Leserunde zu "9 Grad" von Elli Kolb

Über die Kraft der Kälte und das Zurückfinden zu sich selbst
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Elli Kolb (Autor)

9 Grad

Roman. Roman über das Winterschwimmen, die Kraft der Kälte und Neuanfänge in schwierigen Zeiten

Über die Kraft der Kälte, das Zurückfinden zu sich selbst, echte und sprengbare Grenzen im Leben und Freundschaften, die bereichern

Neun Grad hat das Wasser, als Josie sich zum ersten Mal in den Fluss wagt, um ihrer schwer kranken Freundin Rena einen Wunsch zu erfüllen. Vielleicht betäubt der Kälteschmerz ja auch die Angst, sie zu verlieren. Doch was Josie dann erlebt, übersteigt alles, was sie sich erhofft hat. Beim Eisbaden spürt sie sich zum ersten Mal selbst, erlebt ihren Körper, mit dem sie immer gehadert hat, ganz neu . Und noch etwas ist neu: ihre Beziehung zu Lee, den sie über Tinder kennengelernt hat. Doch Lee kämpft mit seinen eigenen Dämonen, ist depressiv. Was bedeutet das für ihre Liebe - und was machen Grenzerfahrungen mit einem? Elli Kolb erzählt es in ihrem bewegenden Roman.



Timing der Leserunde

  1. Bewerben 22.07.2024 - 11.08.2024
  2. Lesen 19.08.2024 - 01.09.2024
  3. Rezensieren 02.09.2024 - 15.09.2024

Bereits beendet

Schlagworte

Winterschwimmen Eisbaden Körperbild Mental Health Body Positivity Body Neutrality Umgang mit Depressionen Freundschaft Liebe Kälte berührend Selbstfindung Selbstbehauptung Selbstwahrnehmung augenöffnend Debüt Literarische Unterhaltung

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 05.09.2024

Wunderbar freigeschwommen

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Josie wagt den Schritt ins kalte Wasser eines Flusses, um es ihrer Freundin Rena gleichzutun. Dabei ahnt sie nicht, dass gerade diese Überwindung, der Kälte zu trotzen, ihre ganze Gefühlswelt dermaßen ...

Josie wagt den Schritt ins kalte Wasser eines Flusses, um es ihrer Freundin Rena gleichzutun. Dabei ahnt sie nicht, dass gerade diese Überwindung, der Kälte zu trotzen, ihre ganze Gefühlswelt dermaßen zum Leben erwecken wird, dass nichts mehr so sein kann, wie es war.

In der Geschichte geht es um junge Menschen, auf der Suche nach sich selbst, ihrem Lebensziel und schlussendlich auch dem Zugang zu ihren Gefühlen. Die Protagonisten sind sehr authentisch, modern und tiefgründig. Auch wenn die ersten Seiten sehr komplex und verworren sind, kommt der Punkt, wo man sich der Geschichte nicht mehr entziehen kann. Der Schreibstil ist dem jugendlichen Hintergrund der Erzählung angepasst, harmoniert aber trotzdem mit jedem Lebensabschnittsalter.

Der Hintergrund bei jedem der Hauptcharaktere ist ein anderer: Josie kämpft mit Selbstzweifeln bis hin zur Selbstaufgabe in Beziehungen, Rena zweifelt nach einem Nahtoderlebnis an sich und dem Leben, Anton mag sich seiner Hingezogenheit zu gleichgeschlechtlichen Menschen noch nicht offen aussetzen. Und Lee, Josie’s Freund, kämpft mit Depressionen und Dämonen und versucht trotzdem dem Leben Gutes abzugewinnen. Diese Thematiken sind die vieler junger Menschen und passen in unsere Zeit und das Bild unserer Gesellschaft. Die Darstellung ist äußerst feinfühlig, weder zu übertreiben noch zu krass und somit hinterlässt sie beim Leser nachhaltige Gedankengänge. Die Dynamik ist auch wirklich gut gelungen. Man wird mit hineingezogen und schwimmt einfach mit. Die Szenarien sind authentisch und der Leser fällt, durch den Schreibstil und die Schreibperspektive, auch zu keinem Zeitpunkt in eine eher unangenehme, voyeuristische Position, sondern bleibt sensibel im Hintergrund.

Der Autorin ist hier ein großes Lob auszusprechen zu einem Werk, das viele Leser sicherlich beeindrucken wird.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Die Reise zu sich selbst

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Josie, Rena und Anton - 3 Freunde, die seit Kindestagen durch dick und dünn gehen und Erwachsen werden.
Rena erzählt ihren Freunden beim Saunabesuch mit anschließendem Eisbaden von ihrer schweren Krankheit. ...

