Profilbild von satzliebe

satzliebe

Lesejury Profi
offline

satzliebe ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit satzliebe über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2023

Blankenese - Eine bewegende Familiengeschichte

Blankenese - Zwei Familien
0

Michaela Grünig nimmt uns mit nach Blankenese und lässt uns teilhaben am Leben und Leiden der Familien Casparius und Hansen in den Jahren 1919 bis 1939. Ihr Schreibstil ist flüssig und es ist mir schwergefallen, ...

Michaela Grünig nimmt uns mit nach Blankenese und lässt uns teilhaben am Leben und Leiden der Familien Casparius und Hansen in den Jahren 1919 bis 1939. Ihr Schreibstil ist flüssig und es ist mir schwergefallen, dieses Buch aus der Hand zu legen.
Das Cover ist sehr schön und soll wohl die Villa der Familie Casparius und die Hauptprotagonisten John und Leni zeigen.
So verschieden wie die beiden Protagonisten ist auch ihr Leben. John, der vom Krieg gezeichnete und mit seiner Zukunft hardernde Reederssohn und Leni, die vor Lebensfreude sprudelnde Tochter einer Kapitänswitwe mit Schankwirtschaft. Als sie sich verlieben und gegen den Widerstand der Familien heiraten treffen Welten aufeinander. Was beide nicht wissen, ihre Familien sind durch ein Geheimnis verbunden, das sich erst nach und nach lüftet.
Bewegend wird geschildert, wie sich die Familien durch die Nachkriegszeit und die Inflation kämpfen und welche politischen Entscheidungen dazu führen, sich den Nationalsozialisten anzuschließen und dabei die jüdischen Teile der Familie ausser Acht zu lassen. Dabei gibt es natürlich nicht nur "die Guten" und "die Bösen " und es bleibt abzuwarten , wer sein Gewissen entdeckt.
Die Charaktere sind gut getroffen, so dass die beschriebenen Handlungen gut nachvollziehbar sind.
Es handelt sich um einen gut recherchierten Roman, der den Zeitgeist, die Moral und die Befindlichkeiten gut wiedergibt.
Ich freue mich schon auf das Erscheinen der Fortsetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.09.2024

Eine jüdische Familie auf der Flucht vor den Nazis

Die Glücksfrauen - Die Kraft der Bücher
0

Im zweiten Teil der Glücksfrauen-Trilogie – Die Kraft der Bücher - von Anna Claire geht es um Luises Freundin Maria und ihre Flucht aus Deutschland.

Nachdem es June gelungen ist, Marias Enkelin Sandra ...

Im zweiten Teil der Glücksfrauen-Trilogie – Die Kraft der Bücher - von Anna Claire geht es um Luises Freundin Maria und ihre Flucht aus Deutschland.

Nachdem es June gelungen ist, Marias Enkelin Sandra in Rio de Janeiro ausfindig zu machen, begeben sich die beiden Frauen mit dem Fluchttagebuch von Maria auf eine abenteuerliche Reise durch Europa, immer in der Hoffnung, eine Spur der dritten Freundin, Anni, zu finden.

Durch das zögerliche Verhalten von Jakob, Marias Ehemann, ist eine normale Ausreise 1939 für die jüdische Buchhändlerfamilie nicht mehr möglich. Ihnen bleibt nur die Flucht über Frankreich, Spanien nach Lissabon in Portugal, immer im Gepäck die drei Lieblingsbücher, die ihr Kraft und Halt geben. Eine gefährliche Fluchtroute, die immer wieder unterbrochen werden muss, da das Geld auszugehen droht, Jakob in Frankreich inhaftiert wird und der Weg über die Pyrenäen nur mit Hilfe des Widerstandkämpfers Samuel gelingt. Mit Samuels Hilfe erhalten sie Visa für Brasilien, doch wieder ist Jakob zögerlich und möchte in Portugal bleiben, hat er doch gemerkt, dass sich etwas zwischen Samuel und Maria entwickelt, so dass dieser alleine nach Brasilien aufbricht. Als sich die Situation in Europa zuspitzt, setzt Maria alle Hebel in Bewegung und bekommt gefälschte Visa für die Eineise nach Brasilien. Zusammen mit ihrem Ehemann und den beiden Kindern, beginnt sie dort einen Neuanfang und eröffnet Jahre später eine kleine Buchhandlung.

June findet Sandras in dieser Buchhandlung, die kurz vor der Schließung steht. Obwohl beide Frauen so unterschiedlich sind, entwickelt sich während der Reise eine tiefe Freundschaft. Durch das Fluchttagebuch finden sie heraus, dass es Maria gelungen ist, Kontakt zu Anni aufzunehmen, so dass sie sich entschließen, ihrer Spur zu folgen.

