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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2024

Ein äußerst mitreißender Thriller!

The Killer Profile
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Helen Fields katapultiert uns mit “ The Killer Profile“ in eine ungewöhnliche Umgebung, nämlich in ein modernes Biotech - Unternehmen, wo psychometrische Persönlichkeitstest ausgewertet werden. Der Protagonistin, ...

Helen Fields katapultiert uns mit “ The Killer Profile“ in eine ungewöhnliche Umgebung, nämlich in ein modernes Biotech - Unternehmen, wo psychometrische Persönlichkeitstest ausgewertet werden. Der Protagonistin, Midnight Jones, 30 Jahre alt, gelingt es, das Profil eines Serienkillers zu analysieren. In ihrer Stadt passieren mehrere Morde, und sie bringt sie mit diesem Profil in Verbindung. Sie ist davon überzeugt, dass der brutale Serienmörder noch mehrere Morde begehen wird, und auch sie selbst ist in Gefahr. Also muss dieser Täter schnellstmöglich gefasst werden. Aber Vorgesetzte glauben ihren Ergebnissen nicht, und bei der Polizei glaubt ihr auch niemand. Midnight befindet sich in einer Zwickmühle, denn sie darf ihren Job nicht verlieren, da sie sich um ihre behinderte Zwillingsschwester kümmern muß. Ihre Persönlichkeit wird sehr umfassend beleuchtet, und sie ist, bedingt durch ihre Hinwendung zu Menschen, ihren Altruismus, mir sofort ans Herz gewachsen. Aber auch durch ihren Mut, denn sie beginnt auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen, obwohl sie das in tödliche Gefahr bringt.
Das Cover hat mich sehr angesprochen. Es macht neugierig auf den Inhalt des Werkes. Besonders gut gefällt mir der leichte und flüssige Schreibstil in der dritten Person, der abwechselnd aus den Perspektiven verschiedener Charaktere geschrieben ist. Ungewöhnlich ist, dass auch der Mörder mit seinen ekelhaften Obsessionen zu Worte kommt. Dabei legt Fields geschickt falsche Fährten, die den Spannungsbogen hoch halten, um dann zu einem packenden Finale zu führen.
Bei mir hat das Werk Wut, Abscheu und Entsetzen hervorgerufen, besonders durch die detailreiche Schliderung der Ermordung einer Frau gleich zu Beginn. Aber Spannung war von Anfang an reichlich vorhanden, so dass dieser Thriller Gänsehaut hervorruft und dringend zum Weiterlesen verleitet. Also nichts für schwache Nerven!
Wir haben hier einen tollen Pageturner, in dem auch Gesellschaftskritik nicht zu kurz kommt. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung und daher volle Punkte.

Veröffentlicht am 17.10.2024

Lügen und Scheinheiligkeit

Im Namen der Barmherzigkeit
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Die Thematik dieses Romans hat mich stark mitgenommen. Die Situation von Pflegekindern in den Siebzigerjahren auf einem abgelegenen Bauernhof in der Steiermark wird schonungslos dargestellt. Die kleine ...