Josie, Rena und Anton - 3 Freunde, die seit Kindestagen durch dick und dünn gehen und Erwachsen werden.
Rena erzählt ihren Freunden beim Saunabesuch mit anschließendem Eisbaden von ihrer schweren Krankheit. Die Freunde sind geschockt. So dass Josie dies direkt bei einem im Anschluss geplanten Date thematisiert. Lee, ihr Date, und sie verstehen sich auf Anhieb, doch er leidet an Depressionen, was den Umhang mit ihm verkompliziert. In diesem Strudel der Ereignisse entdeckt Josie das Eisbaden für sich. Die Erfahrung lässt sie ihren eigenen Körper spüren und sie lernt, bis an die Grenzen zu gehen. Sie lernt, sich und ihren Körper letztlich zu akzeptieren.

9 Grad ist ein gefühlvoller Roman, der leise ankommt. Es ist kein großes Drama, sondern ganz sacht, dafür mit gewaltigen Statements und haarscharfen Worten, die pointiert das Leben wiedergeben. Man kann aus dem Buch viele Dinge für sich herausnehmen- halte dich nicht damit auf, anderen zu gefallen, ist eine Botschaft davon. Es ist ein Buch über Freundschaft, Erwachsenwerden, zu sich selbst finden. Ein gelungener Roman.

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Veröffentlicht am 03.09.2024

In die Tiefe des Eises: Eine authentische Reise zur Selbstfindung

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"9 Grad" von Elli Korb ist ein einfühlsamer und kraftvoller Roman, der die tiefen und oft ungesagten Herausforderungen des Erwachsenwerdens beleuchtet. Die Geschichte dreht sich um die Freundinnen Josie, ...

"9 Grad" von Elli Korb ist ein einfühlsamer und kraftvoller Roman, der die tiefen und oft ungesagten Herausforderungen des Erwachsenwerdens beleuchtet. Die Geschichte dreht sich um die Freundinnen Josie, Rena und ihren Freund Anton, die seit ihrer Kindheit miteinander verbunden sind und nun, in ihren Zwanzigern, mit den Unsicherheiten des Lebens und den Erwartungen der Gesellschaft konfrontiert werden. Erzählt aus der Ich-Perspektive von Josie, zieht uns der Roman in ihre Gedankenwelt und lässt uns an ihrer Reise der Selbstfindung teilhaben.

Ein besonders einprägsames Element des Buches ist das Eisbaden, das für Josie eine Art Rettungsanker inmitten der Turbulenzen ihres Lebens wird. Es symbolisiert nicht nur ihre Suche nach Kontrolle und dem Gefühl, lebendig zu sein, sondern auch die körperliche und psychische Grenzerfahrung, die sie durchlebt. Diese Aktivität wird zum roten Faden der Geschichte und spiegelt die emotionale Kälte und den Schmerz wider, mit dem die Charaktere zu kämpfen haben.

Elli Korb schafft es, ernste Themen wie Depression, Essstörungen und den Druck, einem idealisierten Körperbild zu entsprechen, mit einer beeindruckenden Authentizität darzustellen. Dabei vermeidet sie es, die Charaktere auf ihre Krankheiten zu reduzieren, sondern zeigt sie als vielschichtige Menschen mit Ecken und Kanten. Josies Begegnung mit Lee, der an Depressionen leidet, wird dabei zu einem zentralen Punkt der Erzählung. Die Art und Weise, wie die psychischen Belastungen geschildert werden, ist sowohl charmant als auch realitätsnah, was den Leser in die Lage versetzt, sich intensiv in die Figuren hineinzuversetzen.

Der Schreibstil von Elli Korb ist besonders hervorzuheben. Er ist flüssig, nahbar und wirkt so ehrlich, dass man sich oft fühlt, als würde eine gute Freundin die Geschichte erzählen. Die vielen indirekten Zitate, die Korb verwendet, geben dem Text eine besondere Note und tragen zur Authentizität bei.

Trotz der gelungenen Darstellung der Hauptfiguren bleibt die Tiefe mancher Charaktere auf der Strecke. Anton wird, im Vergleich zu Josie und Rena, etwas vernachlässigt, was bedauerlich ist, aber angesichts der thematischen Vielfalt des Romans verständlich erscheint. Rena hingegen bleibt ein wenig geheimnisvoll, was ihren Charakter interessant, aber nicht vollständig greifbar macht.

Insgesamt ist "9 Grad" ein beeindruckendes Buch, das den Leser nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Es thematisiert auf eindrucksvolle Weise den Druck, den junge Menschen in ihren Zwanzigern verspüren, während sie versuchen, ihren Platz in der Welt zu finden. Trotz einiger Startschwierigkeiten und kleinerer Mängel in der Charakterentwicklung hinterlässt der Roman einen bleibenden Eindruck. Das Buch ist eine Empfehlung für all jene, die sich mit den Herausforderungen der Selbstfindung und dem Erwachsenwerden auseinandersetzen möchten. Ein gelungener Roman mit einem stimmigen Ende, der Lust auf eine Fortsetzung macht.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Berührend und ehrlich

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Wir begleiten Josie in einer Phase ihres Lebens, die durch Veränderung, Zweifel und Erkenntnisse geprägt ist. Durch ihre Freundin Rena, die eine schwere Krankheit hat und diese lange vor ihren Freunden ...

