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Veröffentlicht am 07.10.2024

Wunderschön

Man sieht sich
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Endlich wieder ein Buch, welches mit "Zwei an einem Tag" mithalten kann. Der Roman von David Nicholls gehört noch heute zu meinen allerliebsten Büchern, die einen ganz besonderen Platz in meinem Bücherregal ...

Endlich wieder ein Buch, welches mit "Zwei an einem Tag" mithalten kann. Der Roman von David Nicholls gehört noch heute zu meinen allerliebsten Büchern, die einen ganz besonderen Platz in meinem Bücherregal haben. Außerdem liebe ich Romane, bei denen es um Beziehungen und verpasste Chancen geht bzw. um Paare, die sich aus den Augen verlieren und doch nicht voneinander loskommen.

Mit "Man sieht sich" ist Julia Karnick eine wundervolle und authentische Geschichte gelungen, die mich von Beginn an in den Bann gezogen hat. Sie spannt sich über mehr als 30 Jahre und wird von der Autorin mit sehr viel Einfühlungsvermögen erzählt.
Der Roman beginnt in der Gegenwart. Friederike, genannt Frie, hat eine Einladung zum dreißigjährigen Abitreffen erhalten und ist sich bis zum Schluss unsicher, ob sie dort aufkreuzen soll. Ihre Gedanken und Überlegungen sind so authentisch beschrieben, dass ich bereits auf den ersten Seiten schmunzeln musste. Danach wechseln wir in die Vergangenheit.
Julia Karnick erzählt über das erste Zusammentreffen, als Robert seine neue Schule betritt und als erstes das "Entenmädchen" kennenlernt, wie er Frie heimlich wegen ihren watschelnden Gang und den großen Füßen, nennt. Diese Freundschaft wird zu etwas ganz Besonderen, obwohl beide aus einem sehr unterschiedlichen Elternhaus kommen, das sowohl Robert, als auch Frie prägt. Nach dem Abi trennen sich ihre Wege, denn Frie geht als Au Pair nach Australien und Robert zum Zivildienst. Für Frie ist Freiheit zu dieser Zeit am Wichtigsten und Robert sucht seinen Platz im Leben. Jahre später haben sich beider Leben umgekehrt. Während Robert als Musiker seine Freiheit genießt, kämpft Frie als alleinerziehende Mutter ums tägliche Überleben...

Der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive von Robert und Frie erzählt. So erfährt man immer, was gerade in ihrem Leben passiert, welches von Hochs und Tiefs geprägt ist. Es gibt dabei sehr intensive, aber auch unaufgeregte Erzählstränge.
Während all dieser Zeit verlieren sich Frie und Robert nie aus den Augen. Oftmals sind ihre Lebenswege zu unterschiedlich und der Zeitpunkt einfach nicht der richtige, dennoch spürt man im gesamten Roman, wie wichtig sie einander sind.
Die Stimmung der Achziger und Neunziger Jahre habe ich genossen und mich wieder jung gefühlt.

Julia Karnik beschreibt die Empfindungen ihrer Figuren einfühlsam und lebensnah. Dabei greift sie auch Themen auf, wie die Rolle der Frau über die Jahrzehnte oder die Prägung der Kindheit auf das weitere Leben. Besonders gefallen hat mir auch die Beziehung von Robert zu einem alten Mann, den er als Zivildiener kennenlernt und ihm zur Hand geht. Für Robert wird Herr Selk eine Art Vaterersatz, den er selbst nie kennengelernt hat.
Freunde und weitere Figuren rund um die Beiden blieben hingegen etwas schemenhaft, was mich allerdings nicht gestört hat, schließlich steht die Beziehung und Freundschaft von Robert und Frie im Mittelpunkt. Wie im echten Leben bleiben und gehen Freunde und sind in der Handlung mehr oder weniger vorhanden.

