Manipulation, Gewalt und seelischer Zerfall – Lana Lux’ Blick auf eine toxische Beziehung
Geordnete Verhältnisse"Geordnete Verhältnisse" ist ein Roman von Lana Lux, in dem sich die Autorin tiefgehenden Themen wie Identität, Gewalt, psychischen Erkrankungen und zwischenmenschlichen Abgründen widmet. Der Roman erzählt ...
"Geordnete Verhältnisse" ist ein Roman von Lana Lux, in dem sich die Autorin tiefgehenden Themen wie Identität, Gewalt, psychischen Erkrankungen und zwischenmenschlichen Abgründen widmet. Der Roman erzählt die Geschichte zweier Protagonist:innen– Philipp und Faina – und beleuchtet ihre Beziehung zueinander aus wechselnden Perspektiven. Lux, die 1986 in der Ukraine geboren wurde und als Autorin und Künstlerin in Berlin lebt, erregte bereits mit ihrem Debütroman »Kukolka« Aufmerksamkeit. Auch in ihrem aktuellen Werk nimmt sie sich gesellschaftlich relevanter Themen an und greift schwierige, oft tabuisierte Fragen auf.
Worum geht's konkret?
Der Roman beginnt mit Philipp, einem Mann, der auf den ersten Blick ein geordnetes Leben führt, aber innerlich mit tiefen Abgründen kämpft. Er trifft als Kind in der Schule auf Faina, eine junge Frau, die von Traumata und Unsicherheiten geprägt ist. Während sie zunächst den Kontakt im Erwachsenenalter verlieren, finden sie sich später wieder. Die Beziehung zwischen den beiden entwickelt sich auf unheilvolle Weise. Während Philipp versucht, Kontrolle und Halt zu gewinnen, zerbricht Faina zunehmend an den emotionalen Belastungen, die sich aus ihrer Vergangenheit und ihrem Umfeld ergeben. Im Laufe des Romans wird die Beziehung immer toxischer, und es entspinnt sich ein dunkles Netz aus Manipulation, Isolation und psychischer Gewalt.
Meine Meinung
"Geordnete Verhältnisse" war mein erster Roman von Lana Lux, und ich war sowohl von der Erzählstruktur als auch von den angesprochenen Themen beeindruckt. Der Roman wird aus zwei Perspektiven erzählt: Zuerst begleitet man Philipp, dann Faina, und im letzten Teil werden beide Sichtweisen miteinander verwoben. Diese Erzählweise verleiht der Geschichte eine interessante Dynamik, auch wenn sie gleichzeitig einige Schwächen aufweist.
So waren der Anfang und das Ende des Romans für mich extrem spannend, aber der Mittelteil zog sich für meinen Geschmack etwas zu sehr in die Länge. Oft war mir nicht klar, wohin die Handlung führen soll, und die Entscheidungen der Protagonist:innen wirkten teilweise irrational und schwer nachvollziehbar. Vielleicht ist genau das von der Autorin so beabsichtigt, um die innere Zerrissenheit und die psychischen Probleme der Figuren darzustellen. Dennoch hat mich diese Unklarheit manchmal aus der Geschichte herausgerissen.
Positiv hervorzuheben sind die vielen wichtigen Themen, die Lux in ihrem Roman anspricht, darunter Alkoholismus, Rassismus, Suizid und körperliche Gewalt. Es ist kein leichtes Buch, das einem ein gutes Gefühl hinterlässt – im Gegenteil: Es ist emotional stellenweise sehr fordernd. Der Schreibstil ist modern und ansprechend, auch wenn mir die Dialoge oft zu nichtssagend erschienen und für die Handlung wenig Relevanz hatten. Die Kapitel waren für meinen Geschmack zu lang und hätten kürzer und prägnanter sein können.
Was mich besonders gestört hat, waren die häufigen Zeitsprünge, die nicht immer klar gekennzeichnet waren. Dadurch wirkte die Handlung oft abgehackt, und ich hatte das Gefühl, dass die emotionale Entwicklung der Figuren nicht vollständig ausgearbeitet war. Besonders in Bezug auf die Beziehung zwischen Philipp und Faina fehlte mir die notwendige Tiefe, um ihre Dynamik wirklich zu verstehen. Die Entwicklung von einer scheinbaren Freundschaft hin zu einer Besitzergreifung durch Philipp und Fainas seelischer Zerfall durch Manipulation und Isolation hätte mehr Raum zur Entfaltung gebraucht, um mich emotional zu berühren.
Der abrupte Schluss hingegen fand ich sehr gelungen. Er war unerwartet, aber gleichzeitig passend und hat der Geschichte einen starken Abschluss verliehen.
Fazit
Lana Lux schafft es, in Geordnete Verhältnisse wichtige Themen aufzugreifen und sie auf eine düstere, aber intensive Weise darzustellen. Auch wenn mich der Roman emotional nicht ganz packen konnte, was vor allem an der sprunghaften Erzählweise lag, bleibt die Geschichte eindrucksvoll und zum Nachdenken anregend. Für den tiefgründigen Inhalt und den gelungenen Schluss vergebe ich 3 von 5 Sternen.