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Veröffentlicht am 20.09.2024

Inspirationen

Soul Talk
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„Die Kunst des klugen Fragens“ ist der Untertitel zu Lilia Vogelsangs überaus hübsch gestaltetem Ratgeber zum Thema Fragen stellen, Menschen (näher) kennenlernen. Der Klappentext hat meine Neugierde geweckt, ...

„Die Kunst des klugen Fragens“ ist der Untertitel zu Lilia Vogelsangs überaus hübsch gestaltetem Ratgeber zum Thema Fragen stellen, Menschen (näher) kennenlernen. Der Klappentext hat meine Neugierde geweckt, werde ich nach der Lektüre sympathischer und lockerer kommunizieren können?

Abgesehen von den wirren Kreisen im Inhaltsverzeichnis und rund um die Kapitelüberschriften ist das Buch sehr übersichtlich gestaltet und angenehm strukturiert. Der Schreibstil Lilia Vogelsangs ist angenehm, der Text verständlich und weder oberlehrerhaft noch besserwisserisch, lediglich manche Genderstruktur (Mediatorinnen, wo wohl beide Geschlechter gemeint sind) oder Mitarbeitende anstelle von Mitarbeitern hätte ich persönlich nicht gebraucht. Während mir die umformulierten Fragen für „Wie geht’s dir?“ und andere typische Plaudereien zu Beginn eher gekünstelt erscheinen, ergeben sich in späteren Kapiteln durchaus interessante und probierenswerte Vorschläge, welche ich im Hinterkopf behalten möchte. Insbesondere die Themen und Ideen zu Eltern, Geschwistern, Autofahren und Partnerschaft finde ich spannend und lebensnah. Die Anregungen können hier jedenfalls dazu beitragen, die betreffenden Personen noch besser und intensiver kennenzulernen.

Besonders gut gefällt mir die Fragensammlung am Ende, welche nach der kurzweilig aufbereiteten Lektüre nochmals alles schön zusammenfasst und sich insbesondere für schnelles Nachschlagen gut eignet.

Alles in allem ein informatives und sinnvolles Buch, das Aspekte anführt, welche man in Gesprächen womöglich bisher noch nicht berücksichtigt hat. Ich denke, es enthält für jeden neue Impulse und Inspirationen, die man gut im Alltag umsetzen kann und vergebe somit gerne vier Sterne.

Veröffentlicht am 19.09.2024

Babyleiche

Die perfekte Mutter
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Molly Sanderson braucht nach einer Totgeburt Abstand und einen Neubeginn. Da ihr Ehemann Justin eine Professorenstelle an der Universität in Ridgedale erhält, übersiedelt das Paar mit Töchterchen Ella ...

Molly Sanderson braucht nach einer Totgeburt Abstand und einen Neubeginn. Da ihr Ehemann Justin eine Professorenstelle an der Universität in Ridgedale erhält, übersiedelt das Paar mit Töchterchen Ella kurzerhand dorthin und Molly arbeitet als freie Journalistin für die lokale Zeitung. Als sie überraschend im Fall einer Babyleiche am Fluss recherchieren soll, befürchtet Justin, dass alte Wunden wieder aufreißen, aber Molly nimmt die Herausforderung entschlossen an.

Mollys Blickwinkel in der Ich-Form und weitere Sichtweisen der wesentlichen Protagonisten werden klug ergänzt durch Zeitungsartikel und Kommentare im Internet. Das Auftauchen des toten Neugeborenen löst Aufregung aus im kleinen Städtchen, die Polizeiarbeit geht nur stockend voran. Nicht nur Journalistin Molly tappt im Dunklen, auch der Leser hat wenige Anhaltspunkte, wie die einzelnen Handlungsstränge zusammenhängen und was es mit den Informationen aus dem Jahre 1994 auf sich hat. Ein recht sachlicher Schreibstil führt durch die Handlung, die für einen Thriller allerdings mehr Spannung vertragen hätte. Die Figuren sind gut vorstellbar ausgearbeitet und dennoch liegt ein Nebelschleier über allem, der sich erst spät lichtet, aber dann sogar noch im Epilog für Überraschungen sorgt.

