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Veröffentlicht am 14.09.2024

Bewegendes Buch

Und später für immer
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„...Das Buch ist nicht mehr da. Er hatte überall gesucht, doch das Tagebuch ist weg, er muss es verloren haben….“

Er kann nur hoffen, dass es niemand findet, denn sein Leben könnte davon abhängen.
Der ...

„...Das Buch ist nicht mehr da. Er hatte überall gesucht, doch das Tagebuch ist weg, er muss es verloren haben….“

Er kann nur hoffen, dass es niemand findet, denn sein Leben könnte davon abhängen.
Der Autor hat einen bewegenden Roman geschrieben. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet und bringt die Problematik gekonnt zum Tragen.
Im Mittelpunkt steht der Feldwebel Johann Meinert. Seine Fliegerstaffel wurde nach Stade abgeordnet. Es waren Worte seines Vorgesetzten, die ihn zur Flucht animierten.

„...In den dröhnenden Himmel hinauf wollte er nicht mehr, kein Ziel mehr für den Hauptmann anpeilen, will keine Bomben gegen Abwehrfeuer tauschen, um ein für alle Mal rauszufinden, wer der Stärkere ist...“

Johann hat sich im Frühjahr 1945 bei Verwandten in einer Scheune versteckt. Die Tante versorgt ihn mit Nahrungsmittel. Immer wieder gibt es Rückblenden. Die sind von zweierlei Art. Einmal sind es die letzten Stunden bei der Armee, zum anderen sind es Erinnerungen an seine Frau Emmy, ihre Kriegshochzeit, ihr letztes Beisammensein. Mittlerweile dürfte sein Kind schon geboren sein. Wie gern würde er Emmy eine Nachricht zukommen lassen, um ihr die Ungewissheit und die Sorge zu nehmen. Aber das wäre zu gefährlich.

„...Ob Emmy immer noch steif und fest dran glaubt, dass keine Neuigkeiten gute Neuigkeiten sind?...“

Dann aber ändert sich die Situation. Die 16jährige Nachbarstochter Frieda entdeckt Johann in der Scheune. Wird sie schweigen? Jetzt ist die Angst mit Händen greifbar.
In Johanns Gedanken wird deutlich, dass selbst sein Hauptmann nicht mehr an den Sieg geglaubt hat. Minderwertes Material war nur eine Seite der Medaille. Der folgende Spruch passt perfekt:

„...Wenn Mutti mit dir schimpft, weil dein Schuh nicht anständig zugebunden ist, dann beklag dich über die Schnürsenkel...“

Richard wird noch deutlicher in seinem bitterbösen Sarkasmus:

„...Der Krieg ist eine Knochenmühle, und da bist du mal besser der Müller und nicht das Mehl, mein Freund!...“

Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit. Sie macht deutlich, wie schwierig manche Entscheidungen waren.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Übrigens, es war Frieda, die auf dem Hof das Tagebuch gefunden hat.

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Veröffentlicht am 11.09.2024

Marias schwierige Entscheidung

Die Berghebamme – Hoffnung der Frauen
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„...Maria verließ als Letzte den Hörsaal. Sie blieb auf den Flur am Fenster stehen und blickte auf die Sonnenstraße hinaus, auf der an diesem trüben und kalten Nachmittag nur wenig Betrieb herrschte...“

Mit ...

„...Maria verließ als Letzte den Hörsaal. Sie blieb auf den Flur am Fenster stehen und blickte auf die Sonnenstraße hinaus, auf der an diesem trüben und kalten Nachmittag nur wenig Betrieb herrschte...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein spannender historischer Roman. Wir schreiben das Jahr 1893, als Maria an der Münchner Gebäranstalt ihre Ausbildung zur Hebamme macht.
Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Er bringt die Gefühle der Protagonisten auf den Punkt und lässt mich die Zeitverhältnisse hautnah erleben.
Nach Abschluss ihre Ausbildung arbeitet Maria für kurze Zeit bei einer Münchner Hebamme. Doch sie muss sich entscheiden, ob sie in ihr Heimatdorf zurückkehren will. Max, ihr Jugendfreund und Sohn des Bürgermeisters, hat sich dafür eingesetzt, dass sie dort eine Stelle erhalten könnte. Die gegenwärtige Hebamme Alma ist nicht mehr die Jüngste. Maria ist ein Findelkind. Das hat ma nsie im Dorf immer wieder spüren lassen. Wird man sie nun als Hebamme akzeptieren?
Maria entscheidet sich, es im Dorf zu versuchen.

