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Veröffentlicht am 09.11.2024

Spannende Idee, tolles Buch - aber nicht Fitzeks bester Psychothriller

Das Kalendermädchen
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Olivia bangt um das Leben ihrer Adoptivtochter Alma. Um das Mädchen zu retten, muss sie sich auf eine unfassbare Reise in die Vergangenheit begeben und herausfinden, wer Almas leibliche Mutter ist. Dabei ...

Olivia bangt um das Leben ihrer Adoptivtochter Alma. Um das Mädchen zu retten, muss sie sich auf eine unfassbare Reise in die Vergangenheit begeben und herausfinden, wer Almas leibliche Mutter ist. Dabei stößt sie auf eine moderne urbane Legende, "das Kalendermädchen", und den wohl schrecklichsten lebendigen Adventskalender, den man sich vorstellen kann.

Sebastian Fitzeks neuer Psychothriller "Das Kalendermädchen" kommt mit einer zur Jahreszeit passenden, außergewöhnlichen Story daher, die schnell mein Interesse geweckt hat. Die geniale Sonderausstattung der ersten Auflage war das Sahnehäubchen, die Kaufentscheidung eine sehr leichte.

Die Geschichte spielt auf insgesamt drei Zeitebenen, was es nicht immer leicht macht, die Orientierung zu behalten. Ich gehe davon aus, dass genau das auch gewollt ist. Sprachlich bleibt sich Fitzek treu, der Psychothriller liest sich sehr flüssig und ansprechend.

Anders als sonst, habe ich gut die Hälfte des Buches benötigt, um für mich richtig in den Sog der Story zu finden. Charaktere, Namen und auch die Geschehnisse konnten mich nicht richtig packen. Besonders habe ich mit den umgedichteten weihnachtlichen Verszeilen zu kämpfen gehabt. Statt mir das Blut in den Adern gefrieren zu lassen, kam mir des Öfteren ein "Echt jetzt..?!" der enttäuschten Art in den Sinn.

Ab der Hälfte gewann die Handlung deutlich an Dynamik und erste Zusammenhänge begannen offenkundig zu werden. Ab diesem Moment konnte ich das Buch dann auch nicht mehr aus der Hand legen, weil es auf eine Art fesselnd war, die ich so bei Fitzek auch noch nicht kannte. Es ging dabei weniger um das Auflösen der (Hoch-)Spannung, sondern eher darum, herauszufinden, ob meine eigenen Mutmaßungen zu den persönlichen Verstrickungen der diversen Charaktere und ihren jeweiligen Rollen in diesem umfangreichen Konstrukt zutreffend waren oder sich überraschend doch etwas ganz Anderes ergab. - Und es gab eine angenehme Vielzahl von ungeahnten Zusammenhängen und nicht vermuteten Hintergründen.

Alles in allem daher ein gelungener weihnachtlicher Psychothriller, wenn auch für mich nicht so fesselnd und verstörend wie andere Bücher des Autors.

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Veröffentlicht am 06.09.2024

Überraschend starkes Ende nach zähem Einstieg in die Geschichte

The Reappearance of Rachel Price (deutsche Ausgabe)
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Wie würdest du reagieren, wenn deine totgeglaubte Mutter plötzlich, nach 16 Jahren Abwesenheit, unvermittelt vor dir steht, während du und deine Familie dabei seid, mit einem Filmteam eine Doku über ihr ...

Wie würdest du reagieren, wenn deine totgeglaubte Mutter plötzlich, nach 16 Jahren Abwesenheit, unvermittelt vor dir steht, während du und deine Familie dabei seid, mit einem Filmteam eine Doku über ihr Verschwinden zu drehen?

Klappentext und eine Leseprobe haben mein Interesse auf ein temporeiches, außergewöhnliches Buch mit grandiosem Page-Overlay in der ersten Ausgabe geweckt. Leider habe ich dann über 200 Seiten benötigt, bis die Story für mich endlich Fahrt aufnahm, erste spannende Handlungsstränge sich entwickelten, die Charaktere an Farbe gewannen und sich die immer gleichen Fragen und Inhalte nicht mehr ständig wiederholten. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits mehrfach überlegt, das Buch abzubrechen.

