An sich gut, aber vollkommen überladen
Nachtfahrt"Nachtfahrt" von Annika Strauss fällt nicht nur durch sein wunderschönes Cover auf, sondern konnte mich auch von der Kurzbeschreibung her voll und ganz ansprechen, sodass ich dem Thriller nur allzu gerne ...
"Nachtfahrt" von Annika Strauss fällt nicht nur durch sein wunderschönes Cover auf, sondern konnte mich auch von der Kurzbeschreibung her voll und ganz ansprechen, sodass ich dem Thriller nur allzu gerne eine Chance gegeben habe. Meine Erwartungen waren sehr hoch, was wohl ein Fehler war, denn letztendlich fand ich den Thriller zwar ganz in Ordnung, aber das erhoffte Highlight blieb aus.
Annika Strauss hat hier zwar eine insgesamt gute Geschichte geschaffen, die sich spannend und flüssig liest, allerdings gab es bereits auf den ersten vierzig Seiten so viele Hinweise von der Autorin, dass man direkt wusste, wer sich hinter den Taten im Buch versteckt. Ob dies bewusst oder unbewusst war, sei mal dahingestellt, aber somit war für mich teilweise die Spannung direkt raus.
Dennoch hat "Nachtfahrt" eine gewisse Faszination auf mich, die ich nichtmal wirklich begründen kann, denn an den Charakteren, die zum Großteil unsympathisch und ohne Tiefe sind, kann es nicht gelegen haben. Besonders mit Katharina, aus deren Sicht die Geschichte die meiste Zeit über erzählt wird, wurde ich nicht warm. Sie wirkt auf mich aalglatt und teilweise auch kalt, was nicht gerade dazu geführt hat, dass ich mit ihr mitfiebern konnte. Das Buch wird allerdings auch aus anderen Perspektiven erzählt, die dagegen schon spannender sind, allerdings findet man auch hier keine besonders sympathischen Figuren vor, was jedoch in diesem Fall vollkommen in Ordnung ist.
"Nachtfahrt" ist insgesamt schnell erzählt: Katharina lebt in der Großstadt weit weg von ihrer Kleinstadt entfernt und möchte nur ungern in die Stadt zurück, nachdem sie in der Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen machen musste. Nachdem jedoch ihr Vater plötzlich verstorben ist, muss sie zurück in die Heimat und dort nicht nur die Fahrschule ihres Vaters übernommen, sondern sich vor allem auch um ihre 13-jährige Nichte Ronja kümmern, deren Eltern ebenfalls verstorben sind und diese zuletzt bei ihrem Großvater gelebt hat. Katharina ist vollkommen überfordert und muss sich dabei nicht nur mit ihrer neuen Situation anfreunden, sondern vor allem auch tief in die Vergangenheit eintauchen als klar wird, dass der Tod ihres Vaters kein Unfall war und es so einige Familiengeheimnisse gibt, die dringend aufgedeckt werden müssen, um nicht noch das eigene Leben zu gefährden.
Die Geschichte besitzt grundsätzlich einen roten Faden und vieles, was passiert, ist zum Teil auch unvorhersehbar, dennoch hat die Geschichte für mich im Laufe der Zeit an Spannung verloren, da mir alles zu konstruiert ist und ich mich immer wieder dabei ertappt habe, wie ich nur noch sarkastisch "Ach, was für ein Zufall" gedacht habe. Ein paar weniger Zufälle hätten der Geschichte durchaus gut getan, doch hier wollte man immer wieder einen draufsetzen, was zwar gut funktionieren kann, für mich aber zu überladen wirkte.
Dennoch ist "Nachtfahrt" insgesamt ein ganz netter Thriller für zwischendurch, der durchaus spannend ist, wenn man sich trotz der genannten Schwächen drauf einlassen kann.