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Veröffentlicht am 17.06.2019

Solider Roman vor historischer Kulisse

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Die Autorin Martina Sahler hat mit "Die Zarin und der Philosoph" ein weiteres Porträt ihrer Lieblingsstadt St. Petersburg vorgestellt. Wie schon in "Die Stadt des Zaren" verbindet sie mit großem Können ...

Die Autorin Martina Sahler hat mit "Die Zarin und der Philosoph" ein weiteres Porträt ihrer Lieblingsstadt St. Petersburg vorgestellt. Wie schon in "Die Stadt des Zaren" verbindet sie mit großem Können die Schicksale historisch verbürgter, sowie fiktiver Charaktere zu einer lesenswerten Geschichte aus der Zeit der Zarin Katharina II.
St. Petersburg 1762: Katharina, die später den Beinamen "die Große" erhalten wird, besteigt den Zarenthron nach dem ihr Mann Peter III. unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen ist. Die Monarchin, die sich für weltoffen hält, kämpft um die Anerkennung der europäischen Herrscher. Es ist die Zeit der Aufklärung. Auch Katharina will sich der neuen Zeit nicht verschließen und sammelt an ihrem Hof in St. Petersburg Künstler und Gelehrte um sich. Besonders zu dem französischen Philosophen Voltaire unterhält sie regen Briefkontakt. Als sich die Gelegenheit bietet den jungen deutschen Philosophen Stephan Mervier mit seiner Frau, einer Malerin, an den Hof zu holen, glaubt Katharina der Herrscherelite Europas einen Schritt näher gekommen zu sein. Was sie nicht ahnt: Mervier ist ein Spion des preussischen Königs und berichtet diesem in Briefen von den Verhältnissen am Hof der russischen Herrscherin.
Vor der Kulisse der Stadt an der Newa entwickelt Martina Sahler ein Ränkespiel, das den Geist des Umbruchs des ausgehenden 18. Jahrhundert in Europa hervorragend spiegelt. Fiktive und historische Protagonisten des Romans sind detailliert und präzise dargestellt. Die Geschichte lässt einen zwar nicht atem- und pausenlos zum Buch greifen, da es zwischenzeitlich ein wenig vor sich "hinplätschert". Und doch bleibt am Ende eine in sich stimmige Geschichte in guter Erinnerung. Meine Lieblingsfigur bleibt die Stadt St. Petersburg, die für mich durch die liebevollen Beschreibungen zu einem lebendigen Ort geworden ist.

Veröffentlicht am 06.09.2024

Hat mich nicht überzeugt

Der Salon der kühnen Frauen
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Der zweite Roman der Lyrikerin Clare Pollard "Der Salon der kühnen Frauen" ist ein Füllhorn geistreicher Geschichten, die in Form von Märchen im Salon der Madame d'Aulnoy einem begierigen Publikum dargeboten ...

Der zweite Roman der Lyrikerin Clare Pollard "Der Salon der kühnen Frauen" ist ein Füllhorn geistreicher Geschichten, die in Form von Märchen im Salon der Madame d'Aulnoy einem begierigen Publikum dargeboten werden.
Schauplatz ist der Hof des Königs in Versailles. Ludwig der XIV, der sogenannte Sonnenkönig, ist bekannt für seine Prunksucht und sein ausschweifendes Leben. Versailles ist zum Synonym für Intrigen, Günstlingswirtschaft, Neid und Missgunst geworden. Besonders betroffen sind die Frauen, denn sie werden zu Mätressen oder Ehefrauen gemacht oder aber nach Belieben wieder fallengelassen. Gewalt und Brutalität gehören zum Leben ab Kindesbeinen an. Die mutige Madame d'Aulnoy, in deren Pariser Salon sich die kühnen Frauen zusammenfinden und dem Geschichtenerzähler Charles Perrault lauschen, hat für sich und die anderen Leidensgenossinnen einen Raum geschaffen, in dem sie sich vermeintlich sicher austauschen können. Perrault ist eine historische Figur und vermutlich der Urheber von Märchen die wir heute noch kennen, wie z. B Aschenputtel und Rapunzel. Doch nach und nach dringt auch in den Salon die Macht der Intrige ein und es gilt sich zu schützen.
An diesem Buch hat mir der historische Kontext sehr gut gefallen. Clare Pollard beschreibt die Zeit des Sonnenkönigs schillernd und detailreich und schafft dadurch die perfekte Atmosphäre. Allerdings bin ich nach der Hälfte des Romans ausgestiegen. Zu verworren erschien mir doch das meiste, was sich im Haus von Madame d'Aulnoy abspielte. Es handelt sich um einen sehr speziellen Roman, der sich leider nicht mal nebenbei "wegliest". Daher fällt es mir schwer eine Empfehlung auszusprechen.

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Veröffentlicht am 14.04.2023

Hat meine Erwartungen nicht erfüllt

Gleißendes Licht
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Der Musiker und Komponist Marc Sinan hat mit "Geißendes Licht" seinen ersten Roman vorgelegt. Das Werk trägt viele autobiographische Züge. Kaan, der Protagonist von Gleißendes Licht, hat ebenso wie Sinan ...

Der Musiker und Komponist Marc Sinan hat mit "Geißendes Licht" seinen ersten Roman vorgelegt. Das Werk trägt viele autobiographische Züge. Kaan, der Protagonist von Gleißendes Licht, hat ebenso wie Sinan türkisch-armenische Wurzeln. Kaan begibt sich auf Spurensuche in der Heimat seiner Familie. Auf poetische (mir an vielen Stellen zu poetisch) Art und Weise wird das Leiden der durch Völkermord traumatisierten Armenier in eine Geschichte gegossen, die durch das häufige Springen in unterschiedliche zeitliche Ebenen für mich oft kaum lesbar war.

