erlösung: Eine Neuauflage und die Hoffnung, dass alle Teile der Reihe nach Deutschland kommen! Für mich war klar, jetzt ist die Zeit für „Shatter Me“ gekommen – und ich werde wohl nie vergessen, wie sich die ersten Seiten angefühlt haben.
Tahereh Mafi schreibt mit einer Präzision, die mir direkt unter die Haut ging. Ihr Stil hat mich daran erinnert, dass Schreiben so viel mehr ist, als Wörter aneinanderzureihen. Denn „Shatter Me“ war vom ersten Moment an einzigartig – die Art und Weise, wie Mafi erzählt, ist einzigartig. Wie sie es schafft, Juliettes viel zu lang isolierten Geist in Worte zu fassen. Schmerzen und Ängste und Hoffnung zu vermitteln, ohne auch nur einen dieser Begriffe zwingend verwenden zu müssen. Ich wusste sofort, dass dieses Buch ein Highlight wird – oder dachte es zumindest. Denn dann kams leider nochmal anders.
Im Laufe des Buchs verschwand die Besonderheit des Schreibstils für mich hinter einem schwammigen Plot und den undeutlichen Skizzen mancher Charaktere, unter anderem Adam und Aaron. Die Präzision, mit der Juliette beschrieben wurde, fehlte mir leider sowohl bei den anderen Charakteren als auch beim Worldbuilding. Mit 336 Seiten ist das Buch recht dünn – und das habe ich deutlich gemerkt. Während ich mich am Anfang kaum von den Zeilen loseisen konnte, verloren sie mit der Zeit einen Teil ihres Reizes. Die Grundlage der Geschichte war interessant, doch wurde ihr zu wenig Raum gegeben. Am Ende hatte ich das Gefühl, eher die Schatten eines Großen-Ganzen gesehen, als eine mitreißende Geschichte gelesen zu haben.
Ich habe mal gehört, dass die deutsche Übersetzung gekürzt wurde. Sollte das stimmen, bin ich ehrlich am überlegen, für den Rest der Reihe zum Original zu switchen. So erschien es mir, als würde einiges an Potenzial verschenkt werden.