"Wer ›Zwei an einen Tag‹ von David Nicholls geliebt hat, wird dieses Buch auch nicht mehr aus der Hand legen. ― Der Hamburger Newsletter Published On: 2024-06-06"

Und dem kann ich nur zustimmen!

Wie immer bei Romanen, die mich sehr berührt haben und die ich mit Begeisterung gelesen habe, fällt es mir besonders schwer eine Rezension zu schreiben, weil ich immer denke, dass diese der Geschichte nicht gerecht wird.

Fazit:
Für mich ein würdiger Nachfolger zu "Zwei an einem Tag", wobei Julia Karnick ihre ganz eigene Geschichte daraus macht, die einfühlsam und sehr authentisch erzählt wird. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung! (ganz besonders für jene, die "Zwei an einem Tag" genauso geliebt haben wie ich und noch immer nicht über das Ende hinweg sind.)

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Absolut gelungene Fortsetzung

Schwestern im Geiste
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Der zweite Band dieser Reihe, der von Marie Pierre aka Maria W. Peter, im Jahre 1911 in Diedenhofen, dem heutigen Thionville spielt, konnte mich noch mehr als der erste Band begeistern. Wir sind wieder ...

Der zweite Band dieser Reihe, der von Marie Pierre aka Maria W. Peter, im Jahre 1911 in Diedenhofen, dem heutigen Thionville spielt, konnte mich noch mehr als der erste Band begeistern. Wir sind wieder in der deutsch-französischen Grenzregion und in Elsaß-Lothringen, wo das preußische und bayrische Militär weilt, nachdem das Gebiet 1871 nach der Niederlage der Franzosen im Deutsch-Französischen Krieg an das deutsche Kaiserreich fiel.

"Schwestern im Geiste" schließt nahtlos an den ersten Band der Trilogie an. Bereits nach wenigen Seiten war ich sofort wieder mitten im Geschehen.
Pauline Martin, die ein Mädchenpensionat in Diedenhofen führt, erhält endlich die langersehnte Unterstützung. Die irische Lehrerin Rhona O'Meally bringt frischen Wind in das Pensionat und fordert die Schülerinnen zum eigenen Denken auf. Sie wird von den Mädchen schnell ins Herz geschlossen. Doch sie scheint ein Geheimnis zu haben....

Pauline hat diesmal nicht nur gegen Widerstände von außen zu kämpfen, sondern es geht auch innerhalb des Mädchenpensionates hoch her. Charlotte, die schon im ersten Band für Unfrieden sorgte, ist diesmal besonders hinterlistig. Zusätzlich kommt es zu Diebstählen, Antisemitismus und einen Einbruch in das Pensionat. Das hebt die Spannung ungemein!
Dann wird auch noch die preußische Kaserne beschmiert und Wachtmeister Schrother hat nichts anderes zu tun, als sofort die Schuldigen im Mädchenpensionat zu suchen! Gut, dass es Hauptmann Erich von Pliesnitz gibt, der sofort versucht Pauline und ihre Mädchen aus der Schusslinie zu bringen. Pauline und Erich kommen sich dabei immer näher, doch als Lehrerin darf sie ihren Gefühlen nicht nachgeben, sonst würde sie ihren Beruf verlieren.

Der Schreibstil ist wieder sehr mitreißend und bildhaft. Die Figuren sind vielschichtig und lebendig und ich hatte jede von ihnen vor Augen. Zeit- und Lokalkolorit sind wieder passend, der Schreibstil der Zeit angepasst.
Zusätzlich ist dieser zweite Teil äußerst fesselnd. Marie Pierre schafft es wieder hervorragend die geschichtlichen Hintergründe der Grenzregion anschaulich und informativ in ihren Roman einzubinden. Außerdem greift die Autorin diesmal auch die jüdische Geschichte im Deutschen Kaiserreich, sowie die irische Unabhängigkeitsbewegung auf.
Die Beschreibungen der Landschaften, der Städte und auch der Besonderheiten dieses Gebietes, wie die Porzellanmalerei werden bildhaft dargestellt.

