Sensibilität trifft auf brutale Gewalt
In den WaldMaddalena Vaglio Tanet legt mit ‘In den Wald‘ ihren Debütroman vor, der die Leser ins dörfliche Piemont von Biella der neunzehnhundertsiebziger Jahre entführt. Noch sind die Schrecken des Krieges nicht ...
Maddalena Vaglio Tanet legt mit ‘In den Wald‘ ihren Debütroman vor, der die Leser ins dörfliche Piemont von Biella der neunzehnhundertsiebziger Jahre entführt. Noch sind die Schrecken des Krieges nicht in den Köpfen der betroffenen Generationen zur Gänze verarbeitet. Einfach machen, ohne groß nachzudenken, um das tägliche Überleben in gefährlichen Zeiten zu sichern, ist tief verankert im Bewusstsein der Bevölkerung. Aggressionen und patriarchale Gewalt in den Familien hinterlassen tiefgreifende, psychische Spuren nicht nur bei sensiblen Charakteren.
Beruhend auf einer wahren Begebenheit gelingt es der Autorin den Konflikt zwischen der Unsicherheit heranwachsender Jugendlicher, die erste Erfahrungen mit den komplizierten Herausforderungen des Erwachsenseins erleben, rebellisch darauf reagieren und der brutalen, nichtssagenden Antwort von Erziehungsberechtigten, darzustellen. Die Kunst immer tiefer in die Gedankenwelt der Protagonisten einzudringen, sie verständlich und nachfühlbar zu beschreiben, ist äußerst beeindruckend, steigert den Lesegenuss.
Silvia, eine Lehrerin, erlebt nicht nur während ihrer Ausbildung in einem lieblos geführten Nonnenkloster persönlichen Pein, sie fühlt sich auch später in ihrem Beruf stets verantwortlich für ihre Handlungen. Durch ein unvorhersehbares Ereignis verfällt sie eines Tages in eine Art Schockstarre, zieht sich vollkommen zurück aus ihrem Leben, versucht sich schließlich gedanklich zu sortieren. Welche Rolle dabei ein kleiner Junge spielt, erzählt die Geschichte eindrucksvoll.
Dieses Buch habe ich tatsächlich in einem Rutsch gelesen, verschlungen. Es hat mich bereits von der ersten Seite an sich gefesselt. Dafür gebe ich sehr gern meine Leseempfehlung.