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Veröffentlicht am 15.09.2024

Richtig guter Auftakt

Die Brandung – Moorengel
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Hochsommer an der Flensburger Förde. Fria Svensson, Leiterin des dänischen Museums für Archäologie, erhält per Post einen skelettierten menschlichen Finger. Fundort ist das Thorsberger Moor, ein uralter ...

Hochsommer an der Flensburger Förde. Fria Svensson, Leiterin des dänischen Museums für Archäologie, erhält per Post einen skelettierten menschlichen Finger. Fundort ist das Thorsberger Moor, ein uralter Opferplatz. Jedoch sind die Knochen neueren Datums. Fria wendet sich an Hauptkommissar Ohlsen von der Kripo Flensburg. Als der Fundort untersucht wird, werden 6 Moorleichen mit mysteriösen Zeichen auf dem Körper entdeckt. Gemeinsam ermitteln Fria und Ohlsen. Gleichzeitig bekommt es die Polizei mit dem Fall der vermissten 7jährigen Tilda zu tun, deren überforderte Mutter ihr verschwinden viel zu spät bemerkt.

Karen Kliewe hat mit "Moorengel" den ersten Teil der Krimiserie "Die Brandung" geschrieben. Dieser Krimi hat mich sowohl mit seiner Handlung, den Charakteren und dem Handlungsort voll überzeugt. Fria Svensson und Hauptkommissar Ohlsen sind von Beginn an sympathisch und vertraut. So unterschiedlich sie sind, so harmonisch arbeiten sie zusammen und passen prima zueinander. Ohlsen verkörpert den Norddeutschen sehr gut. Er redet nicht viel, ist aber herzlich und trägt das Herz am rechten Fleck. Fria Svensson, die früher selbst bei der Polizei war, überzeugt hier durch Fachwissen über die Archäologie Schleswig-Holsteins. Karen Kliewe schafft hier eine wunderbare Atmosphäre. Gerade die Szenen im Moor vermitteln düstere Stimmung, die sich bei den Szenen mit der entführten Tilda fortsetzt. Spannend ist dieser Krimi noch dazu von Anfang bis Ende!

Mich hat dieser Auftakt auf der ganzen Linie begeistert und ich hoffe auf weitere Fälle für dieses interessante Ermittlerduo!

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Eine mutige Gräfin

Die Gräfin
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Im Sommer 1944 stürzt ein britisches Flugzeug über dem Wattenmeer ab. Der Pilot, John Philipp Gunter, wird von der auf der Hallig Südfall lebenden Gräfin Diana von Reventlow-Criminil gerettet beherbergt. ...

Im Sommer 1944 stürzt ein britisches Flugzeug über dem Wattenmeer ab. Der Pilot, John Philipp Gunter, wird von der auf der Hallig Südfall lebenden Gräfin Diana von Reventlow-Criminil gerettet beherbergt. Die Gefahr für sie, ihren Kutscher Maschmann und Haustochter Meta ist groß - begehen sie damit doch Hochverrat.

Mit ihrem Buch "Die Gräfin" setzt Irma Nelles dem Mythos der Hallig-Gräfin ein Denkmal. Gräfin Diana von Reventlow-Criminil ist in Schleswig-Holstein eine Legende. Ihre Jugend verbrachte sie auf dem elterlichen Gut Emkendorf, tauschte die Standeszwänge dann gegen ein einfacheres Leben auf der Hallig Südfall. Zu Kriegszeiten gewährte sie dort Verfolgten Zuflucht und machte dabei auch vor "Feinden" nicht halt. Und davon handelt dieses Buch. Gräfin Diana ist eine bewundernswerte Frau, die Mut hat und zu ihren Entscheidungen steht, egal, was andere darüber denken. Sie trotzt nicht nur der politischen Herrschaft, sondern steht auch bei einer Sturmflut allein auf der Hallig ihren Mann und trotzt der Natur. Damit verschafft sie sich Achtung auch in der damaligen Männerwelt. In dieser Geschichte kann man gut verfolgen, wie die Anwesenheit des Piloten, dessen Zweifel, ob man ihm hier freundlich oder feindlich gesinnt ist, greifbar sind, ihren bisherigen Lebensstil ins Wanken bringt. Irma Nelles schreibt herrlich einfühlsam, so daß man fast bis tief in die Charaktere hineinsehen kann. Zweifel und Ängste werden ebenso griffig, wie die Landschaft des Wattenmeeres und der Hallig. Man spürt die herrschende Hitze förmlich selbst auf der Haut und wandert mit durchs Wattenmeer.

