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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2024

Die Suche nach Grace

In den Farben des Dunkels
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Obwohl das Buch im Mittelteil seine Längen hat und durch seine Tragik nicht leicht verdaulich ist, hat es mich gepackt. Es ist eines dieser Bücher, bei denen man sich bereits morgens auf das abendliche ...

Obwohl das Buch im Mittelteil seine Längen hat und durch seine Tragik nicht leicht verdaulich ist, hat es mich gepackt. Es ist eines dieser Bücher, bei denen man sich bereits morgens auf das abendliche Lesen freut.

Die Charaktere sind das absolute das Herzstück des Romans. Sie sind so vielschichtig erschaffen, als würden sie direkt aus dem echten Leben kommen. Abwechselnd begleiten wir Patch und Saint über viele Jahre ihres Lebens, leben und leiden mit ihnen. Patch ist getrieben von der verzweifelten Suche nach Grace. Wenn von einem vermissten Mädchen berichtet wird, sucht er die Eltern auf, in der Hoffnung, endlich Grace zu finden. Saint hingegen versucht Patch wieder in das normale Leben und die Gegenwart zurückzuholen, sie möchte ihren Freund zurückgewinnen, den sie an ein Mädchen verloren hat, dessen Gesicht er in der vollkommenen Dunkelheit seines Gefängnisses nie gesehen hat und an dessen Existenz jeder zweifelt.

Verlust und Hoffnung sind tragende Elemente der Geschichte. Und auch wenn die Geschichte auf einem Verbrechen fußt, ist es kein Krimi, der Fokus liegt stärker auf dem Emotionalen als auf den Ermittlungen. Es geht darum, was es mit einem Menschen macht, der Furchtbares erlebt hat, wie es ihn, seine Familie und Freunde aus dem Leben herausreist und wie schwer der Weg zurück in die Normalität ist.

Die blumige, manchmal fast ins kitschige abrutschende Sprache von Chris Whitaker muss man mögen. Ich fand bereits seine anderen beiden Bücher toll und auch dieses ist für mich wieder ein Highlight!

Veröffentlicht am 30.10.2024

Macht Spaß

Ottolenghi Comfort
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Ich hatte bereits viel Spaß beim Ausprobieren der Rezepte und habe mich an mehreren Rezepten versucht. Bisher haben alle davon super einfach geklappt und wahnsinnig gut geschmeckt!

Zu jedem Rezept gibt ...

Ich hatte bereits viel Spaß beim Ausprobieren der Rezepte und habe mich an mehreren Rezepten versucht. Bisher haben alle davon super einfach geklappt und wahnsinnig gut geschmeckt!

Zu jedem Rezept gibt es ein paar Sätze zur Entstehung, warum es für den Autor zum Comfort Food zählt und wo es Abwandlungen zum „Original“ gibt. Super fand ich, dass oft auch angegeben ist, was sich ggf. einen Tag vorher vorbereiten lässt und wie lange sich das fertige Gericht im Kühlschrank hält.

Die Zubereitung macht viel Spaß, benötigt oft aber auch einiges an Zeit, nur ein Teil der Rezepte wäre für mich entspannt nach der Arbeit machbar. Hilfreich wäre es daher, wenn gleich zu Beginn des Rezeptes die Zubereitungs- und Kochzeit angegeben wäre, so könnte man schnell sehen was man lieber in Ruhe am Wochenende kocht. Die meisten Rezepte lassen sich ohne umständliche Suche nach den Zutaten nachkochen und für spezielle Zutaten werden oft Alternativen angeboten.

Veröffentlicht am 11.10.2024

Großartig!

Trophäe
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Bei Hunter White ist der Name Programm: weiß, reich, Großwildjäger. Am liebsten jagt er in Afrika, wo er nun mit dem Abschuss eines Nashorns die „Big Five“ abhaken will. Doch Wilderer kommen ihm zuvor ...

Bei Hunter White ist der Name Programm: weiß, reich, Großwildjäger. Am liebsten jagt er in Afrika, wo er nun mit dem Abschuss eines Nashorns die „Big Five“ abhaken will. Doch Wilderer kommen ihm zuvor und bringen ihn um die Trophäe. Hunter ist wütend und enttäuscht – wie können sie es nur wagen sein Nashorn zu töten, wo doch ER das Recht auf dessen Tod gekauft hat. Da macht ihm sein Jagdleiter ein unerwartetes Angebot: die Trophäenjagd auf einen Menschen. Denn der Mensch ist doch auch ein sehr schwer zu jagendes Tier, noch dazu ein gefährliches Raubtier – warum diesen also nicht auch einmal jagen? Das macht aus den Big Five die Big Six.

Das moralische Gedankenspiel der Autorin funktioniert so gut, weil Hunter kein blutdurstiger, geisteskranker Jäger ist. Er hat ein konkretes Bild wie eine „faire“ Jagd zu erfolgen hat, schießt zum Erhalt der Populationen nur ausgewählte Tiere und möchte zwar töten aber auf keinen Fall das Tier dabei leiden lassen. Die Vorstellung einen Menschen zu jagen stößt ihn zuerst ab, langsam lotet er dann die moralischen Grenzen aus, findet Vergleiche, Begründungen und Rechtfertigungen. Diese psychologische Anteile der Geschichte sind großartig gelungen und faszinierend zu lesen.

Auch die Szenen in der afrikanischen Wildnis sind wahnsinnig lebendig beschrieben, man fühlt die drückende Hitze und sieht die Landschaft vor sich, während man mit Hunter und seinen Fährtenlesern durch die hohen Gräser streift.