Wir begleiten Josie in einer Phase ihres Lebens, die durch Veränderung, Zweifel und Erkenntnisse geprägt ist. Durch ihre Freundin Rena, die eine schwere Krankheit hat und diese lange vor ihren Freunden verheimlicht, kommt Josie mit Eisbaden in Berührung. Sie entwickelt eine Art "Sucht" nach den Gefühlen, die ihr beim Eisbaden begegnen.

Elli Kolb hat einen tollen Schreibstil. Man fühlt sich irgendwie wohl dabei, weil er so ehrlich und authentisch ist. Er ist flüssig und sehr nahbar, dass man manchmal das Gefühl hat, eine gute Freundin erzählt eine Geschichte. Sie nutzt viele indirekte Zitate, an die ich mich zunächst gewöhnen musste, aber das macht ihn auch besonders.

Von der Story habe ich nach dem Klappentext etwas anderes erwartet und ich muss sagen, dass ich Schwierigkeiten hatte, in die Geschichte zu finden. Im Mittelteil wurde ich aber nicht enttäuscht und konnte gut mit den Figuren mitfühlen und auch ihre Gefühlswelten verstehen. Der Roman behandelt wichtige Themen wie Depression und Essstörung, aber auf eine sehr echte und unverblümte Weise.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, durch die Startschwierigkeiten ziehe ich einen Stern ab, würde es aber empfehlen. Gerade für junge Menschen in dem Alter ist es ein Roman über Selbstfindung und den richtigen Platz im Leben, ohne den Erwartungen anderer Menschen gerecht zu werden.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

„Leben ist generell krass“

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„Es ist wirklich kein Wunder, dass man lächelt und lächelt und irgendwann selbst glaubt, dass es wichtiger ist, wie wir von außen wirken, als wie man sich innerlich fühlt […].“

„9 Grad“ von Elli Korb ...

„Es ist wirklich kein Wunder, dass man lächelt und lächelt und irgendwann selbst glaubt, dass es wichtiger ist, wie wir von außen wirken, als wie man sich innerlich fühlt […].“

„9 Grad“ von Elli Korb ist ein Roman, der besonders für junge Menschen ein Ort zum sich selbst wiederfinden und seine Gedanken im Kopf anderer hören, ist.

Elli Korb erzählt die Geschichte von den Freunden Rena, Anton und Josie aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Josie. Dabei bindet die Autorin Eisbaden als roten Faden in die Geschichte ein, das besonders für Josie an Bedeutung gewinnt.

Das Buch thematisiert psychische, aber auch körperliche Erkrankungen, das vermeintlich ideale Körperbild, Leistungsdruck und äußert im Allgemeinen Kritik an gesellschaftliche Normen und dem Druck, der dadurch besonders für junge Menschen in ihren 20ern ensteht. Gefangen zwischen individueller Identitätsbildung, sich zugehörig fühlen, dabei aber ständige Veränderungen des Umfelds und in sich selbst ausgesetzt sein und gleichzeitig Sinn finden, davon handelt dieser Roman.

Ich habe super schnell Zugang zur Handlung gefunden, was bestimmt auch daran liegt, dass mich genau im selben Alter befinde und mich diese Themen ebenfalls beschäftigen.
Die Autorin bietet dem Leser einen recht guten Zugang zur Protagonistin, die man, mir zwar zu oberflächlich, aber dafür bis zum Ende Stück für Stück kennen lernt. Dass dabei besonders Anton etwas vernachlässigt wird, fand ich schade, aber ist aufgrund der Themenfülle vermutlich sehr sinnvoll. Rena schwimmt da quasi im Mittelfeld. Ihren Charakter, den ich als Freigeist, offen und besonders beschreiben würde, lernt man vor allem stückweise, aber nicht vollständig, kennen, was ihren Charakter irgendwie geheimnisvoll macht.

Dass Depressionen auf charmante Art ein recht permanentes Thema ab dem Punkt waren, als Josie Lee kennen lernt, fand ich super. Ich hab mich als Leserin so gefühlt, als würde ich nicht nur Lee‘s Charakter, sondern auch die psychische Erkrankung kennen lernen, ohne das Lee ausschließlich auf diese reduziert wurde.

Was mir daran besonders gefallen hat, war, dass das Erzählte so echt und realitätsnah gewirkt hat, ohne das Gefühl zu vermitteln, dass man gerade einen Wikipedia-Eintrag liest.
Josie darf ihre Gedanken einfach frei herausdenken. Sie wirkt dadurch unglaublich Nachbar und echt. Einfach schön. Und genau wie Symptome einer Depression einfach aus der Wahrnehmung von Josie beschrieben werden, werden auch Rena und Anton beschrieben. Es ist nicht alles schwarz und weiß, sondern einfach auch mal grau. Und so wie im wahren Leben, denkt auch Josie manchmal negativ über Lee oder z.B. Rena, unabhängig davon, wie sehr sie die beiden mag.

Insgesamt ein gelungenes Buch, mit noch gelungenerem Ende, und imperfekt schönen und mutigen Charakteren, von dem ich aufgrund und trotz der fehlenden Tiefe gerne einen zweiten Teil lesen würde.

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