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Veröffentlicht am 26.09.2024

Kreatives und glutenfreies Backvergnügen für Zuhause

Einfach glutenfrei backen
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"Einfach glutenfrei backen" von Cherie Lyden ist ein umfassendes Kochbuch, das zeigt, wie man köstliche glutenfreie Backwaren ohne den Einsatz von teuren, stark verarbeiteten Produkten zubereiten kann. ...

"Einfach glutenfrei backen" von Cherie Lyden ist ein umfassendes Kochbuch, das zeigt, wie man köstliche glutenfreie Backwaren ohne den Einsatz von teuren, stark verarbeiteten Produkten zubereiten kann. Mit über 80 süßen und herzhaften Rezepten und einem Theorieteil zu glutenfreien Mehlmischungen bietet es eine Fülle von Möglichkeiten für Menschen mit Zöliakie oder Glutensensibilität. Die Autorin, Cherie Lyden, ist selbst von Zöliakie betroffen und setzt sich leidenschaftlich für glutenfreies Kochen ein. Mit ihrer Bäckerei, Wholegreen Bakery in Sydney, hat sie einen Ort geschaffen, der glutenfreies Gebäck auf höchstem Niveau anbietet.

Worum geht's?

Das Buch ist in drei Hauptkategorien unterteilt: süße Backwaren, herzhafte Gerichte und Brot. Zu Beginn gibt es einen Theorieteil, der die Grundlagen des glutenfreien Backens erklärt und beschreibt, wie man eigene Mehlmischungen herstellen kann. Viele der Rezepte sind zuckerreduziert und frei von Zusatzstoffen, und es gibt Tipps zu laktosefreien Alternativen. Die Rezepte sind übersichtlich aufgebaut, mit Zutatenlisten auf der linken Seite und den Zubereitungsschritten rechts. Jedes Rezept ist zudem mit wunderschönen Fotografien versehen, die Lust aufs Nachbacken machen. Praktische Hinweise zur Haltbarkeit runden das Angebot ab, sodass man auch gut planen kann, welche Rezepte sich im Voraus für besondere Anlässe zubereiten lassen.

Meine Meinung

Das Buch hat mich durch seine ästhetische Gestaltung sofort angesprochen. Der dunkelblaue Farbschnitt und die wunderschönen Fotografien, die nahezu jedes Rezept begleiten, machen es zu einem echten Hingucker. Die Aufmachung allein weckt die Lust, sich direkt an den Ofen zu stellen und die verschiedenen Gerichte auszuprobieren. Besonders positiv finde ich, dass viele der Rezepte auf Zutaten basieren, die man üblicherweise im Haushalt hat oder leicht beschaffen kann. Allerdings muss man sich für die glutenfreien Mehlmischungen manchmal etwas mehr Zeit für die Recherche nehmen, um die passenden Zutaten zu finden.

Ein weiteres Highlight des Buches ist der Abschnitt zu den glutenfreien Mehlen. Es wird genau erklärt, wie man verschiedene Mehlmischungen selbst herstellen kann, was für viele sicher ein großer Pluspunkt ist, da man so mehr Kontrolle über die Zutaten hat. Besonders praktisch fand ich, dass auch laktosefreie Alternativen (bspw. Milchalternativen) genannt werden. Hier hätte ich mir allerdings gewünscht, dass noch mehr Hinweise zu veganen Alternativen gegeben werden. Auch wenn viele der Rezepte vegetarisch sind, wäre eine breitere Berücksichtigung von veganen Optionen hilfreich gewesen.

Die Einteilung des Buches in die drei Kategorien – süß, herzhaft und Brot – fand ich sehr gelungen. Besonders die Angabe zur Haltbarkeit der einzelnen Backwaren hat mir gut gefallen, da man so leicht im Voraus planen kann, wann welche Rezepte für Feste oder Besuche vorbereitet werden können. Die Rezepte selbst sind klar strukturiert und gut nachvollziehbar. Besonders praktisch sind auch die Tipps, die zu jedem Rezept gegeben werden, um das Backergebnis zu optimieren.