Die Autorin hat mich vom ersten Augenblick mitgenommen. Sie schildert die Verhältnisse in Nazi-Deutschland authentisch. Die Charaktere sind gut herausgearbeitet und ihre Handlungen nachvollziehbar, so dass verständlich ist, dass Jakob seine Buchhandlung nicht einfach aufgeben möchte. Erst als es. für eine normale Emigration zu spät ist, entschließt er sich für die Flucht. Da sind Juden aber in ganz Europa schon nicht mehr gerne gesehen. Er entwickelt einen Minderwertigkeitskomplex, der sich noch verstärkt, als er merkt, dass sich seine Frau zu Samuel hingezogen fühlt, dem Macher, der alles kann und dem alles gelingt. Maria gibt ihrem Mann die Schuld für die prekäre Situation, hat sein Verhalten doch dazu geführt, dass sie ihren Kindern nicht einmal eine ordentliche Bildung, genügend zu essen und ein anständiges Dach über dem Kopf bieten kann.

Sehr eindringlich beschreibt die Autorin die Flucht, das Ausgeliefertsein, die Angst, den Falschen das Vertrauen zu schenken und auf das Entgegenkommen Fremder angewiesen zu sein.

Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Die Geschichte von Maria und ihrer Familie hat mich sehr bewegt, so dass es mir schwergefallen ist, das Buch aus der Hand zu legen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.09.2024

Emigration ist nichts für Feiglinge

Die Glücksfrauen - Der Geschmack von Freiheit
0

Die Glücksfrauen - Der Geschmack der Freiheit – ist der erste Teil einer Trilogie der Autorin Anna Claire.

Nach dem Tod ihrer Großmutter Luise erfährt June, dass diese ein Restaurant in New York besitzt ...

Die Glücksfrauen - Der Geschmack der Freiheit – ist der erste Teil einer Trilogie der Autorin Anna Claire.

Nach dem Tod ihrer Großmutter Luise erfährt June, dass diese ein Restaurant in New York besitzt und im Jahre 1936 aus Berlin emigriert ist, nachdem sie mit ihrem Verlobten Richard im Widerstand gegen das NS-Regime tätig war und aufgeflogen ist. Ihr hilfreich zur Seite gestanden haben ihr ihre Freundinnen Maria, eine Jüdin, und Anni, die mit einem Nazi befreundet war. Ihr Traum war es, zusammen in New York ein Restaurant zu eröffnen. Zu diesem Zweck haben sie Luise Geld gegeben.

Zunächst gelingt es Luise zu beiden Frauen Kontakt zu halten. Doch nach 1939 reißt dieser ab. Auch nach dem Ende des zweiten Weltkrieges gelingt es Luise nicht, ihre Freundinnen ausfindig zu machen.

Diese Aufgabe übernimmt June, da sie nur dann an ihr Erbe kommt.

Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Die Charaktere sind glaubhaft dargestellt und ihre Handlungen nachvollziehbar. Vom ersten Moment habe ich mit Luise gefiebert, gebangt und gehofft.

Sehr eindrücklich beschreibt die Autorin das Leben in der Fremde, das Gefühl der Verlorenheit, das Heimweh und die vorhandene Sprachbarriere. Luise gelingt es Fuß zu fassen, ganz anders als ihrem Verlobten, der an Depression erkrankt und für sie nur noch eine Belastung ist. In New York findet sie Anschluss, lernt andere Emigrantinnen kennen und baut sich ein neues Leben auf. Ihr zur Seite steht George, der Freund ihres Verlobten, der bald mehr für sie ist als nur ein Freund. Darf sie sich zu ihm bekennen oder muss sie bei Richard bleiben?

June lernt im Laufe ihrer Recherche viel über sich und landet in der einen oder anderen Sackgasse. Aber auch sie hat Hilfe. Walter, der Anwalt ihrer Großmutter, und Hendrik, Chefkoch in ihrem Restaurant, bemühen sich nach Kräften darum, sie zu unterstützen. Wird es ihnen gemeinsam gelingen, das Rätsel um Maria und Anni zu lösen und wem schenkt sie ihr Herz?

Luise entwickelt sich im Laufe der Geschichte zu einer starken Frau, der es mit Hilfe anderer starken Frauen gelingt, ihren Traum zu verwirklichen. Die Frage bleibt: Was ist aus den Freundinnen Maria und Anni geworden und warum ist der Kontakt abgerissen?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.05.2024

Berlin 1929

Fräulein Gold: Die Lichter der Stadt
0

Fräulein Gold: Die Lichter der Stadt ist der sechste Teil der Hebammenreihe von Anne Stern und spielt im Jahr 1929 in Berlin. Dieser Roman kann auch gelesen werden, wenn man die anderen Bücher nicht kennt, ...

Fräulein Gold: Die Lichter der Stadt ist der sechste Teil der Hebammenreihe von Anne Stern und spielt im Jahr 1929 in Berlin. Dieser Roman kann auch gelesen werden, wenn man die anderen Bücher nicht kennt, da die Autorin immer wieder Begebenheiten der Vergangenheit einstreut und so Brücken baut.
Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen; er ist unaufgeregt aber nicht langweilig.
Hulda wird wieder einmal unfreiwillig in einen Kriminalfall hineingezogen, als sie bei ihrer Tätigkeit in einer Mütterberatungsstelle die Schauspielerin Milli kennenlernt. Bald wird klar, dass Milli auch noch einem Nebenjob nachgeht. Handelt es sich wirklich nur um Prostitution oder steckt mehr dahinter? Wird es Hulda gelingen, Milli zu helfen, ohne sich und ihre Tochter Meta in Gefahr zu bringen. Mit Max taucht ein Mann auf, der in Huldas Privatleben eine Rolle spielen könnte. Leider ist er verheiratet. Hat die Liebe eine Chance?
Anne Stern schildert facettenreich das Leben in Berlin am Ende der 20iger Jahre des letzten Jahrhunderts. Die Hinterhöfe, die keine Perspektive versprechen, aber auch die glamouröse Partyszene, die sich nach dem Ende des ersten Weltkrieges etabliert hat. Auch das Erstarken des Nationalsozialismus wird beleuchtet.
Sehr eindringlich setzt sie sich mit der Tatsache auseinander, wie schwierig es ist als alleinerziehende ledige Mutter berufstätig zu sein und sowohl Kind und Beruf gerecht zu werden. Die innere Zerrissenheit wird sehr glaubhaft geschildert. Die Handlungen der Protagonisten sind authentisch wiedergegeben.
Wem die anderen Bücher gefallen haben, macht mit diesem Roman nichts falsch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.04.2024

Eine durchaus gelungene Fortsetzung

Blankenese - Zwei Familien
4

Im zweiten Teil der Blankenese-Saga von Michaela Grünig begleiten wir die Familien Casparius, Hansen und Jacobson durch den zweiten Weltkrieg und die Anfänge der Nachkriegszeit (1939-1949). Dieser lässt ...

Im zweiten Teil der Blankenese-Saga von Michaela Grünig begleiten wir die Familien Casparius, Hansen und Jacobson durch den zweiten Weltkrieg und die Anfänge der Nachkriegszeit (1939-1949). Dieser lässt sich auch lesen, wenn man den ersten Band (Blankenese – Zwei Familien – Licht und Schatten) nicht kennt. Zum besseren Verständnis würde ich aber mit Band 1 beginnen. Hilfreich ist auch das Personenverzeichnis, das sich in beiden Bänden befindet.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen.
In diesem zweiten Teil rückt die nachfolgende Generation in den Fokus und nimmt das Ruder in die Hand.
Der Kriegsausbruch führt dazu, dass sich Teile der Familie aus den Augen verlieren, da die Verbindung nach Großbritannien abreist. Auch für die in Deutschland verbliebenen Familienmitglieder bricht eine schwere Zeit an. Der Reederei droht die Enteignung und einigen Familienangehörigen das KZ wegen ihrer jüdischen Abstammung. So sind schwere Entscheidungen zu treffen.
Soll Sonja ihrem Herzen oder ihrem Pflichtgefühl folgen? Bringt Kurt seine Aufnahme in die Royal Air Force in Gewissenskonflikte oder rechtfertigt der Kampf gegen Nazi-Deutschland jedes Mittel? Hier zeigt sich, dass es eben nicht nur Gut und Böse gibt, sondern dass es auf die jeweilige Perspektive ankommt.
Die Nachkriegszeit zeigt, dass der Feind von gestern, der Freund von heute ist, wenn es darum geht, Profit zu machen, auch wenn man damit Teile der Familie vor den Kopf stößt.
Michaela Grünig schildert die Luftangriffe auf Hamburg authentisch und man hat beim Lesen das Gefühl, dabei zu sein, wenn die Bomben fallen und alles in Schutt und Asche legen .Auch die Sorgen und Nöte der Bevölkerung sind realistische wiedergegeben.
Zum Ende des Buches gibt es die eine und andere Wendung, die für mich etwas zu konstruiert ist, damit für möglichst viele Protagonisten ein Happy End gelingt, was nicht immer glaubwürdig ist. Das führt für mich auch dazu, dass ich nicht alle Handlungen nachvollziehen kann, insbesondere nicht Ottos Sympathien für den Kommunismus und die sich daraus ergebenden Entscheidungen.
Es handelt sich um einen sehr gut recherchierten Roman, der auch Potential für eine Fortsetzung hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre