Roman. Roman über das Winterschwimmen, die Kraft der Kälte und Neuanfänge in schwierigen Zeiten
Über die Kraft der Kälte, das Zurückfinden zu sich selbst, echte und sprengbare Grenzen im Leben und Freundschaften, die bereichern
Neun Grad hat das Wasser, als Josie sich zum ersten Mal in den Fluss wagt, um ihrer schwer kranken Freundin Rena einen Wunsch zu erfüllen. Vielleicht betäubt der Kälteschmerz ja auch die Angst, sie zu verlieren. Doch was Josie dann erlebt, übersteigt alles, was sie sich erhofft hat. Beim Eisbaden spürt sie sich zum ersten Mal selbst, erlebt ihren Körper, mit dem sie immer gehadert hat, ganz neu
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Und noch etwas ist neu: ihre Beziehung zu Lee, den sie über Tinder kennengelernt hat. Doch Lee kämpft mit seinen eigenen Dämonen, ist depressiv. Was bedeutet das für ihre Liebe - und was machen Grenzerfahrungen mit einem? Elli Kolb erzählt es in ihrem bewegenden Roman.
Es ist ein interessantes Buch. In mehrfacher Hinsicht. Sprache und Setting ist sehr modern. Wir befinden uns in der Welt von Studierenden der Geisteswissenschaften im Jahr 2024. Alle 4 Figuren haben ihre ...
Es ist ein interessantes Buch. In mehrfacher Hinsicht. Sprache und Setting ist sehr modern. Wir befinden uns in der Welt von Studierenden der Geisteswissenschaften im Jahr 2024. Alle 4 Figuren haben ihre Päckchen zu tragen: Eine Essstörung, Depressionen, Gendeffekt. Alle 4 habe von ihrem Elternhaus noch zusätzliche Herausforderungen aufgeladen bekommen und alle 4 wissen nicht so wirklich, was sie vom Leben eigentlich wollen.
Wir begleiten diese 4 jungen Leute über ein paar Winterwochen. Wir erleben, wie sie sich verlieben, studieren, Freizeit genießen und eigentlich immer gern jemand anderes wären. Und dann entdeckt eine das Eisbaden für sich – und hat (wie die Autorin!) es sich zum Auftrag gemacht, alles anderen dazu zu überzeugen, dass das Baden genau für ihre Situation hilfreich sein könnte. Am Ende ist niemand gesund, niemand hat seinen Platz gefunden, sie sind sich weder näher gekommen noch haben sie sich entfremdet. Aber irgendwie sind alle anders geworden.
Die anderen Figuren machen ebenso Entwicklungen durch. Zum einen Lee, der versucht, mit seiner Depression zurechtzukommen und auch Rena, die mit ihrer Krankheit konfrontiert ist. Einzig Anton, ebenfalls ...
Die anderen Figuren machen ebenso Entwicklungen durch. Zum einen Lee, der versucht, mit seiner Depression zurechtzukommen und auch Rena, die mit ihrer Krankheit konfrontiert ist. Einzig Anton, ebenfalls ein Freund von Josie, geht in der Geschichte etwas unter. Generell hätte ich es schön gefunden, wenn jeder der Charaktere mehr Raum in eingenommen hätte, damit man wirklich auf sie eingehen und sie kennenlernen kann.
Potenzial hatte die Geschichte auf jeden Fall und die Autorin hat einen wunderbaren Schreibstil, gerne hätte die Geschichte aber ausführlicher sein können. Daher vergebe ich 3 gute Sterne mit Luft nach oben.
"Das Leben ist einfach zu kurz, um in Schnörkeln zu reden, die am Ende niemand versteht."
"'Hauptsache, man führt ein Leben, in dem man selbst auch vorkommt.'"
"Es ist wirklich Wunder, dass ...
🏊♀️🗺🌏📝🌊❄️
"Das Leben ist einfach zu kurz, um in Schnörkeln zu reden, die am Ende niemand versteht."
"'Hauptsache, man führt ein Leben, in dem man selbst auch vorkommt.'"
"Es ist wirklich Wunder, dass man lächelt und lächelt und irgendwann selbst glaubt, dass es wichtiger ist, wie wir von außen wirken, als wie man sich innerlich fühlt."
"Schönheit war nicht greifbar. Sie war einfach nur da."
"Fernweh. Es klänge sehnsuchtsvoll und hübsch, dieses Wort, dabei beudeutete es auch, dass man fast nie an dem Ort sein wollte, an dem man gerade war."
