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Veröffentlicht am 16.09.2024

Kann man dem Schicksal mit Schweigen entkommen?

Leuchtfeuer
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Sommer 1985: Theo Wilf, fünfzehn Jahre alt und Sarah Wilf verursachen einen Autounfall. Theo ist gefahren, obwohl er dies zu dem Zeitpunkt noch gar nicht durfte. Mit im Auto saß eine Freundin Theos, der ...

Sommer 1985: Theo Wilf, fünfzehn Jahre alt und Sarah Wilf verursachen einen Autounfall. Theo ist gefahren, obwohl er dies zu dem Zeitpunkt noch gar nicht durfte. Mit im Auto saß eine Freundin Theos, der er imponieren wollte. Kurz vor Theos und Sarahs Elternhaus baut Theo den Unfall - das Mädchen, das mit im Auto saß, ist sofort tot. Sarah nimmt die Schuld auf sich, obwohl sie angetrunken war und nicht am Steuer saß. Dieses Schlüsselereignis bildet die Ausgangssituation der Geschichte. Man begleitet die Familie Wilf von 1970 bis 2020, auch die Nachbarsfamilie Shenkman, die viel später in die Straße zieht, spielt noch eine Rolle.

Das Cover fand ich sehr ansprechend und auch der Klappentext liest sich spannend. Die Erwartungen, die ich dementsprechend hatte, wurden eher nicht erfüllt. Ich hatte mir eine andere Geschichte aufgrund des Klappentextes vorgestellt. Auch das Cover passt für mich nach Beenden des Buches nicht zum Inhalt, in anderen Ländern wurde die Gestaltung besser umgesetzt.
Der größte Kritikpunkt für mich sind die kapitelweisen Wechsel der Personen und Zeiten. Dani Shapiro wechselt nicht nur zwischen den Sichtweisen der einzelnen Charaktere sondern auch willkürlich in den Zeiten - mal ist man in den 80ern, mal in Jahr 2020. Das hat mir das Lesen sehr schwer gemacht, oft musste ich nochmal zurückblättern und kam so nicht gut in die Geschichte rein.
Eine konkrete Handlung gibt es nicht, auch aufgrund der vielen Wechsel in jedem Kapitel. Gut beschrieben sind die Gefühle der Personen und auch die Schauplätze, man kann sich alles sehr gut vorstellen. Auch der Erzählstil ist eingänglich und gut zu lesen.
Der Autounfall wird direkt auf den ersten Seiten beschrieben. Anders als in den meisten Büchern wird nicht auf dieses "Familiengeheimnis" hingearbeitet und man erwartet als Leser gespannt die Enthüllung sondern das zentrale Thema ist der Umgang der einzelnen Personen mit der Schuld des Unfalls, die jeder anders erlebt und trägt. Die Autorin zeigt die Konsequenzen dieses Unfalls auf und auch das Schweigen darüber, was den einen erdrückt, dem anderen aber die Sicherheit der vermeintlichen Unschuld gibt. Durch die erste Hälfte musste ich mich etwas "quälen", die zweite Hälfte wurde für mich dann spannender.

Alles in allem ist "Leuchtfeuer" ein Roman, der eine gute Message beinhaltet, die aber für mich nicht sehr gut umgesetzt wurde. Man ist als Leser verwirrt wegen der stetigen Wechsel der Personen und Zeiten und bleibt auch verwirrt zurück. Trotzdem empfehle ich das Buch für allen, die gerne von schicksalhaften Familiengeschichten lesen.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Gefährliche Polizeiarbeit in einem Schalker Fanclub

Eric Holler: Blau und Weiß
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Georg Himmelreich ist neuer Kommissariatsleiter in Gelsenkirchen-Buer und heuert Privatdetektiv Eric Holler an, sich in einen Schalker Fanclub einzuschleusen. Dort sollen zwielichtige Dinge laufen. Da ...