Die Thematik dieses Romans hat mich stark mitgenommen. Die Situation von Pflegekindern in den Siebzigerjahren auf einem abgelegenen Bauernhof in der Steiermark wird schonungslos dargestellt. Die kleine Steffi auf dem Cover, mit dem Hof im Hintergrund, ist die Erzählerin, und sie berichtet in chronologischer Abfolge, in leicht verständlicher Diktion, von ihrem Leben seit der Geburt 1972 bis in die frühen Zweitausender.
Sie wurde unehelich, Vater Türke, aber angeblich nicht benannt, als siebtes Kind einer primitiven, eiskalten, egoistischen Mutter geboren, die ihr Neugeborenes nicht einmal sehen wollte. Danach kam sie direkt ins Heim und dann mit etwa 3 Jahren, zu einer Pflegefamilie.
Besonders die scheinheilige, angebliche Barmherzigkeit der Pflegefamilie wurde von der katholischen Kirche hochgelobt, aber niemals kontrolliert. Zwar kam jemand von der Fürsorge in längeren Abständen zur Kontrolle, jedoch nahmen sie alle Lügen der Gasteltern hin, denn sie bekamen ja jeweils einen “Fresskorb“.
Somit waren die Pflegekinder schutzlos und ohne Fürsprecher.
Die Pflegekinder auf dem Kellerknecht-Bauernhof wurden aber ausgenutzt bis aufs Blut. Sie wurden schikaniert, drangsaliert und geschlagen, oft ohne Grund. Sie waren kleine Arbeitssklaven, willenlos ausgeliefert, für die die Kellerknechts auch noch pro Kind tausend Schilling im Monat von der Fürsorge kassierten. Alle Pflegekinder waren Kinder zweiter Klasse.
Die leiblichen Kinder bekamen frisches Brot und Schinken, während die anderen Kinder Brotrinden und manchmal Abfälle essen mussten. Oft mussten sie im Stall bei den sauen und den Ferkeln schlafen , die leiblichen Kinder hatten eigene Zimmer mit Spielsachen und ein Bad mit warmen Wasser. Die Pflegekinder mussten barfuß arbeiten, ihre Kinder wurden mit Handschuhen, Schuhen und Arbeitsgeräten ausgestattet.
Leider waren alle Pflegekinder auch schlechte Schüler/innen, denn sie mussten vor der Schule und dem langen Schulweg noch harte Arbeit verrichten. Steffi mußte 50 Kühe im Morgengrauen melken und schlief danach in der Schule ein. Oftmals war die Dusche mit eiskaltem Wasser zeitlich nicht möglich, sie roch nach Stall, und sie wurde von den Mitschüler(n)*innen deswegen ausgelacht und gemobbt.
Aber das Schlimmste waren die jahrelangen Vergewaltigungen durch den Pflegevater, der sie mit äußerster Brutalität nahm. Später sagte sie ( S.437): „Wie konntest du mir das antun. Ich war ein unschuldiges kleines Mädchen. Du hast mich zerstört, kaputtgemacht, meine Seele zertrampelt.“
nachdem Steffi mit 15 Jahren selbst Mutter geworden war aufgrund ihrer naiven Gutgläubigkeit einem Verehrer gegenüber, wurde die Organisation ihres Lebens immer schwieriger. Sie landete bei Nonnen und dann mehrfach in der Psychiatrie, denn die Bewältigung ihrer Traumata wollte ihr nicht gelingen.
Es wird hier nicht verraten, wie ihr Leben weiterging. Wir erfahren aber ihre Entwicklung zu einem selbstbewussten Menschen, denn Hera Lind hat aus Steffis Berichten einen hervorragenden Tatsachenroman gemacht. Frau Lind hat ihre Protagonistin sehr authentisch dargestellt, aber auch den Pflegevater und die leibliche Mutter in ihrer Brutalität und Ignoranz sprachlich gekonnt gezeichnet. Die Lektüre dieses Werkes hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Ich hoffe, dass der Staat sich Pflegekindern gegenüber stark in der Verantwortung sieht und, dass jegliche Ausnutzung und jeglicher Missbrauch strafrechtlich verfolgt wird.
Wenn es mehr als 5 Punkte geben würde, wäre ich dabei.

Veröffentlicht am 05.09.2024

Ein äußerst spannender und anspruchsvoller Spionagethriller!

Der Ire
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Der Ire auf dem Cover erinnert an Humphrey Bogart, was die Mode der 40er Jahre angeht. Durch die dunklen Farben und den Dampf wird eine geheimnisumwobene Atmosphäre evoziert und führt damit perfekt in ...

Der Ire auf dem Cover erinnert an Humphrey Bogart, was die Mode der 40er Jahre angeht. Durch die dunklen Farben und den Dampf wird eine geheimnisumwobene Atmosphäre evoziert und führt damit perfekt in diesen Spionagethriller ein.
Wir haben eine Geschichte aus zwei Blickwinkeln, denn im September 1945 wurden in den Trümmern von Berlin zwei Manuskripte über einen irischen Spion gefunden, die jeweils eine gänzlich andere Version seiner Identität und Vorhaben darstellen.
Das eine ist das Tagebuch des deutschen Offiziers und Nazi-Gegners Adrian de Groot, der den Iren Frank Pike als IRA-Kämpfer zeichnet, der bei der geplanten deutschen Invasion Großbritanniens helfen soll.
Das andere Dokument berichtet über Pikes Auftrag, hochrangige Nazi-Ärzte zu ermorden.
Der Leser muss immer rätseln, welches Dokument nun die wahre Geschichte darlegt. Kommt es am Ende zu einer Auflösung?
Der ständige Perspektivwechsel des Protagonisten führt oft in die Irre und erfordert sehr konzentriertes Lesen, möglichst mit Markierungen im Text. Mal beichtet Pike selbst, dann wieder de Groot, wobei der Autor sich völlig von der Darstellung der Wahrheit distanziert.
Das Werk erfordert gewisse Grundkenntnisse über den Zweiten Weltkrieg, und des öfteren sollten Fakten nachgeschlagen werden.
Dieser Spionagethriller ist inhaltlich und sprachlich anspruchsvoll, wendet sich daher an interessierte und informierte Leser. Er ist sehr spannend und ausgezeichnet recherchiert.
Der Leser muss die parallelen Handlungsstränge voneinander trennen können, was zu Twists, Kontroversen und Verwirrungen führen kann.
Gekonnt werden Brutalität des Krieges und Fanatismus beleuchtet, andererseits auch die Zerrissenheit der Personen. Können sie noch zwischen Gut und Böse differenzieren?
Mir ist es nur schwer gelungen, in das Werk hineinzukommen, aber ich bin ein Fan anspruchsvoller historischer Romane und wurde sehr belohnt.