Nachdem ich das Buch durchgeblättert habe, war ich beeindruckt von der Vielfalt der Rezepte. Obwohl es sowohl süße als auch herzhafte Gerichte gibt, hat mich vor allem der süße Teil angesprochen. Die Zitronentarte, die Birnen-Polenta-Tarte mit Zitronen-Rosmarin-Sirup und die Muffins mit Himbeeren und weißer Schokolade werden definitiv die ersten Rezepte sein, die ich ausprobiere.

Fazit

"Einfach glutenfrei backen" ist ein durchdachtes und ansprechend gestaltetes Kochbuch, das sowohl glutenfreie Einsteiger:inenn als auch erfahrene Bäcker:innen begeistern wird. Die Rezepte sind vielseitig, gut erklärt und verwenden größtenteils leicht zugängliche Zutaten. Zwar hätte ich mir mehr vegane Alternativen gewünscht, doch insgesamt überzeugt das Buch mit einer tollen Mischung aus Rezepten und der wunderschönen Gestaltung. Deshalb vergebe ich 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Wut, Mut und Freiheit – Gilda Sahebi gibt den Frauen (und Männern) im Iran eine Stimme

»Unser Schwert ist Liebe«
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In "Unser Schwert ist Liebe" widmet sich Gilda Sahebi der aktuellen Protestbewegung im Iran, die durch den Tod von Jina Mahsa Amini im Jahr 2022 ausgelöst wurde. Der Untertitel des Buches „Die feministische ...

In "Unser Schwert ist Liebe" widmet sich Gilda Sahebi der aktuellen Protestbewegung im Iran, die durch den Tod von Jina Mahsa Amini im Jahr 2022 ausgelöst wurde. Der Untertitel des Buches „Die feministische Revolte im Iran“ deutet bereits an, dass es dabei vor allem um den mutigen Widerstand der Frauen geht, die für ihre Freiheit und Rechte kämpfen. Sahebi, selbst im Iran geboren und in Deutschland aufgewachsen, ist eine bekannte Journalistin und setzt sich intensiv mit Themen wie Rassismus, Frauenrechten und den Entwicklungen im Nahen Osten auseinander. Durch ihre enge Verbindung zu den Ereignissen im Iran und ihre Arbeit als Berichterstatterin ist sie eine wichtige Stimme in der Debatte.

Worum geht's?

Das Buch beleuchtet die vielfältigen Aspekte der Proteste im Iran und zeigt, wie tiefgreifend die Bewegung ist. Die Autorin beschreibt, wie der Tod von Jina Mahsa Amini zu landesweiten Protesten führte, die über alle Altersgruppen und gesellschaftlichen Schichten hinweg von Solidarität und dem Wunsch nach Freiheit geprägt sind. Neben den brutalen Repressionen des iranischen Regimes hebt Sahebi die Kraft der Liebe hervor, die den Widerstand antreibt. Dabei widmet sie sich sowohl der Rolle der Musik, die zum Ausdrucksmittel der Proteste geworden ist, als auch der langen Geschichte der Unterdrückung im Iran. Besonders eindrücklich ist, wie sie den Frauen, die an der Bewegung beteiligt sind, eine Stimme gibt und deren Perspektiven in den Mittelpunkt stellt.

Meine Meinung

Dies ist mein zweites Buch von Gilda Sahebi, nachdem mich ihr Werk "Wie wir uns Rassismus beibringen" bereits begeistert hat. Auch dieses Buch hat mich sehr bewegt, da es die mutigen Frauen und Männer im Iran in den Fokus rückt und ihre Geschichten authentisch und eindrucksvoll erzählt. Besonders schätze ich Sahebis nüchternen Schreibstil, der sachlich bleibt, obwohl das Thema extrem emotional ist. Das Buch hat eine angenehme Länge von 272 Seiten und lässt sich dank der Kapitelstruktur sehr flüssig lesen.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass Sahebi immer wieder anderen Frauen ihre Stimme leiht. Diese persönlichen Berichte bringen das Geschehen näher und verleihen dem Buch eine besondere Tiefe. Sahebi selbst ergreift deutlich Partei für die Frauen im Iran, was sowohl eine Stärke als auch eine kleine Schwäche des Buches ist. Einerseits verleiht es dem Text Authentizität und Leidenschaft, andererseits fehlt dadurch manchmal die journalistische Distanz. Einige Kapitel basieren auf Reden/Texten (nicht nur ihre eigenen), die auf Demonstrationen gehalten wurden, was zwar sehr kraftvoll ist, aber für mich hin und wieder den roten Faden vermissen ließ. Besonders bei den Übergängen zwischen den Kapiteln hat mich das manchmal im Lesefluss gestört.

Es gibt auch einige Wiederholungen im Buch, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass unterschiedliche Texte zusammengeführt wurden. Dennoch bleibt jedes Thema für sich betrachtet spannend, wichtig und oft auch emotional aufwühlend – Wut ist ein Gefühl, das während der Lektüre immer wieder hochkommt. Sehr beeindruckend finde ich erneut die Liste der Todesopfer, die Sahebi anführt, um den Opfern der Bewegung ein Denkmal zu setzen – ähnlich wie sie es schon in ihrem Buch über Rassismus in Deutschland getan hat. Das Cover des Buches passt ebenfalls hervorragend zum Inhalt und hat mir auf Anhieb gefallen.

Fazit

"Unser Schwert ist Liebe" ist ein wichtiges und bewegendes Buch, das die feministische Revolte im Iran eindrucksvoll dokumentiert. Auch wenn es an manchen Stellen durch die fehlende Stringenz und Wiederholungen im Lesefluss etwas stockt, überzeugen die persönlichen Berichte, die Emotionalität und scharfen Analysen. Gilda Sahebi gelingt es, die Wut und den Mut der Protestierenden auf packende Weise zu vermitteln. Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Sorry, aber … – Ein humorvoller und kritischer Blick auf unsere Entschuldigungskultur

Sorry, aber ...
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In „Sorry, aber ... Eine Verzichtserklärung an das ständige Entschuldigen“ setzt sich Tara-Louise Wittwer kritisch mit unserer Kultur des ständigen Entschuldigens auseinander. Die Autorin, bekannt durch ...

In „Sorry, aber ... Eine Verzichtserklärung an das ständige Entschuldigen“ setzt sich Tara-Louise Wittwer kritisch mit unserer Kultur des ständigen Entschuldigens auseinander. Die Autorin, bekannt durch ihren erfolgreichen Instagram-Account „wastarasagt“ und ihr Buch „Dramaqueen“, legt in ihrem neuen Werk den Fokus auf die Frage, warum insbesondere Frauen sich oft unnötig entschuldigen und wie sich dies auf ihre Selbstwahrnehmung und gesellschaftliche Stellung auswirkt. Wittwer, die in Berlin als Autorin und Content Creatorin lebt, nutzt ihre Expertise in Kulturwissenschaften, um tiefgehende Einblicke in dieses gesellschaftlich relevante Thema zu geben.

Inhaltsangabe

Das Buch beginnt mit der Beobachtung, dass viele Menschen, besonders Frauen, sich häufig und oft unnötig entschuldigen. Sätze wie „Sorry, dass ich störe“ oder „Sorry, ich muss mal durch“ sind allgegenwärtig, doch Wittwer fragt: Ist das wirklich notwendig? Sie untersucht die Ursachen und Konsequenzen dieser Angewohnheit und beleuchtet dabei die Rolle von Geschlecht, sozialen Netzwerken und kulturellen Normen. Die Autorin hinterfragt, ob Entschuldigungen überhaupt immer angebracht sind oder ob sie nicht vielmehr oft unüberlegt und reflexartig ausgesprochen werden, um Schuldgefühle loszuwerden oder Konflikte zu vermeiden. Im Buch wird auch die historische Entwicklung des Entschuldigens thematisiert, sowie der Einfluss von Religion und Kultur auf unser Verständnis von Entschuldigung.

