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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.10.2024

Einfacher Einstieg

Wandpilates
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Pilates ist derzeit wieder in aller Munde, obwohl es sich herbei um keine neue Modeerscheinung handelt, gibt es diese Trainigsmethode schon seit vielen Jahren. Zur Entstehung gibt es ein kurzes Kapitel ...

Pilates ist derzeit wieder in aller Munde, obwohl es sich herbei um keine neue Modeerscheinung handelt, gibt es diese Trainigsmethode schon seit vielen Jahren. Zur Entstehung gibt es ein kurzes Kapitel im Buch. Autorin Natalia Cichos-Terrero stellt sich kurz vor und erläutert die Vorteile der Einbeziehung der Wand in den Übungsablauf.

Nach dieser kurzen Einführung startet man in den Übungsteil, der 8 Minuten Workouts und solche für ein intensives 20 Minuten Training bietet. Im Warm - up wird die richtige Körperhaltung und Atmung erklärt und der Leser erfährt alles über die aktivierung des sogenannten Powerhouse. Wer schon Erfahrungen mit Pilates, oder Yoga hat wird diesen Ausdruck kennen, für Neulinge gibt es die Erklärungen im Buch, aber auch die Möglichkeit sich per QR Code verschiedenen Videos zur Thematik anzuschauen. Es folgen einfache Übungen auf der Matte und an der Wand, wobei diese für die verschiedenen Körperbereiche angelegt sind und zum Abschluss einen Cool - down.

Die Übungen im Buch werden gut erklärt, die beigefügten Bilder verdeutlichen die gewünschte Körperhaltung, es ist gut, dass man bei Bedarf noch auf die Videos zurückgreifen kann. Die Übungen sind für absolute Anfänger genauso geeignet, wie für Kenner der Trainingsmethode. Ich kenne Pilates schon seit einigen Jahren, bin aber etwas eingerostet und erhoffe mir von den Übungen wieder etwas mehr Beweglichkeit. Ich finde es gut, dass man ohne viel Vorkenntnissen, oder Zubehör direkt loslegen kann. Die größte Herausforderung war für mich tatsächlich eine freie Wand für die Übungen zu finden. Mir gefällt das Buch sehr gut.

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Veröffentlicht am 26.09.2024

Spannend und realitätsnah

Wenn der Engel kommt
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Lina lebt mit ihrer Mutter und den beiden jüngeren Schwestern in der Anonymität eines Hochauses, was hinter den anderen Wohnungstüren passiert weiss man nicht und will es eigentlich auch nicht wissen, ...

Lina lebt mit ihrer Mutter und den beiden jüngeren Schwestern in der Anonymität eines Hochauses, was hinter den anderen Wohnungstüren passiert weiss man nicht und will es eigentlich auch nicht wissen, Anteil am Leben seiner Nachbar nimmt man höchstens durch die Essensgerüche im Treppenhaus, oder durch die Lautstärke des Fernsehers. Im 12. Stock sind es allerdings keine Essensgerüche, die Lina unangenehm auffallen und kurz darauf findet man eine Leiche in der Wohnung gegenüber. Trotz der regelmäßigen Besuche eines Pflegedienstes lag hier eine ältere, alleinstehende Dame bereits seit mehreren Tagen tot in ihrem Bett.

Das Szenario, mit dem der Leser ins Buch startet spielt natürlich direkt auf die teilweise prekären Zustände im Pflegebereich an. Pflegekräfte, die quasi im Minutentakt Patienten versorgen, Krankenkassen, die immer mehr Kosteneffizienz verlangen, Krankenhäuser, die Verantwortung an niedergelassene Ärzte weitergeben, Ärzte, die nur das Nötigste an Versorgung verschreiben können, Pflegedienste, die händeringend Mitarbeiter mit Empathie und Fachkenntnissen suchen. Ein Szenario, so dicht an der Realität, dass man ständig mit dem Kopf nickt und denkt - ja, genau so ist es.

Der Fall der verstorbenen alten Dame ist recht bald ad acta gelegt, die Ermittler, die damit befasst waren bekommen es mit anderen Todesfällen zu tun. Auf den ersten Blick haben diese nichts miteinander zu tun, allerdings ist man da als Leser im Vorteil, ahnt man doch, dass mehr dahinter steckt.