Dieses Buch hat mich sehr berührt und ich empfehle es gern weiter!

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Veröffentlicht am 07.09.2024

Da ist Musik im Buch

Eifelfrauen: Der Ruf der Nachtigall
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Klara und Mia Fuchs sind im Jahr 1945 zu jungen Frauen herangewachsen. So unterschiedlich die zwei auch sind, sie scheinen unzertrennlich. Die stille Klara lebt nur auf, wenn sie singen kann. Das ist ihre ...

Klara und Mia Fuchs sind im Jahr 1945 zu jungen Frauen herangewachsen. So unterschiedlich die zwei auch sind, sie scheinen unzertrennlich. Die stille Klara lebt nur auf, wenn sie singen kann. Das ist ihre Welt und ihre Stimme verzaubert jeden. Mia ist lebhaft und bei allen Leuten beliebt. Sie sagt immer, was sie denkt. Als kurz vor Kriegsende der tschechische Zwangsarbeiter Pavel nach Altenburg kommt, verliebt Mia sich unsterblich in ihn. Doch Pavel hat nur Augen und Ohren für Klara. Er ist ausgebildeter Sänger und hat sofort bemerkt, daß in Klara ein riesiges Talent steckt. Er hilft ihr, ihre Stimme weiter zu entwickeln und nach dem Krieg verschafft er ihr die ersten Auftritte. Auch Klara ist in Pavel verliebt und Mia ist zum ersten Mal eifersüchtig auf ihre Schwester. Bald schon trennen sich die Wege von Klara und Mia. Wie lange wird es dauern, bis sich die zwei Frauen wieder von Herzen versöhnen können?

Die nächste Generation der "Eifelfrauen" muß ihr Leben in dem Roman "Der Ruf der Nachtigall" meistern. Brigitte Riebe fängt die Zeit nach Kriegsende sehr realistisch ein. Noch immer haben die Menschen Angst vor ihren ehemaligen Peinigern, das zum Teil mit Recht. Vielen von denen gelingt es, wieder nach oben zu kommen. Brigitte Riebe zeichnet ein Bild einer Dorfgemeinschaft, die zusammenhält. Im Laufe der Geschichte fühlt sich der Leser darin aufgenommen. Man möchte gerne dazugehören, auch wenn nicht immer alles rund läuft. Mit diesem Buch taucht man tief in die Welt der Musik ein. Das ist für einen Laien nicht immer einfach, aber trotzdem nicht uninteressant. Das Abendgebet aus Hänsel und Gretel hat bei mir schon immer eine Gänsehaut verursacht und das hat sogar im Buch geklappt. Dieses Buch ist so schön wie die Lieder, die darin erklingen.

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Veröffentlicht am 06.09.2024

Herrlich schräge Dialoge

Lady Hardcastle und der Todesflug
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Im August 1911 erschüttert ein schrecklicher Todesfall das Dorf Littleton Cotterell. Auf dem Gelände der Flugzeugfabrik ganz in der Nähe des Ortes hat es bei einem Fallschirmtest ein Unglück gegeben. Das ...