„...Maria hatte das Zuhäusl vom ersten Moment an ins Herz geschlossen, so viel Platz hatte sie niemals zuvor in ihrem Leben gehabt, Das Erdgeschoss war in die Wohnstube, eine kleine Speisekammer, und ein weiteres Zimmer, das Maria als Behandlungszimmer nutzen wollte, aufgeteilt...“

Der Anfang ist schwierig. Als sie zu ihrer ersten Patientin gerufen wird, sind sie und das Kind schon tot. Das sorgt für Getratsche im Dorf. Dann aber entbindet ie die Herrin vom Schloss von Zwillinge.
Im Dorf scheiden sich die Geister. Vor allem junge Frauen rufen Maria, während viele Ältere weiter an Alma festhalten. Die sieht auch nicht ein, dass sie sich zur Ruhe begeben soll.
Außerdem legt sich Maria mit dem Pfarrer an. Dessen Forderungen sind mit Hygiene am Geburtslager nicht in Einklang zu bringen. Deutlich wird, wie schwer es ist, alte Zöpfe abzuschneiden. Glücklicherweise steht der junge Arzt ihr zur Seite.
Wenig hilfreich ist auch, dass Maria beim Anblick von Max plötzlich tiefe Gefühle in sich spürt. Sie sind wie Bruder und Schwester aufgewachsen und Max hat Annemarie geheiratet, die Frau, die sein Vater für ihn ausgesucht hat. Annemarie ist schwanger. Maria warnt sie vor Alkohol. In Bayern sah man das schon damals gelassen.

„...Bier wird hier bei uns doch dauernd getrunken, so mancher Säugling kriegt schon den Schaum ins Mündchen geschoben. Bayrische Kinder sind da abgehärtet...“

Die Autorin versteht es, die Lebensweise auf den Dorf mit all ihren Regeln lebendig zu beschreiben. Das Dorfgetratsche ist manchmal ganz schön heftig und nimmt selten Rücksicht auf die Wahrheit.
Immer wieder zweifelt Maria an ihrer Entscheidung. Für viele ist und bleibt sie der Bankert. Sie fragt sich, ob ihre Mutter sie nicht wollte. In der Münchner Gebäranstalt hatte sie nur mit ledigen Müttern zu tun. Dort hat sie unterschiedlichste Reaktionen erlebt.
Ab und an Blitzt Marias trockener Humor auf.

„...Also nach meinen Erfahrungen sind Kindern, die auf die Welt kommen möchten, Almabtriebe und Tanzabende völlig egal...“

Die Freude über jede gelungen Geburt wird spürbar vermittelt. Doch es gibt auch die schweren Stunden in diesem Beruf.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 10.09.2024

Leseempfehlung für Kinder

Leselöwen 2. Klasse - Geschichten vom Schulausflug
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„...Tom holte ein Bonbon au der Hosentasche. Er wickelte es aus und steckte es in den Mund. Die Folie ließ er aber auf den Waldboden fallen...“

Der Text stammt aus der ersten Geschichte. Die 2. Klasse ...

„...Tom holte ein Bonbon au der Hosentasche. Er wickelte es aus und steckte es in den Mund. Die Folie ließ er aber auf den Waldboden fallen...“

Der Text stammt aus der ersten Geschichte. Die 2. Klasse ist auf einen Schulausflug in den Wald. Julie fordert Tom auf, die Folie aufzuheben. Der denkt gar nicht daran. Es kommt zu einem Streit. Währenddessen sind die anderen verschwunden.

