Die Magie der Worte erreicht nicht jeden...
Eckdaten
Titel: Bird and Sword
Autor: Amy Harmon
Verlag: LYX-Verlag (26. Oktober 2017)
Teil 1 der Bird-and-Sword-Reihe, Band 2 „The Queen and the Cure“
Klapptext
Ein Mädchen ohne Stimme.
Ein König ...
Eckdaten
Titel: Bird and Sword
Autor: Amy Harmon
Verlag: LYX-Verlag (26. Oktober 2017)
Teil 1 der Bird-and-Sword-Reihe, Band 2 „The Queen and the Cure“
Klapptext
Ein Mädchen ohne Stimme.
Ein König in Ketten.
Ein Fluch, der sie vereint.
Mit fünf Jahren musste Lark mit ansehen, wie ihre Mutter vor ihren Augen hingerichtet wurde. Mit dem letzten Atemzug nahm sie ihrer Tochter die Stimme und die Macht der Worte. Denn Magie ist eine Todsünde in Jeru. Dreizehn Jahre später erscheint der junge König Tiras am Hof von Larks Vater, um diesen an seine Treuepflicht im Krieg zu erinnern. Er nimmt die stumme junge Frau als Geisel mit sich. Zunächst fürchtet Lark den König, doch sie merkt schnell, dass Tiras ebenso wenig frei ist wie sie und dass die Liebe womöglich die einzige Waffe ist, die ihrer beider Ketten sprengen kann -
Cover
Das in sanften Gelb- und Goldtönen gehaltene Cover zeigt eine junge Frau, umgeben von fliegenden Federn. In Anbetracht der derzeitigen Fantasybranche kein ungewöhnliches Cover, zieren doch zuhauf Mädchen in schönen Kleidern die Vorderseite eines verheißungsvollen Romans.
Bei „Bird and Sword“ kann man diesem Bild dennoch eine Bedeutung zukommen lassen; wer das Buch aufmerksam verfolgt, wird vielleicht bemerken, welche Szene hier dargestellt wird…
Einschätzung
Die sprachlich wunderbar gestaltete Leseprobe verspricht einen interessanten Fantasyroman, der magische Elemente der neuen Art mit kriegerischer Spannung vereint. Kann „Bird and Sword“ dieser Erwartung gerecht werden?
Mit der stummen Hauptprotagonistin Lark wird der Leser in das Geschehen eingeführt und lernt eine liebenswerte, junge Frau kennen, die ihre eigenen Prinzipien zugunsten der der anderen zurückstuft. Aufgewachsen wie ein Vogel in einem Käfig hat sie sich so eine gewisse Naivität bewahrt, die mit der eines unschuldigen Kindes zu vergleichen ist. Aus der Ich-Perspektive geschildert, vernehmen wir Larks Gedanken und Eindrücke, die ihre Stummheit zu keinem störenden Faktor machen.
Neben Lark zählt auch König Tiras als wichtiger Charakter, wobei sich bei ihm die Geister scheiden. Einmal verständnisvoll und geduldig, wirkt er im nächsten Moment wie der typische, verstockte Steinzeitmann, der weder seine Gefühle nachvollziehen kann, noch ehrenhaft mit seinen Mitmenschen umgeht.
Daher sind es die Nebencharaktere, welche der Geschichte ihren Reiz verleihen. Der Troll Boojohni oder auch Tiras‘ Gefolgsmann Kjell wecken das Interesse des Lesers und lassen einen wünschen, mehr über diese Gestalten zu erfahren. Leider bleiben beide schlichte Randgestalten und dienen nur der näheren Charakterisierung der Hauptprotagonisten, die dennoch nicht überzeugend wirkt.
Wer gerade bei der kindlich dargestellten Lark eine charakterliche Entwicklung erwartet, wird enttäuscht werden. Auch von Tiefe kann bei diesen Protagonisten nicht gesprochen werden, denn trotz Ich-Perspektive erfährt man wenig über die wahre Gefühlswelt der jungen Frau.
Die Idee, welche hinter der Magie der Worte schlummert, ist eine faszinierende. Worte, welche die Macht haben, zu schaden oder zu heilen. Verschiedene Arten der Magie, die das Land Jeru bestimmen – und die dennoch im Geheimen ausgeübt werden müssen. Ein Krieg, der Tiras‘ Königreich zu vernichten droht. Vielversprechende Ansätze sind da. Die Umsetzung gelingt nicht immer.
Die Erwartung eines Fantasyepos à la Brooks oder Rothfuss ist an dieser Stelle nicht angebracht, führt sie doch nur zu Enttäuschung, wie es bei mir der Fall war. Anstatt eines spannend umgesetzten Kampfes um das Heimatland der Bewohner, bekommt der Leser eine Geschichte serviert, die sich hauptsächlich an zwei Charakteren orientiert. Von der näheren Beschreibung des geheimnisvollen Landes Jeru fehlt leider jede Spur, Handlungsstränge erscheinen vorhersehbar und plotholes führen zu irritierten Rückfragen, die nie aufgelöst werden. Immer wieder bekommt der Leser Informationen zugespielt, die er für wichtig hält; Anspielungen, die auf Kosten der Haupthandlung jedoch nie vollständig erläutert werden.
Dabei hätte „Bird and Sword“ so viel Potenzial! Der schöne Schreibstil Amy Harmons garantiert einen stetigen Lesefluss und bildreiche Vorstellungen. Es scheitert an der Planung einer unausgereiften Fantasywelt.
Harmon, die sonst für ihre gefühlvollen Liebesromane bekannt ist, hat einen wenig überzeugenden Ausflug in die Welt der Fantasy gewagt. Keineswegs als schlecht abzustempeln, kann dieser Roman durchaus unterhalten – doch die Errichtung einer Fantasiewelt benötigt Zeit und überlegte Planung, die hier leider nicht zu spüren war…
Wer mit den richtigen Erwartungen an „Bird and Sword“ herangeht, wird durchaus unterhalten werden und eine kurzweilige Lesezeit vollbringen. Meine Erwartungen waren wohl die falschen, aber vielleicht schafft es Harmon, mich mit einem anderen Buch zu verzaubern... nur wird es bei mir nicht „Bird and Sword“ sein.