Im August 1911 erschüttert ein schrecklicher Todesfall das Dorf Littleton Cotterell. Auf dem Gelände der Flugzeugfabrik ganz in der Nähe des Ortes hat es bei einem Fallschirmtest ein Unglück gegeben. Das Innenministerium mit Lady Hardcastles Bruder Harry vermutet, daß es in der Firma einen Spion gibt. Der Verdacht bestätigt sich, als geheime Pläne aus dieser Firma bei einem Toten gefunden werden. Also beauftragt man Lady Hardcastle und ihre Zofe Florence Armstrong, den Spion zu entlarven. Das gefällt den technikbegeisterten Damen außerordentlich gut. Lady Hardcastle gibt sich als potentielle Käuferin für ein kleines, wendiges Flugzeug aus und so bekommt sie Zutritt zu den Produktionshallen und den Büroräumen. Sie decken einige Geheimnisse auf, nur der Spion macht es ihnen nicht leicht. Doch wer die Lady und ihre Zofe Flo überlisten will, muß erst noch geboren werden.

Der neue Fall aus der "Lady Hardcastle" Serie heißt "Lady Hardcastle und der Todesflug". Auch diesmal spart T E Kinsey nicht mit humorvollen Dialogen, die die guten britischen Krimis so einzigartig machen. Es ist immer wieder wohltuend, sich die Personen vorzustellen und über ihre Eigenarten zu Schmunzeln. Doch bei allem Humor ist im Hintergrund die Kriegsgefahr nicht zu vergessen. Deshalb kommt es in der Handlung zu spannenden Verwirrspielen, die erst nach und nach zur Lösung des Falles führen. Der Leser kann nach Herzenslust mitraten und seinen kriminalistischen Spürsinn testen. Das macht einen Riesenspaß, auch wenn die Lady und ihre Zofe immer einen Schritt voraus sind. Die zwei sind einfach die Besten!

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Veröffentlicht am 04.09.2024

Eine bewegende Lebensgeschichte

Vielleicht können wir glücklich sein
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Nach dem Tod ihrer Großmutter Klara will Isabell ein Buch über ihr Leben schreiben. Dazu hört sie alle Tonbänder, denen Klara ihre Erinnerungen anvertraut hat, ab und liest die alten Tagebücher ihres Großvaters ...

Nach dem Tod ihrer Großmutter Klara will Isabell ein Buch über ihr Leben schreiben. Dazu hört sie alle Tonbänder, denen Klara ihre Erinnerungen anvertraut hat, ab und liest die alten Tagebücher ihres Großvaters aus seiner Zeit als Soldat im Krieg und in der Gefangenschaft. Was Isabell da hört und liest, zeichnet ein ganz neues Bild von ihrer strengen Großmutter. Wie sie versucht hat, für ihre vier kleinen Kinder in Kriegszeiten etwas Normalität und Geborgenheit aufrecht zu erhalten, während ihr Mann als Soldat in Schlesien kämpfen mußte. Eine ganz besondere Frage hat Klara ihr ganzes Leben bewegt: Was ist aus dem kleinen Judenmädchen Tolla geworden, welches sie zehn Jahre verzweifelt versucht hat, vor dem grausamen Lager zu schützen? Isabell fühlt sich verpflichtet, diese Frage für ihre Großmutter zu beantworten.

"Vielleicht können wir glücklich sein" ist der Abschluß einer Serie von Alexa Hennig von Lange. Was mit "Die karierten Mädchen" begann, wird jetzt sehr bewegend zu Ende erzählt. Wenn man zuerst das Gefühl hatte, Großmutter Klara wäre eine eiskalte Frau gewesen, so kann man sie jetzt sehr viel besser verstehen. Sie hat so einiges erleben müssen und diese Ereignisse haben sie zu der Frau gemacht, die ihre Enkelin gekannt hat. Die späte Annäherung an die Großmutter hat die Autorin sehr rührend beschrieben. Durch die Tonbandberichte ist der Leser Klara so nahe gekommen, daß man ihren Verlust deutlich spürt. Der Leser kennt Klara besser als die meisten Familienmitglieder. Dafür sorgt die Autorin mit ihrer klaren Erzählweise. Sie beschreibt alle Situationen ohne Haß zu schüren. "Vielleicht können wir glücklich sein" ist keine heitere Ferienlektüre. Ich habe dieses Buch trotzdem genossen.

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