"Hallelujah" mit David und Bathseba
„Bathseba – Die Königin von Jerusalem“ von Ruben Laurin
Worum geht´s?
Ruben Laurin, Preisträger des Homer-Literaturpreises des Jahres 2019, wurde durch das Lied „Hallelujah“ von Leonhard Cohen inspiriert, ...
„Bathseba – Die Königin von Jerusalem“ von Ruben Laurin
Worum geht´s?
Ruben Laurin, Preisträger des Homer-Literaturpreises des Jahres 2019, wurde durch das Lied „Hallelujah“ von Leonhard Cohen inspiriert, diesen Roman zu schreiben. Als „Vorlage“ diente das Alte Testament mit dem Buch Samuels. Mit der Geschichte von der Liebschaft Davids und Bathsebas in der blutrünstigen, brutalen und sehr weltlichen Manier des Alten Testaments. Auch der Kampf David gegen Goliath kommt im Roman vor, umgesetzt wie es sich tatsächlich hätte zutragen können. An manchen Punkten ist Herr Laurin von der „Romanvorlage“ abgewichen. Wo, das mag der werte Leser selbst herausfinden.
Eigentlich handelt es sich zuerst um eine Liebesgeschichte, dann um Irrungen und Wirrungen, Gewalt in der Ehe, politische Machtspiele und Ränke sowie widerliche Kriege. Dazwischen immer wieder mal göttliche Boten und Propheten.
Mehr möchte ich zur Handlung gar nicht erwähnen, denn wer z.B. in Religion von der Geschichte gehört hatte, weiß schon einiges, was passieren wird.
Der Erzählstil ist sehr interessant. Immer wieder wird der Leser direkt angesprochen, ich finde, dieses Stilmittel sehr geeignet, um einen in die biblische Zeit zu versetzen. Auch werden immer wieder verschiedene Zeitebenen und Orte parallel oder im Wechsel beschrieben. „Dort und hier, damals und jetzt – für Bathseba und David ein Abgrund aus Raum und Zeit, für uns kaum ein Wimpernschlag und weniger als ein Schritt“, diese Ebenen erzeugen Spannung, man sieht die Reaktionen auf Aktionen, wie im wahren Leben.
Meine Meinung:
Es ist ein Buch, das polarisiert. Manche mögen die häufigen Wechsel der Zeitebenen nicht. Einige fanden die Abweichungen von der Bibel nicht gut. Andere die Ausschmückungen (die Bibel gibt nicht soviel her) der Charaktere und der Motive nicht passend, so wie die Derbheit der Sprache, die gewisse Personen veranschaulicht.
Diese Parameter fand ich persönlich gut eingesetzt. Die ersten beiden Leseabschnitte fand ich hervorragend und schnell weg gelesen. Beim letzten Drittel hatte ich so meine Schwierigkeiten. Ich fand das Verhalten der Protagonisten oft unsympathisch und nicht nachvollziehbar. Was mich aber zum Nachdenken brachte, warum, wieso, vielleicht doch verständlich unter diesen Bedingungen? So ähnlich, wie wenn man sich im TV über unsympathische Charaktere ärgert und dann merkt, wow, der Schauspieler hat perfekte Arbeit geleistet. So ähnlich erging mir es auch gegen Ende des Buches, das ich tatsächlich 2 Tage mal weglegen musste, bevor ich es zu Ende gelesen habe. Also Punkt an den Autor! Keine Wohlfühlgeschichte, sondern historische Geschichten und Machenschaften ausgeleuchtet.
Das Cover ist recht schlicht gehalten, rote Schrift auf einem auf alt getrimmten Hintergrund mit Bathseba im Vordergrund im weißen Gewand und pechschwarzen, langen, gelockten Haaren. Gefällt mir. Auch schön und hilfreich sind die Landkarten von Palästina von 1000 vor Christus, das Personenverzeichnis und die Zeittafel. Der Schreibstil passt sich den Personen und den Handlungen an, wechselt zwischen „normaler“ Erzählung, direkter Ansprache, erotischen Szenen und derber Sprache.
Fazit:
Leseempfehlung für diejenigen, die gerne historische Geschichten lesen, die aus der Wohlfühlzone rausgehen.
4,5 von 5 Sternen!