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Veröffentlicht am 05.09.2024

Rechtsmedizin-Thriller zum Zweiten

Mit kaltem Kalkül
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Der zweite Rechtsmedizin-Thriller um Dr. Sabine Yao, die Fachärztin für Rechtsmedizin, ist ähnlich konzipiert wie der Vorgängerband „Mit kalter Präzision“. Schon da habe ich das zu viel an Fachwissen kritisiert ...

Der zweite Rechtsmedizin-Thriller um Dr. Sabine Yao, die Fachärztin für Rechtsmedizin, ist ähnlich konzipiert wie der Vorgängerband „Mit kalter Präzision“. Schon da habe ich das zu viel an Fachwissen kritisiert und auch dieses neue Buch trumpft mit seitenweise explizitem Wissen auf, das nicht vonnöten wäre, das einen Thriller sogar eher zu einem Langeweiler degradiert. Nun, ich hab mich durch die ersten Kapitel zwar nicht direkt gequält, war aber auch nicht böse, als die Thriller-Elemente dann Fahrt aufnahmen.

Die Spezialeinheit „Extremdelikte“ hat viel zu tun. Ein totes Ehepaar, seltsam entstellt, wird im Wald gefunden, ein Polizeipräsident im Ruhestand wird erschossen aufgefunden, seine Leiche gibt Rätsel auf, ebenso ein weiterer Toter inmitten einer illegalen Bauwagensiedlung. Und damit nicht genug, denn ein achtjähriger Junge wird vermisst. Zunächst sucht Hassan Khalaf nach dem kleinen Yasser. Er ist gut vernetzt und durch seine langjährige Arbeit für den jordanischen Geheimdienst hat er viel Erfahrung. Sein Part hat mir durchweg gut gefallen, sein Charakter als Geheimdienstler und auch als Mensch ist gut gezeichnet, seine Vorgehensweise nachvollziehbar.

Es sind mehrere Todesfälle, die auf einen nicht natürlichen Tod hinweisen. Diese nehme ich aber eher als Randnotiz wahr, die eigentliche Ermittlung fokussiert sich auf den verschwundenen Yasser. Da seine Mutter nicht zur Polizei gehen kann, fleht sie Hassan an, nach ihrem Jungen zu suchen. Er fördert so einiges zutage, Yasser jedoch bleibt verschwunden und so wird die Suche nach ihm Monica Monti, der Leiterin der vierten Mordkommission des LKA Berlin, dann doch übertragen. Monti und Yao arbeiten Hand in Hand und auch sie entdecken – wie zuvor schon Hassan – dass vor Jahren schon ein damals Siebenjähriger spurlos verschwunden ist.

Das Dranbleiben – nach meinen anfänglichen Startschwierigkeiten – hat sich gelohnt. Die kurzen, schnell wechselnden Kapitel sind mit präziser Zeit- und Ortsangabe überschrieben, so hat man stets den Überblick. Das oben bemängelte, zu detailliert vorgetragene Fachwissen hat sich später dann auf ein vertretbares Maß reduziert, sodass man dem Team um Yao auch als Laie auf dem Gebiet gut folgen kann. Auch gefällt mir der Einblick in Yaos Privatleben, das sparsam dosiert mit hineinfließt und der Figur Yao zusätzlich Kontur gibt.

Mein Fazit ist zweigeteilt. Das geballte, vor allem am Anfang des Buches zu umfangreiche Fachliche hat für die normalen Leser keinerlei Mehrwert, diese lehrreichen Abhandlungen sind eher leeres Wissen, das nach dem Lesen ganz schnell wieder vergessen wird. Später dann nimmt die Story Fahrt auf, die Suche nach dem verschwundenen Jungen und die vielschichtige Ermittlungsarbeit drumherum sind spannend, man fiebert direkt mit, wünscht Monti und auch Yao, dass sie nicht zu spät kommen. Letztendlich bewerte ich diesen zweiten Rechtsmedizin-Thriller dann doch mit vier Sternen und bin auch beim nächsten Thriller um Yao wieder dabei.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Monster

All das Böse, das wir tun
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„Ein Schatten fiel auf sie und in diese Moment begriff Amala, dass sie nicht allein war.“ Schon die ersten Seiten lassen nichts Gutes ahnen und bald zeigt dieser Mann, der sie beobachtet und abgefangen ...