Das Buch ist in fünf Abschnitte unterteilt, die wiederum in mehreren Kapiteln erzählt werden, hier kommen abwechseln die verschiedenen Figuren zu Wort. Da ist zb die junge Lina, der der Einblick in die Polizeiarbeit und die Bekanntschaft mit der Tochter eines der Komissare eine völlig neue Richtung in ihrem Leben aufzeigt, Claus-Raphael der unmotivierte Pfleger, oder die geheimnisvolle Kimmi. Als Leser erlebt man die Ereignisse so immer aus mehreren Blickwinkeln, wobei teilweise auch in Rückblicken erzählt wird und bekommt so natürlich viel schneller eine Ahnung, wohin die Geschichte geht. Die sympathischen Ermittler haben es da etwas schwerer, man verfolgt ihre mühsame Arbeit und taucht auch tief in ihr Privatleben ein, dass auf sehr dramatische Weise mit dem Kriminalfall verbunden ist.

Autorin Nicole Eick schreibt sehr dicht an der Realität, was die Geschichte um so spannender macht. Der Kriminalfall ist raffiniert aufgebaut, die Figuren glaubwürdig, authentisch und in der Lage Emotionen beim Leser zu wecken. Das Buch ist nicht nur ein spannender Kriminalfall sondern auch eine Kritik an der aktuellen Situation im Pflegesektor und an der Gesellschaft als solche. Der Stil der Autorin macht es leicht in die Geschichte hineinzufinden, der Plot und die Figuren tun das ihre. Die Geschichte ist so atmosphärisch dicht, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann, wobei es weniger um blutige Szenarien geht, als um das zwischenmenschliche und die tiefergehende psychologische Ebene. Eine gut gelungene Mischung, die einen auch noch lange nach der Lektüre beschäftigt.

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Veröffentlicht am 15.09.2024

Morbide Faszination

Über Leben und Tod
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"Ich wüsste, wie der perfekte Mord geht, werde mich aber hüten, es jemandem zu verraten". Diese Worte von Gerichtsmediziner Christian Reiter kann man wahrscheinlich durchaus als Tatsache ansehen, den wenn ...

"Ich wüsste, wie der perfekte Mord geht, werde mich aber hüten, es jemandem zu verraten". Diese Worte von Gerichtsmediziner Christian Reiter kann man wahrscheinlich durchaus als Tatsache ansehen, den wenn jemand etwas darüber weiß, wie Menschen gewaltsam zu Tode kommen können, dann der Professor.

Der Leser erfährt, das Reiter schon in seiner Kindheit vom Tod und dessen Ursache fasziniert ist, sein erstes Forschungsprojekt, der verstorbene Hamster. Eine Karriere als Mediziner scheint vorgezeichnet, aber bald wird klar, mit dem Lebenden hat es Reiter nicht so und so widmet er seine Arbeit den Vertorbenen und versucht hinter das Geheimnis ihres Todes zu kommen, nicht zuletzt, um Mörder zu überführen und den Hinterbliebenen Trost zu spenden.

Neben seiner eigentlichen Arbeit ist Reiter aber auch passionierter Sammler morbider Schätze, besitzt Totenschädel, Knochen, Skelette, aber auch historische Zeichnungen und Bücher. Dem Journalisten Florian Klenk gibt er Einblick in seine private Sammlung, aber auch in die des Gerichtsmedizinischen Museums der Universität Wien. Klenk entwickelt die Idee zu einem Podcast und dieser wird ein großer Erfolg.

Im Buch nun veröffentlicht Klenk einige Anekdoten und Fälle aus Reiters täglicher Arbeit, aber auch viel persönliches über den Mediziner. Der Leser erfährt, was die abgeschnittenen Haare Beethovens über seine Krankengeschichte erzählen, wie ein afrikanischer Fürst nach seinem bewegten Leben als Präparat im Museum landet, oder die genauen Umstände, die zum Tod eines Mannes während eines Abschiebefluges führten.

Die einzelnen Kapitel sind spannend geschrieben, die Geschichten werden erzählt ohne reißerisch zu sein, Kurioses wird nicht ins Lächerliche gezogen, der Ton ist immer angemessen. Der Leser erfährt einige interessante historische Details, etwa wie es zum Ausbruch der Pest in Wien kommen konnte, oder wie die Legende des Vampyrismus entstanden ist.