Meinung

Auf „Sorry, aber ...“ war ich besonders gespannt, da das Buch viel Aufmerksamkeit und Hype in den sozialen Medien erhalten hat. Nach der Lektüre muss ich jedoch sagen, dass ich den Hype nicht vollständig nachvollziehen kann. Inhaltlich bietet das Buch zweifellos wertvolle Einblicke und Anregungen, die zum Nachdenken anregen. Besonders lobenswert ist, dass die Autorin viele Begriffe und Konzepte erklärt, die für Leser:innen älterer Generationen oder weniger internetaffine Personen vielleicht nicht sofort verständlich wären. Dadurch wird deutlich, dass Wittwer den Anspruch verfolgt, wirklich alle Leser:innen mitzunehmen, was ich sehr schätze.
Jedoch muss man den Schreibstil der Autorin mögen, um das Buch vollends genießen zu können. Wittwer schreibt oft nicht eindeutig, sondern webt viel Sarkasmus und Ironie in den Text ein. Dies fand ich nicht immer einfach zu verstehen und es könnte für manche Leser:innen anstrengend sein, zwischen den Zeilen zu lesen, um den eigentlichen Kern der Aussage zu erfassen.
Ein besonders cooler und mutiger Zug war die Entscheidung, das gesamte Buch im generischen Femininum zu schreiben. Dies passt gut zu Wittwers feministischer Grundhaltung, auch wenn ich die Argumentation dahinter nicht vollständig teile. Schließlich geht es bei inklusiver Sprache nicht nur darum, zwei Geschlechter anzusprechen, sondern die gesamte Geschlechtervielfalt abzubilden, beispielsweise durch die Verwendung von Gendersternchen oder Doppelpunkten.
Sehr gut gefallen haben mir die kurzen, prägnanten Kapitel, die das Buch übersichtlich und leicht lesbar machen. Leider wirkt das Buch an einigen Stellen etwas repetitiv, da manche Punkte immer wieder aufgegriffen werden. Hier hätte es meiner Meinung nach nicht immer weitere Wiederholungen gebraucht, um den Kontext zu verstehen oder einen Bezug herzustellen.
Ein weiteres Highlight des Buches sind die Triggerwarnungen zu Beginn von Kapiteln, die potenziell belastende Inhalte behandeln. Dies zeigt die Sensibilität der Autorin gegenüber den Bedürfnissen ihrer Leser:innen.
Das Buch ist insgesamt sehr persönlich und humorvoll gehalten, was es angenehm zu lesen macht. Es liest sich teilweise fast wie ein Tagebuch, in dem Wittwer einen inneren Monolog führt. Diese persönliche Note zieht sich durch das ganze Buch und sorgt für Authentizität. Besonders nachdem ich die Autorin in einem Podcast gehört habe, kann ich bestätigen, dass das Buch in genau dem gleichen Stil geschrieben ist, in dem Wittwer spricht – authentisch, sympathisch und selbstreflektiert.
Allerdings war das Kapitel „Entschuldigung im religiösen Kontext“ für mich zu unvollständig, da es fast ausschließlich den Bezug zum Katholizismus herstellt. Hier hätten mich auch andere Religionen interessiert. Zudem fand ich es schade, dass das Thema Diskriminierung nicht in Verbindung mit Intersektionalität genannt wurde. Stattdessen spricht das Buch von „Mehrfachdiskriminierung“, was möglicherweise der Übersetzung geschuldet ist. Der Begriff „Intersektionalität“ ist im Deutschen ja leider noch nicht sehr verbreitet.

Fazit

„Sorry, aber ...“ ist ein lesenswertes Sachbuch, das wichtige Fragen aufwirft und viele interessante Einblicke bietet. Trotz einiger stilistischer und inhaltlicher Schwächen schafft es Tara-Louise Wittwer, ein gesellschaftlich relevantes Thema auf humorvolle und persönliche Weise zu beleuchten. Das Buch ist unterhaltsam und regt gleichzeitig zum Nachdenken an. Ich vergebe 4 von 5 Sternen und empfehle es allen, die sich für gesellschaftliche und feministische Themen interessieren und bereit sind, sich mit den eigenen Entschuldigungsgewohnheiten kritisch auseinanderzusetzen.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Chris Carter enttäuscht nicht: Trotz Vorhersehbarkeit ein Hör-/Lesegenuss

Der Totenarzt (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 13)
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Chris Carters Thriller „Der Totenarzt“ entführt die Leser:innen in eine Welt des Grauens, in der ein Serienkiller auf erschreckend perfide Weise seine Opfer tötet. Der Autor, der bereits durch seine Hunter/Garcia-Reihe ...