Ein großer Buchtipp für alle die gerne herausfordernde, unbequeme Geschichten lesen.

Veröffentlicht am 07.09.2024

In Vietnam gibt es keine Frauen, Schätzchen

Die Frauen jenseits des Flusses
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Am fiktiven Beispiel von Frances „Frankie“ McGrath erzählt Kristin Hannah von den Grauen des Vietnam-Krieges und der Hilflosigkeit nach der Rückkehr in die Heimat

Frankie ist zwar ausgebildete Krankenschwester, ...

Am fiktiven Beispiel von Frances „Frankie“ McGrath erzählt Kristin Hannah von den Grauen des Vietnam-Krieges und der Hilflosigkeit nach der Rückkehr in die Heimat

Frankie ist zwar ausgebildete Krankenschwester, aber nichts hätte sie darauf vorbereiten können, was sie im Vietnamesischen Dschungel erwartet. Es ist heiß und feucht, es stinkt, in ihren einfachen Unterkünften sind Ratten und Insekten. Die verletzten Soldaten werden massenweise eingeliefert, mit Wunden die Frankie sich nicht mal vorstellen konnte. Doch einen Weg zurück gibt es nicht und so stürzt sie sich in das Chaos des Feldkrankenhauses. Sie erlebt Bombardierungen, steht unzähligen sterbenden Menschen bei, verzweifelt an Napalm-Verbrennungen und führt kleine Eingriffe durch, wenn mal wieder die Ärzte fehlen. Die Arbeit bringt sie an ihre körperlichen und psychischen Grenzen, doch zwischen all dem Schmerz, Tod und der Zerstörung, findet Frankie auch Freundschaft und bedingungslosen Zusammenhalt.

Als sie nach zwei Jahren in die Heimat zurückkommt, erwarten sie ganz andere Herausforderungen. Bei ihrer Ankunft wird sie als Babymörderin beschimpft und bespuckt. Im örtlichen Krankenhaus darf sie nur Bettpfannen leeren, weil ihr reguläre Fortbildungen fehlen und man die Erfahrungen aus dem Feldlazarett nicht anerkennen will. Wenn sie von ihren traumatischen Kriegserlebnissen erzählen will, wird sie mit „Im Vietnam gibt es keine Frauen“ abgewehrt.

Obwohl einige Abschnitte und grausige Details nur schwer zu ertragen sind, kann man das Buch kaum aus der Hand legen. Auch wie man mit den Veteranen und Veteraninnen umging macht wütend. Ihre traumatischen Erfahrungen wurden kaum anerkannt, sie wurden allein gelassen, viele wurden drogenabhängig. Als Folge des Einsatzes von Agent Orange erkrankten hunderttausende an Krebs, Frauen erlitten Fehlgeburten. Durch Frankie sind die Erlebnisse während und nach dem Krieg eindrücklich beschrieben, man kann ihre Wut, Trauer und oft auch Ratlosigkeit gut nachvollziehen.

Meine Erwartungen an das Buch waren hoch und wurden übertroffen. Ein packender, bewegender und aufwühlender Roman der noch lange Nachhallt.

Veröffentlicht am 23.08.2024

Das Sterben einer Stadt

Winterwölfe
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Die Essex Dogs sind zurück! Mit Band 2 seiner historischen Trilogie knüpft Dan Jones direkt an das Ende des ersten Bandes an. Die Schlacht von Crécy, in der tausende den Tod fanden, ist beendet. Nach ihrem ...

Die Essex Dogs sind zurück! Mit Band 2 seiner historischen Trilogie knüpft Dan Jones direkt an das Ende des ersten Bandes an. Die Schlacht von Crécy, in der tausende den Tod fanden, ist beendet. Nach ihrem triumphalen Sieg ziehen die Engländer nun nach Norden, um die Hafenstadt Calais einzunehmen, ein waghalsiges Unternehmen. Die Stadt ist durch ihre Lage am Meer und starke Verteidigungsanlagen gut geschützt, so wird aus der geplanten Eroberung eine monatelange Belagerung. Die Menschen in Calais hungern, unter Edwards Soldaten grassieren Seuchen und Krankheiten. Dan Jones zeigt wieder eindrucksvoll, dass es im Krieg auf beiden Seiten keine Sieger geben kann.

Es gibt zwar weniger Schlachten, geht aber weiterhin brutal und rau zu, wobei vieles nicht mal der Fantasie des Autors entspringt, sondern in Chroniken beschrieben ist, also tatsächlich so ähnlich stattgefunden hat. Noch mehr als im ersten Band stehen die einfachen Soldaten im Fokus, Ritter in glänzenden Rüstungen sucht man hier vergebens. Stattdessen beschreibt Jones die Gräuel des Krieges mit Staub, Schlamm, Blut und irgendwie auch der Sinnlosigkeit des ganzen Sterbens. Kein Wunder, dass sich die Essex Dogs irgendwann fragen wofür sie hier eigentlich kämpfen. Für Geld? Ursprünglich ja, aber davon haben sie noch nicht viel gesehen. Für Ruhm? Für den König? Am Ende steht dort nur Ernüchterung.

Fazit
Eine sehr gelungene Fortsetzung der Essex Dogs-Trilogie. Dan Jones bringt sein umfangreiches Geschichtswissen gekonnt ein, ohne den Leser zu überwältigen und liefert einen ganz anderen Fokus auf geschichtliche Ereignisse. Für mich eine perfekte Mischung aus packender Erzählweise und der Verknüpfung von historischen und fiktiven Ereignissen.