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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.10.2024

Poetisch, vernichtend, provozierend

Die Ungelebten
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Der Roman "Die Ungelebten" von Caroline Rosales beschreibt ein Leben, was oberflächlich betrachtet, einem Bilderbuch-Image entsprechen könnte. Die Protagonisten Jennifer wächst bei ihrem erfolgreichen ...

Der Roman "Die Ungelebten" von Caroline Rosales beschreibt ein Leben, was oberflächlich betrachtet, einem Bilderbuch-Image entsprechen könnte. Die Protagonisten Jennifer wächst bei ihrem erfolgreichen Vater, einem Musikproduzenten, auf. Ihr Leben könnte auf materieller Ebene nicht besser sein. Auch für ihre Karriere ist gesorgt und so nimmt sie im Unternehmen des Vaters eine Führungsposition ein. Wer jetzt als Leser auf eine witzige oder romantische Erfolgsstory mit Happy End hofft, wird mit dem Buch sicherlich enttäuscht. Die Autorin lenkt den Blick des Lesers stattdessen auf die ungeschönten Details im Leben von Jennifer. Mehr und mehr wird der Leser in einen Abgrund geführt, der die dunkle Seiten von patriarchalen Strukturen und gesellschaftlicher Heuchelei in das Blickfeld rückt. Wie ein Kartenhaus zerfällt dabei die Hoffnung, dass eine heldenhafte Rettung in Sicht ist, die Täter reumütig das Feld räumen oder die Leidtragenden mit neuer Superpower ausgestattet werden. Die von jeder Illusion befreiten Realität schaut dem Leser mit hässlicher Fratze direkt in die Augen. Ein Wegducken oder Ignorieren ist an dieser Stelle nicht mehr möglich.... Ein Appell nicht nur an alle Frauen, für das einzustehen, was wirklich zählt im Leben.

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Veröffentlicht am 05.10.2024

Wer teilen kann hat viele Freunde

Wer hat von meinem Keks genascht?
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Das großformatige Buch "Wer hat von meinem Keks genascht" von Lucy Astner und Nadine v. Resch zeigt ein farbenfrohes, lustiges Miteinander der verschiedenen Tierarten auf dem Cover. In der Mitte steht ...

Das großformatige Buch "Wer hat von meinem Keks genascht" von Lucy Astner und Nadine v. Resch zeigt ein farbenfrohes, lustiges Miteinander der verschiedenen Tierarten auf dem Cover. In der Mitte steht etwas ratlos der Igel mit einem angebissenen großen Keks. Mit diesem Bild ist auch die Geschichte des Buches sehr gut dargestellt. Der Igel, der aus dem Winterschlaf erwacht ist, findet einen sehr großen Keks vor der Haustür. Da er gute Manieren hat, möchte er sich beim Essen nicht bekleckern und sucht zuerst eine Serviette. Bei der Rückkehr muss er feststellen, dass schon jemand anderes den ersten Biss genommen hat. Eine Suche nach dem vermeintlichen Keksknabberer beginnt. Das Kinderbuch beschreibt mit kindgerechten Bildern und Texten die überzogene Reaktion des Igels, der zu Beginn nicht vorhatte, den Keks mit anderen zu teilen. Erst durch die Integration der vielen Tiere merkt er, wie viel lustiger und schöner es ist, wenn man mit anderen teilen kann. Gemeinsam ist alles schöner und beim teilen, lernt man womöglich noch den einen oder anderen speziellen Herzensfreund kennen. Eine tolle Story, zu der man auch gut mit dem Kind ins Gespräch kommen kann. Am Ende gibt es noch ein kleines Rätsel zu lösen, was Beobachtung und Kombination schult. Absolut empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 17.09.2024

Mut zur Offensive

Peggys Perioden-Projekt – Paint it red!
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In "Peggys Perioden Projekt" von Franziska Höllbacher begleiten wir die 13-jährige Peggy auf einem spannenden Lebensabschnitt der mit dem Einsetzen ihrer Periode losgeht. Peggy erlebt diesen wichtigen ...

In "Peggys Perioden Projekt" von Franziska Höllbacher begleiten wir die 13-jährige Peggy auf einem spannenden Lebensabschnitt der mit dem Einsetzen ihrer Periode losgeht. Peggy erlebt diesen wichtigen Moment in der Schule, wo sie sich bloß gestellt fühlt und lächerlich gemacht wird. Durch Anregung von Lisbeth - einer Art "coolen Oma", beschließt sie, zusammen mit ihrer Freundin Leni eine Kunstausstellung zum Thema Menstruation zu organisieren.

Das Buch spricht typische Teenager-Probleme an, die viele junge Mädchen erleben, und schildert, wie Peggy diese Herausforderungen mit der Unterstützung ihrer Freunde meistert. Besonders sympathisch ist die moderne und altersgerechte Art und Weise, wie die Autorin das Thema „erste Periode“ beschreibt. Es wird enttabuisiert und auf eine coole, frische Weise in den Mittelpunkt gerückt. Witzige Illustrationen und eingefügte Informationen, kombiniert mit den eingefügten Chats, lockern die Geschichte auf und sorgen für eine dynamische und lebendige Erzählweise.

Insgesamt ist "Peggys Perioden Projekt" ein sehr gelungenes, modernes Jugendbuch, das nicht nur zum Lachen und Nachdenken anregt, sondern auch einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leistet. Franziska Höllbacher zeigt, wie viel Potenzial darin steckt, wenn man vermeintlich „peinliche“ Themen mutig und kreativ angeht.