Georg Himmelreich ist neuer Kommissariatsleiter in Gelsenkirchen-Buer und heuert Privatdetektiv Eric Holler an, sich in einen Schalker Fanclub einzuschleusen. Dort sollen zwielichtige Dinge laufen. Da die Polizei Beweise braucht, sollen Holler und der Kommissar Manfred Werthofen den Fanclubgründer Thomas Ritterlich dingfest machen. Der schreckt jedoch vor nichts zurück und Holler und Werthofen machen sich die Geldgier Ritterlichs mit einem gefährlichen Plan zunutze. Werden die den Fall lösen können und unbeschadet aus der Ermittlung raus kommen?

Ich hatte vorher noch nichts von Roman Just gelesen. Das Cover spricht mich leider gar nicht an, die Spiegelungen der Texte passen nicht ins Bild, auch die Farben nicht.
Da es ein paar Vorgängerbände zu dem Krimi gibt, musste ich mich erst in die Geschichte rein finden, man ist zwar sofort im Geschehen, aber die Charaktere bleiben erstmal oberflächlich. Generell hätte ich mir mehr Tiefe sowohl der Charaktere als auch der Handlung gewünscht, mit 150 Seiten ist der Krimi auch sehr kurz, gerade das Ende hätte für meinen Geschmack mehr ausgestaltet werden können. Ich hätte gerne gewusst, wie es unmittelbar danach weitergeht.
In der Fußballthematik bin ich generell nicht bewandert, es war aber interessant zu sehen, wie es in einem Fanclub zugehen kann und die Polizei dann versucht, den Club zu sprengen. An manchen Stellen war es mir allerdings zu viel des Guten mit dem Thema Schalke und Fußball.
Auch einige Rechtschreibfehler sind mir aufgefallen.

Alles in allem ein kurzweiliges Krimivergnügen mit ein paar Schwachstellen und Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 15.08.2024

Ein Café für alle mit vielen Geschichten

Das Café ohne Namen
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Robert Simon eröffnet im Jahr 1966 ein Café in Wien. Knapp zwanzig Jahre nach dem Krieg möchte der Gelegenheitsarbeiter seine Chance ergreifen und macht sich selbstständig mit einem Café, dessen Angebot ...

Robert Simon eröffnet im Jahr 1966 ein Café in Wien. Knapp zwanzig Jahre nach dem Krieg möchte der Gelegenheitsarbeiter seine Chance ergreifen und macht sich selbstständig mit einem Café, dessen Angebot nicht üppig ist, aber die Menschen anzieht. Sie erzählen Geschichten von Glück, Sehnsucht und Verlust. Auch Roberts Leben verändert sich.

Ich hatte vorher noch nichts von Robert Seethaler gelesen. Mich hat das Thema des Aufbruchs nach dem Krieg interessiert, aber leider hat mich das Buch nicht gepackt. Es plätschert vielmehr vor sich hin, die Geschichten der Menschen sind interessant, aber reihen sich aneinander. Man erfährt nicht jeden Namen der Gäste, viele kommen über Jahre hinweg regelmäßig, andere nur ein paar Mal. Das Café läuft ganz gut, aber auch mit dem Protagonisten wurde nicht wirklich warm. Er steht für den typischen Gelegenheitsarbeiter der Nachkriegszeit, der sein Glück sucht und auf den Zug des Neuanfangs springt.
Es ist ein leises Buch, das nicht groß nachhallt, aber den Zeitgeist der damaligen Nachkriegszeit einfängt mit seinen Neuanfängen und Sehnsüchten der kleinen Leute.

Mich hat das Buch eher nicht abgeholt, auch sprachlich haut es einen nicht um. Man kann es gut "weg lesen", aber mir wird es nicht großartig im Gedächtnis bleiben.

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Veröffentlicht am 07.08.2024

Seichte Liebesgeschichte mit etwas Luft nach oben

Heartbreak
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Maries Freund verlässt sie ohne Vorwarnung nach einem Jahr Beziehung. Da sie ohnehin schon sehr introvertiert und verschlossen ist, ist das ein Schlag ins Gesicht. Die zweite Hauptfigur Tom, ein aufgehender ...

Maries Freund verlässt sie ohne Vorwarnung nach einem Jahr Beziehung. Da sie ohnehin schon sehr introvertiert und verschlossen ist, ist das ein Schlag ins Gesicht. Die zweite Hauptfigur Tom, ein aufgehender Stern am Musikhimmel, steht plötzlich allein und ohne Karriere da wegen eines Unfalls mit einem Hund bei einem Filmdreh. Marie und Tom finden durch Zufälle zueinander.