Hauptfigur Bel (Annabel) ist eine absolute Anti-Heldin, wirkt häufig unsympathisch, weist mit Blick auf ihre Mutter Rachel paranoide Züge auf und stiehlt, um "den Knoten in ihrem Bauch" zu besänftigen. Viele der Szenen, die im familiären Umfeld stattfinden, wirken überzogen und gekünstelt. Vielleicht sollte das als Stilmittel auf die Doku einzahlen, die über das komplette Buch hinweg gedreht wird, mich konnte es dahingehend nicht überzeugen. Zumal irgendwann klar wird: Jede einzelne Person in dieser Familie lügt und birgt ihr(e) Geheimnis(sse). Was spannend hätte sein können, hat mich in einer Vielzahl von Fällen schlicht genervt, weil Andeutung über Andeutung gemacht wurde und die Handlung einfach weiterging über etliche hundert Seiten.

Ab ca. Seite 200 begannen dann erste wirklich überraschende Entwicklungen und der Spannungsbogen baute sich nach einem zähen Einstieg merklich auf. Phasenweise ist es mir ab diesem Zeitpunkt wirklich schwer gefallen, das Buch noch aus der Hand zu legen - damit hatte ich nicht gerechnet! Das letzte Drittel des Buches birgt so viele Wendungen und unvorhersehbare Entwicklungen, dass ich am Ende froh war, es zu Ende gelesen zu haben. Auch weil Bel auf den letzten 150 Seiten eine echte Verwandlung macht, die eine Figur zur Folge hatte, mit der ich mich deutlich besser identifizieren konnte.

Komplett überzeugen konnte mich das Buch aufgrund des schwachen und langatmigen Einstiegs leider nicht, aber das starke und überraschende Ende hat viele der negativen Aspekte wettgemacht!

Der gewählte Sprachstil konnte mich nicht recht überzeugen, viel "Fuck" und Schnodderigkeit nehmen Raum ein und machen das Buch (vielleicht) eher tauglich für junge Erwachsene, womit die Zuordnung in die Young Adult-Kategorie ihre Berechtigung erfährt.

Wer Lust auf ein Leseexperiment hat, darf sich gerne trauen. Leider kann ich keine Vergleiche zu anderen Werken der Autorin ziehen, daher an dieser Stelle weder eine klare Empfehlung, noch eine klare Nicht-Empfehlung.

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Veröffentlicht am 18.06.2024

Ein schönes Bilderbuch für Kuschelabende

Bis zu den Sternen und wieder zurück ... - Liebeserklärung einer Drachenmama
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"Im Herzen bei euch war ich nicht mehr alleine" - wie fühlt es sich an, wenn Mama plötzlich ganz weit weg, ja, sogar ins Weltall geht? Wie geht sie damit um, wie bereitet sie sich vor? Vermisst sie ihre ...

"Im Herzen bei euch war ich nicht mehr alleine" - wie fühlt es sich an, wenn Mama plötzlich ganz weit weg, ja, sogar ins Weltall geht? Wie geht sie damit um, wie bereitet sie sich vor? Vermisst sie ihre drei Drachenkinder? Wie geht es den dreien im Angesicht des Abenteuers, das ihre Mutter bald ohne sie antreten wird?

Die Geschichte geht ans Herz, ist es doch eher die Ausnahme, dass die Mama ihre Kinder aus beruflichen Gründen für einige Zeit nicht umsorgen kann und die Familie sogar räumlich verlassen muss. Wie offen und positiv daraus eine mutmachende, bestärkende Geschichte werden kann, beweisen Anna Menon und Keri Vasek mit ihrer von Cornelia Boese ganz hervorragend übersetzten Geschichte. Abgerundet wird das Gesamtbild durch eine außergewöhnliche Bebilderung, die Andy Harkness aus abfotografierter Knetmasse erstellt hat.

Das Buch ist für Kinder ab 4 Jahren sehr gut verständlich, die Geschichte ansprechend. In so bewegten Zeiten sind gegenseitiger Halt und Liebe wichtig. Dabei ist die Liebe nicht weniger, wenn ein Elternteil für eine gewisse Zeit nicht auch körperlich bei der Familie sein kann.

Zum Abschluss mein einziger Kritikpunkt: Der Drachenpapa oder ein anderer Drache, welcher während der Abwesenheit der Drachenmutter die Kinder umsorgt, findet nur in der bildlichen Darstellung Platz, im Text kein Wort dazu. Das ist schade, denn für mich persönlich gehört zu einer starken Familie, dass die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt sind, dass die Mama auch beruflich mutig sein und ihre Träume verwirklichen kann, während Papa (oder Oma, Opa, eine andere Person) für die Kinder da ist, sie umsorgt, sich um sie kümmert.

Diese zweite Perspektive fehlt mir, denn ich bin sicher, ohne die Gewissheit, dass ihre Kinder während ihrer Abwesenheit in den besten Händen sind, wäre die Drachenmama niemals auf die Reise zu den Sternen gegangen.

