Cover-Bild Aus dem Haus
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Galiani Berlin ein Imprint von Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 05.09.2024
  • ISBN: 9783869713052
Miriam Böttger

Aus dem Haus

Roman

Eine Mutter, die mit verführerischer Sogwirkung schwarzsieht. Ein Vater, der mit Nebelkerzen wirft, wenn er von sich erzählen soll. Und ein vermeintliches Unglückshaus, das es endlich zu verlassen gilt. Miriam Böttgers aberwitziger, tragikomischer und abgründiger Roman für alle, die sich auch mit ihrer Familie herumschlagen. 

»Eigentlich ist jede Familie eine Sekte für sich, mit irgendeiner speziellen Idee oder Wahnvorstellung, um die alles kreist«, grübelt die Ich-Erzählerin in Miriam Böttgers Roman. »Oft sind dies naheliegende Dinge wie Genialität der Kinder, Akademikertum, Geld, Fitness, gesellschaftlicher Status.« Manchmal allerdings auch Abwegiges. Die fixe Idee ihrer Familie besteht in der Überzeugung, im Leben immer nur Pech zu haben, in der Annahme einer familiären Unglücksprädisposition. Und die physische Manifestation dieser Idee ist das HAUS der Familie, das auf andere hell und unschuldig wirken mag, das seine Bewohner jedoch, darin sind sie sich einig, jahrzehntelang am Leben gehindert hat. 

Als die Eltern beschließen, das HAUS endlich aufzugeben und in eine kleinere Wohnung zu ziehen, müsste dies eigentlich eine Erleichterung sein. Doch kaum verkauft, erscheint der Unglücksmagnet in völlig neuem Licht. Während der Tag des Umzugs näher rückt, werden die Lageberichte des Vaters, die die Tochter täglich telefonisch einholt, immer bizarrer. Und sie begreift, dass es hier um etwas ganz anderes geht als um einen Umzug.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.08.2024

Sündenbock

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Ganz klar, das Haus in Kassel ist schuld an allem, das nicht so läuft, wie es soll. Stimmt doch! Oder doch nicht? Die namenlose Ich-Erzählerin schildert herrlich ironisch die Ereignisse, wie sie waren ...

Ganz klar, das Haus in Kassel ist schuld an allem, das nicht so läuft, wie es soll. Stimmt doch! Oder doch nicht? Die namenlose Ich-Erzählerin schildert herrlich ironisch die Ereignisse, wie sie waren oder zumindest vom einen oder anderen Familienmitglied gesehen wurden. Wie sich eins ans andere reiht, klingt nicht nur wahnwitzig, sondern ergibt in erschreckender Weise auch noch Sinn. Dabei legt sie auch in jede große oder kleine Wunde des Lesers oder Hörers ihren Finger und sorgt dafür, dass man es körperlich spürt, was sie sagen möchte. Das ist gleichermaßen gemein wie auch genial.

Man kann es ganz schlecht in Worte fassen, was man da so hört oder liest. Es plätschert scheinbar belanglos so vor sich hin. Vieles erkennt man wieder, anderes ist unfassbar und dann ist da auch noch das eine oder andere, das richtig an die Nieren geht. Aber genau diese Dinge mag ich. Wenn ich emotional so tief hineingezogen werde, dann ist ein Buch richtig gut.