„Ein Schatten fiel auf sie und in diese Moment begriff Amala, dass sie nicht allein war.“ Schon die ersten Seiten lassen nichts Gutes ahnen und bald zeigt dieser Mann, der sie beobachtet und abgefangen hat, sein wahres, sein brutales Gesicht.

Dreißig Jahre zuvor wurden Contini drei Mädchenmorde zur Last gelegt, die Polizistin Itala Caruso war maßgeblich an seiner Ergreifung beteiligt. Er verstirbt unter mysteriösen Umständen in Haft und nun, drei Jahrzehnte später, verschwinden wiederum junge Mädchen. Damals hieß es, Contini sei der „Perser“, alle Anzeichen sprechen jedoch dafür, dass dieser erneut zuschlägt, es also ein anderer sein muss. Oder ist es jetzt ein Nachahmer, der eine tödliche Spur hinterlässt? Damals hat die Anwältin Francesca Cavalcante Contini verteidigt, konnte ihn aber nicht retten. Und nun ist es ihre siebzehnjährige Nichte Amala, deren Verschwinden an den Fall Contini erinnert.

Es sind mehrere Erzählstränge und zwei Zeitebenen, die abwechselnd erzählt werden. Vor dreißig Jahren ist es Itala, deren Weg von der damaligen Ermittlungsarbeit, vermischt mit Privatem, nachgezeichnet wird. Im Heute ist es Francesca, die nach ihrer Nichte sucht. Von Gerry, der aus dem Nichts aufzutauchen scheint, erhält sie Unterstützung. Auch von ihm erfährt man so einiges und nicht nur Francesca sieht ihn äußerst skeptisch, auch ich traue ihm nicht so recht über den Weg. Er ist undurchschaubar und benimmt sich bisweilen äußerst seltsam, um dann wieder nahbar zu sein. Der zweite Erzählstrang im Heute lässt tief in die Abgründe eines Verirrten blicken, mehr sei hier nicht verraten.

Kam mir Dazieris Erzählweise anfangs sehr sprunghaft vor, hat sich dieser Eindruck bald geändert. Es knistert geradezu vor Spannung, was auch die ständigen Orts- und Zeitwechsel extrem befördern - man weiß dank der Kapitelüberschriften immer, wo man sich befindet. Jede Figur hat ihren eigenen Reiz, sie sind gesetzeskonform, sind ehrlich, sind besorgt und kämpfen für das Gute. Sie sind aber auch das genaue Gegenteil, sie sind korrupt, sie legen es regelrecht darauf an, andere in eine Falle zu locken. Manches wollte ich mir bildlich gar nicht näher vorstellen, der Autor hat auch an brutalen Szenen nicht gespart.

Wie gesagt, es hat einige Zeit gedauert, bis ich mich mit den einzelnen Personen und der Story an sich zurechtfand, danach jedoch war es alles, was ich an Thrillern liebe – mitreißend, dramatisch und absolut fesselnd. Das Ende dann hat mich nochmal überrascht, damit hätte ich nie gerechnet. Und dieses Ende könnte bedeuten, dass ein Nachfolgeband angedacht ist, es könnte aber auch ganz anders sein. Die vagen Andeutungen lassen jeden Schluss zu – ich lass mich überraschen.

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Veröffentlicht am 27.08.2024

Lina Lübbers & Kea Siefken zum Zweiten

Die Gewalt des Sturms
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Die Hauptkommissarin Lina Lübbers wird von Osnabrück ins Auricher Kommissariat versetzt. Ihr geheimer Auftrag lautet, einen Maulwurf in den eigenen Reihen zu finden. Sie hofft, dass alles schnell vonstatten ...

Die Hauptkommissarin Lina Lübbers wird von Osnabrück ins Auricher Kommissariat versetzt. Ihr geheimer Auftrag lautet, einen Maulwurf in den eigenen Reihen zu finden. Sie hofft, dass alles schnell vonstatten geht, denn sie will bald danach wieder zurück. Ein Todesfall kommt ihr dazwischen, sie wird in die Kanzlei des Anwalts und Notars Klaas Stoever gerufen.