Ein Buch mit ungeahnten Verstrickungen und Zusammenhängen, welche sehr lange im Verborgenen bleiben und gleichzeitig den Leser mit den unterschiedlichsten Facetten des Mutterseins konfrontiert. Vier Sterne!

Veröffentlicht am 08.09.2024

Lockdown

Mitternachtsschwimmer
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Evan erlebt eine schwierige Zeit und möchte eine Woche lang Abstand nehmen von seiner Familie und seiner Arbeit. Dazu zieht es ihn aus Belfast in die kleine Ortschaft Ballybrady an der irischen Küste. ...

Evan erlebt eine schwierige Zeit und möchte eine Woche lang Abstand nehmen von seiner Familie und seiner Arbeit. Dazu zieht es ihn aus Belfast in die kleine Ortschaft Ballybrady an der irischen Küste. Grace, eine verschrobene, zurückgezogene Frau, welche aber hart zupacken kann und im Einklang mit der Natur lebt, verdient sich ihr Geld unter anderem durch das Vermieten eines kleinen Häuschens, diesmal an Evan. Während der junge Mann sich nur langsam zurechtfindet in der neuen Umgebung, heißt es Lockdown aufgrund einer weltweiten Pandemie, sein Firmenkompagnon stellt Aufträge zurück, seine Frau will, dass er länger fortbleibt. Lockdown also auch in der Familie.

Voller Empathie und mit einem rechten Blick für die heilende Natur entwirft Roisin Maguire diese erfrischende Erzählung rund um Evan, der nach einem traumatischen Erlebnis erst wieder Halt finden muss. Was ihn quält, erfährt der Leser erst im Laufe der Zeit, alles entwickelt sich recht langsam und ruhig, genau so, wie auch der Schreibstil der Autorin Ruhe und Gelassenheit vermittelt. Bisweilen wird es sogar poetisch, beispielsweise dann, wenn vom Tanz der Sonnenstrahlen auf dem Wasser (kindle, Pos, 376) die Rede ist. Besonders gut gelungen ist die Szene mit Becky, ab der Evan anfängt über das Unglück in seinem Leben nachzudenken, und ob er vielleicht seinen Blickwinkel ändern sollte, um aus dem Tief wieder herauszukommen.

Der Corona-Lockdown spiegelt einerseits den persönlichen Lockdown Evans wider und hält ihn andererseits durch die Bewegungseinschränkungen in Irland an Ort und Stelle fest. Aber auch ohne die schicksalhaften Pandemiezwänge – welche mit Händedesinfektion und Masken bisweilen unnötig vom Geschehen ablenken – enthält die Geschichte genug tiefgehende und ernsthafte Themen, welche Maguires Leser berühren und nachdenklich stimmen. Ihre Charaktere stellt sie sehr realistisch und glaubwürdig dar, die Kulisse Nordirlans mit der rauen See und den schroffen Felsen umrahmt die Handlung perfekt.

Ein ruhiger Roman, der mittels bildhafter Erzählweise und ungewöhnlichen Figuren punkten kann. Ich vergebe gerne vier Sterne.

Veröffentlicht am 02.09.2024

Mehr als eine Friseurin

Und morgen wieder schön
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Amanda Lennart lernt im Salon ihrer Mutter das Handwerk einer Friseurin. Das allerdings füllt sie nicht aus, Amanda möchte das Schöne ihrer Kundinnen noch mehr zum Leuchten bringen und reist mit ihrem ...