Gerichtsmedizin ist den meisten wohl am ehesten aus den verschiedensten Krimiserien bekannt, wenn durch eine Haarprobe der Mörder überführt wird, hier gibt es nochmal ganz andere interessante Einblicke, allerdings ist das Buch sicher nicht für jeden geeignet.

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Veröffentlicht am 15.09.2024

Frauenschicksale

Die Frauen von Maine
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Jane lebt seit ihrer Kindheit in einem kleinen Ort an der Küste Maines. Im Sommer jobbt sie nebenher auf einem Touristenboot und erzählt den zahlenden Kunden von der Geschichte des Ortes. Auf einer dieser ...

Jane lebt seit ihrer Kindheit in einem kleinen Ort an der Küste Maines. Im Sommer jobbt sie nebenher auf einem Touristenboot und erzählt den zahlenden Kunden von der Geschichte des Ortes. Auf einer dieser Fahrten entdeckt sie ein altes Haus, versteckt auf einer Klippe und dieses Haus wird ein wichtiger Teil ihres Lebens werden.

Die Frauen von Maine ist ein sehr berührender Roman über Frauen, Familie, Liebe, Verlust, über Wurzeln, darüber, wie verschieden die Perspektiven auf die Vergangenheit sein können und darüber, wie diese verschiedenen Perspektiven dazu führen können, wie Geschichte, über Generationen hinweg falsch weitergegeben wird.

Die Autorin schafft es mit ihrem Stil einen direkt mitzunehmen in die Geschichte, die mit Jane und ihrer Jugend beginnt. Man lernt die Familienverhältnisse kennen, erlebt das schwierige Verhältnis zu Janes alkoholkranker Mutter, die Freude, die Jane in ihren Büchern findet, am Lernen und die ersten Enttäuschungen, als sie realisiert, das sie ein Stipendium eben nur bekommt, weil sie durch ihre Lebensumstände dafür in Frage kommt. In dieser Phase findet Jane dann ihren Sehnsuchtsort, das Haus auf den Klippen, hier findet sie Zuflucht vor der Welt und beginnt sich schon früh zu fragen, wer wohl früher hier gelebt hat und wie das Leben dieser Menschen wohl ausgesehen haben mag.

Jahre später begegnet der Leser Jane wieder, konfrontiert mit dem Tod ihrer Mutter, mit ihrer ungewollten Kinderlosigkeit, mit dem Scheitern ihrer Ehe und mittlerweile auch ihrem eigenen Alkoholproblem. Eine wirklich sympatische Hauptfigur ist Jane hier eher nicht, sie wirkt sehr egoistisch, selbstzerstörerisch, zerfließt vor Selbstmitleid und schwelgt in ihrer Wut und ihrem Hass auf ihre Mutter. In diesem Teil des Buches webt die Autorin geschickt die Schicksale der verschiedenen Frauen ein, die in den vergangenen Jahrhunderten im Haus auf den Klippen lebten, nach und nach entsteht so ein Bild der Vergangenheit, bis hin zu den indigenen Ureinwohnern, die im Buch bewusst an bestimmten Stellen "Indianer" genannt werden, eben weil es die Bezeichnung ist, mit der sie in historischen Berichten, Tagebucheinträgen und Dokumenten genannt werden. Hier spannt sich ein weiter Bogen, hin zur Entstehungsgeschichte des Ortes, zur Zeit der Ankunft der ersten Siedler in der "Neuen Welt" und hier kommt dann auch zur Sprache, wie verzerrt, die Ereignisse hier dargestellt werden, je nach dem, aus wessen Sicht sie erzählt werden. Da gibt es dann etwa auch die gewalttätigen Eingeborenen, die ganze Siedlungen niederbrennen, die heroischen Stadtväter, die unter Einsatz ihres Lebens das wilde Land in Besitz nehmen und auf der anderen Seite eben die, im Einklang mit der Natur und den Jahreszeiten lebenden Indigenen, die an ihren angestammten Lagerplätzen plötzlich auf Fremde treffen, die die Männer verschleppen, den Wald roden, Flüsse vergiften, Krankheiten verbreiten, gegen eine Kopfprämie ganze Familien ausrotten und darüber akribisch Buch führen.