Es ist klar, dass es hier nicht rein um ein Gebäude geht. Das Haus, das ist hier auch das Familiengefüge. Es wird zum Platzhalter für alles, was man nicht anders formulieren mag. Und solche Dinge gehen einfach tief, da sie nie ohne Schmerz funktionieren. Die Mutter will zurück nach Baden-Württemberg, in die Bergstraße, raus aus Hessen, weg von Kassel. Damit könnte sie auch die Familie ihres Mannes auf Abstand bekommen und darum geht es, meiner Meinung nach, viel mehr, als um das unselige Haus, das zur Manifestation aller Probleme wird. Da wundert es nicht, dass der Auszug dann problematisch verläuft und man ihn irgendwie dann doch umgehen, verhindern möchte. Das alles funktioniert jedoch nicht immer und überall, es muss in den 1980ern und 1990ern seine Glanzzeit haben, sonst wirken die Sprüche nicht. Und das ist wohl auch mit ein wichtiger Punkt für die Zielgruppe der Leserschaft. Wer diese Zeit nicht miterlebt hat, wird nicht komplett nachempfinden können, was zwischen den Zeilen geschrieben steht und abgeht. Man belügt sich selbst und wahrt nach außen den Schein, man schiebt Gründe und Schuld hin und her, nimmt aber niemals etwas auf die eigene Kappe. Kann das gut gehen? Natürlich nicht! Aber es liest und hört sich super. Ich hatte emotionale Achterbahnfahrten und gute Unterhaltung. Mir ist das fünf Sterne wert.

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Äußerst amüsante Analyse urdeutscher Befindlichkeit !

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Von klugscheisser
Aus dem Haus von Miriam Böttger

Der Roman „Aus dem Haus“ ist wie ein zielsicherer Schuss aus 1000 Meter Entfernung genau ins Schwarze. Und dieses Schwarze kann man nur als „Das Deutsche“ ...

Von klugscheisser
Aus dem Haus von Miriam Böttger

Der Roman „Aus dem Haus“ ist wie ein zielsicherer Schuss aus 1000 Meter Entfernung genau ins Schwarze. Und dieses Schwarze kann man nur als „Das Deutsche“ bezeichnen.

Mit kluger Ironie und einem gehörigen Schuß Sarkasmus beschreibt die ZDF-Journalistin Miriam Böttger in ihrem Debütroman ihre Eltern und analysiert und zerlegt dabei auch noch gleich die restliche Familie.

Dreh- und Angelpunkt ist das HAUS oder das Scheißhaus, wie es von der Familie bezeichnet wird. Dieses scheint ein Eigenleben zu führen und ist Sinnbild für das gefühlte Unglück der Familie.
Doch nicht das HAUS ist das eigentliche Problem, sondern dessen Bewohner, also die Eltern der Autorin, die mit ihrem urdeutschen Hang zur Morbidität und zum Jammern ihr objektiv im Wohlstand verbrachtes Leben schwarzreden und sich einem vermeintlichen Schicksal ergeben, dessen Ursache ausschließlich sie selbst sind.

Genuß, Freude, Liebe, wunderbar, herrlich, schön, gerne, ja, hell, friedlich, Danke, Segen, all das sind Wörter, die im Wortschatz dieser Familie nicht vorkommen. Deren jeweiliges Gegenteil jedoch in mannigfaltiger Ausprägung.

Doch kaum ist das Verhaßte verloren oder preisgegeben, wird es über den grünen Klee gelobt und schmerzlich vermißt und nun ob dieses Verlustes gejammert. In der Gegenwart aber hat sich alles immer gegen einen verschworen und man ist permanent unglücklich und den Gezeiten des Lebens hilflos ausgeliefert. Mit „Man hätte eben … „ beginnt jeder zweite Satz der Eltern.

Ich habe mich in meinen verschiedenen Lebensphasen sowohl in der Tochter, als auch teilweise in den Eltern wiedererkannt und denke, daß es vielen Lesern so gehen wird.

Mit langen Sätzen, die sich teilweise über eine halbe Seite erstrecken, hat mir die Autorin ein besonderes Lesevergnügen geschenkt, denn ich liebe derartige literarische Satz-Konstrukte. Vor allem, wenn diese so stilsichere und kluge Wort- und Satzschöpfungen sind, wie in diesem Buch. Diese hier sind der reine Genuß, wie eine wunderbare Melodie in Variationen.

Schade, daß es nur 220 Seiten hat, ich hätte noch ewig weiterlesen können. Beim Lesen so herzhaft gelacht habe ich schon lange nicht mehr. Ihr Sinn für Ironie und Sarkasmus ist einfach großartig und der Kontrast zwischen dem Thema und dem frischen Schwung mit dem sie schreibt äußerst reizvoll.