Im ausführlichen Nachwort erfährt man noch weitere geschichtliche Informationen über die damalige politische Situation.

Fazit
Ein sehr spannender und großartiger zweiter Band, der mich absolut überzeugen konnte und den ich richtig verschlungen habe. Ich freue mich schon auf den abschließenden dritten Band, der im Februar 2025 erscheinen wird.

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Veröffentlicht am 31.08.2024

Großartig, aber brutal - wie die Menschen selbst

Hundswut
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Puh, das war eine richtige emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle! Schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, welches mich so "zerstört" hat.
Ich habe dieses Buch, welches ich selbst als eine Mischung ...

Puh, das war eine richtige emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle! Schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, welches mich so "zerstört" hat.
Ich habe dieses Buch, welches ich selbst als eine Mischung aus historischen Roman mit Horroranteilen bezeichnen würde, schon vor zwei Wochen gelesen, doch die Geschichte hat mich wirklich noch tagelang beschäftigt.
Nach dem Zuklappen hatte ich immensen Redebedarf - leider hatte ich aber keinen Gesprächspartner. Beim recherchieren fand ich heraus, dass Daniel Alvarenga die Geschichte verfilmt hat und DANACH erst den Roman/Thriller/Krimi geschrieben hat. Sehr ungewöhnlich! Und man merkt in keinster Weise, dass hier das Drehbuch zuerst entstanden ist.

Was ich noch dazu sagen möchte ist, dass die Dialoge in bayrischer Mundart geschrieben und vielleicht für norddeutsche Leser:innen etwas schwer zu lesen sind.
Und zartbesaitete Leser:innen sollten vielleicht auch lieber zu einem anderen Buch greifen, denn hier lesen wir ungeschönt von den Abgründen des Menschen!

Worum geht es? Wir sind in einem kleinen abgeschiedenen Dorf in Bayern im Jahre 1932. Als vier Jugendliche aus dem Dorf im Wald tot aufgefunden werden, ist zuerst die Rede von einem Wolf, der nach Jahren wieder aufgetaucht zu sein scheint. Doch die grauenhaften Verletzungen und vorallem die nackte und schlimm zugerichtete Leiche des einzigen Mädchens, lassen bald andere Gerüchte aufkommen. Ist etwa ein Werwolf in den Wäldern zugange?
Das Misstrauen untereinander wächst. Um die Dorfbewohner zu beruhigen, muss ein Schuldiger her. Für Bürgermeister "Hartl" Aichinger und Großbauer Georg Steiner ist eine Meldung der Morde nach München ausgeschlossen. Die Dörfler bereinigen diese "Sache" unter sich. Der Gemeinderat, der neben Aichinger und Steiner, auch aus Dorfwirt "Lugg" Kramer und Dorfpfarrer Hias Lechner, sowie den zugezogenen Lehrer Konrad Zankl besteht, haben schnell eine Lösung gefunden. Einsiedler Joseph Köhler, der nach dem Tod seiner Frau und seines kleinen Sohnes, schwermütig geworden ist und mit seiner Tochter Mitzi alleine lebt, ist schnell als Sündenbock auserkoren. Er wird im Bierkeller des Wirtshauses eingesperrt, wo ihm "der Prozess" gemacht werden soll.
Die Dorfgemeinschaft wird immer mehr aufgehetzt und niemand zweifelt mehr an der Unschuld von Köhler, der nach Kirchenrecht als Werwolf angeklagt und verurteilt werden soll. Seine Tochter soll als Hexe verbrannt werden, nachdem der Dorfpfarrer den mittelalterlichen Hexenhammer zu Rate zieht. Wer sich den hohen Herren und dem Mob entgegen stellt, ist selbst bald a Leich....

Was soll ich sagen? Diese Geschichte hat mich wirklich mitgenommen! Daniel Alvarenga ist bei seinen Beschreibungen alles andere als zimperlich. Plastisch und sehr anschaulich beschreibt er die Morde und die Toten, die Folter und das Leid der misshandelten Menschen. Die drastischen und brutalen Schilderungen des Autors machen auch vor grausamsten Szenen nicht Halt.