Ich hatte mir mehr erhofft von Marc Sinans Buch. Zu oft habe ich den roten Faden der Geschichte verloren. Die Handlung springt nicht nur zwischen den Zeiten, auch durch Kaans häufig wirre Träume wird es nicht leichter der Handlung zu folgen.

Über die Geschichte des Völkermords durch die Türken an den Armeniern erfährt man leider nicht sehr viel. Mich hat Gleißendes Licht leider nciht begeistern können.

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Ich hatte mehr erwartet

Susanna
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Auf das neue Buch von Alex Capus hatte ich mich sehr gefreut, ist er doch in meinen Augen ein meisterhafter, detailverliebter Geschichtenerzähler. Susanna, so der Titel seines neuen Werkes, hat mich aber ...

Auf das neue Buch von Alex Capus hatte ich mich sehr gefreut, ist er doch in meinen Augen ein meisterhafter, detailverliebter Geschichtenerzähler. Susanna, so der Titel seines neuen Werkes, hat mich aber leider ein klein wenig enttäuscht. Der Klappentext hatte mir Abenteuer versprochen, das Eintauchen in eine untergegangene Welt. Susanna, die Protagonistin der Erzählung, die emanzipierte Heldin, blieb mir bis zum Schluss fremd.

Für mehr als ein Drittel seines Buches hat Capus als Schauplatz Basel und dann später Dortmund gewählt. Die Geschehnisse sind zeitlich in der betulichen Biedermeierzeit angesiedelt. Dieser Abschnitt des Buches hat mich stellenweise sehr gelangweilt. Zu viele Beschreibungen des Alltags und der Befindlichkeiten von Susannas Eltern. Aus dieser wohl behüteten Welt muss Susanna mit ihrer Mutter im Alter von 5 Jahren nach New York auswandern, denn die Mutter verlässt ihren Mann und die drei anderen Kinder um einer Liebe in die USA zu folgen. Fortan leben Susanna und die Mutter mit dem klugen Arzt Vincenty ein angenehmes Leben in Brooklyn. Susanna kann ihren Neigungen, wie z. B. der Malerei, nachgehen. Aus dem Hobby wird für die erwachsene Susanna ein Beruf, der sie und ihren Sohn ernährt. Susanna ist eine genaue Beobachterin, und dies macht in diesem Leseabschnitt den Reiz aus. Durch seine Heldin lässt Capus das New York und Brooklyn der damaligen Zeit lebendig werden. Und doch: zu wenig ist mir Susanna ans Herz gewachsen.

Alex Capus hat das Portrait einer emanzipierten und unabhängigen Frau gezeichnet, die ihren Weg im Leben gesucht und gefunden hat. Mir fehlte aber sozusagen der „Spirit, der das Ganze hätte lebendig machen können.

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Veröffentlicht am 05.12.2021

Den Honigpanschern auf der Spur

Goldenes Gift
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Nun ermitteln sie wieder: Xavier Kieffer, seines Zeichen ehemaliger Sternekoch, und Valérie Gabin, die mehr oder weniger beschäftigungslose Verlagserbin des Guide Gabin. Autor Tom Hillenbrand hat mit Goldenes ...

Nun ermitteln sie wieder: Xavier Kieffer, seines Zeichen ehemaliger Sternekoch, und Valérie Gabin, die mehr oder weniger beschäftigungslose Verlagserbin des Guide Gabin. Autor Tom Hillenbrand hat mit Goldenes Gift den 7. Band seiner kulinarischen Krimis vorgelegt, und hier geht es actionreich mit einem aktuellen Thema zur Sache.

Der Luxemburger Stadtimker Pol Schneider beliefert nicht nur Kieffers Restaurant Deux Èglise mit seinem Honig, sein scheinbar einträgliches Geschäft mit dem Bienengold macht ihn in der ganzen Stadt bekannt. Als Schneider eines Tages auf dem Dach eines Hochhauses tot aufgefunden wird beginnt nicht nur Kommissarin Lobato zu ermitteln, auch Xavier und Valérie geben alles, um den Fall aufzuklären.

Tom Hillenbrand hat sich in seinem neuen Krimi gleich mehreren aktuellen Themen gewidmet: Honig, Lebensmittelfälschung und auch Genmanipulation werden in Goldenes Gift behandelt. Bücher, in denen es um Bienen geht, sind derzeit sehr im Trend. Hillenbrand allerdings romantisiert nicht und es wird auch nichts beschönigt. Der Handel mit dem Lebensmittel Honig ist dem Profit genauso untergeordnet, wie es in anderen Bereichen üblich ist. Daran können leider auch die vielen Neu-Hobbyimker der letzten Jahre nichts ändern.

Als Leser:in des Krimis wird man mit reichlich Hintergrundwissen versorgt und Hillenbrandt nimmt tatsächlich jede Illusion, die man im Zusammenhang mit Honigproduktion noch hatte. Der Koch und die Journalistin sind ein super Team, was die Ermittlungen angeht. Mir war es an der einer oder anderen Stelle allerdings zu actionreich und auch zu sehr konstruiert. Auch die Ausführungen zu den Möglichkeiten der Genmanipulationen waren mir tatsächlich zu langatmig.

Zum Glück darf man zwischendurch immer mal wieder in Kieffers gemütliches Restaurant in der Luxemburger Altstadt einkehren. Dort finden für mich die Situationen statt, die Hillenbrands kulinarische Krimis bisher den Reiz gegeben haben. Hier geht es international, luxemburgisch und deftig zu. Im nächsten Band von "Xavier Kieffer ermittelt" darf es davon gern wieder mehr sein.

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