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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2024

Hat leider nicht den Charme von Agatha Christie oder Drothy Sayers

Mord in der Charing Cross Road
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In einem familiengeführten Buchantiquariat, das mit seltenen und hochpreisigen Ausgaben handelt, wird ein Mitarbeiter tot aufgefunden. Dieser war mit einigen Kollegen und Kolleginnen aneinandergeraten, ...

In einem familiengeführten Buchantiquariat, das mit seltenen und hochpreisigen Ausgaben handelt, wird ein Mitarbeiter tot aufgefunden. Dieser war mit einigen Kollegen und Kolleginnen aneinandergeraten, so dass es an Verdächtigen nicht mangelt. Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf, doch die Angestellte Sally und der Juniorchef Johnny machen sich ihre eigenen Gedanken und verfolgen eine andere Spur…

„Mord in der Charing Cross Road“ ist ein klassischer englischer Krimi aus der Nachkriegszeit, der heute etwas antiquiert wirkt. Die Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges sind noch sehr präsent, das Rollenverhältnis zwischen Mann und Frau ist konservativ, und eine Abneigung gegenüber Nicht-Engländern deutlich spürbar. Antiquarische Bücher spielen eine zentrale Rolle, als Leser/in ist eine Affinität hierzu sicher von Vorteil. Ein großer Teil des Krimis dreht sich um Detailfragen, etwa wer zu welchem Zeitpunkt Zugang zu bestimmten Schlüsseln hatte oder warum eine Tür nicht verriegelt war. Auch wenn ich verzwickte, unblutige Krimis zum Miträtseln sehr liebe, konnte mich Henrietta Hamiltons Buch nicht ganz überzeugen. Die Geschichte wirkt langatmig, die Figuren farblos und der braver Schreibstil lässt leider nicht den Charme und die Atmosphäre aufkommen, die ich bei Agatha Christies oder Dorothy Sayers‘ Werken so sehr schätze.

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Veröffentlicht am 03.09.2024

Schöne Idee, aber zu seicht umgesetzt

Die Glückslieferanten
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Letztes Jahr waren "Die Erinnerungsfotografen" eines meiner Highlights, und so habe ich mich sehr auf Sanaka Hiiragis neuestes Buch gefreut. Auch in "Die Glückslieferanten" beschäftigt sich die Autorin ...

Letztes Jahr waren "Die Erinnerungsfotografen" eines meiner Highlights, und so habe ich mich sehr auf Sanaka Hiiragis neuestes Buch gefreut. Auch in "Die Glückslieferanten" beschäftigt sich die Autorin wieder auf ganz spezielle Weise mit dem Tod. Diesmal lässt sie eine Himmelsbotin besondere letzte Vermächtnisse Verstorbener an Hinterbliebene überbringen, die deren Leben neue Impulse geben.

Das Buch besteht aus vier unterschiedlichen Geschichten bzw. Lieferaufträgen, die inhaltlich nichts miteinander zu haben, außer, dass sie von derselben Himmelsbotin Nanahoshi bearbeitet werden, und einem Epilog.

Die Idee hinter dem Buch gefiel mir sehr gut - mit einem letzten Abschiedsgruß noch einmal den Lebenden ein besonderes Geschenk zu machen. Leider hat mich die Umsetzung diesmal nicht überzeugt und die Geschichten konnten mich nicht berühren. Sie wirken sehr durchschaubar und etwas einfach gestrickt, und es fehlt der kunstvoll gewobene Gesamtzusammenhang, der "Die Erinnerungsfotografen" so auszeichnete und wunderbar abrundete. Auch die Figuren empfand ich als holzschnittartig und die Veränderungen ihres Verhaltens als zu einfach, um glaubhaft zu sein. Hier hätte ich mir etwas mehr Tiefgang und Zeit für Entwicklungen gewünscht. Sprachlich wirkt das Buch manchmal etwas holprig, was vermutlich der schwierigen Übersetzung aus dem Japanischen geschuldet ist. Insgesamt haben "Die Glückslieferanten" mich doch leider enttäuscht.

Wer vor allem eine leichte Wohlfühllektüre mit melancholischem Flair sucht, wird bei diesem Buch sicher fündig. Ich hätte mir etwas mehr Komplexität und einen stärkeren erzählerischen Zusammenhang der einzelnen Geschichten gewünscht. Umso mehr möchte ich allen, die es noch nicht kennen, Sanaka Hiiragis "Die Erinnerungsfotografen" ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Nicht mein Humor und sehr hundelastig

Prima, fein gemacht!
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Bisher war mir der Name Martina Brandl kein Begriff, und ich bin eher zufällig auf dieses Buch aufmerksam geworden. In 45 Episoden greift die Kabarettistin die unterschiedlichsten Themen auf, von der Krux ...

Bisher war mir der Name Martina Brandl kein Begriff, und ich bin eher zufällig auf dieses Buch aufmerksam geworden. In 45 Episoden greift die Kabarettistin die unterschiedlichsten Themen auf, von der Krux mit kneifenden Unterhosen über Politisches bis hin zu Krankheiten, über die man nicht so gerne spricht. Einen Schwerpunkt bilden die Hundekolumnen (aus "Das Magazin") sowie die "Interviews mit unmöglichen Gesprächspartnern" (aus der Wochenendbeilage der Frankfurter Rundschau). Auch wenn ich über einige Pointen gelacht habe, muss ich doch sagen, dass Frau Brandl insgesamt nicht meinen Humor traf und mir das meiste zu seicht und/oder übertrieben war. Zudem nahm mir der Hund mit einem Drittel der Themen im Programm zu viel Raum ein (angesichts des Titelbildes war ein gewisser Schwerpunkt vielleicht zu erwarten, doch das war mir dann doch zu dominant. Hundefans mögen das anders sehen.). Insgesamt hat mich Martina Brandl mit ihrem Buch leider nicht erreicht.