Chris Carters Thriller „Der Totenarzt“ entführt die Leser:innen in eine Welt des Grauens, in der ein Serienkiller auf erschreckend perfide Weise seine Opfer tötet. Der Autor, der bereits durch seine Hunter/Garcia-Reihe bekannt ist, bleibt seinem Stil treu und liefert erneut einen packenden Thriller ab. Gelesen habe ich das Buch als Hörbuch, das von Uve Teschner brillant vorgetragen wird. Teschner, dessen Stimme besonders Hörbuchliebhaber:innen vertraut ist, schafft es, die düstere Atmosphäre und die Spannung des Romans perfekt einzufangen.

Worum geht's?

In „Der Totenarzt“ stößt die Gerichtsmedizinerin Dr. Hove bei der Autopsie eines vermeintlichen Unfallopfers auf unerklärliche Verletzungen, die nicht vom Unfallhergang stammen können. Diese Entdeckung führt sie auf die Spur eines Serienkillers, der seine Taten so geschickt verschleiert, dass sie wie tragische Unfälle wirken. Dr. Hove informiert Robert Hunter und Carlos Garcia vom LAPD Ultra Violent Crimes Unit. Doch die Ermittler stehen vor einer schier unlösbaren Aufgabe: Wie jagt man einen Killer, wenn die Morde nicht als solche erkannt werden und es weder Tatorte noch offensichtliche Opfer gibt? Der Täter agiert mit so viel Vorsicht und Raffinesse, dass seine Existenz kaum zu beweisen ist, was Hunter und Garcia an die Grenzen ihres Könnens bringt.

Meinung

Als großer Fan von Chris Carter und der Hunter/Garcia-Reihe wurde ich auch von „Der Totenarzt“ nicht enttäuscht. Der Thriller ist spannend und hält einen bis zum Schluss in Atem. Besonders beeindruckend fand ich den Perspektivenwechsel, den Carter geschickt einsetzt, indem er abwechselnd die Sicht der Ermittler und die desr Opfer, des Täters schildert. Dieser Wechsel sorgt dafür, dass man als Leser:in stets nah am Geschehen bleibt und die Spannung konstant hoch bleibt.

Jedoch gibt es einige Kritikpunkte, die ich nicht unerwähnt lassen möchte. Erstens fällt im Buch immer wieder latenter Rassismus auf, indem bei Personen mit asiatischen Wurzeln die Nationalität oder Hautfarbe erwähnt wird, obwohl es für die Handlung irrelevant ist. Solche Details hätten weggelassen werden können, ohne dass es der Geschichte geschadet hätte. Zweitens wird im Buch nicht gegendert, was in der heutigen Zeit durchaus normal sein sollte, um eine breitere Leserschaft anzusprechen und um der Inklusion auch sprachlich Ausdruck zu verleihen. Drittens fand ich die Handlung im Vergleich zu Carters anderen Werken leider etwas vorhersehbar. Schon früh im Buch konnte ich erahnen, was die Motivation des Täters sein könnte, was die Spannung für mich etwas minderte. Schließlich möchte ich die Übersetzung des Begriffs „Suicide“ mit „Selbstmord“ kritisieren. Die Verwendung des Begriffs „Suizid“ wäre angebrachter gewesen, da „Selbstmord“ eine juristische Konnotation von Mord impliziert, die in diesem Zusammenhang unpassend ist.

Trotz dieser Schwächen hat mir das Buch insgesamt sehr gut gefallen. Die Stimme von Uve Teschner passt perfekt zu Carters düsterem Stil, und ich könnte ihm stundenlang zuhören. Seine Interpretation der verschiedenen Charaktere und die Atmosphäre, die er schafft, tragen erheblich zum Hörerlebnis bei.

Fazit

„Der Totenarzt“ ist ein spannender Thriller, der Fans von Chris Carter sicher begeistern wird. Trotz kleinerer Kritikpunkte wie vorhersehbaren Wendungen und der unsensiblen Verwendung von Begriffen bleibt das Buch ein packendes Leseerlebnis. Besonders die fesselnde Erzählweise und die hervorragende Sprecherleistung von Uve Teschner machen das Hörbuch zu einem Genuss. Ich vergebe 4 von 5 Sternen und empfehle es allen, die spannende und gut erzählte Krimis schätzen.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Gesellschaftskritik in spannendem Gewand

VIEWS
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Marc-Uwe Klings Roman „Views“ nimmt sich der brisanten Themen unserer Zeit an und entwirft ein Szenario, das ebenso erschreckend wie realistisch wirkt. Die Geschichte handelt von der 16-jährigen Lena Palmer, ...