Zeitgleich wird ein weiterer Todesfall gemeldet. Hierbei handelt es sich um Keno de Vries, den Inhaber einer Spedition. Er wurde beim Joggen laut Zeugenaussagen von einem schwarzen, großen Auto angefahren. Unklar ist, ob es sich hierbei um einen Unfall oder um eine bewusst herbeigefügte Tötung handelt.

Keo stellt ihr Team im Fall de Vries zusammen, Lina ermittelt im Fall des Anwalts Stoever. Bald deutet so einiges darauf hin, dass die beiden Fälle zusammenhängen könnten.

„Die Gewalt des Sturms“ ist der zweite Band um die Ermittlerinnen Lina Lübbers & Kea Siefken. Da ich Band eins nicht kenne, habe ich mich anfangs etwas schwer getan, dem Geschehen zu folgen. Vor allem die Maulwurf-Geschichte war es, der ich ein wenig ratlos gegenüberstand. Gut, dieser Erzählstrang ist eher Nebensache, denn die beiden Todesfälle nehmen viel Raum ein. Die Spur führt in die Niederlande, zu einem ziemlich undurchsichtigen Clan, der schon – so wie es den Anschein hat - in Buch eins („Die Stille der Flut“) ihr Unwesen treibt. Auch hierzu fehlt mir Vorwissen, es wäre also sinnvoll, diese Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da es mit Band drei bald weitergeht und auch dieser de-Jong-Clan wieder mitmischt.

Aus Lenas und aus Keas Sicht wird abwechseln erzählt, die Kapitel sind mit den jeweiligen Namen überschrieben. Neben den spannenden Ermittlungen fließt viel Privates mit ein, was für Auflockerung sorgt, aber auch für etwas Stillstand in Sachen Ermittlung. Da anscheinend dieser de-Jong-Clan involviert ist, arbeitet Lina mit einem niederländischen Kollegen zusammen. Der Handlung konnte ich gut folgen, auch habe ich mich einigermaßen mit Linas geheimer Mission in Sachen Maulwurf versöhnt. Die Charaktere sind gut gezeichnet, sie haben Ecken und Kanten und nicht nur Lina und Kea, auch das ganze Team ist mir nahe gekommen, so unterschiedlich sie auch sein mögen. Trotz meiner Anlaufschwierigkeiten werde ich Lina und Kea weiterhin begleiten, es waren durchaus spannende Lesestunden.

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Veröffentlicht am 24.08.2024

Ein gar „tödliches“ Lesevergnügen

Die Hausboot-Detektei - Tödliche Farben
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Für die Hobby-Detektive Arie, Elin, Jan und Maddie ist es ihr mittlerweile vierter Fall, den sie aufklären werden. Denn dass sie diesen gar verzwickten Fall, in dem es um ein verschollenes Bild und einen ...

Für die Hobby-Detektive Arie, Elin, Jan und Maddie ist es ihr mittlerweile vierter Fall, den sie aufklären werden. Denn dass sie diesen gar verzwickten Fall, in dem es um ein verschollenes Bild und einen toten Mann geht, lösen werden, ist klar. Sie sind gut und sie lassen nie locker. Auch wenn sie dabei einen nicht ganz so legalen Weg gehen müssen.

Als „Der Katzenpate aus dem Grachtenviertel“ gilt Onno. Seine Wohnung beleben vier Katzen und die Möwe Kimiko, die er regelmäßig auf dem Fensterbrett füttert. Und nun sitzt ein toter Mann in seinem Lieblingssessel und nicht genug damit, auch fehlt ein Bild an der Wand. Es ist die von ihm selbst angefertigte Kopie eines verschollenen Gemäldes. „Farbenzauber“ hat der sehr bekannte Künstler es genannt. Da Onno nicht unbedingt die Polizei auf seine Fälscherqualitäten aufmerksam machen will, sind es die Hausboot-Detektive, die sich der Sache annehmen.