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Veröffentlicht am 08.09.2024

Zeigt die vielschichtige Entwicklung Deutschlands

111 Orte, die von deutscher Geschichte erzählen
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"111 Orte, die von deutscher Geschichte erzählen" von Ralf Nestmeyer ist ein erfrischendes und kurzweiliges Sachbuch, das Leser*innen dazu anregt, sich mit geschichtsträchtigen Orten in Deutschland neu ...

"111 Orte, die von deutscher Geschichte erzählen" von Ralf Nestmeyer ist ein erfrischendes und kurzweiliges Sachbuch, das Leser*innen dazu anregt, sich mit geschichtsträchtigen Orten in Deutschland neu auseinanderzusetzen. Die Struktur des Buches mit seinen kurzen Kapiteln ermöglicht ein leichtes und angenehmes Lesen. Der Autor hat die Orte chronologisch sortiert, was ihm hervorragend gelungen ist und das Buch wie einen spannenden Streifzug durch die deutsche Geschichte erscheinen lässt.

Besonders hervorzuheben ist, dass nicht nur die bekannten, politischen Orte der Geschichte thematisiert werden, sondern auch alltägliche, aber bedeutende Ziele wie die erste Pizzeria oder die erste Jugendherberge in Deutschland. Dies sorgt dafür, dass auch erfahrene Geschichtskenner noch auf interessante neue Entdeckungen stoßen können.

Die Gestaltung des Buches ist ebenfalls gelungen: Jede Doppelseite widmet sich einem historischen Ort, wobei der Text und ein aussagekräftiges Foto zusammen mit den Informationen eine ansprechende visuelle und inhaltliche Einheit bilden. Besonders praktisch ist, dass man das Buch nicht linear lesen muss – man kann sich nach Belieben einen Ort aussuchen und sofort loslesen. Für weiterführendes Interesse bietet der Autor zudem Literaturempfehlungen an, die die Themen vertiefen.

Das Buch eignet sich nicht nur für Geschichtsinteressierte, sondern auch als Geschenk, das Freude macht und Wissen vermittelt. Ralf Nestmeyers Werk ist eine klare Empfehlung für alle, die Deutschland aus einem neuen Blickwinkel erleben möchten.

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Veröffentlicht am 06.09.2024

Ein Blick in die bedeutsame Vergangenheit eines verblassten Genies

Adagio
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"Adagio" von Maria Regina Kaiser ist ein fesselnder biographischer Roman, der das Leben von Clara Schumann nach dem Tod ihres Mannes Robert Schumann beleuchtet. In eindrucksvoller Weise schildert die Autorin, ...

"Adagio" von Maria Regina Kaiser ist ein fesselnder biographischer Roman, der das Leben von Clara Schumann nach dem Tod ihres Mannes Robert Schumann beleuchtet. In eindrucksvoller Weise schildert die Autorin, wie Clara mit den Herausforderungen des Lebens als Witwe und Mutter von sieben Kindern umgeht, während sie sich gleichzeitig weiterhin in der Welt der Musik behauptet.

Das Buch zeichnet ein lebendiges Bild von Clara Schumann, die sich nach dem Verlust ihres Mannes nicht unterkriegen lässt, sondern in der Musik und in den Erinnerungen an Robert Trost findet. Diese Erinnerungen sind allgegenwärtig – in seinen Noten, in der Musik und vor allem in den gemeinsamen Kindern. Maria Regina Kaiser zeigt, wie Clara sich trotz der widrigen Umstände neu aufrichtet, sich an ihren Kindern und ihrem neuen Heim in Baden-Baden erfreut und von der Gesellschaft der großen Künstler jener Zeit inspiriert wird.

Besonders eindrucksvoll ist die Darstellung der Freundschaft zwischen Clara Schumann und dem jungen Komponisten Johannes Brahms. Die beiden Künstler verbindet über Jahrzehnte eine enge Freundschaft, die von Respekt, Zuneigung und gemeinsamer Leidenschaft für die Musik geprägt ist. Johannes Brahms ist in der Geschichte eine ständige Präsenz, ein Unterstützer und Bewunderer Claras, und doch bleibt ihre Beziehung stets im Schatten des Verstorbenen – Robert Schumann.

Die Atmosphäre im Buch wird durch die Begegnungen mit anderen Künstlern der Zeit noch bereichert, darunter Pauline Viardot, Iwan Turgenjew und Anton Rubinstein, die alle in Baden-Baden aufeinander treffen. Clara und Johannes stehen hier gemeinsam gegen den übermächtigen Einfluss von Richard Wagner und finden in der Musik eine gemeinsame Sprache.

Das Ende der Geschichte ist von Traurigkeit geprägt. Trotz ihrer großen Erfolge und ihres Ruhms werden Clara Schumann und Johannes Brahms in ihren letzten Lebensjahren von Schicksalsschlägen, Krankheit, Einsamkeit und finanziellen Schwierigkeiten verfolgt. Maria Regina Kaiser fängt die bittersüßen letzten Jahre der beiden Künstler mit viel Feingefühl ein und zeigt, wie wenig von ihrem einstigen Glanz übrig bleibt.

"Adagio" ist ein tief bewegender Roman, der nicht nur das Leben von Clara Schumann und ihre Freundschaft zu Johannes Brahms in den Mittelpunkt stellt, sondern auch die emotionalen Höhen und Tiefen einer starken Frau und begnadeten Künstlerin, die trotz aller Widrigkeiten ihren eigenen Weg findet.

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