Marc-Uwe Klings Roman „Views“ nimmt sich der brisanten Themen unserer Zeit an und entwirft ein Szenario, das ebenso erschreckend wie realistisch wirkt. Die Geschichte handelt von der 16-jährigen Lena Palmer, die spurlos verschwindet und Tage später in einem schockierenden Video auftaucht, das in Windeseile viral geht. Der Autor, der vielen durch die humorvollen „Känguru-Chroniken“ und den satirischen Roman „QualityLand“ bekannt ist, zeigt in „Views“ eine ganz andere Seite seines Talents. "Gelesen" habe ich dieses Buch als Hörbuch, das von Kling selbst gesprochen wird – seine angenehme Sprecherstimme und der subtile Humor, den er auch in ernsten Momenten einfließen lässt, haben das Hörerlebnis besonders gemacht.

Worum geht's?

„Views“ beginnt mit dem plötzlichen Verschwinden der 16-jährigen Lena Palmer, deren Schicksal drei Tage später in einem verstörenden Video enthüllt wird. Dieses Video verbreitet sich rasant im Internet und löst eine Welle der Empörung aus. BKA-Kommissarin Yasira Saad übernimmt die Ermittlungen und steht vor der schwierigen Aufgabe, Lena zu finden und die Täter zu fassen, bevor die Situation außer Kontrolle gerät. Die Zeit drängt, denn rechtsradikale Gruppierungen nutzen die Unruhen, um weiter an Macht zu gewinnen. Yasira kämpft nicht nur gegen die Zeit und die wachsende Gefahr auf den Straßen, sondern auch mit den eigenen Herausforderungen als alleinerziehende Mutter und PoC in einer von Vorurteilen geprägten Gesellschaft.

Meine Meinung

„Views“ ist das erste Werk von Marc-Uwe Kling, das ich gelesen bzw. gehört habe, und es hat mich auf Anhieb gefesselt. Besonders beeindruckend finde ich die Idee hinter dem Roman, der es schafft, aktuelle gesellschaftliche Themen wie den Einfluss von Social Media, Radikalisierung und Diversität auf packende Weise zu verarbeiten. Die Geschichte ist so gestaltet, dass sie brennende Fragen unserer Zeit aufgreift und dabei verschiedene Perspektiven einbezieht. Klings Bemühungen um Diversität sind deutlich zu spüren, besonders in der Ausgestaltung der Hauptfigur, Yasira Saad. Ihre Sorgen und Herausforderungen als alleinerziehende Mutter und PoC werden glaubwürdig und nachvollziehbar dargestellt, was ihren Charakter besonders authentisch macht. Sie ist die Figur, die den größten Raum im Roman einnimmt, während andere Charaktere eher im Hintergrund bleiben, was ich jedoch als passend empfunden habe.

Trotz der vielen Stärken des Buches gibt es jedoch einige Punkte, die mich zur einer Bewertung von 4 von 5 Sternen bringen. Einerseits wirkt das Ende sehr abrupt und bei mir sind doch einige Fragen unbeantwortet geblieben.

Trotz dieser kleineren Kritikpunkte konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen und habe es innerhalb von zwei Tagen durchgehört. Was mir auch sehr gut gefallen hat: Die Geschichte verwebt eine Menge bekannter Vorfälle und Szenarien wieder, die die meisten Menschen bereits kennen dürften. Insgesamt hat mich „Views“ wunderbar unterhalten und nachdenklich gestimmt – ein Werk, das aktuelle gesellschaftliche Probleme intelligent und packend beleuchtet.

Fazit

„Views“ ist ein spannender Roman, der aktuelle gesellschaftliche Themen aufgreift und in eine fesselnde Handlung verpackt. Trotz eines etwas gehetzten Endes und eines offenen Abschlusses hat mich das Buch insgesamt sehr gut unterhalten und gefesselt. Ich vergebe 4 von 5 Sternen und kann es allen empfehlen, die sich für ^Romane im Krimistil in Kombination mit aktuellen (polarisierenden) Themen interessieren.

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