Daniel Alvarenga zeigt perfekt auf, was ein willkürliches Gerücht, blinde Agression und Hetze alles anrichten kann. Der gesunde Menschenverstand ist ausgeschaltet! Und nein, dass passierte nicht nur im Mittelalter, wo nicht nur die ungebildeten Leute sensationslüstern vor dem Scheiterhaufen oder dem Pranger stehen. Ähnliche Szenen können jederzeit passieren, wo mehrere Menschen zusammenkommen und zur Selbstjustiz aufgehetzt werden. Genau das macht dieses Buch so realistisch und grausam.

Die Dialoge sind in bayrischer Mundart verfasst und machen die Handlung noch um einiges lebendiger. Auch die Charaktere sind unbeschreiblich gut gelungen, facettenreich und voller Leben, egal ob Haupt- oder Nebencharakter. Ich hatte während des Lesens immer Bilder im Kopf und sah die Figuren vor mir, deren Gedanken und Gefühle wir abwechselnd aus ihrer Sicht erzählt bekommen.

Manche Leser finden einige Geschehnisse der Geschichte nicht auserzählt. Mittlerweile wisst ihr wahrscheinlich, dass ich offene Enden hasse - und ja, es wird nicht alles aufgeklärt, aber für mich ist und bleibt die Geschichte rund. Am Ende habe ich das Buch fassunglos zugeschlagen.
Für mich ein absolutes Meisterwerk, welches mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Den Film werde ich mir nicht anschauen, falls er jemals in unsere Kinos oder ins Fernsehen kommen sollte. Lesen kann ich solche brutaeln Szenen jederzeit, aber ansehen eher nicht. Da schließe ich lieber schnell die Augen....

"Hundswut" bedeutet übrigens tollwütig.

Fazit:
Eine Geschichte, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird: Brutal und schockierend zeigt sie uns die tiefsten Abgründe des Menschen auf. Wer nicht zu zartbeseitet ist und der bayrischen Mundart mächtig - dem empfehle ich diesen historischen Roman - hinter dem sich das Grauen versteckt - auf jeden Fall weiter.

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Veröffentlicht am 04.07.2024

Ein absolutes Highlight!

Wir waren nur Mädchen
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Diese Romanbiografie über die niederländische Widerstandskämpferin Hannie Schaft ist mir bereits in der Vorschau aufgefallen, denn die Inhaltsangabe hat sofort mein Interesse geweckt.

Obwohl ich viele ...

Diese Romanbiografie über die niederländische Widerstandskämpferin Hannie Schaft ist mir bereits in der Vorschau aufgefallen, denn die Inhaltsangabe hat sofort mein Interesse geweckt.

Obwohl ich viele Bücher über den Holocaust und den zweiten Weltkrieg gelesen habe, war mir Hannie Schaft nicht bekannt. Ich wusste auch nicht wirklich viel über den Widerstand in den Niederlanden.

Die Geschichte beginnt eher ruhig mit dem Kennenlernen von Hannie, eigentlich Johanna, die Jura in Amsterdam studiert. Sie ist eine eher schüchterne junge Frau, die in den Mitstudentinnen Philine und Sonja endlich zwei Freundinnen gefunden hat. Alle drei haben ehrgeizige Pläne, die durch den Einnmarsch der Deutschen Truppen in den Niederlanden jäh zerstört werden. Philine und Sonja sind Jüdinnen und werden der Universität verwiesen. Hannie weigert sich die Verpflichtungserklärung des Deutschen Reiches zu unterzeichen und gibt ihr Studium, wie der Großteil der niederländischen Student:innen, auf. Besorgt um die Sicherheit ihrer Freundinnen versteckt sie Philine und Sonja bei ihren Eltern in Haarlem und schließt sich der bewaffneten Widerstandsgruppe RVV (Raad van Verzet) an. Zunächst sind es Botengänge und kleinere Diebstähle, doch schon bald bekommt Hannie auch Aufträge für Anschläge und Morde an hochrangigen Nazi-Offizieren. Die jugendlichen Schwestern Truus und Freddie Oversteegen und ihr "Lehrer" Jan Bonekamp sind dabei ihre engsten Freunde und Mitstreiter. Mit Jan verbindet sie auch bald mehr und ihre Aufträge werden immer gefährlicher....