Amanda Lennart lernt im Salon ihrer Mutter das Handwerk einer Friseurin. Das allerdings füllt sie nicht aus, Amanda möchte das Schöne ihrer Kundinnen noch mehr zum Leuchten bringen und reist mit ihrem Skizzenbuch nach Paris. Als sie dem berühmten Karl Lagerfeld ihre Ideen unterbreitet und die Eleganz und Anmut seiner Kollektionen mit den passenden Frisuren noch mehr herausstreichen möchte, erfährt sie seine brüske Ablehnung. Allerdings darf sie bei seinem Coiffeur in die Lehre gehen. Viele Entbehrungen und Hürden später frisiert sie zwar die High Society, aber ihre Freundin erkrankt noch jung an Brustkrebs – und verliert ihre Haare …

Gefühlvoll und ohne falsches, schmeichelndes Mitleid erzählt Marie Sand diese großartige Geschichte in zwei Abschnitten: Paris einerseits und Berlin andererseits sind die Schauplätze für Amandas Lernen und Handeln. Wenige Figuren prägen die Szenen, lebendig werden die Schwierigkeiten dargestellt, welche den Weg des anfangs noch nicht einmal volljährigen Mädchens kreuzen. Mit einer Leichtigkeit, die ihresgleichen sucht, schreibt Marie Sand über all die Qualen Amandas hinweg, richtet den Blick ihrer Protagonistin stets nach vorne. Obwohl sämtliche Figuren durch ein tiefgängiges Portrait charakterisiert sind, konnten sie mich dennoch nicht vollends fesseln, was schade ist, aber gewiss nicht an der Schreibkunst der Autorin liegt, denn andere Bücher von Marie Sand haben mich zutiefst bewegt.

Ein ungewöhnliches Buch, welches Mode und Kunst in Paris perfekt verknüpft mit schicksalhafter, schwerer Krankheit und dem verblühenden Selbstverständnis von Frauen, welche ihre Haarpracht dem Krebs opfern müssen. Dass es auch anders geht, dass eine Friseurin mehr tun kann, als mit der Schere zu klimpern, zeigt jene empathische Frau, welche Amanda Patin gestanden ist. Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 31.08.2024

Malerin im Widerstand

Marguerites Geheimnis
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Cote d’Azur, 1944: Die Malerin Marguerite Segal lebt mit einer Freundin auf einem abgeschiedenen Hof in der Nähe von Nizza. Marguerite, welche sich im Widerstand engagiert, soll für den britischen Geheimdienst ...

Cote d’Azur, 1944: Die Malerin Marguerite Segal lebt mit einer Freundin auf einem abgeschiedenen Hof in der Nähe von Nizza. Marguerite, welche sich im Widerstand engagiert, soll für den britischen Geheimdienst Unterlagen besorgen, wofür sie wiederum den Priester Étienne Valade um Hilfe bitten muss. Eine gefährliche Mission, der sich nicht nur die deutschen Soldaten und die französischen Nachbarn, sondern auch aufwallende Gefühle in den Weg stellen. Kann sie dem Pater überhaupt vertrauen?

Sehr gut charakterisierte Personen lassen das entworfene Szenario realistisch und glaubwürdig erscheinen, die Handlung in Südfrankreich ist zwar fiktiv, aber durchaus geprägt von historischen Begebenheiten, welche Theresa Howes nach entsprechender Recherche klug eingeflochten hat. Die innere Zerrissenheit zwischen Mitmachen, nicht Auffallen und seinem Gewissen zu folgen, ist so spürbar, als wäre man selbst konfrontiert mit all dem Leid und der Ungerechtigkeit, welche sich Bahn brechen in einem Krieg. Souverän und selbstlos werden Marguerite und Étienne geschildert, wie sie sich für die Ärmsten und Schwächsten einsetzen und dabei oft selbst nicht wissen, ob ihr Gegenüber zuverlässig ist und auf derselben Seite agiert. Überraschungen und Geheimnisse stehen an der Tagesordnung, wer heute noch dein Freund ist, kann morgen schon dein Feind sein.

Eine realistische Betrachtung von „ganz normalen“ Menschen, die ihren Weg durch die Kriegsgräuel suchen und auch finden. Vier Sterne mit Leseempfehlung!