"Wir wollten einfach nur das Gefühl haben, an jedem Ort sein zu können. Und das hatten wir, denn in der Dunkelheit war das Meeresrauschen überall gleich."
„Liebe ist kein Kapitalismus. Liebe wird einem geschenkt, man muss sie sich nicht verdienen. Sie ist am Ende immer geschenkt, egal, was du machst.“
🏊♀️🗺🌏📝🌊❄️
Zuallererst wurden sehr viele wichtige Themen in diesem Buch angesprochen, was mir wirklich gefallen hat. Um einfach mal ein paar der Themen zu nennen:
• Selbstliebe und sich im eigenen Körper wohlfühlen, beziehungsweise den eigenen Körper richtig kennenlernen
• Das Leben zu nutzen und überhaupt der Sinn des Lebens
• Einfach mal etwas zu tun, ohne darüber nachzudenken, was andere denken
• Das es manchmal schneller zuende sein kann, als man denkt
• Depressionen und die daraus resultierenden Probleme
• Kapitalismus und unsere Leistungsgesellschaft
Der Schreibstil war wirklich wahnsinnig poetisch und ich habe unfassbar viele schöne Zitate markieren können, die sehr bedeutungsvoll waren und mich emotional berührt haben. Es war sehr schön wie Josie durch das Wasser und die Kälte endlich zu sich selbst zurückgefunden hat und sich dadurch lebendig gefühlt hat. Und es war auch toll, Josie auf dieser Reise begleiten zu können und dem Lauf dieser Geschichte zu folgen und vor allem zu beobachten, wie sich das Wasser/Eisbaden thematisch durch das ganze Buch zieht.
Die Charaktere waren allerdings leider überhaupt nicht greifbar für mich, ich hätte mir gewünscht, dass ich mehr Bezug zu Josie oder Rena finden würde, aber leider war das nicht der Fall. Am meisten konnte ich mich tatsächlich mit Lee identifizieren und auch Anton war mir sehr sympathisch.
Aber auch die Beziehungen zwischen Josie und Lee konnte ich nicht so richtig wahrnehmen, bzw. sind diese Gefühle einfach nicht richtig bei mir angekommen. Die Freundschaft zwischen Rena, Josie und Anton hat mir schon etwas besser gefallen, aber auch dort hat mir noch irgendetwas gefehlt.
Und Josie als Protagonistin fand ich leider auch nicht wirklich toll, an den meisten Stellen fand ich sie tatsächlich zu verständnislos und unsensibel gegenüber den Problemen anderer Menschen.
Die Dialoge kamen mir oft auch einfach sehr stumpf, trocken und unecht vor, weil die meisten Menschen glaube ich niemals so reden würden, wie es in diesem Buch der Fall war. Das ganze Sprechverhalten der Charaktere(ausgenommen Anton) wirkte auf mich einfach sehr monton und emotionslos, vor allem da das Buch ja eigentlich sehr emotionale Themen behandelt. Generell war einfach alles sehr weit weg für mich, als würde es in einer weit entfernten Welt spielen. Also genau wie die Charaktere nicht wirklich greifbar für mich. Insgesamt hatte ich auch einfach keinen richtigen Bezug zu der Geschichte und haben bis zum Schluss nicht wirklich in das Buch hineingefunden.
Ich hatte auch einfach das Gefühl, dass die Autorin zu viel aufeinmal vermitteln wollte. Es war so als wären einfach jegliche Themen die einem in den Sinn kommen und dieses Buch gepackt worde.
Insgesamt war es einfach eine völlige Reizüberflutung, man wusste als Leser überhaupt nicht auf welches Thema man sich konzentrieren soll. Es wurden zwar wirklich viele Themen angesprochen, allerdings wurden die meisten auch nicht weiter vertieft. An der Stelle hätte ich mir einfach gewünscht, dass man sich ein oder zwei wichtige Themen raussucht und diese dann wirklich ausführlich bespricht.
Aber auch der Schreibstil hat mich teils wirklich überfordert, was vielleicht auch dazu geführt hat, dass ich überhaupt nicht in das Buch reingekommen bin.
Schlussendlich kann ich also nur sagen, dass es mir wirklich Leid tut für die Autorin, denn ich wollte das Buch unbedingt mögen. Es hat sich so gut angehört und ich war sehr gespannt auf Josies Weg zur Selbstliebe, aber leider konnte mich "9 Grad" nicht überzeugen. 🥹