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Veröffentlicht am 20.08.2024

Hatte etwas anderes erwartet

Bei aller Liebe
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„Bei aller Liebe“ ist ein Buch, das mich sehr zwiespältig zurückgelassen hat. Nach der Kurzbeschreibung bin ich mit anderen Erwartungen an das Buch herangegangen. Hier ist von einer Vielzahl an Therapeuten ...

„Bei aller Liebe“ ist ein Buch, das mich sehr zwiespältig zurückgelassen hat. Nach der Kurzbeschreibung bin ich mit anderen Erwartungen an das Buch herangegangen. Hier ist von einer Vielzahl an Therapeuten auf der Hochzeit die Rede, und ich hatte mit einer psychologisch komplexen Situation, die auf der Hochzeitsfeier in Verwicklungen kulminiert, gerechnet. Dies war nach meinem Empfinden jedoch nicht so. Onkel Malcom ist entgegen der Kurzbeschreibung Theologe und kein Therapeut. Insgesamt befinden sich nur drei Therapeuten unter den Hochzeitsgästen (Molly, Joe und Charles, Benny wird nie erwähnt und ist offenbar nicht dabei), von denen jedoch nur Joe eine zentrale Rolle auf der Feier spielt.

Die Geschichte wird kapitelweise aus den Perspektiven von Onkel Malcom (Theologe), Joe Bradshaw (Psychoanalytiker) und Agnes (Philosophin) erzählt. Konnte mich Onkel Malcoms erstes Kapitel noch fesseln, fiel es mir ab Joe Bradshaws Part zunehmend schwer, Mitgefühl mit den Charakteren zu entwickeln. Beim Lesen ertappte ich mich dabei, dass ich bedauerte, nicht auch ein Kapitel aus der Sicht von Agnes‘ Tochter Elfie vorzufinden, die einen angenehm pragmatischen Gegenpart zu den vergeistigten und dabei allesamt sehr egoistisch wirkenden Figuren dargestellt hätte. Allen voran Joe Bradshaw empfand ich als äußerst unangenehmen, eitlen und selbstsüchtigen Menschen, doch auch Agnes und Malcom blieben mir in ihrem Wesen, ihren Lebensvorstellungen und ihren Entscheidungen fremd. Die Grundthematik an sich fand ich durchaus interessant, doch wurde mir hier der Ödipuskomplex stellenweise doch etwas überstrapaziert. Insgesamt entwickelte ich leider keinen tieferen Bezug zur Geschichte und sie konnte mich nicht berühren. Schade.

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Veröffentlicht am 15.08.2024

Seilschaften in der Politik

Freunderlwirtschaft
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Alma Oberkofler hat gerade ihre neue Stelle als Chefinspektorin bei der Wiener Kriminalpolizei angetreten, als sie es mit einem brisanten Todesfall zu tun bekommt: Der amtierende konservative Wirtschaftsminister ...

Alma Oberkofler hat gerade ihre neue Stelle als Chefinspektorin bei der Wiener Kriminalpolizei angetreten, als sie es mit einem brisanten Todesfall zu tun bekommt: Der amtierende konservative Wirtschaftsminister Max Langwieser, junger aufstrebender Stern am Politikhimmel, ist mit seinem Kopf auf das Eck seines massiven Glastisches geprallt und liegt tot in seiner Wohnung. Von seiner Verlobten Jessica fehlt derweil jede Spur. War es ein unglücklicher Unfall oder steckt doch mehr dahinter? Alma und ihre Kollegen forschen im privaten und beruflichen Umfeld nach, immer unter den strengen Argusaugen der Politprominenz und des Staatsschutzes.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Alma und Jessica erzählt, wobei die Handlung der Gegenwart gelegentlich durch Rückblenden in Almas und Jessicas Vergangenheit unterbrochen wird. Immer wieder fühlte ich mich beim Lesen an die Politskandale der letzten Jahre in Österreich erinnert, auch wenn die Story rein fiktiv ist.

Alma Oberkofler wirkt angenehm normal, realistisch und authentisch, ihr Privatleben wird thematisiert, spielt aber nur eine Nebenrolle. Ein Schwachpunkt war für mich Almas persönliche Motivation, Polizistin zu werden. Sie wurde als Jugendliche durch eine junge Kripobeamtin inspiriert, die in einem Mordfall in Almas persönlichem Umfeld ermittelt hat. Doch gerade diese Beamtin handelte für mich wenig engagiert und vorbildhaft.

Der Krimi wirft ein interessantes Schlaglicht auf Seilschaften und Korruption in der Politik, echte Spannung kam bei mir jedoch nicht auf. Die Ermittlungen entwickeln sich eher gemächlich, und einiges empfand ich beim Lesen als sehr vorhersehbar. Der Schreibstil war angenehm zu lesen, jedoch eher gewöhnlich. Leider fielen mir auch einige Flüchtigkeitsfehler auf (Karin lädt Jessica zu einer Geburtstagsfeier ein, die einige Seiten später plötzlich eine Hochzeit ist, Altersangaben sind nicht konsistent u.a.).

Insgesamt ein unterhaltsamer, aber recht braver Krimi, bei dem mir etwas Raffinesse gefehlt hat.

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