Nun, sie sind voller Elan, die Suche nach dem Gemälde mutiert zu einer Schnitzeljagd quer durch Amsterdam. Ist diese rasante Jagd zunächst noch ganz amüsant, so hat mich genau dieser Part der Aufklärung doch irgendwann nicht mehr fesseln können, ich war eher genervt davon. Wäre noch der Tote und seine außergewöhnliche Aufmachung. Er trägt ein auffallendes Kleid mit passendem Zubehör, das er schon vor dem für ihn tödlichen Schuss getragen haben muss. Auch dies ein Mysterium, das gelöst werden will.

Auch der vierte Fall ist voller Esprit und Witz, die oben erwähnte Schnitzeljagd mal ausgenommen. Natürlich mischen auch hier Fru Gunilla, das zahme Eichhörnchen, und Hund, der Neufundländer, mit. Und nicht nur diese beiden tierischen Darsteller sind es, die diese Hausboot-Detektei mitsamt ihrer Detektive so lesenswert machen, auch ist es Isa und ihr Modelabel Coole Chica, die von Anfang an dabei ist und seit dem letzten Fall gesellt sich auch Kaatje mit ihren Strickideen dazu. Eine bunte Truppe, die die vier Detektive bei Bedarf tatkräftig unterstützt.

Neben den Hausboot-Detektiven mischt dann doch die Polizei auch mit, wenngleich Wessel de Boer, der Polizist, eher unfähig daherkommt. Ein wenig Schadenfreude mischt sich da schon ein, denn er ist der Unsympath auf ganzer Linie.

Ja, es ist ein kurzweiliger Wohlfühlkrimi mit liebenswerten Charakteren und einem launigen Schreibstil, der mich immer wieder begeistert. Und nun freue ich mich auf den nächsten, den fünften Fall, der es mit tödlichen Blüten zu tun hat.

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Veröffentlicht am 24.08.2024

Vom Artensterben

Das Wesen des Lebens
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Iida Turpeinen nimmt ihre Leser mit auf eine Reise, die 1741 mit dem deutschen Arzt und Naturforscher Georg Wilhelm Steller ihren Anfang nimmt. Seine Expedition führt ihn ins Nordmeer, dort entdeckt er ...

Iida Turpeinen nimmt ihre Leser mit auf eine Reise, die 1741 mit dem deutschen Arzt und Naturforscher Georg Wilhelm Steller ihren Anfang nimmt. Seine Expedition führt ihn ins Nordmeer, dort entdeckt er die gigantische, urzeitliche Seekuh, die danach bald ausgerottet war. Anhand des später gefundenen Skeletts dieser Stellerschen Seekuh führt die Autorin über mehrere Jahrhunderte vor Augen, wie der Mensch die Natur beherrscht.

Der Roman bietet ein Füllhorn an Wissen über die Artenvielfalt und deren sterben. Er führt vom Nordmeer nach Alaska, das damals russisch war. Dort begegnen wir dem finnischen Gouverneur Johan Hampus Furuhjelm, der nach dem Skelett suchen lässt und sind später dann in Helsinki bei Professor Alexander von Normann, der es schließlich erwirbt, um schlussendlich im Naturkundemuseum der Stadt zu sein, wo es seinen endgültigen Platz findet.

Dieser interessante, sehr informative Teil wird durch die Protagonisten lebendig. Der Mensch handelt eigennützig, er jagt die Tiere nicht nur der Nahrung wegen, auch die Felle und alles, war verwertbar ist, haben es ihm angetan und das, ohne auf die Erhaltung der Arten zu achten. Die Danksagung zum Schluss macht dies nur zu deutlich, gilt der Dank doch den Arten, die während des Schreibens dieses Buches ausgestorben sind. Fische, tropische Froscharten, unzählige Milbenarten, Beuteltiere und Fledermäuse, auch ein Wildschwein – es waren 374 Lebewesen, die während der sieben Jahre, in denen „Das Wesen des Lebens“ Gestalt annahm, für immer verschwunden sind.

Den Schreibstil habe ich zeitweise als etwas zu sperrig empfunden, die hier agierenden Personen waren eher so, als ob man sie aus der Ferne betrachtet, eher nüchtern beschrieben. Und doch möchte ich das Buch nicht missen, es bleibt im Gedächtnis und sollte gelesen werden.

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