„...Taja saß auf den Spielplatz mürrisch auf der Bank. Ihre Freunde spielten und hatten viel Spaß...“

In der zweiten Geschichte wäre Taja lieber in Planetarium. Doch ihr Freund Chris hat eine Idee, wie der Ausflug auch für sie zu einem Erlebnis werden kann.

„...Es war Felis erster Tag in der Schule. Sie stand auf dem Schulhof und wünschte sich unsichtbar zu sein...“

In der letzten Erzählung steht die schüchterne Feli im Mittelpunkt. Bei einem Ausflug in den Zoo trifft sie auf jemanden, der genauso schüchtern ist wie sie.

Das mag es zum Inhalt des Buches gewesen sein. Das Buch stammt aus der Reihe Leselöwen und wird ab der 2. Klasse empfohlen. Dem schließe ich mich an. Die Geschichten sind kindgerecht. Sie sind kurz und kommen schnell auf den Punkt. Die Texte sind übersichtlich, in angenehmer Schriftgröße und mit ausreichend Zeilenabstand.
Zu Beginn gibt es einige Informationen für Eltern. So wird zum Beispiel darauf hingewiesen, dass am Ende Fragen zum Text und damit zum Leseverständnis gestellt werden. Außerdem werden die unterstrichenen Wörter im Anhang ausführlich erklärt.
Das Buch ist liebevoll illustriert. Die Bilder passen zum Text.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es bekommt von mir eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Bewegendes Jugendbuch

No Teen Crush
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„...Außerdem dachte ich früher, dass sich nur autistischen Menschen wie ich auf feste Drehbücher verlassen, um schwierige erste Gespräche durchzustehen, aber das tun wohl alle. Sie mögen es zwar nicht ...

„...Außerdem dachte ich früher, dass sich nur autistischen Menschen wie ich auf feste Drehbücher verlassen, um schwierige erste Gespräche durchzustehen, aber das tun wohl alle. Sie mögen es zwar nicht so nennen, aber nachdem mich drei Typen innerhalb einer Woche mit demselben Satz angeschrieben haben, wurde mir ziemlich schnell klar, dass es genau dasselbe ist...“

Zoe Kelly lebt in Australien. Sie wurde von ihrer älteren Schwester Harriet nach ihrem achtzehnten Geburtstag bei einigen Dating – Apps angemeldet. Da diese Welt für Zoe neu ist, steht ihr Harriet auch zur Seite, wenn sie nicht weiß, wie sie reagieren soll.
Die Autorin hat ein bemerkenswerte Jugendbuch geschrieben. Der Schriftstil bedient sich teilweise der Jugendsprache, ist aber gut ausgearbeitet. Zoe erzählt ihre Geschichte selbst.
Zu Beginn des Buches wird auf das Ende verwiesen. Dort befindet sich eine Liste von sensiblen Themen, die in der Geschichte vorkommen.
In der Schule hat Zoe wiederholt Mobbing erlebt. Nun studiert sie Journalismus und hat das Glück, einen Praktikumsplatz bei Bubble ergattert zu haben. Sie möchte ihre Erfahrung mit der Dating-App in einem Artikel veröffentlichen. Sie selbst sieht ihre Ziele so:

"...Ich will interessant, aber nicht komisch aussehen. Smart, aber nicht nerdig. Professionell, aber nicht langweilig. Wie ein mysteriöses, aber nahbares Wunderkind..."

