Platzhalter für Profilbild

MarieausE

Lesejury Star
offline

MarieausE ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MarieausE über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.10.2024

Erschütternd

Solito
0

Tja, die nackten Zahlen über Flüchtlinge sind das eine, so richtig greifbar wird es dann, wenn man ein Buch wie dieses liest. "Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge" ist so ein Wort, Javier ist einer.

Neun ...

Tja, die nackten Zahlen über Flüchtlinge sind das eine, so richtig greifbar wird es dann, wenn man ein Buch wie dieses liest. "Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge" ist so ein Wort, Javier ist einer.

Neun Jahre alt, seine Eltern sind vor dem Bürgerkrieg in El Salvador in die Vereinigten Staaten geflohen und haben ihn bei den Großeltern zurückgelassen. Ihnen bleibt über viele Jahre nur ab und an ein Telefonat und Kinderspielzeug aus dem Land der ungeahnten Möglichkeiten.
Javier vermisst seine Eltern schrecklich und glaubt, dass er doch nun schon groß sei, er kann es kaum erwarten, zu seinen Eltern zu ziehen. Alle ungefährlichen Möglichkeiten haben nicht geklappt, es bleibt nur die illegale Einreise mittels Schlepperbanden.

Diese wird aus Sicht von dem Neunjährigen erzählt - mit all der Naivität und auch all den Kindersorgen, die einem angesichts der großen Gefahren der Flucht im ersten Lesen klein erscheinen, die es aber aus Kindersicht nicht sind. Die Angst vor einem Klogang, die kindliche Scham vor Pupsen müssen in der Nacht im geteilten Bett, man kann sich dadurch noch viel mehr in Javier hineinversetzen. Dann natürlich die ganz große Angst und seine Mittel, damit umzugehen.

Die Bandbreite von Menschlichkeit und Unmenschlichkeit wird auf der Flucht so richtig sichtbar.

Das Buch verändert den Blick auf das Elend von Flucht, Vertreibung, Abschottungspolitik und Schlepperbanden doch noch einmal bzw. macht es noch bewusster.

Ich hatte ständig unser wohlbehütetes Kind als Neunjährige vor Augen, als ich Javiers Geschichte gelesen habe und mich auch in die Verzweiflung von Eltern und Großeltern, die ihr Kind solch einer Gefahr aussetzen müssen, versucht hineinzuversetzen.

Dass es eine wahre Geschichte ist, macht es für mich noch präsenter.

Kleiner Tipp: Im Buch sind viele spanische Redewendungen und Ausdrücke enthalten. Man muss sie zum Verständnis nicht zwingend übersetzen, aber es macht das Buch rund.
Ich habe hier die E-Book-Variante gewählt, auch wenn das den Verzicht auf das perfekt gewählte Print-Cover mit der nächtlichen Flucht durch die Wüste bedeutet hat und es war hier eine sehr gute Wahl. Man kann einfach auf die Begriffe klicken und bekommt die Übersetzung - bei der Print-Variante muss man dazu am Buchende im Glossar nachlesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.09.2024

Teatime mit Herz und Krone

Tee auf Windsor Castle
0

Besser als die Werbung für das Buch kann man es tatsächlich nicht sagen: "Ein bezauberndes Buch über eine königliche Begegnung und die Vorzüge von Beuteltee"

Es geht um die junge Schottin Kate, die sich ...

Besser als die Werbung für das Buch kann man es tatsächlich nicht sagen: "Ein bezauberndes Buch über eine königliche Begegnung und die Vorzüge von Beuteltee"

Es geht um die junge Schottin Kate, die sich gerade so immer über Wasser halten kann und sich bei einer Besichtigung des Schlosses Windsor verläuft und dort Betty, eine alte Dame trifft. Bei einem Tässchen Supermarktbeuteltee kommen sie ins Reden und obwohl sie unterschiedlicher nicht sein können, entwickelt sich eine starke Sympathie.

Klingt banal, ist aber einfach nur schön! Man muss auch kein riesiger Royal-Fan sein (Kate ist das schließlich auch nicht), die Geschichte ist einfach etwas fürs Herz. Quasi ein Schmachtfetzen Royal. Zum kurz Abtauchen aus Hektik und gruseligem Weltgeschehen in die relative Beschaulichkeit des Schlosses.
Witzig, herzlich, ein wenig schräg und mit einer Überdosis "hachz" - genau das richtige für die kommenden stürmischen Herbsttage bei einem Tässchen Tee.

Veröffentlicht am 16.09.2024

Wühlmaus an Flugmaus, bitte kommen!

Earhart
0

Ein neues Mäuseabenteuer aus der Feder von Torben Kuhlmann, das kann ja nur gut sein.
Inzwischen ist es schon der fünfte Band - und ich hoffe, es folgen noch viele weitere Bände.

Bislang standen nur berühmte ...

Ein neues Mäuseabenteuer aus der Feder von Torben Kuhlmann, das kann ja nur gut sein.
Inzwischen ist es schon der fünfte Band - und ich hoffe, es folgen noch viele weitere Bände.

Bislang standen nur berühmte Männer Pate (Lindbergh, Armstrong, Edison, Einstein), diesmal war Amelia Earhart Patin.

Wie bei allen Büchern ist es nicht einfach ein Bilderbuch, sondern ein Gesamtkunstwerk. Text und Illustrationen verbinden sich meisterlich und ich liebe die Zeichnungen.
Bei dem Buch ganz besonders, die historischen Bilder aus längst vergangener Zeit aus der Mäuseperspektive sind einfach traumhaft schön.
Dazu noch die Technikzeichnungen, man kann richtig hineintauchen in das Mäuseabenteuer.