Ich habe dieses Buch mit einem lachenden und einem weinenden Auge gelesen, also mit der einzigen Haltung die uns eigentlich gegenüber dem Leben bleibt. Diesem lächerlichen Trauerspiel der menschlichen Existenz mit einiger Distanz die lustige Seite abzugewinnen, lehrt uns dieses Buch auf äußerst amüsante Weise. Und ich denke, auch Loriot würde dieses Buch lieben.

Ich hoffe, daß nun bald weitere Werke von Miriam Böttger erscheinen, fast wünsche ich mir, daß sie Ihren Job beim ZDF an den Nagel hängt.

Dieses großartige Debüt erhält von mir satte Fünf von Fünf Sternen. Es ist meine ausgesprochene Kaufempfehlung. Es ist auch ein ideales Geschenkbuch.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Familienbanden

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Die liebe Familie und ihre Problemchen, darum geht es in diesem Buch. Das grösste Problem ist das titelgebende Haus. Erwartet man bei „Aus dem Haus“ den eigentlichen Weg, dass die Kinder aus dem Haus sind ...

Die liebe Familie und ihre Problemchen, darum geht es in diesem Buch. Das grösste Problem ist das titelgebende Haus. Erwartet man bei „Aus dem Haus“ den eigentlichen Weg, dass die Kinder aus dem Haus sind und das Leben der Eltern eine neue Wendung geht, ist es in dem Roman von Miriam Böttger genau andersherum. Die Eltern müssen aus dem Haus, was laut der Mutter ein Unglückshaus ist. Schließlich scheint das Haus immer nur auf die Gelegenheit zu warten, dass man im Urlaub ist, um mal wieder einen Rohrbruch hervorzuzaubern. Und kaum lässt es sich verkaufen, kommen die Zweifel …
Toller Roman mit Witz und doch tiefgreifende Themen. So wirkt es auch wie eine allgemeine Reflexion vom Konstrukt Familie. Der Satz „jede Familie ist wie eine Sekte“ unterstreicht es perfekt. Besonders die Tante, die ihre neusten Produktentdeckungen auf Lager kauft, um sie über das Jahr verteilt allen zu schenken. Da merkt man die Liebe zum Detail beim ausarbeiten der Charaktere.

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Veröffentlicht am 29.09.2024

Auf der Suche nach dem Haar in der Suppe

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Bei diesem Roman haben die Covergestaltung in einem eher modernen Stil und der Klappentext direkt mein Interesse geweckt, allerdings auch etwas andere Erwartungen an die Handlung.
Eigentlich hatte ich ...

Bei diesem Roman haben die Covergestaltung in einem eher modernen Stil und der Klappentext direkt mein Interesse geweckt, allerdings auch etwas andere Erwartungen an die Handlung.
Eigentlich hatte ich eine überwiegend in einem humorvoll gehaltenen Ton gehaltene Erzählung erwartet, finde nun aber, dass das Tragische und Ernsthafte eindeutig überwiegt.

Die Eltern der Erzählerin, insbesondere die Mutter, sind nie wirklich glücklich damit geworden, der Karriere des Vaters zuliebe von Weinheim bei Heidelberg nach Kassel gezogen zu sein. Besonders den Bau des Hauses, im Garten ihrer Stief-Schwiegermutter, verflucht die Mutter, aber auch ansonsten sieht sie überall das Unglück, trauert Vergangenem hinterher und hat es nie wirklich geschafft, in der neuen Heimat Anschluss zu finden, weil sie es auch nie versucht hat. Irgendwann soll das ungeliebte Haus dann wieder verkauft werden, was die Eltern aber anscheinend auch wieder nicht glücklich macht.

Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die Charaktere der Eltern so auszugestalten, dass man sie sich bildlich vorstellen kann und sich hineinversetzen kann, wie auch das Leben der Tochter durch das alles geprägt wurde. Manches kommt mir auch durchaus aus der eigenen Familie oder aus Familien im Freundeskreis bekannt vor. Manchmal hätte ich mir aber mehr Tiefe und Hintergrundinformationen gewünscht, um Zusammenhänge noch besser verstehen zu können, während ich die ein oder andere eingeschobene Anekdote als weniger zielführend empfand. Die Sprecherin des Hörbuchs passt sehr gut zu der Geschichte und trifft den passenden Tonfall, wie sie aus Sicht der Tochter erzählt.

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Veröffentlicht am 06.09.2024

Amüsante Geschichte über ganz normale Menschen

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Ihr Elternhaus, das idiotische selbst gebaute Haus, in das sie gezogen sind, als sie vierzehn war. Nichts unterstreicht die gesamte Familientragödie besser, als dieses Scheißhaus, in dem sich ein Wasserschaden ...

Ihr Elternhaus, das idiotische selbst gebaute Haus, in das sie gezogen sind, als sie vierzehn war. Nichts unterstreicht die gesamte Familientragödie besser, als dieses Scheißhaus, in dem sich ein Wasserschaden an den nächsten reiht.

Sie waren vom fröhlichen Süddeutschland ins kühle Kassel, mit den distanzierten Menschen gezogen, wo der Privatwagen alles über den finanziellen Stand des Menschen auszusagen scheint. Wer keinen Führerschein hat gilt als mental minderbemittelt. Die Kinder finden ihren Wert, indem sie sich mit den Berufen der Väter brüsten.

Mit der Entscheidung nach Kassel zurückzuziehen, nahm das familiäre Unglück eine Rundung, die famos ins Rollen kam. Zuerst das Grundstück, das nicht ihr eigenes war. Es gehört der Stiefmutter des Vaters, die, die immer ein wenig wunderlich und zutiefst religiös war. Dann das HAUS, das von außen einen gediegenen Anschein macht, es aber in sich hat. Außerdem die Baufirma, die ihren Eltern viel mehr Geld abknöpfte, als vereinbart.

Sie hatte die Mutter einmal gefragt, warum sie das HAUS nicht verkaufen, jetzt da es abbezahlt war. Doch die Vorstellung, jemand könnte sich ernsthaft für dieses Objekt interessieren, war vollkommen abwegig. Und die Eltern waren mit den Kräften am Ende, erledigt, es war zu spät, sie konnten nicht mehr, sagte die Mutter, die die größte Schwarzseherin war, neben ihrem Mann, dem besten Realitätsverweigerer.

Wenn der Vater die Mutter verärgert, warum weiß er nicht, schließt die sich tagelang in ihrem Zimmer ein und sieht fern. Die Tochter war während ihres Studiums noch jedes Wochenende nach Hause gefahren, was bei ihrer Mitbewohnerin zu resigniertem Kopfschütteln geführt hatte. Heute beobachtet sie ihre Eltern aus der Ferne, ein wöchentlicher Anruf muss genügen, bei dem die Tochter auf die subtilen Zwischentöne der Eltern lauscht, ob der sich anbahnenden neusten Katastrophe.

Fazit: Die Autorin lässt ihre Ich erzählende Protagonistin gekonnt ihre Herkunftsfamilie beschreiben. Das familiäre Bild ist ironisch überzeichnet. Die Mutter leidet frustriert unter der Andersartigkeit ihres Mannes, der sich unter ihrer Zickigkeit wegduckt und geduldig auf baldige Gesprächsbereitschaft wartet. Das Leben scheint ihnen jede Fülle vorzuenthalten und sie gnadenlos benachteiligt zu haben. Die Lebensfreude sinkt proportional mit der Zunahme der Unstimmigkeiten. Beide kreisen pessimistisch in ihrer kleinen Welt um Dramen. Veränderung ist angstbesetzt, denn, nicht auszudenken, wenn alles noch schlimmer wird. Eine amüsante Geschichte über ganz normale Menschen mit Unzulänglichkeiten, die ich gerne gelesen habe.

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