Buzzy Jackson hat sich dem Leben der leider viel zu unbekannten Widerstandskämpferin Hannie Schaft, dem Mädchen mit den roten Haaren, angenommen. Der Roman wird in vier Teilen aus der Sicht von Hannie erzählt, ist ungeschönt und auch schwere Kost. Beim Lesen kommt man Hannie sehr nahe und je weiter die Seitenzahl steigt, umso bedrückender wird es. Man fühlt die Auswegslosigkeit und die Wut, die Hannie immer wieder dazu bringt, nicht aufzugeben. Dabei greift sie auch zu radikalen Mitteln, was mir nicht immer gefallen hat. Trotzdem empfinde ich für diese junge Frau große Empathie, die sich für die Freiheit ihres Volkes eingesetzt hat.

Im Wesentlichen erinnert mich die Geschichte an einem Farbverlauf von hell zu dunkel. Der Beginn erzählt, wie Hannie, eine erfolgreiche Jurastudentin, von ihrer Zukunft träumt, die jäh zerstört wird, als die Deutschen die Niederlande einnehmen. Ganz langsam, aber stetig übernehmen sie das Land und ihre Einwohner. Zuerst mit verdeckten Mitteln, später immer offensichtlicher, werden die Einschränkungen für die Niederländer immer mehr. Tyrannei, Verfolgung, Unterdrückung, Deportation, sinnlose Tötungen - bis in den letzten Jahren der Hunger überhand nimmt und besonders im Hungerwinter 1944/45 grausam zuschägt. Es ist eine Geschichte, die viele Menschen zu dieser Zeit erfahren mussten.

Besonders das letzte Drittel des Romans ist sehr bewegend und hat mich tief berührt. Obwohl ich schon sehr viele Bücher zu diesem Thema gelesen habe, verlangt die Lektüre dem Leser einiges ab. Die Vergeltungsmaßnahmen, die im Gegenzug zu den Widerstandsaktionen durchgeführt wurden, die Grausamkeiten der deutschen Wehrmachtssoldaten und ganz besonders die Beschreibung der Folter am Ende des Buches, sind nicht einfach zu lesen.

Trotz der erschütternden Geschichte liest sich dieser biografischer Roman, in dem die Autorin Wahrheit und Fiktion vereint hat, sehr flüssig. Die holländischen Ausdrücke und Phrasen, die verwendet werden, sind kursiv gedruckt und werden sofort übersetzt.
Buzzy Jackson hat hervorragend recherchiert und mit der kurzen Lebensgeschichte der Hannie Schaft ein weiteres Andenken an diese außergewöhnliche Frau geschaffen, die in ihrem Heimatland unvergessen ist. Auch wenn ich in vielen Situationen nicht wie Hannie hätte handeln können, ist ihr Mut und ihr starker Wille für die Freiheit zu kämpfen bemerkenswert.
Auf jeden Fall sollte man noch das Nachwort und die Anmerkung der Autorin lesen.
Unwillkürlich fragt man sich selbst: Wie weit würde ich gehen? Und was würde ich in dieser Situation tun?

Fazit:
Ein sehr bewegender Roman über das Leben der niederländischen Widerstandskämpferin Hannie Schaft - hervorragend recherchiert und grandios erzählt. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Ein Highlight!

Alles, was wir fühlen
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Puh, das war eine richtig starke Geschichte, die uns Nicole Fisher hier präsentiert. Ich habe das Buch über Lovelybooks für eine Leserunde gewonnen und bin noch immer absolut geflasht.