Veröffentlicht am 17.08.2024

Ein echt mitreißender Thriller !

Das falsche Blut (Ishikli-Caner-Serie 2)
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„Der 8. Kreis“ von Philipp Gravenbach hat mir aufregende Lesestunden bereitet. Der Nachfolgeband um die einstige Auftragskillerin der türkischen Mafia, Ishikli Caner, ist genauso: besonders spannend und ...

„Der 8. Kreis“ von Philipp Gravenbach hat mir aufregende Lesestunden bereitet. Der Nachfolgeband um die einstige Auftragskillerin der türkischen Mafia, Ishikli Caner, ist genauso: besonders spannend und aufregend. Das dunkle und blutrote Cover passt gut zur Geschichte.
Ishikli kommt glaubhaft rüber, sie arbeitet inzwischen als Agentin des deutschen militärischen Abschirmdienstes MAD und verfügt über beeindruckende Fähigkeiten. Sie soll das Geheimnis um das Mädchen lüften. Das Werk beginnt rasant, enthält viel gut geschilderte Aktion und hält einen bis zum Schluß in Bann. Der Sprachstil ist sehr flüssig und mitreißend, ohne zu viel metaphorisches Beiwerk.
Ein stummes Mädchen flüchtet vor jemandem, wird zunächst gerettet, aber von verschiedenen Organisationen verfolgt. Zum einen ist der französische Staatsschutz an ihr interessiert, zum anderen ein Pharmakonzern. Es wird deutlich, dass sie eine wichtige Rolle in einem tödlichen Spiel innehat.
Es geht unter anderem um illegale Medikamentenstudien und Menschenhandel. Das Ende ist schonungslos und hat mir sehr gefallen.
Schon jetzt freue ich mich auf den dritten Band um diese Powerfrau. Jedem, der mitreißende Thriller liebt, kann ich “Das falsche Blut“ nur wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 16.08.2024

Das Grauen in unserer Gesellschaft

VIEWS
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Nachdem ich die Känguru - Chroniken im Altonaer Theater in Hamburg gesehen hatte, bin ich ein Fan von Marc-Uwe Kling geworden. Seine Vielseitigkeit in literarischer Hinsicht überrascht und fasziniert mich. ...

Nachdem ich die Känguru - Chroniken im Altonaer Theater in Hamburg gesehen hatte, bin ich ein Fan von Marc-Uwe Kling geworden. Seine Vielseitigkeit in literarischer Hinsicht überrascht und fasziniert mich. Mit “Views“ liefert er nun zum ersten Mal einen Thriller.
Die BKA-Kommissarin Yasira Saad muss das Verschwinden und die Misshandlungen an der 16-jährigen Lena Palmer aufklären. Da sie selbst aus einer Migrantenfamilie stammt, liegt es ihr am Herzen, den Tatvorgang, begangen durch junge ausländische Männer, zu bearbeiten.
Die tat macht im Internet sehr schnell die Runde, denn es gibt ein Video davon. Deshalb muss Yasira sehr schnell Erfolge erzielen, das Mädchen finden und die Täter zur Rechenschaft ziehen. Wie so oft in Deutschland, nimmt nach solchen Vergehen die Antihaltung Ausländern gegenüber zu. Rechtsradikale Gruppen wollen sich der Sache annehmen, was zu einer zunehmenden Eskalation der Situation führt.
Der Plot besteht aus den Ermittlungsarbeiten. Der Erzählstrang ist gradlinig, rasant und flüssig, ohne zu viele Nebenhandlungen.
Das Werk entwickelt bereits von Anfang an einen großen Sog und eine knisternde Spannung.
Die Leserschaft wird mit Sozialkritik konfrontiert und das soziale Gefüge unserer Gesellschaft wird in Frage gestellt. Kling versteht eine Handlung voller Wendungen zu liefern, dabei verwendet er einen packenden Schreibstil, gespickt mit dem ihm eigenen Humor, aber ohne die Sache ins Lächerliche abgleiten zu lassen. Yasira ist die authentische Protagonistin, die sehr sympathisch rüberkommt und sich mit den .rechtsradikalen Gruppen und ihren Chefs auseinandersetzen muss.
Die Geschichte ist sehr beklemmend, und die Auswirkungen wirken sehr real, so daß ein intensives Nachdenken angeregt wird. Wir haben es also nicht mit reiner Fiktion zutun, sondern mit der realen Möglichkeit, dass der Rechtsstaat unterminiert wird und der Mob die Oberhand gewinnt, denn Erzähltechnik und Handlung sind sehr realistisch.
Besonders hat mich das Ende fasziniert, so das ich sagen muss, dass Kling mich wieder einmal überrascht hat. Ich halte das Werk für sehr gelungen und kann es total weiterempfehlen.
Daher 5 Punkte