Noch ahnt sie nicht, wie das ihr Leben verändern und letztendlich bereichern wird.
Als ihr erster Text online geht, häufen sich die Kommentare. Ihr Art über sich selbst zu schreiben, scheint bei vielen einen Nerv getroffen zu haben. Sie ist absolut ehrlich und beschönigt nicht. Bei Durchsicht der Kommentare fallen fünf Nachrichten auf, in denen die Schreiber behaupten, Zoe früher gemocht zu haben. Der Redakteur schlägt ihr vor, sich mit diesen Personen zu treffen und erneut jeweils einen Artikel darüber zu veröffentlichen.
Gut gefällt mir, wie auch andere Ereignisse eingebunden werden. Zusammen mit der Redakteurin Maia fährt Zoe zu einem Polizeieinsatz. Während sie im Wagen bleiben soll und von dort das Geschehen beobachtet, wird ihr klar, dass einiges falsch läuft. Das Verhalten des Unbekannten deutet auf Autismus hin. Damit kann die Polizei nicht umgehen.
Besonders mag ich Peachy, ihre kleine Katze. Bei ihr kann Zoe zur Ruhe kommen, wenn ihr alles über den Kopf wächst.

„...Peaches hat mehr Selbstbewusstsein, als ich mir je erträumen könnte, allerdings ist sie auch eine Katze...“

Ein Nachwort rundet das Buch ab.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Ich erlebe, wie Zoe innerlich reift und sich neuen Herausforderungen stellt. Gleichzeitig wird deutlich, wie verletzend Mitleid sein kann. Zoe will so genommen werden, wie sie ist. Sie will nicht wie ein rohes Ei behandelt werden.

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Veröffentlicht am 07.09.2024

Stimmige Fortsetzung

Hinter den Dünen - Weltenbummler in Sicht
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„...Sie hielt ihr Gesicht der Brise entgegen, um ihre erhitzten Wangen zu kühlen, und atmete den Geruch tief in ihre Lungen ein...“

Helena ist zurück auf den Darß. Doch bevor sie den Künstlerhof betritt, ...

„...Sie hielt ihr Gesicht der Brise entgegen, um ihre erhitzten Wangen zu kühlen, und atmete den Geruch tief in ihre Lungen ein...“

Helena ist zurück auf den Darß. Doch bevor sie den Künstlerhof betritt, macht sie eine kurze Pause. In ihr streiten Sehnsucht nach der Familie und Schuldgefühle wegen ihres Verhaltens. Matthieu, ihr Freund, hat sie auf Korsika gegen eine Jüngere eingetauscht. Hat ihre Ehe noch eine Chance? Wie wird man sie auf den Hof empfangen?
Die Autorin hat erneut einen stimmigen Inselroman geschrieben. Die Geschichte schließt ziemlich zeitnah an den Vorgängerband an.
Auf dem Künstlerhof ist man mit den Vorbereitungen des 80. Geburtstags von Hans beschäftigt. Helena ist also rechtzeitig zurück. Wo aber bleibt Thomas? Die ersten Gäste reisen an. Im Familienkreis gibt es Neuigkeiten.
Dann erscheint Thomas. Hans zeigt, dass er auch sarkastisch werden kann. Trotzdem ist er froh, dass er seinen Sohn zu seinem Geburtstag an seiner Seite hat. Der hat allerdings Kim mitgebracht. Zwar will er Helena zurück, doch er vermeidet es, klar Schiff zu machen. Kim sieht die Sache realistisch.

„...Kim sah in ihm eher eine Vaterfigur als den Mann fürs Leben...“

Dummerweise ist ihr in letzter Zeit immer schlecht. Das ändert aber nichts an ihrer Entscheidung, sich von Thomas zu trennen. Trotzdem findet lange Zeit keiner von beiden die richtigen Worte.
Leider hat auch Helena das Talent, erst zu reden und dann nachzudenken.
Es bedarf einiger schwieriger Entscheidungen, bis endlich alles in Sack und Tüten ist.
Während der Geschehnisse fand die Hanse Sail statt. Sie wird in der Geschichte sehr gut beschrieben.
Auf den Künstlerhof ist mittlerweile eine weitere Autorin angekommen. Das Gespräch über die verschiedenen Genre und ihr Ansehen in der Öffentlichkeit fand ich spannend.
Das Buch hat mir erneut sehr gut gefallen.

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