Die kleine mutige Wühlmaus mit ihrem Entdeckerwillen hat viele Herausforderungen zu meistern, bevor sie in die Lüfte steigen kann. Und dann beginnt das Abenteuer ja erst!

Es ist ein Bilderbuch für Kinder ab sechs Jahre, ja, aber ich finde, es ist auch ein Buch für Erwachsene. Nicht, weil es so kompliziert ist, sondern weil es so schön und detailverliebt ist. Man kann es aber auch sehr gut zusammen entdecken und es hat richtig viel Text. Ideal für den Herbst und lange Schmökerstunden.

Ein Schatz im Bücherregal, der ganz bestimmt immer wieder herausgeholt wird und eine unbedingte Empfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.09.2024

Coole Monsterheldentypen und Extraportion Mädchen- und Frauenpower

Mythen der Monster 1: Medusa
0

Fast wäre das Buch an mir vorbeigegangen - ich finde das Cover nämlich wenig ansprechend und hätte den Klappentext fast nicht gelesen.

Das wäre ein Jammer, denn das Buch ist eines meiner Kinderbuchhighlights.
Empfohlen ...

Fast wäre das Buch an mir vorbeigegangen - ich finde das Cover nämlich wenig ansprechend und hätte den Klappentext fast nicht gelesen.

Das wäre ein Jammer, denn das Buch ist eines meiner Kinderbuchhighlights.
Empfohlen ab zehn Jahren ist es aber auch für etwas ältere Semester ein spannendes Buch, das Blickwinkel öffnet. Auch für Teenies noch lesenswert und nach oben hin offen.

Es geht um Ava, die auf einmal seltsame Kräfte hat und deshalb mit ihrem Bruder auf eine Schule in Venedig geschickt wird, abgeschnitten von der Außenwelt. Dort erfährt sie, dass die Monster aus der griechischen Mythologie Nachkommen haben - und auf diese Schule gehen. Uff.

Es entwickelt sich ein furioses Abenteuer voller überraschender Wendungen. Man sollte sich keinesfalls davon abhalten lassen, dass hier die Monster und nicht die Gottheiten im Mittelpunkt stehen. Der Perspektivenwechsel ist super und gar nicht schrecklich-gruselig wie anfangs von mir befürchtet.

Zudem wird in dem Buch die weibliche Sicht eingenommen, sehr wohltuend, weil in der griechischen Götterwelt ja fast ausschließlich die Herren das Sagen haben. Trotzdem auch für Jungs lesenswert, denn sie sind auch elementar in der Handlung und dürfen auch mal Schwäche zeigen, aber natürlich auch Stärke.

Griechische Mythologie ist der Rahmen, man braucht aber überhaupt keine Vorkenntnisse, die Figuren werden alle erklärt (nebenbei, kein langweiliges Faktenvermittlungsbuch).
Falls man tiefer einsteigen möchte oder doch mal nachschauen möchte, am Endes des Buchs gibt es ein sehr ausführliches Glossar, das ich leider erst spät entdeckt habe.

Mein Fazit: Monsterheldentypen machen viel mehr Spaß als aalglatte Götterhelden!

Veröffentlicht am 02.09.2024

Zeitreise, Frauenpower und Historical Romance

Agency for Scandal
0

Auch wenn die inneren Werte zählen: das Cover ist ein echter Hingucker und real noch mal hübscher. Das Auge liest ja schließlich auch mit.

Es geht um Izzy Stanhope, eine junge Heldin, die man sofort sympathisch ...

Auch wenn die inneren Werte zählen: das Cover ist ein echter Hingucker und real noch mal hübscher. Das Auge liest ja schließlich auch mit.

Es geht um Izzy Stanhope, eine junge Heldin, die man sofort sympathisch findet. Der Vater ist verstorben, die Familie arm, aber das darf niemand wissen! Schließlich gilt es die gesellschaftliche Stellung aufrecht zu erhalten.
Izzy ist clever und findig und schafft es, die Familie über Wasser zu halten.
Und das, obwohl man als Frau im 19. Jahrhundert wahrlich überall Steine in den Weg gelegt bekam.

Genau das ist auch Izzys Standbein, sie arbeitet als Detektivin in einer Detektei, die ausschließlich von Frauen betrieben wird - und auch ausschließlich Frauen zur Hilfe eilt.
Und dann ist da auch noch dieser Duke, in dessen Nähe Izzy immer ganz seltsame Gedanken durch den Kopf gehen.

Anfangs habe ich etwas gebraucht, bis ich in den Lesefluss gekommen bin. Dieses "Feine-Gesellschaft-Gehabe" und die Zeitreise ist logischerweise auch sprachlich durchschlagend. Es ist aber nicht zu heftig, man kann schon gut aus dem Jahr 2024 mit lesen, kein Vergleich zu Jane Austen & Co. Nach ein paar Kapiteln war ich dann aber eingegroovt und habe mit vollem Genuss weitergelesen.

Den Realitätscheck darf man natürlich nicht anlegen, denn was Izzy alles kann, ähem, hüstel. Aber das macht nichts, Bücher sind ja dazu da, dass alles möglich ist.

Ich mochte das Buch sehr. Die Mischung aus Frauenpower einer (zum Glück) längst vergangenen Zeit, den Einblick, wie dürftig es damals um die Frauenrechte bestellt war, die zarte Romanze, die genau richtig für die 14-Jährige Zielgruppe dosiert war und vor allem die Charaktere. Nicht nur Izzy (sie natürlich ganz besonders), nein, so gut wie alle Haupt- und auch Nebenpersonen haben mir ausgesprochen gut gefallen.
Feine fünf-Sterne-Unterhaltung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere