Moralische Abgründe
TrophäeDas Spitzmaulnashorn fehlt noch in Hunters Trophäensammlung, dann hat er die “Big Five” voll. Also ersteigert er die Lizenz und reist nach Afrika. Nachdem Wilderer ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht ...
Das Spitzmaulnashorn fehlt noch in Hunters Trophäensammlung, dann hat er die “Big Five” voll. Also ersteigert er die Lizenz und reist nach Afrika. Nachdem Wilderer ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht haben, beobachtet Hunter wütend ein indigenes Volk. Und dann erzählt sein Jagdleiter ihm, dass es da eine noch exklusivere Lizenz gibt. Ob er schon einmal von den “Big Six” gehört hat?
“Trophäe” ist ein ganz außergewöhnlicher Roman, der einen tief in seinen Bann zieht. Zunächst lernen wir den Protagonisten kennen: Hunter White, weiß, reich, männlich, der Prototyp eines Großwildjägers. Auf den ersten Blick unsympathisch, schafft es die Autorin Gaea Schoeters doch, ihn in all seinen menschlichen Facetten darzustellen und so sympathisiert man immer mehr mit ihm.
Hunters Gedanken sind es auch, die die “Pro”-Argumente für die Großwildjagd in Afrika liefern, die auf den ersten Blick auch ganz nachvollziehbar wirken.
Und dann kommt der Cut, der große moralische Konflikt: Hunter bekommt das Angebot, gegen Bezahlung Jagd auf den Anhänger eines indigenen Volkes zu machen.
Hier fängt man gemeinsam mit dem Protagonisten zu zweifeln an: Denn wenn die Trophäenjagd auf Tiere Naturschutz bedeutet, bedeutet die Menschenjagd dann nicht Entwicklungshilfe? Wo zieht man die Grenze? Warum ist das eine legitim und das andere absolut absurd und unvorstellbar?
Großartig erzählt, begleiten wir Hunter auf seiner Reise. Mit einer enorm bildgewaltigen Sprache werden wir auf diesen fremden Kontinent entführt, lernen so viel - nicht nur über die Jagd, sondern über die Politik des Landes, über die Flora und Fauna, über die bemerkenswerten Naturvölker. Man merkt, wie unglaublich viel Recherchearbeit Schroeters in ihren Roman gesteckt hat und kann so viel aus diesem mitnehmen.
Gleichzeitig schafft sie es, einen von Seite eins an in einen Sog zu ziehen, aus dem man erst nach Beenden des Buches entkommt.
“Trophäe” ist ein kluger Roman, welcher zum Nachdenken anregt und einem so vieles lehrt. Ich werde wohl ihn wohl noch lange im Gedächtnis behalten und gerne weiterempfehlen. ⭐️5/5⭐️