Das Buch verbindet über die titelgebenden Frauen von Maine eine unglaubliche Vielzahl von persönlichen Schicksalen und liefert so einen sehr authentischen Blick auf das jeweilige Zeitgeschehen. Gerade bei der Thematik rund um die indigene Bevölkerung wird auch deutlich gemacht, welche Aufklärungsarbeit selbst heute noch nötig ist, um historische Fakten ins richtige Licht zu rücken, um historische Ereignisse in den richtigen Kontext zu setzen, um den Menschen ihre Würde, ihre Traditionen, ihre Identität zurückzugeben. Hier bietet das Buch natürlich nur eine recht kleine Plattform und daher finden sich am Ende noch einige Hinweise auf weiterführende Literatur.

Mich hat diese Verschmelzung der verschiedenen Thematiken sehr berührt, allerdings kann ich verstehen, dass einige Leser das eventuell als zu viel empfinden. Kurz ging es mir persönlich so, als die Autorin Spiritualität und Geister ins Spiel bringt. Allerdings wurde dieser Teil dann auch zum emotionalsten für mich, den es wird hier etwas beschrieben, das ich eins zu eins so selbst schon erlebt habe, mag man daran glauben, oder eben nicht. Im Grunde hat die Autorin den Stoff für mehrer Bücher in eins gefasst. Für mich macht genau das den Reiz der Geschichte aus, die am Ende geschickt wieder zum Ausgangspunkt, zu Jane, zurückkehrt. Ich habe Die Frauen von Maine gern auf ihren Lebenswegen begleitet.

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Veröffentlicht am 03.09.2024

Explosiv

Das Quadrat
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Das neue Kriminaltechnische Institut in Dresden wird feierlich eröffnet, eine Veranstaltung, bei der Kryptologe Arne Stiller gern mit Abwesenheit geglänzt hätte. Nachdem ihn seine Lebensgefährtin überredet ...

Das neue Kriminaltechnische Institut in Dresden wird feierlich eröffnet, eine Veranstaltung, bei der Kryptologe Arne Stiller gern mit Abwesenheit geglänzt hätte. Nachdem ihn seine Lebensgefährtin überredet hat, beschließt er das Beste aus der Situation zu machen und wenigstens das Essen zu genießen. Dazu kommt es allerdings nicht, denn direkt nach der Eröffnungsrede explodiert eine Bombe im Gebäude und Stiller hat es plötzlich mit einem alten Bekannten zu tun.

Arne Stiller, wieder eine sehr spezielle Ermittlerfigur aus den Thrillern von Autor Elias Haller, begegnet dem Leser hier in bekannter Art und Weise, störrisch, eigenbrötlerisch und grummelig, eigentlich nicht gerade als netter Zeitgenosse, meist nervt er seine Mitmenschen mit Weisheiten einer selbsterfundenen spirituellen Lehre. In seinem Job ist Stiller aber unschlagbar, wie er hier wieder eindrücklich beweist.

Wie in allen Büchern von Elias Haller geht es auch hier ziemlich heftig zur Sache, die hier beschriebenen Szenen um mehrere tödliche Bombenanschläge sind definitiv nichts für schwache Nerven. Da man das Buch ohne Kenntnis der Vorgänger lesen kann, sollten sich Neulinge der Brutalität bewusst sein, für die der Autor oft kritisiert wird. Ich nenne den Stil des Autors oft amerikanisch, weil man diese Art Thriller wahrscheinlich eher dort verorten würde und nicht im barocken Dresden. Gerade der Ort des Geschehens macht die Bücher aber nochmal zusätzlich interessant, weil man die beschriebenen Orte kennt und die Geschichte so nochmal einen Tick realer wird.

Der mittlerweile 6. Fall des Kryptologen reiht sich gut in die Serie ein, durch die Covergestaltung der Reihe gibt es einen hohen Wiedererkennungswert. Die Figuren sind dem Leser trotz der Eigenheiten ans Herz gewachsen, gerade Assistentin Inge, die wohl bald in Rente gehen wird, hält die Balance. Die Geschichte ist spannend und rasant erzählt, der Leser ist immer mittendrin und lernt Arne Stiller auch mal von seiner emotionalen Seite kennen, das macht ihn sympathisch und lässt sogar den nächsten Spruch aus dem Jalta Sinn ertragen.

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