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Veröffentlicht am 18.08.2024

"Marta schläft" - gute Idee, aber nur mäßig packende Umsetzung

Marta schläft
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Mit Nadja stimmt etwas nicht. Die mausgraue, verschlossene Frau trägt seit Kindheitstagen ein Geheimnis, das sie zum perfekten Sündenbock macht - oder etwa doch nicht?

"Marta schläft" war das vierte Buch, ...

Mit Nadja stimmt etwas nicht. Die mausgraue, verschlossene Frau trägt seit Kindheitstagen ein Geheimnis, das sie zum perfekten Sündenbock macht - oder etwa doch nicht?

"Marta schläft" war das vierte Buch, das ich von Romy Hausmann gelesen habe. Die Reise begann mit "Liebes Kind" - unangefochten ihr bislang bester Roman -, es folgte "True Crime", was ein gänzlich anderes Genre bedient als ihre bisherigen Romane, dann "Perfect Day" und nun eben "Marta schläft".

An und für sich ist die Story gut, in deren Verlauf der Leser / die Leserin Nadja Kulka durch ihr verstörendes Leben begleitet. Jedoch verwirren die diversen Charakter- und Zeitsprünge in meiner Wahrnehmung mehr als dass sie Spannung aufzubauen im Stande sind. Die eingeflochtenen Wendungen sind leider oftmals vorhersehbar oder so weit weg vom Möglichen oder gesunden Menschenverstand, dass es zu mehr als einem schnell ausgelesenen Buch leider nicht gereicht hat. Schade!

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Veröffentlicht am 05.08.2024

Langatmiges, wortgewaltiges Epos über die Macht der Sprache

Babel
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Robin gelangt unter mysteriösen Umständen aus seiner Heimat Kanton und den bescheidenen Verhältnissen, in welchen er dort aufgewachsen ist, in die besten Kreise des Vereinigten Königreiches. Sein neuer ...

Robin gelangt unter mysteriösen Umständen aus seiner Heimat Kanton und den bescheidenen Verhältnissen, in welchen er dort aufgewachsen ist, in die besten Kreise des Vereinigten Königreiches. Sein neuer Vormund, Richard Lovell, öffnet ihm Türen in Kreise, zu denen er mit seiner chinesischen Herkunft unter gewöhnlichen Umständen keinen Zugang gehabt hätte. Robins außergewöhnliches sprachliches Talent hebt ihn von der Masse ab - doch um welchen Preis stehen ihm nun das prestigeträchtige Institut für Übersetzung der Universität Oxford und die damit verbundenen Annehmlichkeiten offen?

Die Zusammenfassung und der Klappentext des Buches haben mich neugierig auf den Inhalt dieses über 700-Seiten-starken Epos gemacht: Eine Handlung im historischen Emipre um 1800, die Geschichte der Sprache, die Macht der Übersetzung, interessante Protagonisten aus verschiedensten Kulturkreisen und dazu noch jede Menge wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Themen der Zeit. Klingt anspruchsvoll und das ist es auch.

Meine Erwartungen an das Buch waren dahingehend falsch, dass es sich um ein klassisches Werk der Belletristik mit historischen Elementen handelt und der unterhaltende Faktor dominiert. De facto ist der Inhalt dieses Buches in weiten Teilen hoch anspruchsvoll, hoch politisch und hoch ethisch - kurzum, alles, aber gewiss keine leichte Lektüre oder angenehme Unterhaltung. Die Autorin geht sehr tief in philologische Details mehrerer Sprachen, darunter auch Chinesisch oder Sanskrit. Das Niveau der Ausführungen übersteigt für mein Empfinden regelmäßig die Grenzen dessen, was ich als "Unterhaltungsliteratur" beschreiben würde. Phasenweise fühlte es sich an, als hätte ich ein Semantik-Seminar belegt und arbeite mich durch eine Arbeitsunterlage.

Die Handlung hätte sich auch kürzer gut darstellen lassen, dann allerdings mit weniger detaillierten und ggfs. weniger wissenschaflich anmutenden Ausführungen. Die behandelten Themen und Schwerpunkte haben mich häufig getriggert, was dem Buch eine zusätzliche Schwere gab und in Ergänzung zu den trockenen wissenschaftlichen oder wissenschaftlich anmutenden Passagen nur eingeschränkte Lesefreude hervorrufen konnte.

Für mich wohl im Kern nicht das Buch, das ich erwartet hatte. Für alle, die gerne so tief in eine bestimmte Materie abtauchen und sich kritisch mit hoch anspruchsvollen und kontroversen Themen beschäftigen, sicher dennoch eine interessante Wahl!



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