Der Klappentext ...

Puh, das war eine richtig starke Geschichte, die uns Nicole Fisher hier präsentiert. Ich habe das Buch über Lovelybooks für eine Leserunde gewonnen und bin noch immer absolut geflasht.

Der Klappentext schreit förmlich nach einer Dreiecksgeschichte, die es allerdings nur bedingt ist. Ich bin nämlich auch kein Fan von dieser Art von Liebesromanen. Außerdem sollte man sich von der Inhaltsangabe nicht täuschen lassen, denn die Geschichte ist nicht immer leichte Kost.

Lisa ist eine junge Frau Ende Zwanzig, die mit ihrer Jugendliebe Fabian verheiratet ist. Gemeinsam haben sie Mika, ihren sechsjährigen Sohn, der Lisas Ein und Alles ist. In letzter Zeit fühlt sie sich in der Ehe allerdings alleine gelassen. Fabian ist abends laufend unterwegs, kümmert sich nicht um den gemeinsame Sohn und Lisa hat neben ihrem Job noch den gesamten Haushalt und alles andere auf ihren schmalen Schultern zu tragen. Es ist einer der ersten Abende, an dem sie wieder ausgeht, als sie auf der Geburtstagsfeier ihrer Schwägerin Natalie, Ben kennenlernt. Die Beiden verstehen sich auf Anhieb und entdecken viele Gemeinsamkeiten. Lisa bemerkt, wie sie nach Beachtung und liebevollen Worten hungert, denn Fabian verhält sich die letzte Zeit eher lieblos und wälzt alles auf Lisa ab. Sie möchte auf keinen Fall ihre Ehe gefährden und ihren Sohn eine intakte Familie bieten. Auch Ben versucht seinen Gefühle nicht nachzugeben. Er weiß, dass Lisa verheiratet ist und außerdem kämpft er selbst mit seinen Dämonen aus seiner Vergangenheit....

Die Stärke des Romans liegt in der einfühlsamen Schreibsweise der Autorin. Sie fängt Verzweiflung, Wut, Schmerz und Machtlosigkeit unglaublich toll ein. Dabei erzählt sie abwechselnd aus der Sicht von Lisa und Ben.
Die Charaktere sind lebendig und facettenreich dargestellt. Sie haben Ecken und Kanten und sie wirken absolut authentisch, denn auch sie haben so einige Probleme, die sie mit sich herumschleppen. Emotionen und Gefühle sind allgegenwärtig. Ich habe mit Lisa wirklich mitgefühlt und mitgelitten, denn ich konnte sie in vielen Dingen gut verstehen.
Die Nebencharaktere sind ebenfalls sehr gelungen. Dabei sind mir besonders Ina, Lisas Schwester und ihr beider Vater ans Herz gewachsen.

Während des Lesens habe ich mich immer wieder gefragt, wie diese Geschichte wohl ausgehen wird. Nicole Fisher hat einige dramatische Entscheidungen und viel Emotionalität in ihrem Roman einfließen lassen. Die Geschichte hat mich teilweise sehr aufgewühlt und ich bin schwer wieder daraus aufgetaucht.

Einen Satz aus dem Vorwort der Autorin möchte ich hier noch extra herausschreiben:
"Lest diese Geschichte mit Bedacht, ehe ihr urteilt. Geht in euch und überlegt, was ihr getan und wie ihr reagiert hättet."

Damit möchte ich meine Rezension beenden, die mir sehr schwer gefallen ist - wie immer bei Büchern, die mich wirklich mitreißen und überzeugen konnten.

Fazit:
Eine intensive Geschichte mit Tiefgang, die mich sehr berührt hat. Ich erlebte eine emotionale Achterbahn der Gefühle und habe die Geschichte wirklich "miterlebt". Der Roman hat mich sehr nachdenklich zurückgelassen. Für mich ein Highlight, das ich sehr gerne weiterempfehle!

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