Im Laden hätte ich nicht sofort zu dem Buch gegriffen, weil das Cover für mich nicht heraussticht. Es passt aber zum Buch, da die Leuchtreklame und die Landschaft auf die Geschichte verweisen.
Ich hatte vorher noch nichts von Tarcan Bagci gelesen und war ganz gespannt, als das Buch in einem Podcast besprochen wurde. Vom Klappentext her hätte ich mir mehr vom Buch erhofft: eine Geschichte eines Neuanfangs, Liebe und Einsamkeit. Leider konnte mich das Buch in der Hinsicht nicht überzeugen. Man wird sowohl mit Tom als auch Marie nicht wirklich warm. Tom ist egozentrisch, ichbezogen und nicht wirklich zugänglich. Oft habe ich seine Taten und Sichtweisen nicht nachvollziehen können. Marie wirkt sympathischer, auch dass sie Medikamente gegen psychische Erkrankungen einnimmt, lässt sie in einem emotionaleren Licht dastehen. Sie ist verletzlich, schüchtern und braucht lange, bis sie einen Zugang zu Anderen findet. Als sich Marie und Tom begegnen dachte ich, jetzt nimmt die Geschichte mehr an Fahrt auf, Gegensätze sich an usw. Es passiert auch einiges an Absurditäten, Zufällen und Begegnungen. Dieser Teil hat mich mehr überzeugt. Aber auch hier fehlte mir der Tiefgang der Figuren und der Handlung. Man hätte als Leser noch viel weiter in die Emotionen eintauchen können.

"Heartbreak" ist eine schöne Geschichte, die man auch mal zwischendurch lesen kann, allerdings hat mich die Geschichte nicht sehr berührt oder hallt nach, weil sie mehr vor sich hin plätschert.

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Veröffentlicht am 26.08.2024

Traum oder Trauma?

Ministerium der Träume
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Nushin stirbt unerwartet und hinterlässt ihre Tochter Parvin und ihre Schwester Nasrin fassungslos. Die Polizei sagt, es war ein tragischer Unfall, aber daran glaubt Nasrin nicht. Sie kümmert sich nun ...

Nushin stirbt unerwartet und hinterlässt ihre Tochter Parvin und ihre Schwester Nasrin fassungslos. Die Polizei sagt, es war ein tragischer Unfall, aber daran glaubt Nasrin nicht. Sie kümmert sich nun um die Tochter, die im Jugendalter ist und beide kämpfen mit dem Verlust. Nasrin ist queer und arbeitet als Türsteherin in einer Disco. Parvin meint, dass Nushin auch einem Anschlag zum Opfer gefallen sein könnte und ihr Tod kein Zufall ist. In Rückblenden wird klar, warum sie diesen Verdacht hat und dass er nicht von der Hand zu weisen ist.

Der Klappentext und der Prolog haben mir sehr gut gefallen, aber ich hätte aufgrund dessen etwas anderes erwartet.
Der Schreibstil hat mir nicht sonderlich gefallen, zu oft wird vulgäre Sprache und Jugendsprache benutzt. Nasrin wird sehr gut beschrieben und man kann man sich in ihre Gefühlslage hinein fühlen. Allgemein waren aber sowohl die Charaktere als auch die Handlung meist vorhersehbar. Die Charaktere könnten für meinen Geschmack mehr Tiefe vertragen, da sie viel Potenzial für Komplexität beinhalten.
Der Roman beinhaltet viele wichtige Themen wie die Suche nach der eigenen Identität, Verlust, Familienprobleme und politische Debatten. Für mich sind sie gut angerissen worden, aber es fehlte mir an Tiefe und Spannung. Das letzte Drittel hat mehr an Fahrt aufgenommen, das Ende jedoch hat mich ratlos und verwirrt zurück gelassen.

Das Buch hat einige interessante Stellen und auch die Hauptfigur Nasrin wird gut beschrieben. Mir fehlt jedoch die Spannung und der Tiefgang in der Geschichte, sodass ich das Buch nur eingeschränkt empfehlen kann.

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